„Verdammte Ketten“, zischte Efan mit rauer Stimme, sein Gesicht war voller Schweiß und Staub. Seine Augen huschten nervös hin und her. Eine lange, blutverschmierte Kette schoss durch die Luft hinter ihm her und folgte jeder seiner Bewegungen wie ein lebendes Wesen.
Efan schoss mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft, durchbrach Wolken und hinterließ Windspuren. Er schlängelte sich durch die Luftströmungen und wich den ihn verfolgenden Ketten aus, die aus allen Richtungen nach ihm schlugen und versuchten, ihn zu zerfetzen.
Seit zwei Tagen kämpfte er ununterbrochen gegen einen Großmeister der Maledictus-Sekte – einen maskierten Mann, der für seine Grausamkeit und seine unerbittliche Verfolgung berüchtigt war. Efan hatte nur dank seines schnellen Verstandes und einer breiten Palette an hochwertiger Kampfausrüstung so lange überlebt. Aber seine Ausdauer ließ nach. Er atmete schwer. Sein Herz pochte. Und dennoch zeigte der Feind keine Anzeichen, aufzugeben.
Er stürmte noch einmal vorwärts und tauchte dann plötzlich senkrecht nach unten. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, aber Efan war das egal. Weit unter ihm begannen die Sensoren, die er zuvor angebracht hatte, auf dem Display seines Helms aufzuleuchten.
„Jetzt“, murmelte er.
In dem Moment, als er die festgelegte Höhe erreichte, ertönte aus allen Richtungen das Geräusch von kratzendem Metall.
Chk! Chk! Chk!
Dutzende Ketten schossen wie lebende Speere aus dem Boden, schlängelten sich durch die Luft und wickelten sich um den maskierten Mann, der ihn verfolgte. Der Mann wurde nach unten gezogen und in der Kettenfalle gefangen, die Efan zuvor aufgestellt hatte.
Efan blieb in der Luft stehen, drehte sich schnell um und zog mit einer flüssigen Bewegung ein langes Energiegwehr aus seinem Rücken. Er zielte. Das Zielfernrohr des Gewehrs leuchtete automatisch auf und fixierte das Ziel mit seinem charakteristischen Piepton.
Ding. Ding. Ding.
Ziel erfasst.
„Jetzt kommst du nicht mehr weg“, flüsterte er ruhig.
Bang!
Die Energiekugel schoss wie ein blauer Meteor durch die Luft und flog direkt auf den maskierten Mann zu, der immer noch versuchte, sich zu befreien. Der Mann blickte auf, seine Augen weiteten sich hinter der Maske, als er begriff, was auf ihn zukam.
BOOM!
Die Explosion erschütterte die Luft. Eine Schockwelle zerstreute die Wolken. Dichter Rauch stieg auf und verschluckte den Himmel.
Efan schwebte rückwärts und blieb ruhig in der Luft hängen, während er auf den Mittelpunkt der Explosion starrte. „Hab ich ihn erwischt …? Ist er tot?“, murmelte er mit immer noch unregelmäßigem Atem. Er ließ seine Deckung nicht fallen – sein Kampfinstinkt hatte ihn gelehrt, nach dem letzten Schlag niemals nachzulassen.
Dann plötzlich …
„Ahahaha …“
Ein schrilles, wütendes Lachen zeriss die Luft. Aus dem dichten Rauch tauchte die maskierte Gestalt erneut auf. Seine Kleidung war zerfetzt, die eiserne Maske zerbrochen. Schwarzes Blut sickerte aus den Ritzen seiner Rüstung, aber seine Augen … sie brannten immer noch vor Wut.
„Du hättest mich fast umgebracht, du Bastard“, krächzte er mit einer Stimme, die von kaltem Lachen durchsetzt war. Sein verzerrtes Grinsen enthüllte abgebrochene Zähne. Aber das war nicht das, was Efan nervös machte.
Das Licht um sie herum wurde plötzlich schwächer.
Die Luft wurde dick, wie schwerer Nebel, der von allen Seiten auf sie drückte. Vom Himmel tropfte eine seltsame Flüssigkeit – grünlich-grauer Schleim, zähflüssig und übelriechend.
Efan wich instinktiv zurück, sein Herz schlug schneller. „Das ist also deine wahre Gestalt?“
Er reagierte schnell und zog ein laternenförmiges Gerät aus seinem Ausrüstungsgürtel. In dem Moment, als es aktiviert wurde, brach golden-weißes Licht hervor und erhellte die Dunkelheit um ihn herum. Der Schein durchdrang den Nebel und den klebrigen Schleim und enthüllte erneut die maskierte Gestalt, die nun mit erhobenen Händen dastand.
Dutzende Ketten erhoben sich von ihrem Körper, schwebten in der Luft und wand sich. Im nächsten Moment schossen sie wie hungrige Schlangen auf Efan zu, die ihn zerreißen wollten. Efan sprang zurück, aber seine Bewegungen wurden langsamer – der dicke Schleim klebte an der Luft und am Boden und verlangsamte die Zeit.
„Das geht so nicht“, murmelte er und zog ein kleines Artefakt aus seinem Ärmel.
Eine schwarze Scheibe erschien – die Vortex-Platte. Sobald sie aktiviert war, verschwand sein Körper augenblicklich und hinterließ nur das Geräusch von knackendem Wind.
Kurzstreckenteleportation wurde wiederholt ausgelöst. Jedes Mal, wenn eine Kette zuschlagen wollte, verschwand Efan und tauchte an einer anderen Stelle des Schlachtfeldes wieder auf. Aber er wich nicht nur aus – mit jedem Sprung verstreute er kleine Geräte in der Umgebung.
Fallen. Einige waren im Boden vergraben, andere an Oberflächen befestigt oder schwebten in der Luft.
Nach mehreren Sprüngen blieb Efan auf einer schwebenden Metallplattform stehen. Er drehte sich ruhig um, zog eine Nahkampf-Energiewaffe – schlanker, für Schnellfeuer gebaut.
„Mal sehen, wie stark du wirklich bist“, flüsterte er und drückte ab.
Brrrrrrt –
Innerhalb von Sekunden schossen hunderte Energiegeschosse aus dem Lauf und bildeten einen Lichtsturm, der auf den Bereich einschlug, in dem der maskierte Mann stand. Aber der Feind rührte sich nicht. Mit schnellen, präzisen Bewegungen formte er aus seinen Ketten einen provisorischen Schild. Die Kugelhagel wurde abgelenkt und zerstreute sich, zerschmetterte Felsen und Metalloberflächen in der Nähe.
Efan sah nicht frustriert aus. Wenn überhaupt, war sein Blick ruhig. Konzentriert. Er murmelte leise: „Jetzt.“
In diesem Moment tauchte ein leuchtendes Muster aus dem Boden auf. Ein komplexes Diagramm aus Kreisen, Linien und geheimnisvollen Symbolen leuchtete unter den Füßen des maskierten Mannes auf und bildete ein riesiges magisches Feld.
Der Mann blickte nach unten und hob leicht die Augenbrauen. „Was ist das? Glaubst du, ich gerate in Panik, nur weil du ein kleines Spielzeug hast?“, sagte er mit leiser Stimme, spöttisch, aber dennoch wachsam.
Sekunden vergingen. Es gab keine Explosion. Keine Energiewelle. Kein Ausbruch von Magie. Das Diagramm leuchtete einfach nur, still und ruhig, wie ein Gemälde aus Licht.
Der maskierte Mann zögerte. „Es fließt keine Energie …?“
„Warte einfach“, antwortete Efan mit einem leichten Grinsen, das fast schon neckisch wirkte. Er zog einen runden Gegenstand aus seiner Brusttasche – eine kleine metallische Kugel, die perfekt in seine Handfläche passte. Ihre Oberfläche glänzte, und eine rote Linie blinkte sanft darüber.
Lässig warf Efan die Kugel in die Luft, fing sie wieder auf und jonglierte damit träge. „Was sagst du? Wetten wir?“
Der maskierte Mann antwortete nicht, aber Efan spürte, wie er sich konzentrierte. Außerhalb des magischen Feldes begannen seine Ketten zurück zu Efan zu kriechen, wie unsichtbare Hände, die sich für einen lautlosen Schlag näherten.
„Wenn du diese Bombe überlebst, gebe ich auf“, sagte Efan mit ruhiger Stimme, die jedoch messerscharf klang.
Der maskierte Mann starrte ihn an und nickte dann leicht. „Na gut. Mach schon.“
Er wirkte selbstbewusst. Seine Ketten waren bereits fast hinter Efan und warteten auf den perfekten Moment zum Zuschlagen.
Efan lächelte. „Dann … nimm sie.“
Mit einem kräftigen Wurf flog die Kugel durch die Luft und passierte direkt die Mitte des Diagramms. Die Symbole unter den Füßen des maskierten Mannes begannen sich zu drehen. Seltsame Zeichen leuchteten auf und verbanden sich zu komplizierten Mustern.
Und dann –
BOOM –
Eine gewaltige Explosion brach in der schwarzen Domäne des maskierten Mannes aus. Der Knall hallte wider, erschütterte den Boden und ließ die Luft wackeln. Dichter Rauch breitete sich aus und verdeckte alles. Efan stand fest außerhalb des Explosionsradius, sein Gesicht ruhig – fast ausdruckslos –, als hätte ihn der verheerende Angriff, den er gerade ausgeführt hatte, überhaupt nicht berührt.
Doch als sich der Rauch langsam lichtete und die Sicht wieder klarer wurde, bot sich Efan ein Anblick, der ihn nicht überraschte: Der maskierte Mann stand noch immer da, völlig unversehrt. Sein Körper war nun von Dutzenden glänzenden Ketten umwickelt, die sich wie eine Festung um ihn schlangen und ihn aus allen Richtungen schützten.
„Beeindruckende Ketten“, murmelte Efan, während er langsam und bedächtig in die Hände klatschte und dabei wirklich beeindruckt klang.
Der maskierte Mann lachte laut. „Hahaha! Und, wie steht’s mit unserer kleinen Wette?“, fragte er mit einer Stimme voller Zufriedenheit. Er hielt weiterhin seine Ketten fest und beeilte sich nicht, zuzuschlagen. Er kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass Efan sich geschlagen gab.
Efan hob langsam beide Hände und zeigte seine offenen Handflächen.
„Ich gebe auf“, sagte er ruhig, ohne die geringste Spur von Frustration in der Stimme.
Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, strahlte plötzlich ein Lichtstrahl aus der Ferne über dem dunklen Bereich. Dann kam von jenseits der Grenze des Bereichs eine Salve dünner Strahlen – extrem starke und tödliche Laser – aus allen Richtungen. Nicht nur ein oder zwei, sondern über 360 Strahlen trafen auf einen einzigen Punkt: die Position des maskierten Mannes in der Mitte des leuchtenden Diagramms.
Ning –
Ein leises Summen begleitete die Laserstrahlen, wie das Summen von Mücken, die durch die Luft schneiden. Aber keines dieser Geräusche war auf die leichte Schulter zu nehmen. In Sekundenbruchteilen durchdrangen die Strahlen die schwarze Domäne, zerschnitten die robusten Ketten und trafen den maskierten Mann direkt.
Risse breiteten sich in der Luft aus – die dunkle Domäne begann zusammenzubrechen, ihre Schutzschichten zerfielen wie zerbrochenes Glas. Die ursprüngliche Landschaft des Schlachtfeldes kam wieder zum Vorschein.
Und mit einem letzten Lichtblitz verschwanden alle Strahlen.
Efan starrte auf die Einschlagstelle, sein Gesichtsausdruck war von etwas fast Ehrfürchtigem geprägt. „Tödliche Laser“, murmelte er. Er griff in seine Ausrüstungstasche und holte ein seltsam aussehendes Gerät heraus – es hatte die Form eines Sonnenbaums, in dessen Mitte ein Auge saß, das die Welt mit durchdringender Intensität beobachtete.
„Was für ein Glück …“, flüsterte er und strich sanft mit den Fingern über die winzigen blattähnlichen Plättchen um das Auge herum. Jedes Blatt trug ein kleines Schwertsymbol, das auf die offensive Natur des Geräts hinwies.
„360 Schüsse …“, fuhr er fort und sah sich um. „Jeder Stapel erhöht die Zerstörungskraft um 25 %. Kein Wunder, dass es einen Großmeister auf der Stelle getötet hat.“
Natürlich war es nicht einfach, 360 Laserknoten zu platzieren.
Neben technischer Präzision war etwas Abstrakteres erforderlich – Glück.
Zum Glück hatte Efan eine seltene Gabe – das Auge des Glücks. Mit dieser Fähigkeit konnte er Stellen auf dem Schlachtfeld mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit erkennen – Orte, die mit subtilen Schwankungen des Glücks gesegnet waren, die für die meisten nicht wahrnehmbar waren. In den letzten zwei Tagen hatte er das Gebiet Abschnitt für Abschnitt abgesucht und das Lasernetzwerk mit übernatürlicher Präzision und geleitet von seinem Instinkt angeordnet.