Karang Ayar Hotel – Hauptkontinent
Im Speisesaal hatten Aleron und die Ältesten gerade gegessen. Der leichte Duft von Kräutertee hing noch in der Luft und sorgte für eine warme Atmosphäre. Sie waren gerade dabei, sich auf den Weg zum Baum des Lebens zu machen.
Bevor sie aber in das für sie bereitgestellte Spezialfahrzeug steigen konnten, kam ein Mann in weißer Uniform auf sie zu.
Seine Bewegungen waren bedächtig und voller Selbstvertrauen, obwohl er nur den Rang eines Meisters hatte. Trotzdem zeigte das Abzeichen auf seiner Brust, dass er kein gewöhnlicher Mensch war – er war ein hochrangiger Offizier.
„Seid gegrüßt, Lord Aleron“, sagte der Mann respektvoll, verbeugte sich leicht und reichte ihm mit beiden Händen eine Schriftrolle. „Auf Befehl von Prinzessin Nita wurde ich beauftragt, Euch den Ablaufplan für die Veranstaltung zu übergeben.“
Aleron war etwas überrascht, als er diesen Namen hörte. „Prinzessin Nita?“ Das war das erste Mal, dass er ihren Namen direkt hörte. Wenn ein hochrangiger Offizier eine Nachricht in ihrem Namen überbrachte, musste diese Frau eine Position innehaben, die nicht unter der von Lein lag.
Aleron nahm die Schriftrolle mit einem leichten Nicken und einem höflichen Lächeln entgegen. „Sehr gut, ich nehme sie entgegen. Bitte richte Prinzessin Nita meinen Dank aus.“
Der Offizier verbeugte sich erneut respektvoll, bevor er zurücktrat und sie wieder ihrer Arbeit überließ.
Ohne zu zögern, rollte Aleron die Schriftrolle auf. Da es sich um ein offizielles Dokument handelte, musste er sich keine Sorgen um Informationslecks machen. Er nahm an, dass die Schriftrolle nur den Ablaufplan der Veranstaltung enthielt, aber da sie ihre Schüler direkt betraf, musste er sie sorgfältig durchlesen.
Seine Augen flogen über den Text, bis er den interessantesten Teil erreichte – die Liste der Preise. Ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und sein Blick wurde schärfer. Als er die Höhe der angebotenen Belohnungen sah, kochte sein Blut.
„Ältester Wen“, rief er mit vor Aufregung bebender Stimme. „Deine Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass unsere Schüler bei dieser Veranstaltung ihre beste Leistung zeigen.“
Der Älteste Wen, der hinter ihm stand, runzelte die Stirn. Neugierde huschte über sein Gesicht. Wenn Lord Aleron so reagierte, mussten die Preise wirklich außergewöhnlich sein.
Auch die Gesichtsausdrücke der anderen Ältesten veränderten sich. Einer nach dem anderen richteten sie sich auf, wie eine Meute Jäger, die gerade die Fährte einer wertvollen Beute aufgenommen hatte.
„Ja, mein Herr!“, antwortete der Älteste Wen prompt.
Er war Alerons rechte Hand, bekannt für seinen scharfen Instinkt, und jetzt brannte sein Geist ebenso heftig.
Ohne weitere Zeit zu verlieren, machten sich Aleron und die Ältesten sofort auf den Weg zum Baum des Lebens, und verließen das Hotel mit entschlossenen Schritten.
***
Am Ufer eines ruhigen Sees stand ein üppiger Baum mit einem dicken Stamm. Sonnenstrahlen drangen durch die Blätter und warfen sanfte Schatten, die auf der Wasseroberfläche tanzten. Ein paar Blätter schwebten langsam herab, dem Rhythmus der sanften Brise folgend, und trugen zur natürlichen und ruhigen Atmosphäre des Ortes bei.
Im Schatten des Baumes stand eine Frau in anmutiger Haltung. Ihr grünes Kleid flatterte sanft im Wind. Ihre beiden Hände waren ausgestreckt, als wolle sie die Energie spüren, die von dem Baum ausging. Ihre funkelnden Augen spiegelten tiefe Bewunderung wider.
„Wo hat der Besitzer dieses Reiches diesen Baum gefunden?“, flüsterte Tauriel leise. „Er sieht dem Heiligen Baum so ähnlich …“
Sie kniff die Augen zusammen, um tiefer zu blicken und das Wesen des Baumstamms zu ergründen. Doch egal, wie sehr sie sich auch konzentrierte, die Herkunft des Baumes blieb ein Rätsel.
„Ähm… Entschuldige, dass ich dich störe, Lady Tauriel.“
Plötzlich hörte sie eine Mädchenstimme hinter sich. Tauriel schreckte aus ihren Gedanken auf. Ihr Herz schlug etwas schneller – nicht aus Angst, sondern aus purer Überraschung. Wie konnte es sein, dass sie niemanden kommen gehört hatte?
Sie drehte sich schnell um. Dort stand ein junges Mädchen in einem weißen Kleid, das mit zarter Spitze verziert war. Ihr langes Haar fiel wunderschön herab und reflektierte das goldene Licht der Sonne. Ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht, doch hinter dieser Eleganz verbarg sich noch etwas anderes – etwas, das Tauriel den Atem stocken ließ.
„Eine Königin?“
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Ihr Herz schlug schneller. Vor ein paar Monaten, während der Auswahlphase, als die kosmische Vereinigung stattfand, war dieses Mädchen noch auf der Großmeisterstufe gewesen. Damals hatte Tauriel wegen ihres außergewöhnlichen Talents überlegt, sie als Schülerin aufzunehmen. Aber jetzt stand vor ihr jemand, der in einer unvorstellbar kurzen Zeit die Königsklasse erreicht hatte.
Tauriels Augen leuchteten, als sie ihre göttliche Wahrnehmung in alle Richtungen ausbreitete. Sie musste sicherstellen, dass dies kein Trick oder eine Illusion war, die jemand erschaffen hatte.
„Bist du dieses Mädchen?“, fragte sie zögernd, immer noch bemüht, die Realität vor ihren Augen zu akzeptieren.
„Ja, das ist richtig, Lady Tauriel“, antwortete Nita respektvoll.
In ihrer Stimme lag keine Arroganz, nur eine tiefe Ruhe. Sie sah Tauriel mit Respekt an, doch hinter diesem Blick verbarg sich noch etwas anderes – eine versteckte Bewunderung.
Schließlich gehörte der Kristallkern, den sie benutzt hatte, dem Volk der Frau, die vor ihr stand. In gewisser Weise konnte Tauriel sie als ihre Mutter betrachten, was die Quelle ihrer Macht anging.
Als sie diese Antwort hörte, verstummte Tauriel für einen Moment. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam sie. In all ihren Jahren hatte sie noch nie jemanden gesehen, der in so kurzer Zeit vom frühen Großmeister-Stadium zum König-Level aufgestiegen war – es sei denn, es handelte sich nur um vorübergehende Kräfte.
Aber die Nita, die vor ihr stand, war wirklich auf der König-Stufe. Sie konnte die Aura des Reiches spüren, die aus dem Körper des Mädchens strömte.
„Unglaublich … Herzlichen Glückwunsch, Prinzessin Nita“, sagte Tauriel mit einem sanften Lächeln. In ihrer Stimme lag Respekt. Das Mädchen, das sie einst gekannt hatte, hatte sich in jemand völlig Neues verwandelt.
Als Besitzerin des Kristallkerns konnte sie einen leichten Stich des Bedauerns nicht unterdrücken. Wenn sie Nita nur für ihr Volk hätte gewinnen können … Aber es war zu spät. Als Wächterin war es ihre Pflicht, das Überleben ihres Volkes zu sichern – und eine der besten Möglichkeiten dafür war, talentierte Individuen aus verschiedenen Völkern des Kosmos zu rekrutieren.
„Danke, Lady“, antwortete Nita höflich. „Das ist alles dem Willen der Götter zu verdanken. Sogar unser heutiges Treffen war vorherbestimmt.“
Dann trat sie näher und reichte Tauriel eine Schriftrolle.
„Lady, bitte nimm das. Darin steht der Ablaufplan für den Nachmittag“, sagte sie beiläufig.
Tauriel nahm die Schriftrolle und verstaute sie sorgfältig in ihrem Raumring. „Sehr gut, Prinzessin Nita. Ich werde sie später lesen“, sagte sie ruhig.
Nita ging nicht sofort weg. Sie blieb noch einen Moment vor Tauriel stehen, als hätte sie noch etwas zu sagen. Dann hob sie mit einer anmutigen Bewegung die Hand und holte einen Gegenstand aus ihrem Raumring hervor.