Die Kutsche mit Lein und seiner Gruppe fuhr langsam durch die Straßen der Stadt, bis sie schließlich vor einem großen fünfstöckigen Laden hielt. Das Gebäude war eine Filiale des berühmten Saatgutladens in Nagung City. Vor dem Laden standen mehrere Mitarbeiter in ordentlichen Reihen, mit zwei Vorgesetzten in der Mitte und einem jungen Ältesten ganz rechts.
Dieser junge Älteste stach besonders hervor. Sein Gesicht strahlte ein warmes Lächeln aus, er wirkte freundlich und zugänglich. Als die Kutsche zum Stehen kam, trat er enthusiastisch vor.
„Der Meister ist da“, flüsterte einer der Aufseher seinem Begleiter neben ihm zu.
„Ja, es ist lange her, seit ich Meister Lein zuletzt gesehen habe“, antwortete der Begleiter, dessen Gesicht vor Freude strahlte und dessen Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen waren.
Der junge Älteste näherte sich der Kutschentür und wartete respektvoll. Als Lein ausstieg, verbeugte sich der Älteste sofort tief und begrüßte ihn herzlich.
„Willkommen, Meister“, sagte er mit großer Ehrerbietung.
„Danke“, antwortete Lein aufrichtig, als er aus der Kutsche stieg. Sein Blick ruhte anerkennend auf dem jungen Ältesten.
Obwohl er schon eine ganze Weile im Guandu-Reich lebte, waren die Loyalität und Hingabe dieser Ältesten unerschütterlich. Für Lein war Dankbarkeit das Mindeste, was sie verdienten.
„Gern geschehen, Meister“, antwortete der Älteste demütig. Seine Augen spiegelten tiefe Bewunderung wider, als wäre Lein für ihn mehr als nur ein Anführer. „Der Meister ist nach wie vor großzügig und verständnisvoll“, murmelte er leise, fast als würde er mit sich selbst sprechen.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Laras, Bagus und Frau Fatmawati zu, die auf der anderen Seite des Wagens ausstiegen. Schnell begrüßte er sie nacheinander.
„Willkommen, Frau Laras, Herr Bagus, Frau Fatmawati“, sagte er höflich.
„Danke“, antwortete Laras und schüttelte ihm die Hand. Ihr Auftreten war sanft, aber bestimmt.
Bagus nickte mit seiner lockeren Art nur und sagte „Yo“, bevor er zur Seite trat.
Sein Blick wanderte zu dem fünfstöckigen Gebäude. In seinen Augen wirkte der Laden etwas zu klein. „Ist dieser Laden nicht etwas zu klein?“, fragte er sich. Lein hatte erwähnt, dass sich hier alle Mitarbeiter des Saatgutladens versammeln würden.
Währenddessen stand Lein in der Nähe des Eingangs und beobachtete die Reihe der Mitarbeiter, die respektvoll dastanden. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet und strahlten Bewunderung und Ehrfurcht aus, fast wie Verehrung. Für die meisten von ihnen, die sich auf der Qi-Formationsstufe (Stufe 1) befanden, war Lein nicht nur ein Anführer, sondern eine gottgleiche Gestalt.
„Hallo“, sagte er locker, um die Atmosphäre aufzulockern.
Die Mitarbeiter schienen von dieser direkten Begrüßung überrascht zu sein. Einen Moment lang standen sie verwirrt da, bevor ein junger Mann mit ernstem Gesichtsausdruck vortrat.
„Hallo, Meister. Willkommen. Mein Name ist Fang Chen“, sagte er mit fester Stimme, die leicht zitterte, aber voller Begeisterung war.
Lein lächelte schwach bei der Vorstellung. Innerlich dachte er mit einem leisen Lachen: „Oh, sieht so aus, als hätten wir hier einen MC-Typ.“
Menschen wie Fang Chen besaßen oft großen Mut und einen starken Lebenswillen. Es waren Individuen, die, wenn sie die Chance bekamen, heller strahlten als die anderen. Das war sehr typisch, dachte Lein. Er konnte sich zahlreiche Gründe vorstellen, warum jemand wie Fang Chen solche Eigenschaften hatte.
Leins ganze Aufmerksamkeit galt dem jungen Mann vor ihm. Ohne dass Fang Chen es bemerkte, drang Leins göttlicher Sinn schnell in seinen Körper und seine Seele ein. Leins Augen verengten sich leicht, als er genauer hinsah.
„Genau wie ich dachte …“, murmelte er leise, mit einem deutlichen Unterton von Belustigung in der Stimme.
Vor sich sah Lein Fang Chens Statusfenster. Auf den ersten Blick unterschied es sich nicht wesentlich von den Statusfenstern, die Lein und die anderen Spieler hatten. Bei genauerem Hinsehen bemerkte Lein jedoch einen grundlegenden Unterschied. Fang Chens System war einzigartig. Es war kein System, das für eine einzelne Rasse entwickelt worden war, wie die Systeme, die Lein und die anderen Spieler hatten. Dieses System schien speziell auf Fang Chen zugeschnitten zu sein.
Lein wurde neugierig. Er stellte eine direkte Frage.
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„Wie lange bist du schon hier?“, fragte er locker.
„Eine Woche, Meister“, antwortete Fang Chen ruhig und zeigte keine Angst. Er wusste nicht, dass Lein tief in sein Herz geblickt und seine geheimsten Geheimnisse aufgedeckt hatte.
Von hinten trat der junge Älteste, der sie begleitete, vor.
„Fang Chen ist ein junger Mann, den ich rekrutiert habe, Meister“, erklärte er. Er erzählte, wie er Fang Chen an einem See unweit des Stadtwaldes gefunden hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Fang Chens Körper fast vollständig zerstört und er schwebte in Lebensgefahr.
Die außergewöhnliche Entschlossenheit und der Lebenswille des jungen Mannes bewegten jedoch das Herz des Ältesten.
Mit aller Kraft rettete er Fang Chen und gab ihm einen Job im Saatgutladen.
Lein hörte die Geschichte ohne große Emotionen an. Nur ein leises Summen kam über seine Lippen.
„Sehr klischeehaft“, murmelte er leise, fast wie zu sich selbst.
Leins Blick kehrte zu Fang Chen zurück. Seine tiefschwarzen Augen spiegelten Gedanken wider, die schwer zu entschlüsseln waren. Er schwieg eine Weile, dachte über etwas nach, bevor er schließlich sprach.
„Was für eine Macht hat das System, das du besitzt?“, fragte er knapp.
Leins Frage war einfach, traf aber direkt ins Herz. Für Fang Chen war es wie ein Blitzschlag an einem klaren Tag. Schock und Angst überkamen ihn. Dieses Geheimnis war sein tiefstes und wertvollstes; selbst der Älteste, der ihn gerettet hatte, wusste nichts davon.
„Woher weiß dieser Mann davon?“, dachte Fang Chen panisch. In seinem Herzen schrie eine Stimme und erinnerte ihn an seine Herkunft, die er zu verbergen versuchte. Er war ein Transmigrator, jemand, der aus einer anderen Welt kam. Jetzt fand er sich in diesem Körper gefangen wieder und lebte in der Kultivierungswelt des Guandu-Reiches.
Fang Chen sah sich um und bemerkte, dass alles still geworden war. Es gab keine Bewegung, keinen Ton. Die Welt schien still zu stehen.
„Ist die Zeit eingefroren?“, dachte Fang Chen, und sein Gesicht wurde noch blasser. Angst begann ihn zu überkommen.
Sein Blick kehrte zu Lein zurück. Der Mann sah ihn immer noch ruhig an und zeigte keine Anzeichen von Einschüchterung. Doch gerade diese ruhige Haltung übte einen enormen Druck auf Fang Chen aus. Sein Herz raste wie eine Maschine, die bis an ihre Grenzen getrieben wurde. Er war sich nicht sicher, was er sagen sollte, und entschied sich, zu schweigen, um seine Angst zu verbergen.
„Willst du, dass ich Gewalt anwenden muss?“, murmelte Lein leise, mehr zu sich selbst.
Lein hob langsam seine Hand und begann mit der von ihm kontrollierten Traumkraft tief in Fang Chens Körper einzudringen. Unsichtbare Energie strömte durch Fang Chens gesamten Körper und durchdrang gewaltsam die Schichten seiner Seelenkraft.
„Aargh!“, schrie Fang Chen.
Fang Chen schrie auf. Ein schmerzhaftes Gefühl umhüllte ihn. Er spürte, wie die fremde Energie in jede Zelle seines Körpers eindrang und sich bis zu seinem Gehirn und seinem Herzen ausbreitete. Der Schmerz war so real, als würden sein Körper und sein Geist von innen heraus zerstört. Sein Kopf pochte heftig, als würde er gleich explodieren, während die Energie weiterhin gnadenlos seine Seele verwüstete.
„Wo versteckst du dich?“, murmelte Lein leise, sein Blick immer noch ruhig. Unter seiner Fassade erinnerte sich Lein an Mharzan – einen Mann, der einst auf ähnliche Weise versucht hatte, ihm sein Talent zu stehlen, als Lein seine Seele formte. Diese Erfahrung hatte Leins Überzeugung gefestigt, dass eine solche Kraft an einem versteckten Ort in jemandem verborgen sein musste. Entschlossen, diesen Ort zu finden, erforschte er jeden Winkel von Fang Chens Seele.
„Meister … Gnade … Ich werde es dir sagen“, schrie Fang Chen heiser und flehte um Gnade. Aber Lein schenkte seiner Bitte keine Beachtung. Er konzentrierte sich weiterhin darauf, das System aufzudecken, von dem er glaubte, dass es in Fang Chen verborgen war.
„Nein! Bitte … es tut weh!“, schrie Fang Chen erneut. Seine Stimme hallte durch den Raum, voller Schmerz und Angst. Schließlich, nach enormem Druck, erschien das Systempanel vor Fang Chen.