Der Hieb zischte durch die Luft. Eine Energiewelle raste mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft und krachte mit überwältigender Kraft in den Regen aus Federn. Im Nu zerfetzten die Federn und ihre spirituelle Kraft verflüchtigte sich, während sie wie verbrannte Blätter zu Boden fielen.
Hoch oben, inmitten des Windes und der Resthitze, erstarrte der muskulöse Mann in Phönixgestalt. Seine Augen verengten sich, als er Leins Schlag sah.
In diesem Moment schrie sein Überlebensinstinkt. Er erkannte, was so viele von Leins Feinden zu spät erkannt hatten – Lein war nicht nur stark. Er war ein Herrscher von königlichem Rang.
Ohne zu zögern, sammelte der Phönix seine ganze Energie und kanalisierte sie in einen Teleportationszauber. Die Luft um ihn herum verzerrte sich vor Hitze, ein deutliches Zeichen dafür, dass Raummagie aktiviert worden war.
Aber es war nicht schnell genug.
Lein stand bereits vor ihm. Im Handumdrehen durchbohrte das goldene Schwert seinen Bauch. Keine Worte. Kein Ausdruck. Nur Leins ruhiges Gesicht – kalt wie der Tod.
Das Bewusstsein des Mannes schwand in Stille.
[ Lord getötet, keine EXP ]
[ Lord getötet, Himmlischer Raumring erhalten ]
Lein warf einen Blick auf die Benachrichtigung, die vor ihm schwebte. Seine Augenbrauen hoben sich leicht. Wie erwartet – bei einem so großen Machtunterschied gab es keine Erfahrungspunkte. Aber die andere Belohnung weckte sein Interesse. Der Himmlische Raumring – ein extrem seltenes Artefakt – schwebte sanft in der Luft zwischen den Überresten der Energie seines Gegners.
Ruhig griff Lein danach und steckte ihn in seinen eigenen Raumring. Er beeilte sich nicht, seinen Inhalt zu untersuchen.
Es gab noch einiges zu erledigen.
Sein Blick wanderte nach Westen, zu den Ebenen, die sich bis zur Primären Festung Nr. 8 erstreckten. Dort tobte noch immer die Schlacht. Zwei Silhouetten waren zu sehen – ein schwarzhaariger alter Mann und eine kahlköpfige Gestalt mit massiven Schriftrollen über beiden Schultern. Sie tauschten vernichtende Schläge aus, deren Aura Himmel und Erde erbeben ließ.
Ohne ein Geräusch zu machen, verschwand Lein von seinem Platz. Seine Schritte waren nicht zu hören, aber seine Anwesenheit näherte sich wie ein unausweichlicher Sturm.
___
Währenddessen stand im Hauptquartier der Invictus-Sekte, im obersten Stockwerk eines gold-schwarzen Turms, ein alter Mann in luxuriösen Roben vor einem Fenster. Seine linke Hand ruhte leicht auf dem Rahmen, sein Blick reichte bis zum fernen Horizont.
Die Wolken am Himmel waren nicht mehr ruhig. Hin und wieder zerschnitten Lichtblitze sie wie Messer, die durch Papier schneiden. Die Sternbilder, die normalerweise still leuchteten, schienen jetzt zu zittern – als würden sie auf die immense Kraft reagieren, die die Welt erschütterte.
„Wirklich … furchterregend. Das ist die Macht eines Königs“, murmelte er mit einer Stimme, die vor Ehrfurcht und einem Hauch von Angst schwer war.
Es dauerte nicht lange, da tauchten hinter ihm zwei Gestalten auf, deren Schritte leicht waren und deren Aura sie als keine gewöhnlichen Menschen auswies. Es waren zwei ältere Männer – Großmeister, die zwei Tage lang ununterbrochen gekämpft hatten.
„Ihr seid zurück?“, fragte der reich gekleidete Mann mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, obwohl seine Augen wachsam blieben.
„Ja“, antwortete der kahlköpfige alte Mann und drehte die Gebetsperlen in seiner Hand. „Der Älteste Lein hat gesagt, dass er ab jetzt übernehmen wird.“
„Der Älteste Lein scheint es ziemlich eilig zu haben“, murmelte der andere alte Mann mit einem bitteren Lächeln. Er erinnerte sich noch gut daran, wie heftig die beiden gekämpft hatten, doch ihr Gegner hatte sich geweigert, zu sterben.
„Macht nichts“, sagte der Glatzkopf mit einem leisen Lachen. „Solange wir die versprochene Belohnung kriegen, bin ich zufrieden.“
Die beiden sahen sich an und nickten. Sie drehten sich zum Fenster und schauten in den Himmel, der jetzt von unsichtbaren Kräften durcheinandergewirbelt wurde – es gab nur eine Person, die so viel Chaos anrichten konnte. Lein, der Herrscher.
***
Tief in den nördlichen Bergen stand ein hoch aufragendes schwarzes Gebäude – das Hauptquartier der Maledictus-Sekte. In der prächtigen, aber bedrückenden großen Halle fand gerade eine Krisensitzung statt. Die hohen Ältesten der Sekte saßen im Kreis um einen langen Obsidian-Tisch. Ihre Anwesenheit ließ die Luft kalt und schwer werden.
In der Mitte des Tisches nahm ein Mann mittleren Alters in schwarz-goldener Robe eine Schriftrolle von einem seiner Untergebenen entgegen.
Er rollte sie langsam auf und las jede Zeile mit scharfer Aufmerksamkeit. Seine Augen verengten sich und seine Augenbrauen zogen sich mit jedem Wort tiefer zusammen.
„Verdammt“, fluchte er leise mit rauer Stimme. „Sie haben einen Herrscher der Königsklasse zur Primärfestung Nr. 8 geschickt.“
Ein Ältester zu seiner Rechten zuckte abweisend mit den Schultern. „Einen König zu einem so abgelegenen Außenposten schicken? Wie dumm von ihnen.“
Doch bevor die Bemerkung Gelächter auslösen konnte, warf ein anderer Ältester mit ernsterer Stimme ein: „Verspottet sie nicht so schnell. Auch wenn die Primärfestung Nr. 8 weit von der Hauptfront entfernt ist, würde ein Verlust dort die Moral der Truppen zusammenbrechen lassen.“
Diese Bemerkung ließ den Raum verstummen. Die Blicke huschten von einem zum anderen, die Spannung war mit Händen zu greifen. Jeder von ihnen war in Gedanken versunken und wägte den nächsten Schritt ab.
„Ich werde gehen“, sagte eine tiefe Stimme vom Ende des Tisches. Ein massiger Mann stand auf, sein Körper war wie aus Stein gemeißelt, und auf seinem Rücken lag eine riesige Keule. „Wenn ich mich nicht irre, ist dieser Herrscher nur ein Anführer der ersten Stufe, oder?“
Der Mann in der Mitte des Tisches hob langsam den Kopf und blickte den muskulösen Krieger mit halb geschlossenen, müden Augen an, die dennoch scharf funkelten. „Du wurdest zur Bewachung der östlichen Festung abkommandiert. Verschwende deine Zeit nicht mit diesem Kerl.“
Sein Tonfall war flach, aber dennoch eindringlich genug, um den Entschluss des großen Mannes zu brechen.
Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er seinen Blick zu einem anderen Mann zu seiner Linken. Dieser hatte ein hübsches Gesicht, eine porzellanfarbene Haut und einen ruhigen, kalten Blick wie ein zugefrorener See. Hinter seiner vornehmen Erscheinung verbarg sich eine bedrohliche Aura.
„Geh. Schalte ihn schnell aus“, befahl der Sektenführer mit leiser, aber entschlossener Stimme.
Der gutaussehende Mann stand wortlos auf. In einer fließenden Bewegung verschwand sein Körper, als hätte ihn ein Schatten verschluckt. Kein Geräusch. Keine Spur.
Mehrere Älteste sahen unzufrieden aus. Einer von ihnen, ein runzliger alter Mann mit eingefallenen Augen, sprach mit leiser, aber scharfer Stimme. „Sektenführer … ist das nicht zu leichtsinnig? Einen unserer angesehenen Ältesten zu schicken, um sich um einen bloßen König der ersten Stufe zu kümmern? Ist das nicht übertrieben?“
Die Beschwerde blieb nicht allein. Einige andere murmelten zustimmend, und ihre Stimmen schwollen zu einem leisen Murren der Unzufriedenheit an.
Aber der Sektenführer hob nur eine Hand, eine ruhige, aber entschlossene Geste. Sofort verstummten alle Stimmen.
„Genug“, sagte er mit rauer, langsamer Stimme. „Hört auf zu diskutieren. Er wird die Aufgabe innerhalb eines Tages erledigen.“
Stille legte sich über den Saal. Niemand wagte es, weiter zu widersprechen. Denn obwohl keiner es laut aussprach, wussten alle: Der Mann, der gerade geschickt worden war, war kein gewöhnlicher Ältester. Er war der Schatten des Todes innerhalb der Maledictus-Sekte. Und wenn er sich bewegte, gab es für den Feind nur ein Schicksal: die totale Vernichtung.