Damon rannte mit schwerem Atem durch die Außenbezirke der Akademie, seine Gedanken waren total durcheinander. Sein Körper bewegte sich instinktiv, seine Beine trugen ihn zu dem vertrauten Zufluchtsort im Wald – einem Ort, den er oft als Trainingsgelände nutzte.
Der Weg zu seinem Ziel verschwand schnell unter seinen Füßen, als er vom Kurs abkam und das dichte Blätterdach ihn komplett verschluckte.
Das Sonnenlicht, das durch die Blätter fiel, schuf ein Muster aus Licht und Schatten auf dem Waldboden, ein Anblick, der unter anderen Umständen vielleicht friedlich gewirkt hätte.
Aber für Damon war es ein quälendes Labyrinth. Seine schwarz-weiße Sicht, die durch seine Affinität zu Schatten noch verstärkt wurde, überwältigte ihn mit Sinneseindrücken. Die Schatten der Bäume waren lebendig, pulsierten vor seltsamer Energie und bombardierten ihn mit fragmentierten Bildern und Empfindungen.
Die schiere Menge an Informationen überrollte ihn wie eine Flutwelle.
Er stolperte und schlug mit den Knien auf den Boden. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entrang sich seinen Lippen, während sich seine Welt unkontrolliert drehte. Seine Hände zitterten, als er versuchte, sich aufzurichten, doch nach einem einzigen wackeligen Schritt brach er wieder zusammen.
Er kroch zum nächsten Baum, sank gegen die raue Rinde und keuchte schwer.
„Hör auf … bitte, hör auf …“
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, eine verzweifelte Bitte an den Schatten, der einst sein Verbündeter gewesen war.
Aber der Schatten bot ihm keinen Trost. Wo er einst eine treue Verlängerung seines Willens gewesen war, wand er sich nun wie ein Lebewesen auf dem Boden, seine unberechenbaren Bewegungen spiegelten das Chaos in Damons Kopf wider.
Er umklammerte seinen Kopf fest, seine Finger gruben sich in seine Kopfhaut, während er versuchte, die Flut von Eindrücken auszublenden. Die Schatten um ihn herum flüsterten, ihre Stimmen undeutlich, aber wahnsinnig hartnäckig. Jeder leblose Schatten schien eine eigene Präsenz zu haben, eine Kakophonie von Reizen, die seine Gedanken übertönte.
Warum hört es nicht auf?
Damons Qualen wurden immer schlimmer, sein Körper zitterte, während er gegen die überwältigenden Empfindungen ankämpfte.
Dann, inmitten des Chaos, erreichte ihn ein Geräusch – leise, aber deutlich.
Schritte.
Der gleichmäßige Rhythmus von jemandem, der sich näherte, hallte in seiner geschärften Wahrnehmung wider. Obwohl noch weit entfernt, zeichnete sein von Schatten gefülltes Blickfeld ein lebhaftes Bild des Eindringlings: Lark Bonaire, die selbstbewusst durch den Wald rannte.
Larks Seele strahlte ein schwaches Leuchten aus, das Damons Aufmerksamkeit auf sich zog, ein Leuchtfeuer inmitten der Schatten. Damons Kehle schnürte sich zusammen, sein Hunger stieg unkontrollierbar an, als er dieses Licht sah. Er biss die Zähne zusammen, um dem Drang zu widerstehen, und umklammerte seinen Kopf noch fester mit den Händen.
„Nein … nein, nicht schon wieder …“, flüsterte er mit vor Angst zitternder Stimme.
Die Schritte wurden lauter, jeder Schritt hallte in Damons verzerrten Sinnen wider. Es dauerte nicht lange, bis Lark aus den Bäumen trat und seinen Blick auf Damons zusammengesackte Gestalt richtete.
Damon saß zusammengesunken gegen den Baum, sein Körper zitterte, während er unverständliche Bitten murmelte. Seine einst so scharfen Augen waren jetzt von Verwirrung und Angst getrübt, sein Schatten zuckte unruhig zu seinen Füßen.
Larks Lippen verzogen sich zu einem langsamen, berechnenden Lächeln, während er die Szene beobachtete.
„Da bist du ja, Grey … Ich habe dich seit gestern gesucht“, erklang Lark Bonaires Stimme scharf und spöttisch.
Er schritt selbstbewusst auf Damon zu und beschwor mit einer lässigen Handbewegung eine Peitsche aus Windmagie herbei.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, du könntest mich treten und einfach davonlaufen, oder?“ spottete Lark. „Du hast echt Glück, dass Lord Xander mich damals aufgehalten hat. Heh, heh, heh.“
Damon saß zusammengesunken gegen den Baum, den Kopf gesenkt und die Hände an die Schläfen gepresst. Schatten flackerten unruhig um ihn herum und zuckten wie lebende Wesen. Seine Stimme war schwach, fast ein Flüstern.
„… Du solltest weglaufen … Ich kann es nicht aufhalten, wenn es 90 % erreicht.“
Lark hielt inne und kniff die Augen zusammen, als er Damons Gemurmel hörte. Für ihn klang es wie Trotz, als würde Damon ihn trotz seiner Schwäche herausfordern.
„Für jemanden, der so schwach ist wie du, Grey, hast du eine große Klappe“, sagte Lark und trat näher.
„Wenn ich heute mit dir fertig bin, wirst du nie wieder den Kopf vor deinen Vorgesetzten erheben.“
Damon hob leicht den Kopf, sein Gesichtsausdruck war ausdruckslos. Sein Blick huschte kurz zur Seite, wo ein leuchtendes Systemfeld in seinem Blickfeld flackerte.
[Schattenhunger-Level: 89 %]
Die Warnung brannte sich in sein Gedächtnis ein, doch seine Stimme klang leise und verzweifelt.
„Lauf weg … geh einfach … Es ist hungrig.“
Larks Blick wurde kälter, seine Verärgerung wuchs.
„Immer noch so frech, was? Heute wird dich niemand vor mir retten!“
Er hob sein Bein und trat Damon in die Seite, sodass dieser auf den Waldboden fiel. Damon landete in einem Haufen, trockene Blätter klebten an seiner Kleidung. Er versuchte nicht einmal auszuweichen, sondern blieb regungslos liegen.
Larks Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen.
„Oh, jetzt bist du erbärmlich. Das werden wir dir mal richtig beibringen.“
Er versetzte Damon einen weiteren Tritt, diesmal in den Bauch. Die Wucht ließ Damon husten, aber er blieb regungslos liegen, sein Körper reagierte kaum.
„Du wagst es, mich in die Weichteile zu treten – mich, Lark Bonaire?“, spuckte Lark, seine Stimme vor Wut immer lauter werdend.
„Nachdem ich dich in diese Schlucht geworfen habe, hättest du tot bleiben sollen! Aber nein, du bist zurückgekommen, hast mich vor Lord Xander beleidigt und jetzt denkst du, du bist jemand? Du verdienst den Tod!“
Mit einem sadistischen Lachen hob er seine Peitsche und schlug sie auf Damons Rücken. Die Windmagie zerschnitt Damons Hemd und hinterließ dünne Blutstreifen auf seiner Haut.
Damons Augen wurden kälter, sein Körper zitterte – nicht vor den Schmerzen von Larks Schlägen, sondern vor der überwältigenden Flut von Sinneseindrücken, die ihn überfluteten. Sein Kopf pochte, während Schatten um ihn herum unverständlich flüsterten und alles andere übertönten.
Seine Stimme war kaum zu hören, als er murmelte: „Ich bin so … müde … Ich bin so hungrig …“
Und dann passierte es.
[Ding]
Das Geräusch hallte in Damons Kopf wider und durchdrang das Chaos.
[Schattenhunger: 90 %]
[Der Schatten ist ausgehungert.]
[Alle Werte sind drastisch erhöht.]
Eine plötzliche Welle von Kraft durchfloss ihn und sein Schatten verdrehte sich heftig und schlang sich wie ein lebendes Wesen um seinen Körper. Damons Gestalt verschwand, als der Schatten ihn vollständig verschlang und seinen Körper in eine monströse Gestalt verwandelte.
Seine Hände verlängerten sich zu messerscharfen Klauen, sein Mund füllte sich mit gezackten Zähnen und seine Augen verschwanden, ersetzt durch die Leere der reinen Dunkelheit. Er stand da, eine riesige, schattenhafte Kreatur, die eine Aura bösartiger Gier ausstrahlte.
Die Verwandlung erfolgte augenblicklich.
Lark machte einen Schritt zurück, seine Tapferkeit schmolz zu blankem Entsetzen, als er auf das Monstrum vor ihm starrte.
„G-Grey … Was … was ist hier los?“, stammelte er mit zitternder Stimme.
Die Schattenkreatur neigte den Kopf und stieß ein leises, kehliges Knurren aus, das durch den Wald hallte. Ihre Bewegungen waren unberechenbar, aber entschlossen und strahlten rohe, räuberische Kraft aus.
Von seinem Instinkt getrieben, schlug Lark mit seiner Windmagie zu und schickte einen schneidenden Windstoß auf die Kreatur. Aber der Angriff verpuffte an ihr und war völlig wirkungslos.
Die Schattenkreatur schlug zurück, ihre krallenbewehrte Hand schoss hervor und packte Larks Arm. Mit einem widerlichen Knacken zermalmte sie die Knochen in seinem Handgelenk.
„ARRGH!“
Larks Schrei hallte durch den Wald, als er vor Schmerzen zusammenbrach und sein rechter Arm zerfetzt an seiner Seite herunterhing.
Der Schatten ließ ihn los und ließ seinen Körper fallen, aber seine dunkle Gestalt zitterte vor sadistischer Freude über seine Qualen. Lark erkannte, dass seine Angriffe zwecklos waren, und versuchte zu fliehen, indem er Windmagie einsetzte, um sich fortzustoßen.
Aber der Schatten war schneller.
Mit übermenschlicher Geschwindigkeit schoss er zwischen den Bäumen hindurch und tauchte über ihm auf. Eine klauenbewehrte Hand schlug Larks Gesicht auf den Boden und schleifte ihn über den Waldboden. Sein Gesicht schürfte über Steine und Wurzeln und hinterließ blutige Wunden.
Er versuchte zu schreien, aber der Schatten drückte ihn nieder und erstickte seine Stimme.
Dann hob es ihn mit erschreckender Kraft hoch und schleuderte ihn gegen einen Baum. Die Wucht zersplitterte den Stamm und ließ Lark in einer Lache seines eigenen Blutes nach Luft ringen.
„Du … Monster …“, krächzte Lark und versuchte wegzukriechen. „Ich werde … das melden … der Inquisition … Ich schwöre beim Namen Bonaire …“
Der Schatten kam näher, seine Klauen rissen sich durch die Bäume, während er vorrückte.
„Ich … bin … hungrig“, flüsterte es mit einer kehligen, fremdartigen Stimme.
Lark erstarrte, seine Tapferkeit schwand und machte purer Angst Platz.
„G-Grey … Bitte … tu das nicht“, flehte er mit brüchiger Stimme. „Ich bin ein Adliger … Ich werde dir Millionen von Zeni zahlen! Verschone mich! Ich schwöre, ich werde dich nie wieder belästigen!“
Der Schatten reagierte nicht. Sein leeres Maul öffnete sich weit, gezackte Zähne blitzten auf, bevor es sich auf ihn stürzte. Larks Schreie verstummten, als der Schatten ihn verschlang und keine Spur hinterließ.
Für einen Moment war es still im Wald.
Dann verschwanden die Schatten und lösten sich von Damon. Er sank auf die Knie und zitterte, während er die Kontrolle über seinen Körper zurückgewann.
[Du hast Lark Bonaire getötet.]
[Du hast 5 Attributpunkte erhalten.]
[Du hast die Fertigkeit 5x erworben.]
[Dein Schatten ist voll.]
Damon stockte der Atem, als die Meldungen verblassten. Tränen liefen ihm über das Gesicht und seine Stimme brach vor Schmerz.
„Ah … ahhh … was … ahhh …“