Lein nickte leicht und kniff die Augen zusammen, als er spürte, wie die Energie den ganzen Bereich umhüllte. Die Invictus-Sekte war echt eine der großen Mächte. Der Typ in der violetten Robe, der als Sektenvorfahr bezeichnet wurde, zeigte sein Statusfeld nicht, aber Lein wusste, dass es wahrscheinlich Einschränkungen beim Ablesen seiner wahren Stärke gegeben hätte, wenn es angezeigt worden wäre.
Der Sektenführer Luxandor Aureos strahlte eindeutig die Aura eines Königs der Stufe 4 aus. Die beiden Großältesten neben ihm hatten eine zurückhaltendere Energie und waren jeweils auf Stufe 3. Auf der anderen Seite stand eine Frau in einer feuerroten Robe mit eleganter Haltung. Ihr Blick war scharf und sie musterte jeden einzelnen von ihnen mit einem Hauch von Herablassung.
Trotzdem konnte Lein einen ähnlichen Druck von ihr spüren – auch sie war auf Stufe 4.
„Willkommen, Lein … Danke, dass du uns helfen willst.“
Luxandor Aureos‘ Stimme klang warm und wurde von einem Lächeln begleitet, das wie das eines alten Freundes wirkte. Sein Gesichtsausdruck blieb ruhig und zeigte keine Anzeichen von Anspannung, obwohl die Situation, der sie sich stellen mussten, alles andere als entspannt war.
„Lord Luxandor Aureos, es gibt keinen Grund für Höflichkeiten. Wir sind hier, um zusammenzuarbeiten“, antwortete Lein unverblümt. Für ihn war dieses Treffen kein reiner Höflichkeitsbesuch, sondern beruhte auf einer konkreten Vereinbarung.
„Hahaha … Gut, Lord Lein ist wirklich ein geradliniger Mensch.“ Luxandor lachte herzlich und schien sich durch Leins Verhalten noch wohler zu fühlen.
Danach stellte er die drei Personen in seiner Begleitung formell vor, wie Zenithus es zuvor erklärt hatte.
„Seid gegrüßt, Lord Lein.“
Alle Anwesenden verneigten sich locker, aber respektvoll. Es gab keine übertriebene Ehrerbietung, aber es war klar, dass sie den Status einer Person auf Königsebene anerkannten. Selbst auf Stufe 1 war jeder, der dieses Niveau erreicht hatte, eine Person, die durch unerschütterliche Entschlossenheit, Glück und unermüdlichen Einsatz gestählt war.
Lein nickte ihnen allen zu, sein Lächeln war subtil, aber offen. Nach ein paar Höflichkeiten gingen er und seine Gruppe zum vorderen Teil des Schiffsdecks. Von dort aus erstreckte sich vor ihnen die Weite des Weltraums. Was Leins Aufmerksamkeit jedoch auf sich zog, waren nicht die fernen Sternenhaufen, sondern das außergewöhnliche Phänomen, das sich direkt vor dem Schiff abspielte.
Der Vorfahr der Invictus-Sekte stand am Rand des Decks und hob langsam und kontrolliert eine Hand. Lein beobachtete aufmerksam, wie sich der Raum vor ihnen zu verziehen schien – er runzelte sich, wellte sich und teilte sich dann langsam, um einen Durchgang zu bilden, der groß genug war, dass das Schiff hindurchfahren konnte.
Es gab kein Geräusch, keinen gewaltigen Energieschub, nur einen schwachen, kaum wahrnehmbaren Sog, als würde die Struktur der Dimension der Macht des Vorfahren nachgeben.
Für einen Moment ließ Lein seinen Blick schweifen. Die Dunkelheit des Weltraums erstreckte sich unendlich weit, und die Sterne, die eigentlich an ihrem Platz hätten bleiben müssen, verschoben sich subtil und schienen der Krümmung zu folgen, die durch diese räumliche Manipulation entstanden war.
Er wusste genau, dass diese Lichtpunkte nicht dieselben Sterne waren – sie waren lediglich Reflexionen, die durch eine unsichtbare Kraft verzerrt wurden.
***
Weit entfernt vom Schiff der Invictus-Sekte schoss ein anderes Raumschiff mit hoher Geschwindigkeit durch den Weltraum. Es war fast genauso groß, aber seine Bewegungen waren viel aggressiver, als würde es etwas verfolgen. Auf seinem Deck standen mehrere Personen in einer Formation, die ihre Hierarchie deutlich erkennen ließ. Ihre Gesichter waren angespannt, und eine ernste Unterhaltung lag in der Luft.
„Wir müssen uns beeilen. Sonst wird die Invictus-Sekte das größte Hindernis bei der nächsten Auswahl“, sagte ein großer Mann. Seine dunklen Augen leuchteten rot und brannten wie Glut in der Dunkelheit. Er presste die Kiefer aufeinander und ballte die Fäuste, als würde er sich etwas vorstellen, das ihn mit Abscheu erfüllte.
„Leider haben sie die gleichen Infos schon bekommen“, sagte ein anderer Typ mit neutralerem Tonfall. Die Energie, die von ihm ausging, war etwas schwächer, aber trotzdem nicht zu unterschätzen.
Der große Mann war einen Moment still und starrte ins Leere. In dieser kurzen Stille hatte sein leerer Blick etwas Unheimliches – fast so, als würde er eine Schlacht sehen, die noch nicht begonnen hatte.
Dann fragte er mit leiser Stimme: „Hat die Votum-Sekte unserer vorgeschlagenen Zusammenarbeit zugestimmt?“
Der Mann neben ihm warf einen Seitenblick, bevor er mit starrer Stimme antwortete: „Sie haben zugestimmt, mein Herr … aber sie haben die Verteilung der Beute abgelehnt.“ Entdecke neue Welten in My Virtual Library Empire
Die geballte Faust des großen Mannes entspannte sich leicht, bevor sie sich wieder zusammenpresste. „Was war ihre Begründung?“
„Sie sagten, die Votum-Sekte stehe der Maledictus-Sekte in nichts nach. Daher müsse die Aufteilung gleich sein.“
„Hm …“
Ein raues Lachen entrang sich dem großen Mann. Sofort zitterte die Luft um ihn herum leicht, als würde eine fast unmerkliche Energiewelle von seinem Körper ausgehen. Der Älteste, der neben ihm stand, versteifte sich und veränderte unmerklich seine Haltung, um sich darauf vorzubereiten.
„Sie scheinen vergessen zu haben, wie die Maledictus-Sekte ihre ‚Zusammenarbeit‘ handhabt“, murmelte der Mann mit leiserer Stimme, die jedoch eine unverkennbare Drohung enthielt.
Seine Augen brannten noch heller, das Purpurrot in seinen Pupillen pulsierte wie lodernde Flammen. Sein Gesicht war von Anspannung gezeichnet, sein Geist wog offensichtlich etwas ab – keine Verhandlungen, sondern etwas weitaus Drastischeres.
Um ihn herum schwiegen die anderen Ältesten. Sie wussten nur zu gut, dass es niemals klug war, unnötige Kommentare abzugeben, wenn dieser Mann Anzeichen von Wut zeigte. Die Luft um das Schiff herum fühlte sich etwas schwerer an, als würde sie auf die Spannung reagieren, die von seinem Körper ausging.
Die bedrohliche Aura des großen Mannes hörte jedoch nicht dort auf. Plötzlich sprach ein alter Mann, der vorne am Schiff stand – einer, der für das Öffnen der Raumrisse verantwortlich war –, Worte, die die ohnehin schon angespannte Atmosphäre sofort verdichteten.
„Veyrmor, dies wird entscheiden, ob du der Sektenführer bleibst oder irrelevant wirst“, sagte der alte Mann mit fester Stimme.
Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber der Tonfall war unmissverständlich und ließ keinen Raum für Diskussionen.
Der große Mann namens Veyrmor hielt seine Wut zurück. Er presste die Kiefer aufeinander, seine rot glühenden Augen wurden scharf und starrten den alten Mann direkt an. Für einen kurzen Moment schien die Zeit auf dem Deck still zu stehen.