Switch Mode

Kapitel 257: Stoßzahn

Kapitel 257: Stoßzahn

Der Wald war still – nicht mal das Zwitschern der Vögel störte die Ruhe. Sonnenstrahlen fielen durch die Bäume und tauchten das Unterholz in goldenes Licht, was eine Szene von ruhiger Schönheit schuf. Aber der junge Mann, der unter dem alten Baum stand, konnte das nicht genießen.

Er trug kaum mehr als Lumpen, die seinen schwachen Körper kaum vor den Elementen schützten. Seine blauen Augen waren matt und leblos, die tiefe Müdigkeit zeichnete sich deutlich in den Schatten unter ihnen ab.
In seinen zitternden Händen hielt er ein ausgefranstes Seil. Er band es an einen dicken, stabilen Ast, sicherte es mit einem Knoten und stieg dann auf einen Baumstamm.

Die Schlinge hing vor ihm. Mit zitternden Fingern griff er danach und legte sie sich über den Kopf. Die rauen Fasern kratzten an seiner Haut, aber er achtete nicht darauf. Sein Gesichtsausdruck blieb ausdruckslos, sein Geist hatte sich bereits ergeben.

Ein leises Flüstern kam über seine Lippen.
„Es tut mir leid … Luna …“

Damit machte er Anstalten, den Baumstamm wegzustoßen.

Doch als er sein Gewicht verlagerte, stieß sein Fuß gegen etwas – einen halb vergrabenen Stein, der zwischen den Wurzeln des alten Baumes lag. Sein Blick fiel darauf und er bemerkte schwache Einkerbungen auf der Oberfläche. Etwas an der verwitterten Inschrift zog ihn an und hielt ihn fest.

Seine Finger zögerten am Seil.
Dann zog er es langsam von seinem Hals.

„Es ist nicht zu spät zu sterben, nachdem ich es gelesen habe …“

Er stieg herunter, seine Neugierde überwältigte seine Verzweiflung, und kniete sich vor den Stein. Seine Finger wischten den Schmutz und das Moos beiseite und legten die Worte frei, die in die Oberfläche geritzt waren. Er las sie, seine Lippen bewegten sich lautlos, sein Atem stockte in seiner Kehle.

Die Zeit verging, aber er rührte sich nicht.
Seine stumpfen blauen Augen wurden allmählich schärfer, ein eisiger Ausdruck überzog sie, als sich etwas tief in ihm veränderte. Die kalte Gleichgültigkeit gegenüber seinem Leben blieb – aber jetzt war da noch etwas anderes. Eine hartnäckige, rücksichtsloser Trotz.

„Wenn ich sowieso sterben werde … warum dann nicht so leben, als wäre ich schon tot?“

Seine Fäuste ballten sich.

„Bis ich Luna retten kann … werde ich leben. Ich wage es, zu leben.“
Jahre vergingen. Seine einst eisblauen Augen verdunkelten sich, überschattet von den Strapazen, die er erlitten hatte. Aber die rücksichtslose Trotzhaltung, die an diesem Tag entstanden war, schwankte nie. Sie trieb ihn voran, trieb ihn über alle Vernunft hinaus, ließ ihn kämpfen, selbst wenn andere ihn einen Narren nannten, weil er sich weigerte, den Kopf zu beugen.

Tote müssen sich nicht verbeugen.

Was hatten sie zu befürchten? Den Tod?

Sie waren bereits tot.
Und deshalb würde er jetzt nicht weglaufen.

Der Boden bebte. Die Kriegstrolle stürmten auf ihn zu, ihre monströsen Gestalten rissen den Wald auseinander wie Vorboten des Untergangs. Wenn sie die Hände der Göttin des Todes waren, dann sollte es so sein.

Er würde sich ihr in ihrem göttlichen Reich anschließen.

Aber er würde nicht alleine gehen.

Entweder würde er sie mitnehmen –
oder er würde sie allein dorthin schicken.

Der Boden donnerte, als die Kriegstrolle ihn erreichten und ihre massigen Körper zum Stillstand kamen. Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden und hatte nur noch den schwachen Schein der Sterne über ihnen zurückgelassen. Ihre riesigen Körper waren mit getrocknetem Blut befleckt – wahrscheinlich von ihrem Amoklauf durch die tückischen Berge. Die Schrecken der Duhu-Berge waren selbst für so furchterregende Wesen wie sie nicht gerade einladend.
Der Kriegstroll an der Spitze, Tusk, überblickte die Szene vor ihm. In der Mitte des ehemaligen Bergpfades stand eine Gestalt in einer sich windenden schwarzen Rüstung. Sie ähnelte keiner traditionellen Plattenrüstung, sondern bewegte sich, und lebende Schattenranken erhoben sich und verschoben sich unnatürlich um ihre Gestalt. Der Boden unter ihr schien mit der Dunkelheit der Rüstung zu verschmelzen, sodass man nicht erkennen konnte, wo das eine endete und das andere begann.
Für einen kurzen Moment dachte Tusk, es könnte eines der uralten Übel der Duhu-Berge sein – eines der verfluchten Wesen, die in den Tiefen der Welt lauerten.

Aber nein.

Dieses Ding … es roch wie ein Mensch.

Ein Mensch, der in Blut getränkt war.

Tusk umklammerte die massive Streitaxt auf seiner Schulter fester. Die Spuren im Dreck verrieten ihm, dass andere hier gewesen waren … aber gegangen waren.
Seine tiefe, kehlige Stimme dröhnte.

„Du bleibst hier, um zu sterben, Mensch? Ich wusste nicht, dass deine Art so mutig ist.“

Neben ihm stand der zweite Troll, Huge, der eine massive Keule umklammerte und mit seinen kleinen gelben Augen die Dunkelheit absuchte.

„Wo sind die anderen Göttinnen hingegangen?“

Die Gestalt rührte sich nicht. Die Schatten hingen an ihr wie eine zweite Haut. Erst nach einem Moment hob sie langsam den Kopf.
„Ich bin geblieben, um euch zu töten.“

Seine Stimme war leise und kalt.

Er hob den Blick vollständig.

„Wollt ihr eins zu eins gegen mich kämpfen … oder wollt ihr beide zusammen sterben?“

Die Trolle tauschten Blicke aus – dann brachen sie in Gelächter aus.

Dieses Ding war nur ein Mensch.

Ein menschliches Kind.

Kein Schwert. Keine Axt. Nicht mal die Anzeichen einer erstklassigen Ausrüstung. Er war noch nicht mal volljährig. Wie konnten sie ihn ernst nehmen?

Huge schnaubte und fletschte seine fleckigen Zähne. „Tusk, dieser Mensch will Zeit für die anderen gewinnen, damit sie fliehen können.“

Tusk nickte. Das musste es sein. Aber egal. Ihn zu töten würde ein Kinderspiel sein.
Der größere der beiden Trolle trat vor und legte seine Axt in den Dreck.

„Dann werde ich gegen dich kämpfen.“ Er warf Huge einen Blick zu. „Du gehst. Fang die anderen Göttinnen, bevor sie entkommen.“

Huge grinste, seine Stoßzähne glänzten im Mondlicht, bevor er in die Dunkelheit davonbrauste. Als er vorbeirannte, heulte der Wind hinter ihm.

BANG.
Tusk rammte seine Kriegsaxe in den Boden und legte seine massiven Hände auf den Griff.

„Mensch will Duell. Sehr mutig. Mensch Falle, Hand töten – unehrenhaft. Aber Tusk gibt dir ehrenhaftes Duell bis zum Tod. Mögen Göttin und unbekannter Gott dich beschützen.“

Damon sagte nichts.

Tusk nahm das Schweigen als Akzeptanz seines Schicksals.
Was konnte dieser Mensch schon tun? Er war müde. Er stank nach seinem eigenen Blut. Er konnte kaum noch stehen. Selbst in Bestform hätte er nicht lange durchgehalten. Und jetzt? Er war nichts weiter als ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.

Tusk war stärker.
Größer. Sein Rang war höher. Er hatte Jahre des Krieges überlebt und gegen Krieger gekämpft, die weitaus mächtiger waren als dieser Junge. Sein Körper konnte Wunden heilen, die weniger widerstandsfähige Wesen getötet hätten, und die monströse Vitalität eines Kriegstrolls bedeutete, dass er tagelang weiterkämpfen konnte, wenn es nötig war.

Dieses Ding vor ihm?

Es war eine Beleidigung.

Tusk hob träge seine Axt. Er würde das schnell beenden, dann Huge einholen und die anderen abschlachten.
Aber dann …

Der Mensch bewegte sich.

Es war kaum zu sehen.

Er hob langsam den Kopf.

Tusk, der ihn aufmerksam beobachtet hatte, spürte plötzlich, wie sich sein Magen zusammenzog. Er konnte das Gesicht des Menschen nicht sehen – nicht durch all diese unnatürlichen Schatten. Aber in dem Moment, als der Junge den Kopf hob, schien die Luft selbst zu ersticken.
Eine Aura der Angst strömte aus ihm heraus wie aus einer offenen Wunde, roh und erstickend. Der Wind um sie herum wurde scharf und kalt und stach Tusk auf der Haut. Sein Atem stockte. Seine Hände zitterten.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten …

fühlte er Angst.

Dieses …

Dieses Gefühl … es ist dasselbe wie damals, als ich einem hochrangigen Dämon gegenüberstand …
Tusk brüllte und zwang sich, seinem Fluchtinstinkt zu widerstehen. Er hob seine massive Axt hoch über seinen Kopf und schlug mit voller Wucht zu, um den Menschen in zwei Hälften zu spalten –

BOOM.

Der Boden explodierte unter der Wucht des Schlags und schleuderte eine Wolke aus Staub und Trümmern in die Luft.

Tusk kniff die Augen zusammen, trat einen Schritt zurück und wartete, bis sich der Staub gelegt hatte.

Und als das der Fall war –
ging ihm das Blut in den Adern kalt.

Der Mensch stand immer noch da.

Eine Kraterstelle markierte die Stelle, an der die Axt aufgeschlagen war, aber der Junge war ihr mühelos ausgewichen und von dem Angriff unberührt geblieben. Schatten krümmten sich zu seinen Füßen und wand sich wie hungrige Schlangen.

Tusks Verstand hatte kaum Zeit, dies zu registrieren, als –

der Mensch sich bewegte.

Schneller, als seine Augen folgen konnten.
Ein schwarzer Schatten schoss an seiner Axt vorbei –

Damon war schon über ihm.

Er sprang auf die massive Waffe, rannte daran hoch –

und dann –

stürzte er sich direkt auf Tusks Gesicht.

Mit einem Knacken schlug seine Ferse in einem brutalen Dropkick auf den Schädel des Trolls.

Mein lebender Schatten verschlingt mich, um mich stärker zu machen

Mein lebender Schatten verschlingt mich, um mich stärker zu machen

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
[Dein Schatten lebt.] [Füttere deinen Schatten, verschlinge Seelen, steigere deine Level, erlange Fähigkeiten, erfülle Quests und werde stärker.] [Möchtest du deine aktuellen Werte sehen?] In der magischen Welt von Aetherus ist Damon Grey der schwächste Schüler der Aether Academy. Wegen seiner Schwäche und seiner trotzigen Art wird er ständig gemobbt und verspottet. Doch er erträgt die Qualen und klammert sich an sein Stipendium – das Einzige, was ihm das Geld gibt, um seine kranke Schwester am Leben zu erhalten. Nach einem brutalen Angriff, der ihn fast das Leben kostet, begegnet Damon im Wald einer dunklen, zähflüssigen Wesenheit, die sich mit seinem Schatten verbindet und das Living Shadow System erweckt. Diese seltsame Kraft verleiht ihm unvorstellbare Fähigkeiten, hat aber einen hohen Preis: einen unstillbaren Hunger nach Seelen und Fleisch, um seinen Schatten zu ernähren. Jetzt, da sein Schatten lebt und unersättlich ist, steht Damon vor einer schrecklichen Entscheidung: ihn füttern, um stärker zu werden, oder ihn hungern lassen und mit ihm sterben. In einer Welt, die von skrupellosen Adligen, tödlichen Monstern und machthungrigen Dämonen beherrscht wird, muss Damon entscheiden, ob seine neu gewonnene Kraft ein Fluch oder der einzige Weg zum Überleben ist. Mit dem Living Shadow System ist sein Schicksal klar: verschlingen oder verschlungen werden. Discord. https://discord.gg/5VVpgK9DUU Mein Roman "My Living Shadow System Devours To Make Me Stronger" ist ein beliebter Light Novel aus dem Genre Fantasy. Geschrieben vom Autor renegadex. Lies den Roman "My Living Shadow System Devours To Make Me Stronger" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset