Perspektive einer dritten Person
Ein Anflug von Verärgerung huschte über ihr Gesicht und ihr zuvor ruhiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen leicht missmutigen.
„Oh, ich habe mich nicht verstellt, Nyx.“
Ihre Stimme klang sanft, aber darin schwang unverkennbar Ärger mit.
„Warum bist du so wütend auf mich, wo ich doch nur meine Zeit genieße? Ich kann mich nicht erinnern, dich hierher eingeladen zu haben.“
Sie neigte leicht den Kopf, und ein verspieltes Funkeln erschien in ihren azurblauen Augen, bevor sich ihre Lippen zu einem Grinsen verzogen.
„Du bist aus freien Stücken hierhergekommen, also warum steckst du deine Einstellung nicht in deine riesigen Kuh-Titten?“ Entdecke Geschichten in My Virtual Library Empire
Die Worte waren spöttisch, doch Ishas Gesichtsausdruck blieb gelassen, als würde sie nur die Lage sondieren.
Doch statt der heftigen Reaktion, die sie erwartet und auf die sie gewartet hatte, tat Nyx etwas Unerwartetes.
Sie legte ihre Hände auf ihre Brust und drückte sanft ihren üppigen Busen durch ihre flexible schwarze Rüstung, während ein nachdenklicher Ausdruck über ihr Gesicht huschte.
„Sind sie wirklich so groß? Wird er sie nicht mögen? Aber er war doch an diesem Tag ganz offensichtlich sehr erregt …“
Nyx murmelte die Worte leise vor sich hin und schien in Gedanken versunken zu sein, ohne Ishas Reaktion zu bemerken.
Isha’s selbstgefällige Zufriedenheit verschwand augenblicklich.
Ihr Geist war wie leergefegt, als die Worte wie eine Explosion in ihrem Kopf hallten.
Ihre einst so angenehme Entspannung war völlig vergessen und ihre vorherige Selbstgefälligkeit wich purer Ungläubigkeit.
Gerade als Nyx weiterreden wollte, spürte sie eine Bewegung.
Bevor sie reagieren konnte, hatte Isha bereits die Distanz zwischen ihnen überbrückt und stand so plötzlich vor ihr, dass ein normaler Mensch vor Schreck zurückgewichen wäre.
Isha packte Nyx an den Schultern und schüttelte sie heftig, während ihre azurblauen Augen vor Neugier und Aufregung funkelten.
„Wer ist ‚er‘?!! Sag es mir, Nyx! Du musst es mir sagen, sonst schwöre ich, dass ich dich heute nicht gehen lasse!“
Nyx, die zunächst unbeeindruckt geblieben war, wurde bald wütend, als Isha ihren Griff um ihre Schultern verstärkte.
Ihre Körper waren in der Luft so nah beieinander, dass sich ihre Brüste berührten, was Nyx dazu veranlasste, eine Hand zu heben und sie fest gegen Ishas Brust zu drücken.
Mit einem sanften Stoß schleuderte sie Isha mindestens zehn Meter weit in die Luft, direkt vor den tosenden Wasserfall.
„Erstens musst du mir nicht so nah kommen“, sagte Nyx trocken.
„Und zweitens habe ich keine Ahnung, wovon du redest. Wer ist dieser ‚er‘?“
Sie gab sich unschuldig, ihr Gesichtsausdruck war kühl und undurchschaubar.
Isha, die nun mühelos in der Luft schwebte, verschränkte die Arme unter ihrer kaum verhüllten üppigen Brust und grinste.
„Heh. Du kannst mich nicht anlügen, Nyx. Versuch es gar nicht erst. Ich habe schon längst durchschaut, was hier los ist. Du kannst es mir genauso gut gleich sagen, sonst finde ich es selbst heraus.“
Sie neigte ihren Kopf leicht und sah total amüsiert aus, aber Nyx erwiderte ihren Blick mit einem ausdruckslosen Starren.
Ein Anflug von Unbehagen huschte über ihre Augen, aber sie blieb still.
Das ist noch nicht vorbei.
Der gleiche Gedanke schoss beiden durch den Kopf, während angespannte Blitze in dem Raum zu flackern schienen, in dem sich ihre goldenen und azurblauen Blicke trafen.
Dann wandte Nyx sich ab, ignorierte Isha und stieg in die Wiese hinab. Sie sah sich um, suchte sich einen Platz aus und landete anmutig auf dem weichen Gras.
Sie stand neben dem tiefblauen Teich, wo eine hohe Weide im Wind schwankte.
Unter der schwankenden Weide stand ein wunderschöner grüner Pavillon vor ihr. Er war mit üppigen grünen Ranken bedeckt, die sich in komplizierten Mustern um die Holzkonstruktion rankten.
Hellviolette Blumen blühten entlang der Ranken und ihre Blütenblätter wiegten sich sanft im Wind.
Eine Schaukel, die an stabilen Seilen hing, bewegte sich in langsamen, rhythmischen Bewegungen, als würde sie vom flüsternden Wind gelenkt. Der Pavillon lag unter dem großen Weidenbaum und bot einen Blick auf einen ruhigen blauen Teich.
Der Kontrast zwischen seiner Stille und dem tosenden Wasserfall, der die Wiese umrahmte, war beeindruckend.
Es war ein Ort voller Gegensätze, der gleichzeitig ruhig und kraftvoll wirkte. Er lag versteckt an einem abgelegenen Ort und war dennoch atemberaubend schön.
Für einen kurzen Moment verspürte Nyx einen Anflug von Neid auf Ishas Versteck. Es war anders als alles, was sie je gesehen hatte, ein unberührtes Paradies, das sich jeder Vernunft entzog.
Niemand würde ihr glauben, wenn sie von einem solchen Zufluchtsort erzählte, der in den legendären Lebensquellen des Bloom Haven-Kontinents versteckt war.
Es fühlte sich surreal an, als hätte das Schicksal selbst Isha diesen heiligen Ort geschenkt.
Nyx schüttelte den Kopf und verdrängte ihre Gedanken. Sie ging zur Schaukel und setzte sich darauf.
Während sie auf der Schaukel saß und die schimmernden Lotusblumen auf der Oberfläche des Teiches betrachtete, schmolz die Anspannung ihrer langen Reise dahin.
Die Ruhe des Ortes umhüllte sie wie eine tröstende Umarmung, aber sie war nur von kurzer Dauer. Ihre Gedanken wanderten unweigerlich zurück zu Ethans schlafender Gestalt.
Ihre Stimmung verdüsterte sich. Der friedliche Moment wurde plötzlich von der nagenden Sorge in ihrem Herzen zerstört.
Ohne dass sie es bemerkte, war Isha in der Nähe gelandet und stand unter dem Weidenbaum.
Sie verschränkte die Hände vor ihrer vollen Brust und beobachtete Nyx‘ schaukelnde Gestalt mit unlesbarem Gesichtsausdruck.
„Ich brauche deine Hilfe, Isha“, sagte Nyx schließlich, aber diesmal war ihre Stimme fest und von Dringlichkeit geprägt. Obwohl Isha ihre Stimme hörte, drehte sie sich nicht zu ihr um.
Isha schwieg einen Moment lang und musterte sie aufmerksam, bevor sie diesmal mit sanfter Stimme antwortete, ohne die Arroganz und den spöttischen Tonfall von zuvor.
„Was ist los, kleine Schwester?“
Als diese Worte an ihren Ohren ankamen, brach etwas in Nyx.
Ihre goldenen Augen, die von Lasten und Sorgen verhärtet waren, wurden weich, als Emotionen in ihnen aufstiegen.
Die gewohnte Kälte und der Stolz in ihnen schienen für einen Moment in den Hintergrund zu treten, als Nyx von ihren Gefühlen überwältigt wurde.
Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und drohten, über ihre Wangen zu laufen.