Plötzlich schwebte ein schwarzes Schwert in der Luft und strahlte eine überwältigende Aura aus, die die Luft um ihn herum leicht zittern ließ. Genieße neue Geschichten aus My Virtual Library Empire
„Das ist ein Geschenk von meinem Bruder, Lady Tauriel“, sagte Nita aufrichtig. „Ein Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass ich den Kristallkern der Elfen aus dem Stillen Wald benutzen durfte.“
Tauriel betrachtete das Schwert mit ernstem Blick. Diese Waffe hatte etwas Besonderes an sich. Ihr Atem ging etwas schwerer – nicht aus Angst, sondern weil sie erkannte, dass dieses Schwert kein gewöhnliches Schwert war. Es fühlte sich lebendig an, als hätte es einen eigenen Willen.
Sie streckte die Hand aus und spürte die Energie, die von der Klinge ausging. Ihre Finger streiften das scheinbar stumpfe Metall, doch die Aura, die es ausstrahlte, war so scharf, dass es sich anfühlte, als könnte es die Seele selbst durchdringen. Tauriel hatte das deutliche Gefühl, dass dieses Schwert nicht nur Fleisch, sondern die Essenz des Seins selbst zerschneiden konnte.
„Ein bemerkenswertes Schwert …“, murmelte sie leise, ihre Stimme fast übertönt vom rauschenden Wind über dem See. Sie untersuchte die Waffe weiter genau, ihre scharfen Augen musterten jedes Detail, das sie erkennen konnte.
„Bitte richte dem jungen Herrn Lein meinen Dank aus“, fügte sie hinzu, immer noch unfähig, ihren Blick von dem Schwert abzuwenden.
Nita lächelte schwach und nickte. „Gern geschehen, meine Dame. Dann werde ich mich nun verabschieden.“
Mit leichten Schritten zog sich Nita langsam zurück. Dann verschwand ihre Gestalt lautlos wie ein Schatten, der vom Licht verschluckt wurde, und ließ Tauriel allein am stillen Seeufer zurück.
Tauriel starrte einen Moment lang auf das schwarze Schwert, bevor sie es vorsichtig weglegte. Dann wanderte ihr Blick zurück zur Oberfläche des Sees, in der sich ihr Spiegelbild zusammen mit den Bäumen um sie herum widerspiegelte.
„Wie ist das möglich?“, murmelte sie leise, kaum hörbar. Ihr Geist war noch immer voller Neugier. Es war schon lange her, dass sie etwas wirklich überrascht hatte, aber was gerade geschehen war, hatte sie zutiefst erschüttert.
Als Elfe war sie mit einem langen Leben und großem Wissen gesegnet. Das Reich des Stillen Waldes, ihre Heimat, stand seit Äonen unerschütterlich da, gestützt von den Wächtern, die es seit jeher beschützten. Sie selbst hatte unzählige Wunder und Geheimnisse der Welt gesehen. Doch was sie heute erlebt hatte, stellte alles in Frage, woran sie geglaubt hatte.
Vor langer Zeit, in ihrer Jugend, hatte Tauriel geglaubt, dass man mit genug Einsatz alles in dieser Welt erreichen konnte. Als Elfe von edler Geburt war es für sie selbstverständlich, eine Wächterin zu werden. Nichts war unmöglich. Doch nachdem sie Nitas unglaubliche Verwandlung in so kurzer Zeit miterlebt hatte, begann sie sich zu fragen, ob es eine Macht gab, die größer war als alles, was sie bisher kannte.
„Ich darf keine Feindin dieses Reiches werden …“, flüsterte sie kaum hörbar. Die Zuversicht, die einst ihre Augen erfüllt hatte, war nun von Vorsicht getrübt.
Der Tag wurde heller. Tauriel wurde klar, dass sie sich nicht zu lange in ihren Gedanken verlieren durfte, und atmete tief ein und aus. Sie musste sich auf das bevorstehende Ereignis vorbereiten.
Im Handumdrehen verschwand ihre Gestalt vom Seeufer und hinterließ nur eine schwache Spur ihrer Anwesenheit in der sich erwärmenden Luft.
***
Baum des Lebens – Baumstamm
Im nördlichen Teil des Baumstamms war das Eingangstor voller Leute, die mit brennender Begeisterung ankamen.
Jubelrufe hallten aus allen Ecken und sorgten für eine lebhafte und ausgelassene Stimmung. Die Kleidung, die sie trugen, spiegelte ihre Persönlichkeit und Herkunft wider. Einige trugen traditionelle Kleidung aus verschiedenen Regionen der Erde und brachten so einen Hauch von Nostalgie aus ihrer Heimat mit. Andere waren als Superhelden verkleidet und verkörperten ihren Abenteuergeist und ihre Lebensfreude. Einige hatten sich für formelle Kleidung entschieden, während andere leger gekleidet waren. Es gab keine strengen Kleidervorschriften – jeder konnte sich so kleiden, wie er wollte.
Da an dieser Veranstaltung auch Menschen aus verschiedenen Allianzen teilnahmen, war die Vielfalt deutlich zu spüren. Weiße Haut, schräge Augen, hohe Nasen und unterschiedlich gefärbtes Haar – alles vermischte sich ohne Barrieren und ohne Unterschiede. Sie sprachen in ihren jeweiligen Sprachen, aber dank fortschrittlicher Übersetzungstechnologie blieb die Kommunikation reibungslos. Lachen, Witze und Diskussionen erfüllten die Eingangsbereiche und bildeten eine harmonische Symphonie der Zivilisationen.
In dieser bunten Menge fielen die Cui und die Elfen aus dem Stillen Wald jedoch auf eine andere Weise auf. Das lag nicht an ihrer Kleidung oder ihrem Aussehen, sondern an der Aura, die sie ausstrahlten. Ihre Energie wirkte tiefer, mehr mit der Natur verbunden.
Die Menschen der Erde waren daran zwar nicht gewöhnt, konnten den Unterschied aber instinktiv spüren. Das Gefühl war ähnlich wie vor einer unerbittlichen Bergbrise zu stehen oder in der Nähe eines uralten Baumes zu sein, der seit Jahrhunderten die Geheimnisse der Welt hütete.
Inmitten des Meeres aus Menschen und Wesen verschiedener Rassen ging eine Gruppe von Schülern der Sternenakademie mit selbstbewussten Schritten den Hauptweg entlang in Richtung Tor. Nova und Pele gingen Seite an Seite und musterten aufmerksam die Menge.
„Pele, was denkst du? Sind sie stark?“, fragte Nova mit ruhiger Stimme, aber in seinen Augen blitzte ein Hauch von Unbehagen auf. Sein Blick war auf die Schüler der Cui-Rasse und die Elfen aus dem Stillen Wald gerichtet, die sich anmutig bewegten und von der Hektik um sie herum unbeeindruckt schienen.
Pele, immer ruhig, warf einen kurzen Blick auf sie und antwortete dann lässig: „Sie sind sehr stark, und es sind viele.“
Die Antwort war einfach, aber sie hatte großes Gewicht. Was er sagte, war eine unbestreitbare Tatsache. Das Göttliche Himmelsreich war noch kein Jahr alt, was bedeutete, dass die meisten der besten menschlichen Schüler erst die Stufe 2 erreicht hatten. Es gab zwar einige wenige, die bereits die Stufe 3 erreicht hatten, aber ihre Zahl war noch gering.
Nova seufzte leise. Ein Gefühl von Pessimismus schlich sich in seine Gedanken. Er hatte nicht erwartet, diese Realität über Nacht ändern zu können, aber wenn es um Duelle zwischen verschiedenen Rassen ging, wollte jeder, dass seine Rasse als Sieger hervorgeht.
Als er den Ausdruck seines Freundes sah, klopfte Pele Nova leicht auf die Schulter und lächelte ihn an. „Keine Sorge. Wir sind nicht so wenige. Die Akademien aus anderen Allianzen sind auch ziemlich stark“, sagte er selbstbewusst. „Die Holy Moon Academy aus der arabischen Allianz, die Divine Katana Academy aus der japanischen Allianz und die Rasputin Academy aus der russischen Allianz – sie alle haben talentierte Schüler, auf die man sich verlassen kann.“
Nova nickte langsam. Peles Worte beruhigten ihn ein wenig, aber die Sorge blieb. Er konnte nur hoffen, dass das Glück diesmal auf ihrer Seite sein würde.