Switch Mode

Kapitel 39: Moment des Zögerns

Kapitel 39: Moment des Zögerns

Lilith Astranova stand still da und hielt den Umhang in den Händen. Der schwache Geruch der Straßen haftete am Stoff, und sie musste die Einfachheit dieser List bewundern. Dass ein bloßer Erstklässler sie mit so einem einfachen Trick – einer Art Lockvogelmanöver – täuschen konnte! Sie war darauf hereingefallen, für einen Moment von ihrer Selbstsicherheit geblendet.
Ihre scharfen Augen musterten den Umhang noch einmal. Sie hatte sein Gesicht nicht gesehen, aber das musste sie auch nicht. Seine Statur war unverkennbar, und noch wichtiger war, dass sie sich daran erinnerte, wer bei ihm gewesen war.
„Leona Valefier“, murmelte sie vor sich hin.

Das Mädchen mit den tierischen Zügen war kaum zu übersehen gewesen. Als vielversprechende Erstsemesterin war Leona natürlich jemand, die die Akademie genau im Auge behielt, daher war es nicht verwunderlich, dass Lilith sie erkannt hatte. Was sie jedoch faszinierte, war der Junge – seine Dreistigkeit und Gerissenheit.

Liliths Gedanken kreisten um die kurze Begegnung.
Sobald sie die Falle erkannt hatte, war sie zurück in den obersten Stock der Taverne teleportiert, wo ihre Köder herkam. Aber da waren die beiden schon längst weg.

Sie lachte leise, und ihre Stimme hallte schwach in dem ruhigen Raum wider.

„So gerissen … Das muss er sein.“

Der Name kam ihr wie eine Offenbarung über die Lippen.

„Damon Grey.“
Heute früh war sie sich noch nicht ganz sicher gewesen, was sie von ihm halten sollte, aber jetzt hatte sie keinen Zweifel mehr. Er war clever – gefährlich clever. Mit so einem Trick ihr zu entkommen, war sowohl mutig als auch genial.

Lilith ging zum Fenster und ließ ihren scharfen Blick durch die Nacht schweifen. Die belebten Straßen unter ihr wirkten unbedeutend im Vergleich zu dem Nervenkitzel der Jagd. Ein kaltes Lächeln spielte um ihre Lippen, ihre smaragdgrünen Augen funkelten neugierig.
„Jetzt bist du noch interessanter“, flüsterte sie mit einer Mischung aus Belustigung und Vorfreude in der Stimme.

Sie lehnte sich gegen die Fensterbank und überlegte fieberhaft, was sie als Nächstes tun sollte.

„Diese Runde hast du gewonnen, Damon Grey, aber mal sehen, wie weit dich dein Verstand bringt. Ich werde dich finden … und wenn ich dich finde, werden wir sehen, wie clever du wirklich bist.“
Damon atmete tief aus, erleichtert, dass er Leona endlich los war. Er hatte kein schlechtes Gewissen, sie sitzen gelassen zu haben – eigentlich war sie ihm eher lästig. Die ganze Flucht war nach Plan verlaufen. Da er genau wusste, dass sie sich nicht so gut in Menschenmengen zurechtfand wie er, hatte er sie als Deckung benutzt und war mühelos entkommen.
„Hoffentlich kommt sie hier raus, ohne vom Schülerrat erwischt zu werden“, dachte er, obwohl es ihm eher aus Bequemlichkeit als aus echter Sorge ging.
Er machte sich auf den Weg zum Stadttor, und wie erwartet standen dort Mitglieder der Schülervertretung und hielten alle Erstklässler auf, die zurück zur Akademie fliehen wollten. Damon seufzte leise und blickte auf seine freiliegende Uniform. Ohne seinen Umhang fiel er auf, aber das störte ihn nicht.

Er duckte sich in den Schatten und beobachtete das Tor aufmerksam. Eine Kutsche kam an, deren Räder unter der Last der Güter knarrten.
Damon grinste.

„Perfekt.“

Er schlüpfte unter den Wagen, griff mit geübter Präzision nach dem Untergestell und klammerte sich an den Rahmen, während der Wagen langsam durch die Kontrollstelle fuhr. Sein Herz pochte, aber er blieb still und spannte alle Muskeln an. Als der Wagen das Tor passiert hatte und etwas Abstand gewonnen hatte, ließ er los, stürzte zu Boden und rollte sich ab, um den Aufprall abzufangen.

Damon klopfte sich den Staub ab und lächelte schwach.
„Meine Zeit in einem Schmugglerring kommt mir doch noch zugute.“

„Gut, dass die Kutschen aus Athors Zufluchtsort immer in die Hauptstadt fahren“, murmelte er erleichtert, dass er draußen war.

Wenn er der Kutsche folgte, würde sie ihn nach Valerion, der Hauptstadt, bringen. Ein Funken Versuchung durchzog seinen Geist – wenn er dorthin ging, könnte er seine jüngere Schwester Luna sehen. Aber er schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken.
„Ich kann mir keine Ablenkungen leisten. Ich brauche das Geld für ihre Behandlung.“

Damon schob den Gedanken beiseite, drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück zur Akademie. Sein Magen knurrte laut und erinnerte ihn an ein dringenderes Problem. Er warf einen Blick auf seinen Schatten und runzelte die Stirn.

„Sorry“, murmelte er.

„Ich hab niemanden gefunden, von dem du dich ernähren kannst. Marcus und seine Leute wurden von Lilith Astranova erwischt …“

Der Schatten zuckte, seine Form vibrierte und machte eine abweisende Geste, als wolle er ihm sagen, dass es keine große Sache sei. Er ahmte eine aufmunternde Geste nach, woraufhin Damon leise lachte.
„Ja, du hast recht. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Ich habe noch einen Tag Zeit, bevor du wieder hungrig wirst.“

Die beiden gingen schweigend weiter, Damon nur begleitet von seinem unruhigen Schatten. Als sie die Mauern der Akademie durch denselben versteckten Gang wie zuvor passierten, seufzte er müde. Da bemerkte er eine Bewegung in der Nähe der Bäume.
Eine Gestalt taumelte aus den Schatten und brach zu Boden. Damon kniff die Augen zusammen und durchdrang die Dunkelheit mit seinem scharfen Blick. Der Geruch von Alkohol stieg ihm in die Nase und bestätigte seine Vermutung – es war ein betrunkener Student aus dem zweiten Jahr. Der Junge war völlig bewusstlos, seine Atmung war schwer und unregelmäßig.

„Was für ein Glücksfall“, murmelte Damon leise.

„Ich habe gerade nach jemandem gesucht, um meinen Schatten zu füttern, und da stoße ich auf diesen Kerl.“
Der Schatten zuckte unruhig bei dem Anblick der potenziellen Beute, seine Form flackerte vor Vorfreude. Damons dunkle Augen blitzten, als er sich dem Jungen näherte und einen Dolch aus seiner Uniform zog. Seine Bewegungen waren langsam und bedächtig, die Klinge glänzte schwach im trüben Mondlicht.

Er stand über dem Jungen und hob den Dolch. Doch gerade als er zum Schlag ausholte, erstarrte er.
Seine Hand zitterte und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Er ist jemandes Sohn … jemandes Bruder … Will ich wirklich jemanden töten, der mir nichts getan hat?“

Der Gedanke traf ihn hart, sein Herz pochte in seiner Brust. Sein Schatten pulsierte unruhig und drängte ihn vorwärts, aber Damon hielt seine Hand zurück. Das Gesicht des Jungen war friedlich in seinem betrunkenen Schlaf, und Damons Entschlossenheit schwankte.
Sein Magen knurrte erneut, der Hunger quälte ihn. Der Schatten wand sich ungeduldig, aber Damons Gedanken waren ein Wirbelwind aus Zweifeln und Konflikten.

„Warum?“, dachte er. „Warum kann ich es nicht tun? Er hat mir nie etwas getan … also warum?“

Bevor er seinen inneren Konflikt lösen konnte, riss eine Stimme die Stille.

„Arthur! Arthur, wo bist du?“
Damon duckte sich zurück in den Schatten und kauerte sich tief hin. Eine Gruppe von Schülern aus der zweiten Klasse tauchte auf und suchte nach ihrem Freund.

„Hey, da drüben! Ich hab ihn gefunden!“, rief einer von ihnen.

„Heh, sieht aus, als hätte sich Mr. Leichtgewicht wieder betrunken“, scherzte ein anderer.

„Komm, packen wir ihn ein. Wir können ihn morgen ärgern“, sagte der erste Schüler und half Arthur auf die Beine.
Damon sah schweigend zu, wie sie ihren Freund wegschleppten, seine Anwesenheit in der Dunkelheit verborgen. Er ballte die Fäuste, Frustration brodelte in ihm.

„Zweitklässler … Gegen die hätte ich sowieso keine Chance.“

Als sie weg waren, schlug Damon mit der Faust gegen einen Baum in der Nähe, seine Knöchel brannten von dem Schlag.

„Verdammt … warum habe ich gezögert?“, knurrte er mit leiser, wütender Stimme.
Er zwang sich, tief durchzuatmen, um seine Nerven zu beruhigen. Diese Nacht war ein Reinfall gewesen – keine Beute, kein Fortschritt. Sein Magen knurrte erneut, der Hunger nagte an ihm wie ein unerbittlicher Raubtier. Mit zusammengebissenen Zähnen schlich Damon zurück in die Akademie. Es war leicht, sich in sein Zimmer zu schleichen, aber als er sich auf sein Bett fallen ließ, lastete das Gewicht seines Versagens schwer auf ihm.
Sein Hunger blieb und nagte unerbittlich an ihm, und sein Kopf schwirrte voller Reue.

Mein lebender Schatten verschlingt mich, um mich stärker zu machen

Mein lebender Schatten verschlingt mich, um mich stärker zu machen

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
[Dein Schatten lebt.] [Füttere deinen Schatten, verschlinge Seelen, steigere deine Level, erlange Fähigkeiten, erfülle Quests und werde stärker.] [Möchtest du deine aktuellen Werte sehen?] In der magischen Welt von Aetherus ist Damon Grey der schwächste Schüler der Aether Academy. Wegen seiner Schwäche und seiner trotzigen Art wird er ständig gemobbt und verspottet. Doch er erträgt die Qualen und klammert sich an sein Stipendium – das Einzige, was ihm das Geld gibt, um seine kranke Schwester am Leben zu erhalten. Nach einem brutalen Angriff, der ihn fast das Leben kostet, begegnet Damon im Wald einer dunklen, zähflüssigen Wesenheit, die sich mit seinem Schatten verbindet und das Living Shadow System erweckt. Diese seltsame Kraft verleiht ihm unvorstellbare Fähigkeiten, hat aber einen hohen Preis: einen unstillbaren Hunger nach Seelen und Fleisch, um seinen Schatten zu ernähren. Jetzt, da sein Schatten lebt und unersättlich ist, steht Damon vor einer schrecklichen Entscheidung: ihn füttern, um stärker zu werden, oder ihn hungern lassen und mit ihm sterben. In einer Welt, die von skrupellosen Adligen, tödlichen Monstern und machthungrigen Dämonen beherrscht wird, muss Damon entscheiden, ob seine neu gewonnene Kraft ein Fluch oder der einzige Weg zum Überleben ist. Mit dem Living Shadow System ist sein Schicksal klar: verschlingen oder verschlungen werden. Discord. https://discord.gg/5VVpgK9DUU Mein Roman "My Living Shadow System Devours To Make Me Stronger" ist ein beliebter Light Novel aus dem Genre Fantasy. Geschrieben vom Autor renegadex. Lies den Roman "My Living Shadow System Devours To Make Me Stronger" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset