Der Kampf war echt krass. Xander Ravenscroft, der drittbeste Schüler, gegen Damon Grey, den Schwächsten der Akademie. Es war ein Duell, das eigentlich schon vorbei sein sollte, sobald es angefangen hatte, weil Xander mit seiner Power Damons schwachen Manavorrat total vernichtet hätte. Aber das Ergebnis war total anders als erwartet. Gegen alle Erwartungen stand Damon da, total fertig und blutverschmiert, und ragte über seinen besiegten Gegner.
Die Arena, die zuvor noch von Spott und Hohn erfüllt war, war nun in fassungsloses Schweigen versunken. Diejenigen, die Damon zuvor noch verspottet hatten, blickten nun mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Ungläubigkeit auf ihn. Sein unerschütterlicher Geist warf einen Schatten auf ihre Verachtung und zwang sie, sich der unbestreitbaren Wahrheit zu stellen: Dies war kein gewöhnlicher Schüler.
Sie erinnerten sich an seine Worte, seine Philosophie, die sie als das Geschwätz eines verblendeten Narren abgetan hatten. Jetzt hallten genau diese Worte in ihren Köpfen wider.
„Unmöglich …“
„Wie hat er … überlebt?“
„Ist er überhaupt ein Mensch?“
„Niemand kann so viel Schaden einstecken und noch stehen!“
„Er ist … ein Freak.“
Professor Kael hatte seinen Posten außerhalb der Aussichtsplattform längst verlassen. Die Intensität des letzten Zusammenstoßes hatte ihn davon überzeugt, dass der Kampf weit über die Grenzen der Sicherheit hinausgegangen war. Er hatte versucht, einzugreifen, aber die Kämpfenden waren zu sehr in ihren Kampf vertieft, um seine Befehle zu beachten.
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Kaels Spezialgebiet war dunkle Magie, nicht Heilung. Selbst wenn er es rechtzeitig zu ihnen geschafft hätte, hätten seine Fähigkeiten wenig geholfen, um ihre zerbrochenen Körper zu heilen. Frustriert und machtlos rief er nach Notfallheilern und bellte mit dringlicher Stimme in sein Kommunikationsgerät. Zum Glück kam die Antwort schnell; die Heiler waren in der Nähe stationiert, da sie mit möglichen Verletzungen bei solchen Kämpfen gerechnet hatten.
Kael verschwendete keine Zeit damit, die massiven Gewölbetüren aufzuschließen. Stattdessen beschwor er eine Welle dunkler Energie herauf und schlug mit roher Gewalt ein Loch in die Barriere.
Als sich der Weg öffnete, stürzte Leona wie ein Sturm hinein, ihr Körper knisterte vor der Energie ihrer Strommagie.
Ihre goldenen Augen fixierten Damons blutüberströmte Gestalt, die trotzig, aber aufrecht stand. Ihr Herz pochte vor Sorge und Wut, als sie zu ihm eilte.
„Damon … Damon …“, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
Doch sie zögerte. Seine Verletzungen waren so schwer, dass sie befürchtete, ihn durch eine Berührung noch mehr zu verletzen. Hinter ihr strömten die Heiler in die Arena, angeführt von Kael selbst.
Sylvia und Evangeline folgten kurz darauf, ihre Gesichter blass vor Angst, als sie die Szene überblickten. Xander und Damon wurden vorsichtig auf Tragen gelegt, ihre Körper umgeben vom schimmernden Licht verschiedener Heilzauber.
Marcus stolperte in die blutgetränkte Arena und sank neben Xander auf die Knie. Sein Gesicht war eine Maske aus Angst und Verzweiflung, als er die Hand ausstreckte und den Namen seines Freundes flüsterte.
Leona ballte die Fäuste und ihr Körper zitterte vor unterdrückter Wut, während ihr Blick zwischen Xander und Damon hin und her huschte. Es war ein ehrenvoller Zweikampf gewesen, und Damon hatte gesiegt – aber das half wenig, um die Wut zu unterdrücken, die in ihrem Herzen brodelte.
„Krächz! Krächz! Tot … tot … tot …“
Der unheilvolle Schrei des Raben, der auf Sylvias Schulter saß, durchbrach die angespannte Stille. Der Vogel schlug unruhig mit den Flügeln, bevor er zu Damons Trage flog und sich dort niederließ. Sylvias Gesicht wurde kreidebleich, als die Worte des Raben in ihren Ohren hallten.
Sie konnte nicht einfach nur dastehen. Sie schob die Heiler beiseite, die sich um Damon kümmerten, und bereitete mit zitternden Händen einen Zauber vor.
„Lasst mich helfen“, sagte sie mit zittriger Stimme.
[Mondwiederherstellung]
Ein sanftes, silbernes Licht umhüllte ihre Hände, als sie ihren stärksten Heilzauber kanalisierte. Das blasse Leuchten ihrer Mondmagie drang in Damons geschundenen Körper ein, aber die Ergebnisse waren enttäuschend. Die Wunden waren zu schwer; Heilzauber konnten nur begrenzt helfen, wenn jemand am Rande des Todes stand.
Ihre Stimme zitterte, als sie fragte: „Lebt er noch?“
Der Heiler neben ihr, der eine dunkle Kapuze trug, nickte grimmig.
„Er lebt – gerade so. Mit solchen Verletzungen hätte er sofort sterben müssen. Es ist … erstaunlich.“
Der Heiler warf einen Blick auf Sylvia und bemerkte das Zittern ihrer Hände und die Sorge in ihrem Gesicht.
„Dein Freund … er ist ein zäher Bursche“, fügte der Heiler leise hinzu.
Sylvia schluckte schwer und zwang sich, diesen Worten zu glauben, während das blasse Licht ihrer Magie weiter leuchtete. Damon Grey, der Schwächste in der Akademie, hatte das Unmögliche überlebt. Aber um welchen Preis?
Evangeline biss sich auf die Lippe, sodass ihre Zähne fast bluteten. Im Gegensatz zu Sylvia konnte sie nicht helfen – nicht auf sinnvolle Weise.
Sie konnte zwar heilende Lichtmagie einsetzen, aber diese war schwach und nur ein schwacher Abklatsch dessen, was Sylvia vollbringen konnte. Jetzt konnte sie nur noch die Hände falten und stille Gebete an die Göttin des Untergangs richten, in denen sie um das Leben ihrer Klassenkameraden flehte.
„Ich hätte sie aufhalten sollen …“
Der Gedanke krallte sich wie ein Messer in ihr Herz. Sie starrte Damon und Xander an, die beide ziemlich mitgenommen und blutverschmiert waren, und verspürte ein tiefes, nagendes Bedauern. Der heutige Tag war ausgerechnet lustig gewesen, fast wie eine Party von Abenteurern aus den Geschichten. Und Damon – Damon war derjenige gewesen, der sie alle zusammengehalten hatte.
Aber jetzt … jetzt war alles im Arsch.
Xander und Damon hatten sich schon immer nicht verstanden. Ihre Persönlichkeiten, ihre Ideale – alles an ihnen passte nicht zusammen. Beide waren zu stur, um nachzugeben, zu standhaft, um Kompromisse einzugehen. Evangeline ballte die Fäuste, die Schuld fraß sie auf.
„Warum … warum habe ich das zugelassen?“
Marcus stand neben ihr, blass wie eine Wand, sein Gesicht vor Entsetzen wie erstarrt. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, während er beobachtete, wie die Heiler verzweifelt um Xander bemüht waren.
„Weg damit … heilt ihn … noch einmal! Noch einmal!“
Die Stimmen der Heiler hallten eindringlich durch den Raum, während das Summen ihrer Blitz- und Heilzauber ihn erfüllte.
„Wir brauchen zwei Fläschchen mit Wiederbelebungstrank – sofort!“
Marcus hörte sie kaum. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, gefangen in einem Strudel aus Angst und Verzweiflung. Zuerst war Lark verschwunden und später für tot erklärt worden. Dann war Isaac spurlos verschwunden, und obwohl keine Leiche gefunden worden war, hatten alle bereits das Schlimmste angenommen. Jetzt wurde Tobias – ein weiterer ihrer Freunde – unaussprechlicher Verbrechen beschuldigt.
Es war zu viel.
Marcus‘ Kopf pochte, Tränen liefen ihm über das Gesicht. Seine Hände zitterten, als er sie gegen seine Schläfen presste.
„Was … was passiert mit uns? Oh Göttin, ich flehe dich an, bitte … bitte hilf uns.“
Sein verschwommener Blick fiel auf Damon Greys bewusstlosen Körper. Der Anblick des Jungen erfüllte Marcus mit einer Mischung aus Wut und eisiger, unerschütterlicher Angst.
Damon war immer stur gewesen, immer unnachgiebig. Selbst wenn er geschlagen wurde, hatten seine stechend blauen Augen nie ihre eisige Entschlossenheit verloren.
Aber jetzt …
„Seine Augen … sie waren blau. Aber jetzt sind sie schwarz.“
Marcus‘ Gedanken rasten und setzten Fragmente beunruhigender Erinnerungen zusammen.
„Seine Augen haben sich verändert. War es … war es, nachdem wir ihn zusammengeschlagen und hinter der Barriere zum Sterben zurückgelassen haben?“
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Donnerschlag.
„Er hat die ganze Nacht hinter der Barriere der Akademie verbracht“, flüsterte Marcus mit zitternder Stimme.
„In einem von Monstern bevölkerten Gebiet … voller Blut. Das Blut hätte Monster anlocken müssen … er kann unmöglich überlebt haben.“
Er schluckte, seine Kehle war trocken wie Sandpapier. Damon hatte eine ganze Nacht lang in dem bösen Wald voller Blut überlebt.
„Und trotzdem … ist er zurückgekommen. Aber seine Augen – seine Augen sind jetzt anders.“
Marcus‘ Angst wurde größer, seine Gedanken drehten sich immer schneller im Kreis.
„Er ist schneller als zuvor, stärker als zuvor. Ich habe sogar Gerüchte gehört, dass er gegen Leona Valefier gekämpft und überlebt hat. Könnte es sein … nein … das ist nicht Damon Grey.“
Sein Körper zitterte heftig, sein Gesicht war kreidebleich.
„Es … es ist ein Monster, das sich als er ausgibt.“
Sein Atem ging schneller und seine Gedanken rasten. Die Monster hinter der Barriere waren alle stärker als jeder Erstsemesterstudent.
„Ich muss es den Professoren sagen … aber … wenn ich das tue, muss ich zugeben, dass wir den echten Damon Grey getötet haben. Lark … Isaac … sie müssen auch von ihm getötet worden sein.“
Marcus‘ Knie gaben nach, als er zurücktaumelte, sein Geist war ein wirbelnder Sturm aus Angst und Schuldgefühlen.
„Ich brauche mehr Beweise … sonst werden sie mir nicht glauben.“
Er ballte die Fäuste, seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in seine Handflächen.
„Ich muss die Wahrheit erfahren … egal, was es kostet.“