Als würde sie die Frage beantworten, tauchte plötzlich eine weitere Gestalt aus dem Nichts auf. Diesmal trat eine Frau mit glatter, strahlend weißer Haut elegant vor. Ihr langes, glattes schwarzes Haar schwang bei jeder Bewegung sanft mit. Das weiße Gewand, das sie trug, sah elegant aus, und die himmelblauen Akzente um ihre Taille betonten ihre Anmut noch mehr.
Mit entspannten Schritten ging sie an den Beamten vorbei, die in einem reservierten Bereich saßen. Als sie sich ihnen näherte, standen sie jedoch einer nach dem anderen auf und neigten respektvoll den Kopf. Das war nicht nur eine Höflichkeitsgeste; einige schüttelten ihr sogar die Hand, als würden sie ein lang verlorenes Familienmitglied begrüßen.
Shen Yu beobachtete die Szene aufmerksam. Die Vertrautheit, die die Beamten dieser Frau entgegenbrachten, machte ihn noch neugieriger. Wer war sie eigentlich? Niemand sonst hier wurde so herzlich behandelt, außer den höchsten Würdenträgern.
Sein Blick folgte ihr auf jedem Schritt, während sie sich ihren Weg zur ersten Sitzreihe bahnte. Als sie schließlich stehen blieb und sich auf den Platz rechts, zwei Stühle von der Mitte entfernt, setzte, hielt Shen Yu fast den Atem an.
„Die andere rechte Hand“, murmelte er leise, während sein Blick immer noch auf die Frau geheftet war.
Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, aber bevor er weiterdenken konnte, riss eine laute Stimme von der Hauptbühne seine Gedanken auseinander.
In der Mitte der Bühne stand eine Frau mit unerschütterlicher Selbstsicherheit. Isabel, die Moderatorin, strahlte über das ganze Gesicht und zeigte dabei ihre makellosen weißen Zähne, die im Scheinwerferlicht aus allen Winkeln glänzten.
„Habt ihr Spaß?“, rief sie laut und hob das Mikrofon hoch, als würde sie das Publikum zu einer synchronen Antwort auffordern.
Jubel brandete aus allen Ecken auf. Begeisterte Rufe erfüllten die Arena, besonders von den Plätzen, die von den Cui und den Elfen aus dem Stillen Wald besetzt waren. Diese glühende Energie drang in Isabels Brust ein und ließ ihr Herz vor Aufregung höher schlagen.
Natürlich war sie zufrieden. Der Auftakt war ein voller Erfolg.
„Es warten noch spektakulärere Darbietungen auf euch! Aber zuvor heißen wir unsere verehrten Gäste willkommen!“, verkündete sie mit feuriger Begeisterung, drehte sich um 360 Grad und hob das Mikrofon erneut.
Das Publikum wurde noch unruhiger, seine Neugierde erreichte ihren Höhepunkt. Große Kameras, die in verschiedenen Ecken aufgestellt waren, fokussierten weiterhin Isabels Gesicht, das vor Aufregung strahlte.
„Hahaha … Entspannt euch, entspannt euch. Ich weiß, dass ihr alle gespannt seid.“
Isabel holte kurz Luft und verkündete dann mit dramatischer Stimme: „Also gut … Begrüßen wir … den ehrenwerten Lord Meng Hao!“
Sie machte absichtlich eine Pause zwischen den Worten, ein Trick, den sie einsetzte, um Spannung aufzubauen. Und wie erwartet funktionierte es. Ein tosender Applaus brandete durch die Arena.
Die Kameras zoomten sofort auf Meng Hao, der bereits in der ersten Reihe des reservierten Bereichs saß. Mit selbstbewussten Bewegungen stand er auf, strahlte über das ganze Gesicht und winkte in alle Richtungen.
Der Jubel wurde noch lauter. Für einen Moment schien die Atmosphäre in der Arena vor lauter Euphorie zu explodieren.
Die Begeisterung beschränkte sich nicht nur auf das Publikum aus dem Guandu-Reich, auch die Erdrasse und die Elfen aus dem Stillen Wald stimmten mit leidenschaftlichen Jubelrufen ein. Ihre Gesichter waren voller Bewunderung, denn für viele von ihnen war es eine unglaublich seltene Gelegenheit, jemanden von so hohem Rang in echt zu sehen.
Isabel stand ruhig in der Mitte der Bühne und wartete auf den richtigen Moment. Ihr Blick blieb auf Meng Hao gerichtet, um sicherzustellen, dass er genug Zeit hatte, den Applaus der Menge zu würdigen. Ein paar Sekunden vergingen, dann setzte sich Meng Hao langsam wieder auf seinen Platz. Der überwältigende Jubel verebbte allmählich, und bald kehrte wieder Stille in der Arena ein.
„Als Nächste: die ehrenwerte Lady Hua Ling!“, hallte Isabels kraftvolle Stimme durch den Saal.
Wieder brach die Menge in tosenden Jubel aus.
Nicht weit von Meng Hao stand eine würdevolle Frau mit glattem, edlem Gesicht und einer anmutigen Haltung. Mit einem sanften Lächeln hob sie die Hand und winkte dem Publikum zu, genau wie Meng Hao es gerade gemacht hatte.
Überraschenderweise war der Applaus für sie genauso laut. Die Zuschauer jubelten ihr wiederholt zu, ihre Begeisterung war ungebrochen.
Wieder einmal wurde die Arena von einer überwältigenden Energiewelle erfasst.
Nach Hua Lings Vorstellung fuhr Isabel fort, die Namen der angesehenen Gäste aus dem Guandu-Reich aufzurufen. Einer nach dem anderen wurden die hochrangigen Beamten nach vorne gebeten. Zu diesem Zeitpunkt saßen bereits vierzehn Personen auf den Ehrenplätzen, doch sechs Stühle blieben noch frei.
Die Vorstellung der Gäste aus dem Reich Guandu nahm einige Zeit in Anspruch. Nach einigen Minuten war Isabel bereit, mit der Vorstellung der Gäste der Elfen aus dem Stillen Wald fortzufahren. Doch bevor sie ein Wort sagen konnte, passierte etwas Unerwartetes.
Ohne Vorwarnung erschien eine Gestalt, die eine immense Kraft ausstrahlte, direkt vor den Hauptplätzen, die für die Ehrengäste aus dem Reich Guandu reserviert waren.
Wie ein Schatten, der aus dem Nichts auftauchte, standen Aleron und fünf weitere Älteste da und strahlten eine überwältigende Präsenz aus. Es herrschte kurz Stille, bevor sich erstauntes Flüstern unter den Zuschauern breitmachte.
Aber die Überraschungen waren noch nicht vorbei.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Arena, im speziellen Bereich für die Gäste der Stille Waldelfen, tauchte ebenso mysteriös eine weitere Gestalt auf.
Turiel, der Anführer der Elfen, stand aufrecht da, flankiert von mehreren älteren Elfen.
Isabels Herz pochte. „Verdammt … Warum mussten sie gerade jetzt auftauchen?“, schrie sie innerlich. Mit dieser Situation hatte sie nicht gerechnet.
Ihre Gedanken rasten, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. „Wen soll ich zuerst begrüßen?“, murmelte sie leise, während ihr Blick zwischen Aleron und Turiel hin und her huschte.
Doch ihr Körper blieb ruhig und strahlte Anmut und Professionalität aus. Sie stand mit größtem Respekt da und wartete darauf, dass die beiden großen Anführer ihre Plätze einnahmen. Diese kurze Pause gab ihr einen Moment Zeit, um nachzudenken und sich für ihr nächstes Vorgehen zu entscheiden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit nahmen Aleron und die Ältesten endlich ihre Plätze im Hauptbereich ein. Das Gleiche geschah auf der anderen Seite, wo Turiel und die Elfenältesten ebenfalls Platz nahmen.
Isabel holte tief Luft. In diesem Moment durfte nichts schiefgehen.
„Meine Damen und Herren …“, sagte sie mit fester Stimme und hielt das Mikrofon näher an ihre Lippen.
„Alle Anwesenden bitte aufstehen. Wir heißen nun unsere Wächter willkommen!“
Das Gemurmel, das die Arena erfüllt hatte, verstummte augenblicklich.
In dem Moment, als das Wort „Wächter“ ihre Lippen verließ, brach ein gewaltiger Tumult im ganzen Saal aus. Der ohrenbetäubende Jubel schwoll erneut an und erzeugte eine so intensive Energie, dass es sich anfühlte, als würde der ganze Raum beben.
Scheinwerfer strahlten auf Isabel, die mit makelloser Haltung in der Mitte der Bühne stand. Die nächsten Augenblicke würden den Höhepunkt der Veranstaltung markieren, und Isabel wusste, dass sie alles perfekt meistern musste.