Nachdem sie ein paar Gerichte von der Speisekarte bestellt hatten, suchten sich Lein und Efan einen Platz im zweiten Stock und setzten sich an einen Tisch am Fenster, von wo aus man einen tollen Blick auf die Hauptstraße von Auraborne hatte. Die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne fielen durch die großen Fensterscheiben und beleuchteten ihren Tisch, der jetzt mit Tellern und Schüsseln voller leckerer Gerichte gedeckt war.
Inmitten des Dufts von gebratenem Fleisch, seltenen Gewürzen und dampfender Brühe sah Efan sichtlich begeistert aus. Sein Blick war auf eine Schüssel mit dunklen Nudeln gerichtet, die ziemlich ungewöhnlich aussahen.
„Wow, diese Nudeln sehen aus wie Sterne inmitten einer schwarzen Leere“, rief Efan voller Bewunderung. Neugierig zog er die Schüssel näher zu sich heran und betrachtete mit funkelnden Augen die strahlend weißen Nudeln, die sich von der pechschwarzen Suppe abhoben und wie eine Galaxie in der unendlichen Weite des Weltraums wirkten.
Lein drehte sich um und warf einen Blick auf die Schüssel. „Wenn ich mich nicht irre, heißt das Nebula Noodles. Das Aussehen ist so gestaltet, dass es einem wirbelnden Sternhaufen in der Dunkelheit ähnelt“, sagte er mit einem langsamen Nicken und erinnerte sich an die Beschreibung auf der Speisekarte, die er zuvor gelesen hatte. „Aber vergiss nicht, dass es mehr als zwei Cosmos-Silbermünzen kostet“, fügte er hinzu, während er das hohe Getränk betrachtete, das elegant neben seinem Teller stand.
Das Glas war hoch und klar und mit kleinen, bunten Früchten gefüllt, aber am auffälligsten war ein rosa Blütenblatt, das auf der Oberfläche schwamm. Das Blütenblatt leuchtete schwach und funkelte wie kleine Sterne.
„Starfruit Sorbet mit Starblossom“, murmelte Lein leise und versuchte sich an den vollständigen Namen aus der Speisekarte zu erinnern.
Auf der anderen Seite des Tisches konnte Efan sich kaum beherrschen. Er setzte sich aufrecht hin, griff nach seinen Essstäbchen und sah Lein mit kaum verhohlener Aufregung an. „Bruder Lein, lass uns essen!“, verkündete er, bevor er sich einen Löffel der sternenbesetzten Nudeln nahm und ihn ohne zu zögern in den Mund schob.
„Mmm …“
Efan schloss nach dem ersten Bissen die Augen. Ein Ausdruck purer Zufriedenheit breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er kaute langsam, als wolle er keinen einzigen Moment des Geschmacks verpassen. Hin und wieder entwich ein leises Geräusch der Freude seinen Lippen, gerade genug, um Lein zu verführen, auch zu probieren.
Lein hob leicht überrascht eine Augenbraue. „Wie schmeckt es?“, fragte er aufrichtig neugierig. Es war nicht Efan’s Art, nur wegen Essen so stark zu reagieren.
Efan aß ruhig seinen ersten Bissen und öffnete die Augen. Er sah Lein ernst an, als würde er ihm ein wichtiges Geheimnis verraten wollen.
„Es ist unglaublich, Bruder Lein“, sagte er mit fester Stimme. „Die Nudeln sind unglaublich weich … sobald sie die Zunge berühren, schmelzen sie wie warme Butter. Aber sie haben auch einen seltsamen salzigen Geschmack – nicht wie normales Salz –, fast wie ein Hauch von Sternenozean.“
Er hielt inne und suchte nach den richtigen Worten. „Es schmeckt wie eine Mischung aus alten Erinnerungen und neuen Abenteuern.“
Ohne eine Sekunde zu zögern, nahm er begeistert einen weiteren Bissen. „Das ist einfach zu gut. Ich muss mir den Namen dieses Gerichts merken. Ich werde es auf jeden Fall wieder bestellen, wenn wir mit Schwester Laras in diese Stadt zurückkommen!“
Lein konnte nur mit einem kleinen Lächeln den Kopf schütteln. Er beobachtete Efan, der jetzt voll in sein Essen vertieft war und vor Freude strahlte. Es gab eine Zeit, in der Efan nur „gut“ oder „lecker“ sagen konnte, ohne wirklich zu verstehen, was diese Worte bedeuteten. Aber jetzt waren seine Beschreibungen viel lebendiger und detaillierter. Irgendwann hatte Efan offensichtlich gelernt, das Leben zu genießen … einen Bissen nach dem anderen.
Dann hob Lein sein hohes Glas mit Sternfruchtsorbet. Er nahm einen langsamen Schluck und ließ die Kühle sich in seinem Mund ausbreiten. Die winzigen Früchte folgten und streichelten seine Zunge mit einer Frische, als wären sie erst an diesem Morgen gepflückt worden. Er kaute langsam und genoss ihre saftige, knackige Konsistenz.
Dann kam das Sternblütenblatt in seinen Mund. Lein hielt kurz den Atem an und runzelte leicht die Stirn, als er hineinbiss. „Weicher als ich erwartet hatte“, murmelte er. Die Textur war wie Satin, der auf der Zunge zergeht, und der Geschmack – subtil würzig, nicht süß, nicht salzig – einfach neutral und luftig, wie Morgennebel, der die Haut berührt, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nippte Lein an seinem Getränk. Jeder Schluck brachte ein Gefühl der Gelassenheit mit sich, als würde sein Körper in ein sternenklares Gefühl versinken, das zwischen Schichten exotischer Früchte schmolz.
Während sie noch ihr Essen genossen, erschien ein Kellner an ihrem Tisch. Seine Uniform war makellos, seine Schritte selbstbewusst. Er blieb höflich stehen und sprach mit leiser, aber klarer Stimme: „Entschuldigen Sie bitte, Sir.
Ein Gast namens Meister Veyron möchte dich sprechen.“
Lein hielt inne, seine Hand auf halbem Weg zu einer weiteren Frucht. Er drehte sich ruhig zum Kellner um und antwortete ohne Eile. „Lass ihn herein“, sagte er mit gefasster Stimme, obwohl ein Hauch von Neugierde in seinen Worten mitschwang.
Der Kellner verbeugte sich kurz, bevor er sich umdrehte und weg ging.
„Haha! Woher wusste er überhaupt, dass wir hier sind, Bruder Lein?“, fragte Efan mit einem Lachen. Seine Augen waren voller Neugier, obwohl seine Stimme mehr Belustigung als Besorgnis verriet.
Lein zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber eins ist sicher – er ist jemand mit viel Einfluss in dieser Stadt“, antwortete er und widmete sich wieder seinem Essen, als wäre das Auftauchen eines wichtigen Gastes nur ein weiterer Teil seines Mittagessensplans.
Ein paar Minuten später tauchten zwei Gestalten auf der Treppe zum zweiten Stock auf. An der Spitze ging ein Mann mittleren Alters in einer langen schwarzen Robe mit weißem Saum an der Vorderseite – Veyron. Seine Schritte waren fest und souverän, und sein Gesicht strahlte ein warmes, aufrichtiges Lächeln aus. Hinter ihm folgte ein junger Mann mit silbernem Haar. Sein hübsches Gesicht war kalt, und seine scharfen Augen verrieten Misstrauen.
„Meister Lein, entschuldige die Störung beim Essen“, sagte Veyron höflich und lächelte dabei ununterbrochen, als er sie begrüßte.
Der silberhaarige junge Mann runzelte leicht die Stirn, überrascht von Veyrons Verhalten. Er hatte eindeutig nicht erwartet, dass jemand so mächtig und einflussreich wie Veyron zwei Personen gegenüber so herzlich sein würde, die in seinen Augen lediglich ein König der Stufe 1 und ein Großmeister waren.
Diese Reaktion passte überhaupt nicht zu dem, was er über Veyron wusste.
Lein und Efan standen schnell von ihren Plätzen auf. Mit respektvollen Manieren streckten sie ihre Hände aus, um Veyron zu begrüßen. Obwohl der Mann keine Spur von Arroganz zeigte und freundlich sprach, wussten beide sehr gut, wer vor ihnen stand – ein Herrscher, dessen Stärke der eines Königs der mittleren Stufe gleichkam. Höflichkeit war keine Option, sondern eine Notwendigkeit.