Lein runzelte die Stirn, hielt sie schnell zurück und legte ihr eine Hand fest auf die Schulter. „Noch nicht“, dachte er vorsichtig. Sie kannten diesen alten Mann kaum – er wollte nicht zulassen, dass Laras von etwas beeinflusst wurde, das sie nicht vollständig verstanden.
Thurok lachte leise. „Keine Sorge, Lord Lein. Ihr wird nichts passieren. Vielleicht bekommt sie sogar einen Segen“, sagte er beruhigend.
Als Lein das hörte, lockerte er seinen Griff ein wenig, blieb aber wachsam. Sein Blick wanderte zurück zu der Statue, die immer noch sanft leuchtete. Plötzlich kam ihm eine Idee.
„Kann ich das nachmachen?“, fragte er sich mit neugierig funkelnden Augen.
Ohne eine Sekunde zu zögern, schoss Lein in den Himmel und näherte sich der riesigen Statue. Der Wind heulte um ihn herum, als er vor ihrer Brust schwebte, wo eine leuchtende Tafel in der Luft schwebte.
[Statue der vierten Göttin des Lichts] Eine heilige Skulptur, die die vierte Göttin des Lichts, Akasha Lumen, darstellt, die das Spektrum des reinen Lichts regiert. Diese aus Sanctus-Kristall geschnitzte Statue strahlt eine ewige Leuchtkraft aus, die die Dunkelheit abwehrt und ihre Umgebung reinigt.
Typ: Geist-Artefakt
Rang: 3 Sterne
Essenz: 680.000
Fähigkeiten:
– (Leuchtendes Licht) Verströmt eine heilige Aura, die dunkle Energie neutralisiert.
– (Sonnenurteil) Entfesselt einen Sonnenstrahl, der Feinde verbrennt.
– (Mondreinigung) Heilt Wunden und hebt Flüche auf.
– (Astra-Prophezeiung – gesperrt)
– (Absolute Lichttemperatur – gesperrt)
Lein starrte mit großen Augen auf das Bedienfeld. Ein Geistartefakt? Das war mehr, als er erwartet hatte.
Ohne zu zögern aktivierte er seine Fähigkeit.
[Duplizieren (Statue der vierten Göttin des Lichts) x 1,5 Millionen. Bestätigen?]
„Ja.“
In weniger als einem Sekundenbruchteil, ohne dass es jemand bemerkte, wurden 1,5 Millionen Repliken der riesigen Statue ordentlich in seinem Raumring verstaut.
Lein atmete tief durch, eine Mischung aus Erleichterung und Ehrfurcht erfüllte seine Brust. Seine Fähigkeit, hochwertige Artefakte zu duplizieren, war wirklich außergewöhnlich – während des Vorgangs hatte es nicht den geringsten Widerstand gegeben.
Währenddessen stand Laras vor der Statue. Das göttliche Licht, das von dem Artefakt ausging, ließ ihre Augen vor Bewunderung strahlen. Als würde sie von der darin verborgenen Kraft angezogen, hob sie unbewusst ihre Hand und drückte ihre Handfläche gegen die Brust der Statue.
Lein beobachtete alles in einem Augenblick. In dem Moment, als ihre Hand den geheiligten Kristall berührte, leuchtete ihr Körper in einem blendenden Glanz auf. Eine mächtige Aura durchzog die Luft, und der Wind wirbelte wild um sie herum. Trockene Blätter flogen durch die Luft, und das Gras schwankte, als würde es sich vor der überwältigenden Präsenz verneigen, die nun den Raum erfüllte.
„Verdammt! Was ist hier los?“ Lein trat instinktiv einen Schritt vor, bereit, Laras wegzuziehen, falls etwas schiefgehen sollte.
Bevor er was machen konnte, tauchte Thurok neben ihm auf, mit unverändert ruhigem Gesichtsausdruck. Die Augen des alten Mannes funkelten neugierig.
„Keine Sorge, Lord Lein. Sie steigt gerade zur Großmeisterin der zweiten Stufe auf.“
Lein blinzelte. „Ein Durchbruch?“
Er sah zu Laras, die nun einige Zentimeter über dem Boden schwebte und ganz in heiliges Licht getaucht war. Sie sah aus, als würde sie eine göttliche Offenbarung empfangen, als wäre die Anwesenheit der Statue etwas, auf das sie schon die ganze Zeit gewartet hatte.
Efan war gerade angekommen und starrte gebannt auf das sich entfaltende Phänomen. „Meister Thurok, verstärkt die Statue das Lichtelement in Schwester Laras?“
„Ja“, antwortete Thurok, den Blick immer noch auf Laras‘ Verwandlung gerichtet. „Auf der Stufe des Großmeisters hängt der Fortschritt stark vom Verständnis der Elemente ab. Und Laras hat eine natürliche Affinität zum Licht, die äußerst selten ist.“
Lein beobachtete alles genau und begann zu verstehen, was der alte Mann meinte. Das Licht, das Laras umgab, war nicht nur gewöhnliche Energie – es war ein reiner Segen des Elements Licht selbst.
„Normalerweise wären die meisten nicht in der Lage, so viel Segen zu empfangen“, fuhr Thurok mit tiefer, ruhiger Stimme fort. „Aber ihr Verständnis des Lichts ist bereits so tief, dass sie weit mehr als andere aufnehmen kann.“
Lein schwieg und seine Gedanken rasten. Es gab keinen Zweifel – Laras erlebte etwas Seltenes: einen Durchbruch, der durch ein heiliges Artefakt unterstützt wurde. Selbst unter Großmeistern war so etwas äußerst ungewöhnlich.
Nach einer Weile sagte Thurok schließlich mit einem leichten Lachen: „Komm jetzt, Lord Lein. Lass uns zurückgehen. Das Essen ist fertig. Ihr Durchbruch wird mindestens eine Woche oder länger dauern.“
Lein zuckte zusammen. „Eine Woche?“
Seine Augen weiteten sich ungläubig. „So lange?“
Thurok drehte sich zu ihm um und sah ihn aufrichtig verwirrt an. „Natürlich. Warum, Lord Lein? Hast du so etwas nicht selbst schon einmal durchgemacht?“
Lein erstarrte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er Thuroks misstrauischen Blick spürte. Zweifelte der Mann an ihm? Lein passte seinen Gesichtsausdruck schnell an und setzte eine Miene auf, als hätte er sich gerade an etwas Wichtiges erinnert.
„Ähm.“ Lein räusperte sich und versuchte, vernünftiger zu klingen. „Ich meine, wird Laras in Ordnung sein, wenn wir sie eine ganze Woche lang hier allein lassen?“ In seiner Stimme schwang ein Hauch von Besorgnis mit.
Thurok nickte leicht, seine Haltung war wie immer ruhig. „Keine Sorge, Lord Lein. Aber wenn du dir immer noch unsicher bist, kannst du eine Schutzformation aufbauen.“
Mit einer einzigen Handbewegung erschien eine fast unsichtbare Schutzschicht, die Laras und die massive Statue umhüllte. Ein sanftes Licht schimmerte auf ihrer Oberfläche und zeigte, wie stark die Barriere war.
„Mit diesem Schutz kann ihr nicht einmal ein König der zweiten Stufe etwas anhaben“, sagte Thurok selbstbewusst.
Lein musterte die Formation aufmerksam und wandte dann seinen Blick wieder Thurok zu. Der Mann schien von seiner Tat vollkommen überzeugt zu sein. Trotzdem blieb ein kleiner Zweifel in Leins Herzen zurück. Schließlich hatten sie sich gerade erst kennengelernt, und Thurok war ein König der dritten Stufe. Es war schwer, jemandem in so kurzer Zeit voll und ganz zu vertrauen.
Trotzdem lächelte Lein dankbar. „Danke, Meister Thurok. Deine Hilfe beruhigt mich wirklich.“
Thurok lächelte zurück. „Sehr gut, lass uns zurückgehen. Das Essen ist fertig.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, flog er mit ruhiger, aber zügiger Geschwindigkeit zum Außenposten. Lein und Efan tauschten einen Blick aus, nickten dann und folgten Thurok.
Im Außenposten roch es lecker, sodass Leins Magen sofort zu knurren begann. Eine Kellnerin brachte mehrere Teller mit Essen und stellte sie auf einen langen Holztisch, von dem noch Dampf aufstieg. Lein setzte sich zu Efan und Thurok und genoss das Essen, während sie sich locker unterhielten.