Das Karawanenschiff ragte in die Leere, seine Präsenz erschütterte den Raum selbst, als wolle es seine Herrschaft über alles behaupten. Das riesige Schiff erstreckte sich über Dutzende von Kilometern und glich einem sich bewegenden Berg, während Leins Raumschiff, obwohl hochmodern, im Vergleich dazu wie ein kleines Boot wirkte.
Die drei Schutzschichten, die sie errichtet hatten – Lein, Aleron und Tauriel – hielten jedoch stand. Die heftigen Erschütterungen, die die Struktur hätten zerreißen müssen, fühlten sich nun wie bloße Wellen auf der Wasseroberfläche an.
Über der Leere schwebten die drei und blickten auf das neu angekommene Schiff. Aleron runzelte die Stirn, sein Gesichtsausdruck zeigte unverkennbare Unzufriedenheit.
„Verdammt … das Karawanenschiff“, murmelte er mit schwerer Stimme, seine Augen voller Unzufriedenheit, als würde er etwas betrachten, dem er sich nicht stellen wollte.
Lein drehte sich leicht verwirrt zu ihm um. Sollte die Begegnung mit einem Karawanenschiff nicht eigentlich etwas Gutes sein? Sie könnten wertvolle Güter oder sogar noch größere Chancen finden.
„Was ist los?“, fragte er.
Aleron antwortete nicht sofort. Er starrte nur mit säuerlicher Miene auf das Schiff, wie jemand, der sich dem Unvermeidlichen nicht stellen will.
„Warte noch ein bisschen, dann wirst du es selbst sehen, Lord Lein.“
Lein folgte seinem Blick. Auf dem Deck des Karawanenschiffs standen fünf Gestalten von auffallender Eleganz. Sie strahlten eine majestätische Aura aus, die wie das Licht der Sterne pulsierte.
Selbst als sie still dastanden, lastete ihre Präsenz auf dem Raum um sie herum und machte die Luft schwerer. Einer von ihnen war eindeutig ein König der Stufe 9, während die anderen vier zwischen Stufe 6 und Stufe 8 rangierten – Herrscher über ihre jeweiligen Gebiete.
Aleron seufzte tief. „Das sind alles Könige der mittleren Stufe.“
Tauriel tat es ihm gleich, ihr scharfer Blick blieb unter ihrem wallenden grünen Umhang wachsam.
„Ja … Dieses Karawanenschiff ist schwächer als die anderen. Aber das heißt nicht, dass wir unsere Wachsamkeit verringern dürfen.“
Ihr Tonfall war vorsichtig, als wäre sie jederzeit bereit zu handeln.
Lein sah sich das Schiff endlich genauer an. Winzige Lichter flackerten über seiner kalten Oberfläche, wie gefangene Sterne, die in das dunkle Metall eingebettet waren.
An der Seite des Schiffes stürmten mehrere Gestalten hervor, deren Rufe durch die Leere hallten. Kultivierende niedrigerer Stufen und ein paar Unsterbliche starrten voller Angst auf das Hauptdeck und hofften, dass die fünf Könige, die die Karawane bewachten, sie vor etwas – oder jemandem – beschützen würden.
Leins Blick blieb auf den fünf Gestalten auf dem Deck haften. Für einen Moment zitterte sein Herz.
Ihre Aura war überwältigend. Selbst mit seinen Attributen, die eine Milliarde überstiegen, konnte er den Unterschied spüren. Das war nicht nur rohe Kraft – das war Autorität.
Die fünf Könige standen unerschütterlich da, sagten nichts, existierten einfach wie unbewegliche Torwächter der Welt.
„Wahnsinn … wie hoch sind ihre Attribute?“, murmelte Lein, während sein Blick auf die fünf Könige geheftet blieb. „Sind das Level-6-Könige?“
Kein Wunder, dass Aleron – der normalerweise entspannt war und nie etwas zu ernst nahm – plötzlich angespannt war.
Aber der größte Druck ging von dem Mann aus, der an der Spitze stand. Seine Präsenz war wie die eines Gottes, der in die Welt der Sterblichen herabgestiegen war. Seine goldene Robe wehte anmutig und strahlte eine göttliche Aura aus, die jeglichen Druck auf das Karawanenschiff abwehrte.
Lein schluckte schwer. „Ist das ein Wahrer König?“, flüsterte er.
Zum ersten Mal seit Ewigkeiten spürte er es wieder. Ohnmacht.
Ein fast vergessenes Gefühl.
Etwas regte sich in seinem Herzen – ein schwaches Verlangen, fast wie Sehnsucht. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so etwas gefühlt hatte. Es war, als wäre er in die Vergangenheit zurückgekehrt, in eine Zeit, in der Macht etwas war, das man anstreben musste, und nicht etwas, das man bereits besaß.
Eine weitere Frage tauchte in seinem Kopf auf.
Mit einer solchen Macht … wer würde es wagen, ihnen Ärger zu machen?
Als würde jemand seine Gedanken hören, bebte der Raum um sie herum.
In der Ferne öffnete sich ein riesiges Portal. Dunkles Licht umgab es, obwohl es im Vergleich zum Karawanenschiff immer noch winzig war. Aus dem Dimensionsriss tauchte ein schwarzes Schiff auf – nur ein Fünftel so groß wie die Karawane, aber mit einem seltsamen, unverkennbar auffälligen Design.
Lein runzelte die Stirn. Die Form dieses Schiffes erinnerte ihn an ein Piratenschiff.
An seiner Vorderseite war ein kolossaler Schädel angebracht, hundert Meter hoch, mit aufgerissenem Maul und gezackten Zähnen, die bereit schienen, die Welt zu verschlingen. Es ging eine deutliche Aura der Bedrohung von ihm aus, etwas, das klar machte, dass dies kein gewöhnliches Schiff war.
Und auf seinem Deck stand ein Mann in einer schwarzen Robe.
Seine Augen leuchteten rot hinter einer Maske. In seiner Hand hielt er einen Stab, der vor der Energie von Raum und Zeit pulsierte, als würde sich die gesamte Dimension seinem Willen beugen.
Lein warf einen Blick auf Aleron. „Wer sind die?“, fragte er.
Bevor Aleron antworten konnte, sprach Tauriel mit leiser, emotionsgeladener Stimme. „Das sind die Kosmischen Piraten.“
Leins Blick wanderte zu ihr.
Tauriel war diesmal irgendwie anders. Die übliche Ruhe in ihren Augen war tiefem Hass gewichen – nicht bloßer Abneigung, sondern einer lange unterdrückten Wut.
„Lord Lein“, warnte Aleron ernst. „Sei vorsichtig. Sie … sind stark. Sehr stark.“
Er warf Tauriel einen kurzen Blick zu, in dem ein Hauch von Mitgefühl lag.
Währenddessen beobachteten die fünf Könige auf dem Deck des Karawanenschiffs Lein und die anderen einen Moment lang. Aber nachdem sie festgestellt hatten, dass sie keine echte Bedrohung darstellten, wandten sie sich ab und ignorierten sie völlig.
Plötzlich hallte Gelächter durch die leere Stille.
„HAHAHAHAHA!!“
Lein spannte sich an, als das Lachen des schwarz gekleideten Mannes durch die weite Leere hallte. Der spöttische Tonfall seiner Stimme schien den Stolz der fünf Könige auf dem Hauptdeck des Karawanenschiffs zu durchdringen.
„Ihr werdet nicht entkommen können!“, verkündete der Mann mit absoluter Zuversicht. Seine leuchtend roten Augen wanderten nacheinander über jede einzelne Gestalt vor ihm.
Lein beobachtete ihn aufmerksam. Selbst aus der Entfernung konnte er den immensen Druck spüren, den diese Gestalt ausstrahlte. Der schwarze Stab in der Hand des Mannes, der mit einem leuchtenden Kristall verziert war, pulsierte mit einer unheimlichen Energie, als würde sie in die Risse der Dimension selbst sickern.
Auf dem Hauptdeck trat Großmeister Orin, der Mann in der goldenen Robe, vor.
Die großgewachsene Gestalt in goldener Robe zeigte keine Spur von Angst. Die Schwerkraft um ihn herum nahm zu und ließ die Luft heftig zittern.
„Kapitän Drathos“, sagte Orin mit tiefer, autoritärer Stimme. „Du bist gekommen, um etwas zu holen, das dir nicht gehört.“
Drathos grinste. „Nicht mir gehört? Oh, ganz im Gegenteil, Orin. Ich bin gekommen, um mir zu holen, was mir rechtmäßig zusteht.“
Er hob seinen Stab leicht an, und Lein spürte, wie sich der Raum um ihn herum subtil verzerrte. Das war keine leere Drohung – dieser Mann konnte allein durch seine Anwesenheit das Gewebe der Dimensionen zerreißen.
„Das Artefakt der Himmelsebene“, fuhr Drathos fort, „und außerdem … den Göttlichen Drachen. Übergebt sie mir, und vielleicht lasse ich euer Schiff unversehrt.“
Leises Murmeln ging durch die Karawanencrew, die aus der Ferne zusah. Selbst Lein zuckte bei dieser Forderung zusammen. Ein Göttlicher Drache? Was genau hatte das Karawanenschiff, das die Aufmerksamkeit eines Piraten wie Drathos auf sich zog?
Orin blieb unbeeindruckt. „Ich werde kein heiliges Wesen an einen Schurken wie dich ausliefern.“
Für einen kurzen Moment herrschte Stille zwischen ihnen.
Dann trat eine der anderen Königinnen, Sylva, eine maskierte Frau, die in eine leuchtend grüne Aura gehüllt war, vor. Sie sah Orin mit ernstem Blick an.
„Großmeister Orin, wir müssen uns nicht auf einen unnötigen Konflikt einlassen. Wenn wir den Drachen aushändigen, können wir vielleicht eine Schlacht vermeiden.“
Lein runzelte die Stirn. Gab es also Meinungsverschiedenheiten unter ihnen?
Orin wandte seinen Blick Sylva zu und kniff die Augen zusammen. „Nein.“ Ein einziges Wort, aber voller unerschütterlicher Entschlossenheit.
Drathos lachte erneut. Diesmal war es leiser und bedrohlicher. „Interessant … Du entscheidest dich also für den schwierigen Weg.“
Die Luft um sie herum begann zu zittern. Lein konnte spüren, wie die Energie aus Drathos‘ Stab sickerte, sich mit der Struktur der Realität vermischte und Raum und Zeit selbst verdrehte.
„In diesem Fall“, sagte Drathos und hob seinen Stab höher, „werde ich dir den Preis deiner Arroganz zeigen.“
Orin stieß ein leises Knurren aus. „Hier wirst du nicht machen, was du willst.“
Dann setzte er sich in Bewegung.
In einem Augenblick dehnte sich die Schwerkraft um Orin herum aus. Der Raum verzerrte sich, als würde die Welt selbst gezwungen, sich seinem Willen zu unterwerfen. Lein verlor fast das Gleichgewicht, nur weil er in der Nähe der entfesselten Kraft stand.
„Lord Lein, lass deine Deckung nicht fallen. Sie werden gleich kämpfen“, ermahnte ihn Aleron von der Seite.
Drathos wich jedoch nicht zurück. Stattdessen schwang er seinen Stab. In einem Augenblick verdrehte sich die Raumzeit um ihn herum und bildete einen Wirbel aus dunkler Energie, der das umgebende Licht verschlang.
Dann begann der Kampf.
Der Zusammenprall zwischen dem Gesetz der Schwerkraft und dem Gesetz der Raumzeit erschütterte die Leere. Das Karawanenschiff bebte heftig, sodass mehrere Besatzungsmitglieder stolperten und stürzten.
Lein hielt seine Position und richtete seinen scharfen Blick auf den sich entfaltenden Kampf.
Orins erster Angriff traf mit immenser Wucht und erzeugte einen so überwältigenden Gravitationsdruck, dass Trümmer von Drathos‘ Piratenschiff auseinandergerissen wurden und in den Abgrund drifteten. Mit einer einzigen Drehung seines Stabes lenkte Drathos den Angriff jedoch zur Seite und ließ ihn harmlos an seinem Körper vorbeiziehen.
„Zu langsam“, spottete Drathos.
Im Handumdrehen war er verschwunden.
Lein konnte seine Bewegung kaum verfolgen, doch im nächsten Moment tauchte er wieder über Orin auf und schwang seinen Stab nach unten. Dimensionale Brüche rissen um sie herum auf und drohten, Orin in das Chaos des Weltraums zu reißen.