„Ältester Lein hat uns die Erlaubnis gegeben, weiterzuziehen“, sagte Efan mit lebhafterer Stimme, als würde er lang erwartete gute Nachrichten überbringen. „Wenn ihr es schafft, die drei Großmeister zu töten, hat er euch eine besondere Belohnung versprochen.“
Einen Moment lang standen die beiden alten Männer schweigend da, als könnten sie nicht glauben, was sie gerade gehört hatten.
Ihre Blicke wechselten von Zweifel zu scharfer Konzentration, und ein Funken Aufregung blitzte in ihren zuvor müden Augen auf.
„Ist das wahr, junger Freund Efan?“, fragte Takarra ernst. Hinter seiner üblichen Gelassenheit blieb ein Funken Zögern zurück. In Situationen wie dieser war es selten, dass ein Ältester persönliche Belohnungen nur für die Eliminierung von Feinden anbot.
Normalerweise gab es von der Sekte nur offizielle Belohnungen in Form von Kriegspunkten. Eine Belohnung direkt von einem Ältesten? Das war fast unbekannt.
Efan hob leicht eine Augenbraue, als würde die Frage keiner Wiederholung bedürfen. „Ich gebe euch mein Wort. Eine legendäre Truhe ist nicht ausgeschlossen.“
Bei der Erwähnung einer „legendären Truhe“ weiteten sich die Augen der beiden Ältesten augenblicklich. Es bedurfte keiner weiteren Erklärung – sie tauschten einen einzigen Blick, ein wortloses Verständnis, das durch jahrelange Kameradschaft entstanden war, und nickten dann entschlossen. Die Stille zwischen ihnen sprach Bände: Dies war eine Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen durften.
„Dann mache ich mich auf den Weg“, sagte Takarra mit neuer Energie in der Stimme. Noch bevor seine Worte verklungen waren, verschwand er und hinterließ nur ein schwaches Schimmern seiner Teleportationsaura.
Efan drehte sich langsam zu dem anderen alten Mann mit den dunklen Haaren um, der immer noch vor ihm stand. Sein Blick war ruhig, aber forsch. „Lord Takarra scheint ziemlich aufgeregt zu sein. Was ist mit dir, Lord Veldor?“
Veldor lachte leise, sein Lachen war rau, aber warm. „Haha, ja, junger Meister Efan. Auch wenn Takarra sich dem Ende seines Lebens nähert, ist sein Geist noch jünger als wir alle.“ Er blickte zu der Stelle, an der Takarra verschwunden war, als könne er noch immer das Feuer seines alten Freundes spüren.
Dann wandte Veldor seine Aufmerksamkeit wieder Efan zu, sein Blick war fest und voller Vertrauen. „In diesem Fall komme ich auch mit. Ich überlasse dir das hier.“ Mit einem leichten Lächeln verschwand auch er in demselben subtilen Energieflimmern.
Efan starrte auf die leere Stelle, an der die beiden verschwunden waren, und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. In seinem Herzen erinnerte er sich an Leins private Nachricht – die, die eine Welle der Aufregung durch seine Adern geschickt hatte.
„Wenn du dich gegen einen der Großmeister des Feindes behaupten kannst, werde ich dein angeborenes Talent verstärken.“
Diese Worte hallten deutlich in seinem Kopf wider.
Efan ballte leicht die Faust. Seine seltene Gabe, das Auge des Glücks, führte ihn derzeit nur zu materiellem Reichtum – Schätzen, versteckten Orten und Ähnlichem. Aber … wenn sich diese Fähigkeit weiterentwickeln könnte?
Der Gedanke, dass seine Kraft wachsen könnte, um Gefahren, Chancen und sogar das Glück im Kampf zu erkennen, entfachte etwas tief in ihm. Er durfte nicht versagen. Er musste lange genug durchhalten. Er musste sich Leins Belohnung verdienen.
Efans Blick wanderte zu einem der gegnerischen Großmeister, der sich durch seine Roboter-Truppen kämpfte. Der alte Mann stand inmitten des Schlachtfeldes, umhüllt von einer grauen Aura, lange Ketten schlängelten sich wie lebende Schlangen um seine Arme und schlugen und rissen die mechanischen Soldaten ohne Widerstand auseinander.
Im nächsten Moment war Efans Körper in helles violettes Licht gehüllt. Seine gesamte hochwertige Ausrüstung der violetten Stufe wurde gleichzeitig aktiviert und setzte eine leise, aber tödliche magische Energie frei. An seiner Seite materialisierte sich ein langes Gewehr – fast zwei Meter lang, ausgestattet mit einem magischen Zielfernrohr und einem transparenten Rohr, das mit weißer Flüssigkeit gefüllt war.
Ohne sich zu beeilen, spürte Efan, wie die subtile Kraft seines Glücksauges in die Waffe floss. Er passte den Winkel des Laufs an, lud die zentrale Röhre vollständig mit Energie auf, hob dann langsam das Gewehr und zielte direkt auf den Kopf des Großmeisters.
Der alte Mann, der Efans Roboterarmee niedermähte, kämpfte mit brutaler Präzision. Die Ketten in seinen Händen peitschten wie Henkerpeitschen, zerschmetterten und zerfetzten die Metallkörper. Jeder Schwung vernichtete mehrere Einheiten und verwandelte das Schlachtfeld in einen Sturm aus Funken und zerbrochenem Stahl.
„Verdammt … du bist also der Grund“, murmelte Efan leise, während sich seine Lippen zu einem dünnen, wütenden Lächeln verzogen.
Er hob das lange Gewehr. Das magische Zielfernrohr fixierte die Silhouette des Feindes. Eine rote Zielmarkierung richtete sich auf den Körper des Großmeisters – das automatische Zielsystem passte sich den Bewegungen und Manaschwankungen des Feindes an. Efans Finger schwebte über dem Abzug.
Dann –
Feuer.
Das Gewehr begann zu summen. Energie sammelte sich in der hinteren Kammer und verwandelte sich von reinem Weiß in leuchtendes Rot – ein Zeichen dafür, dass die maximale Ladung erreicht war. Diese Energie schoss durch den metallenen Lauf, durch die mit Glück erfüllte Flüssigkeitsröhre und explodierte lautlos aus der Mündung.
Bang…!
Efans Körper zuckte leicht vom Rückstoß, aber er hielt seine Position.
Er schaute schnell wieder durch das Zielfernrohr, hielt den Atem an und beobachtete, wie der alte Mann inne hielt … dann langsam den Kopf neigte und direkt dorthin starrte, wo Efan geschossen hatte.
Ihre Blicke trafen sich. Durch das Zielfernrohr sah der Großmeister finster aus – sein Blick war durchdringend, scharf, als könnte er direkt durch die Linse hindurch in Efans Seele blicken.
„Scheiße … er hat es zu schnell bemerkt“, murmelte Efan, während Frustration und Druck in seiner Brust wuchsen.
In nur wenigen Sekunden wurde die Energiekugel gestoppt. Die Ketten des alten Mannes wirbelten durch die Luft und bildeten einen gekrümmten Schild vor ihm. Als der Schuss auf die Barriere traf, explodierte er heftig – traf den Großmeister jedoch überhaupt nicht. Metallstaub und Energiewellen breiteten sich aus und zerstörten Roboter in der Nähe, aber der Mann blieb unversehrt, nicht einmal ein Kratzer.
Als Efan das sah, atmete er langsam aus. Er warf sich das lange Gewehr über die Schulter, griff nach seinem magischen Gürtel und zog zwei Kurzstreckenwaffen heraus. Ihr Design war ungewöhnlich – sie waren hinten abgerundet und hatten große leuchtende Mündungen, die an die Plasmagewehre aus den Videospielen erinnerten, die er als Kind gespielt hatte.
Ohne zu zögern, füllte er beide Waffen mit seinem Glückselement und pumpte so lange Energie hinein, bis die seitlichen Anzeigen hellviolett leuchteten – ein Zeichen dafür, dass sie voll aufgeladen waren.
„Okay … Zeit, sich daran zu gewöhnen“, murmelte er leise, aber mit wachsender Aufregung.
Er hob die Hand und öffnete vor sich ein violettes Portal – ein kleines Tor, das direkt zum Großmeister führte. Seine Bewegungen waren entschlossen, seine Augen zeigten keine Angst. Stattdessen huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht – wie jemand, der endlich eine würdige Herausforderung gefunden hatte.
Ohne ein Geräusch zu machen und ohne unnötige Bewegungen zu machen, trat Efan durch das Portal – bewaffnet mit seinen beiden Kurzstreckenwaffen und der brennenden Entschlossenheit, sich zu beweisen.