Um das Schiff herum schwebten mehrere Blasen ziellos herum, wie riesige Seifenblasen, die in der Leere treiben. Die nächste hatte einen Durchmesser von etwa zehn Metern und sah aus wie eine transparente Kristallkugel mit schillernden Farben im Inneren. Lein schärfte seinen Blick. Unter ihrer schimmernden Oberfläche tauchten Miniaturwelten auf – hoch aufragende Berge, weite, wogende Ozeane und uralte Wälder, die in der Dunkelheit zu atmen schienen.
„Puh … Gott sei Dank.“
Alerons schwere Stimme durchbrach die Stille. Der Mann seufzte tief und ließ die Schultern leicht sinken, als wäre ihm gerade eine große Last von der Brust genommen worden.
Lein runzelte die Stirn. „Was ist los?“
Aleron warf ihm einen Blick zu, bevor er in einem beiläufigen Ton antwortete, obwohl seine Worte eine subtile Anspannung verrieten. „Wir sind in einem Gebiet ohne Regierung aufgetaucht. Sonst wären die Wachen des Dominion schon längst hinter uns her.“
Lein nickte verständnisvoll, während Tauriel, die neben dem Navigationspanel stand, hinzufügte: „Außerdem wäre es extrem schwierig gewesen, aus einem chaotischen Raum herauszukommen. Manche Gruppen kehren nie zurück.“
Lein schwieg und ließ die Informationen auf sich wirken. Er wusste, dass Aleron und Tauriel weitaus mehr Erfahrung mit interdimensionalen Reisen hatten, und im Moment konnte er nur beobachten und lernen. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch wieder auf die seltsamen Blasen gelenkt, die um sie herum schwebten.
Er kniff die Augen zusammen. „Was sind das, Lord Aleron? Sind das die sogenannten Realm-Blasen?“
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Aleron nickte mit einem leichten Grinsen. „Ja. Diese Blasen sind wie Miniaturwelten, aber sie enthalten keine Menschen. Nur Tiere und wilde Kreaturen überleben darin.“
Lein verschränkte die Arme und sein Blick wurde schärfer. „Also können wir sie betreten?“
„Natürlich.“ Aleron drehte sich mit einer herausfordernden Miene um. „Willst du sie dir genauer ansehen?“
Lein antwortete nicht sofort. Seine Gedanken rasten und wägten die Möglichkeiten und Risiken ab.
Aber seine Neugier und sein Wunsch, diesen Ort zu verstehen, überwogen seine Vorsicht. Schließlich nickte er. „Ja.“
Langsam näherte sich ihr Schiff der größten Blase vor ihnen. Als sie näher kamen, spürte Lein eine schwache Energiewelle, die von ihrer Oberfläche ausging, fast wie ein langsamer Herzschlag. Plötzlich erschien vor ihm ein Informationsfeld, das lautlos in der Luft schwebte.
[Realm-Blase]
– Realm-Level: D
– Mindeststufe: König 1
– Maximale Anzahl an Personen: 100
– Fertigstellung: 0 %
– Zeitlimit: 1 Jahr
– Ticket: 1
Lein starrte mit gerunzelter Stirn auf das Panel. Auf den ersten Blick erinnerte ihn diese Info an den Zweig „Verbesserung“, wo sie zuvor ein mysteriöses Ticket erhalten hatten, ohne dessen Zweck zu kennen. Jetzt begann alles Sinn zu ergeben – das Ticket war der Zugang zu Orten wie diesem.
Allerdings beunruhigte ihn etwas daran. Er wandte seinen Blick zu Aleron. „Warum habe ich solche Blasen im Göttlichen Himmelreich noch nie gesehen?“
Aleron grinste leicht, als hätte er die Frage schon erwartet. Mit einer entspannten Bewegung hob er einen Finger und zeigte nach unten. „Woher kommen diese Blasen deiner Meinung nach?“
Lein hielt inne und versuchte, die Bedeutung zu entschlüsseln. „Sie entstehen von selbst?“
Aleron schüttelte leicht den Kopf. „Halb richtig“, sagte er und wiederholte die Geste, diesmal mit einem bedeutungsvolleren Blick. „Diese Blasen kommen von unten.“
Leins Verwirrung wuchs. „Von unten?“
Aleron nickte. „Im Göttlichen Himmelreich gibt es diese Blasen nicht, weil sie noch keine Zeit hatten, aufzutauchen.
Normalerweise dauert es ein bis drei Jahre, bis ein neu entstandenes Reich solche Blasen anzieht.“
Lein nickte verständnisvoll. Das erklärte, warum er bei seiner Suche mit seinem göttlichen Bewusstsein keine gefunden hatte. Trotzdem quälte ihn eine weitere Frage. Wenn diese Blasen sich auf natürliche Weise bilden konnten, war es dann möglich, dass jemand – oder etwas – ihr Entstehen beschleunigen oder sogar kontrollieren konnte?
Aleron wandte sich wieder ihm zu. „Also? Willst du reingehen?“
Lein schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich habe bereits einen Reichskern. Wir sollten weiter nach dem Kosmischen Herzen suchen.“
Außerdem könnten nur sie drei hineingehen, während der Rest draußen bleiben müsste. Das war zu riskant. Die Crew ungeschützt in der Leere zurückzulassen, war keine kluge Entscheidung, zumal sie keine Ahnung hatten, welche Gefahren in der Leere lauerten.
Aleron hatte nichts gegen die Entscheidung einzuwenden. Mit geübten Bewegungen zog er seinen steinernen Kompass hervor und führte ein Suchritual durch. Langsam leuchteten die alten Symbole auf seiner Oberfläche schwach auf. Es dauerte nicht lange, bis der Stein in der Mitte heftig zu zittern begann und schließlich nach Westen zeigte.
„Diesmal sollte es stimmen“, sagte er optimistisch. Die Vibrationen des Steins fühlten sich stärker an als zuvor – ein Zeichen dafür, dass das Kosmische Herz in der Nähe war.
Ihr riesiges Schiff rumpelte leicht, bevor es erneut durch die Leere schoss. Es war kein Geräusch zu hören, nur eine sanfte Bewegung, die kaum wahrnehmbar war, als würden sie von einer unsichtbaren Strömung getragen. Das verstreute Sternenlicht in der Ferne schien eingefroren zu sein und bildete trotz ihrer schnellen Bewegung ein unveränderliches Muster.
Ein Monat verging.
Das Leben an Bord des Schiffes war für Lein und die anderen zur Routine geworden. Die Tage vergingen ohne große Veränderungen, gefüllt nur mit Gesprächen, Training und gelegentlichen Erkundungen auf dem Schiff, um die Langeweile zu vertreiben.
Auf einer Seite des Schiffes saß Aleron gemächlich auf dem kalten Metalldeck, ein Bein angezogen, während seine Hände eine Angelrute hielten, deren Schnur in der Leere verschwand. Das schwache Licht des Schiffes beleuchtete sein ruhiges Gesicht und betonte die leichte Falte auf seiner Stirn.
Lein tauchte neben ihm auf und trug zwei Tassen dampfenden Kaffee. Der bittere Duft stieg in die Nase. Er reichte Aleron eine Tasse und setzte sich dann neben ihn.
„Wie läuft’s? Hat jemand was gefangen?“, fragte er und nahm einen Schluck von seinem warmen Kaffee. Der bittere Geschmack, gemischt mit einer Spur Süße, wärmte sofort seine Kehle.
Aleron atmete leise aus, den Blick immer noch auf die Leere gerichtet. „Unmöglich. Wir sind zu weit weg von der Zivilisation.“
Der kalte Wind von draußen war beißend, obwohl sie sich innerhalb der Energiebarriere des Schiffes befanden. Auch Lein starrte nach vorne, in das dunkle Meer der Leere. In der Ferne funkelten schwache Sterne, wie Kerzen, die kurz davor waren zu erlöschen.
„Das letzte Mal, dass ich mich so weit hinausgewagt habe, war während eines großen Ereignisses in Dominion Zenith“, sagte Aleron und kniff die Augen leicht zusammen, als würde er sich an eine alte Erinnerung zurückerinnern.
Lein nickte gelegentlich und hörte Alerons Geschichte zu. Einige Teile klangen unglaublich, fast wie eine Legende, aber er unterbrach ihn nicht. Er ließ den Mann seine Geschichte erzählen, wie ein alter Fischer, der in einer ruhigen Nacht Geschichten erzählt.
Aleron redete weiter, seine Augen leuchteten leicht. In seiner Stimme war etwas, das er nicht verbergen konnte – eine Sehnsucht nach der Vergangenheit.
Lein lächelte leicht. Trotz der Gefahren ihrer Reise fühlte er sich in Momenten wie diesen wirklich lebendig.