Der muskulöse Typ griff nicht sofort an. Anstatt wie erwartet aggressiv vorzustürmen, bewegte er sich zur Seite, seine Schritte schwer, aber bedächtig. Seine Augen ließen Viola nicht einen Moment aus den Augen. Obwohl er wie ein Schläger aussah, der sich nur auf seine rohe Kraft verließ, verrieten seine Handlungen etwas anderes – Vorsicht.
Sein Blick war auf einen dünnen Schnitt auf seiner Brust gerichtet, eine Wunde, die unbedeutend erscheinen mochte, aber ausreichte, um ihn zweimal überlegen zu lassen. Wie schnell war dieser Angriff gewesen? Wie tief hätte die Wunde sein können, wenn er einen Fehler gemacht hätte? Er wusste, dass selbst der kleinste Fehler zur Niederlage führen konnte.
Viola blieb regungslos stehen, still und unbeeindruckt. Der Wind in der Arena wehte und ließ ihre Haare sanft flattern, doch ihr Blick blieb scharf, als würde er die mentalen Abwehrkräfte ihres Gegners durchdringen. Das Schwert in ihrer Hand glänzte, umgeben von einer schwarzen Aura, die wie ein kriechender Nebel an ihr haftete und die Luft um sie herum schwer machte. Es war, als lauerte die Leere selbst und wartete auf eine Gelegenheit, ihren Gegner zu zerreißen.
Der muskulöse Mann spürte einen immensen Druck, nicht nur von dem Schwert, sondern von Viola selbst. Sie war nicht nur eine Gegnerin – sie war eine Bedrohung.
Seine Finger umklammerten den Griff seiner Keule, die Muskeln in seinen Armen spannten sich an. Seine Atmung blieb ruhig, aber Schweißperlen bildeten sich auf seinen Schläfen. Dies war kein gewöhnlicher Zweikampf – dies war ein Kampf, in dem Fehler keine Option waren.
Und Viola … sie wartete einfach nur.
„Carter?“, flüsterte Viola leise, als ihr Blick auf Carter fiel, der hinter der Schutzbarriere der Arena stand.
Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, bevor Carter wegschaute und sich wieder auf den muskulösen Mann vor Viola konzentrierte.
„Tsk … was ist los mit mir? Bin ich in seinen Augen nicht interessant?“, murmelte Viola leicht genervt in ihrem Herzen. Aber sie schüttelte den Gedanken schnell ab.
Carter war immer so. Es hatte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen.
Sie konzentrierte sich wieder auf ihren Gegner. Der muskulöse Mann stand regungslos da, bewegte sich nur leicht zur Seite und beobachtete aufmerksam jede Bewegung von Viola. Es gab kein Anzeichen dafür, dass er zuerst angreifen würde.
„Feigling … Ich werde das beenden.“
Ohne zu zögern, aktivierte Viola ihre Schwertkunst. Die schwarze Aura, die ihre Klinge umgab, brach plötzlich hervor und verwandelte sich in ein tobendes dunkles Feuer.
Die Menge brüllte vor Aufregung. Alle Augen waren auf den Kampf gerichtet und warteten gespannt darauf, wie der muskulöse Mann auf diesen vernichtenden Angriff reagieren würde.
BOOM!
Plötzlich schlug der Mann mit seiner massiven Keule auf den Boden der Plattform. Durch den Aufprall bildeten sich große Risse, und im Nu flogen Steinstücke durch die Luft. Mit ungeheurer Kraft schlug er auf jedes einzelne Fragment und schleuderte sie wie Kanonenkugeln auf Viola.
Zack!
Viola schlug mühelos durch die herumfliegenden Trümmer. Ihre schwarzen Flammen brannten durch die Luft und zerschnitten jedes Geschoss, als wären sie nichts weiter als Butter unter einem heißen Messer.
„Was für mächtige Flammen …“, murmelte der muskulöse Mann, doch in seiner Stimme lag keine Angst, nur Bewunderung.
Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. Er stand aufrecht da, streckte langsam beide Arme aus und beschrieb kreisende Bewegungen in der Luft. Seine Muskeln begannen zu pulsieren, sein Körper zitterte leicht, und dann, allmählich … wurde er größer. Jede Faser seiner Muskeln dehnte sich aus und formte ihn zu einer noch furchterregenderen Gestalt.
„Ein Riese?“, flüsterte Carter mit großen Augen.
Sein Blick wanderte sofort zu Viola, und er wurde von einer Welle der Besorgnis überkommen. Im Vergleich zu dem Mann, der nun zu einem drei Meter großen Riesen herangewachsen war, wirkte Viola so klein und zerbrechlich.
Doch irgendetwas stimmte nicht.
Viola schlug in alle Richtungen um sich, aber keiner ihrer Angriffe schien Wirkung zu zeigen. Die Zuschauer begannen verwirrt zu murmeln.
„Was macht sie denn da?“
„Hat sie die Nerven verloren?“
Auf der anderen Seite der Arena fingen die Zuschauer der Cui-Rasse, die den Riesen anfeuerten, an, zu jubeln und Viola die Niederlage zuzurufen.
ARGH!
Der Riese brüllte und stampfte so heftig auf den Boden, dass die gesamte Plattform heftig bebte. Dann sprang er mit einem gewaltigen Satz in die Luft und hob seine kolossale Keule hoch über seinen Kopf.
Ein Schlag – dieser eine Schlag konnte Viola in einem Augenblick zerquetschen.
Carter biss die Zähne zusammen und sein Körper spannte sich außerhalb der Arena an.
„Viola…!“
Viola starrte zu dem herabkommenden Riesen hinauf, dessen Körper bereit war, mit unvorstellbarer Wucht auf sie niederzusausen. Doch statt Angst zeigte sich ein leichtes Grinsen auf ihren Lippen.
„Los!“
In dem Moment, als das Wort ihre Lippen verließ, zuckten Schwertblitze durch die Luft. Scharfe Energielinien zogen sich über den Körper des Riesen, als hätte das Schicksal selbst sie dort hingezogen. Für einen kurzen Moment erstarrte seine Bewegung in der Luft, dann –
BOOM!
Die Duellplattform bebte heftig, und Risse breiteten sich von der Aufprallstelle aus. Blut sickerte aus Dutzenden von Schnitten, die den Körper des Riesen bedeckten, sein Fleisch war aufgerissen, sein Atem ging stoßweise.
Seine Augen weiteten sich vor Schock und Angst. „Heiß …“, stieß er mit heiserer Stimme hervor. Das waren keine gewöhnlichen Schnitte – er spürte, wie dunkle Flammen über seine Wunden krochen und nicht nur sein Fleisch, sondern auch seinen Willen verbrannten.
Viola senkte ihr Schwert, ihr Gesichtsausdruck war gleichgültig. „Gib auf … oder du wirst nichts als Fleischfetzen sein.“
In ihrer Stimme lag ein Hauch von Stolz, als wäre ihr Sieg absolut. Doch für einen kurzen Moment wanderte ihr Blick nach draußen, als würde sie nach jemandem suchen.
Carter.
Der Mann beobachtete sie mit unlesbarem Gesichtsausdruck – vielleicht Ehrfurcht, vielleicht ein Hauch von Angst. Viola bemerkte diesen Blick, und aus irgendeinem Grund regte sich eine Welle der Wärme in ihrer Brust.
Carter hingegen seufzte tief. „Tsk … sie ist so pervers“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu jemand anderem. Er hatte immer gewusst, dass Viola stark war, aber sie jetzt selbst kämpfen zu sehen, war etwas ganz anderes. Sein Blick wanderte über die Wunden der Riesin – Violas Kraft überwältigte ihre Gegner nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Was, wenn diese Frau meine Frau würde?
Der Gedanke tauchte aus dem Nichts auf. Sofort lief ihm ein Schauer über den Rücken.
Viola kniff die Augen zusammen, als könne sie seine Gedanken lesen. „Häh?“ Ihr scharfer Blick war misstrauisch.
