Währenddessen stand ein junger Mann in schicker Klamotte am Rand der Menge. Sein Gesicht strahlte pure Neugier aus, und seine scharfen Augen waren auf die Treppe gerichtet. Hinter ihm stand ein älterer Mann mit strengem Blick, der zwar einfach gekleidet war, aber trotzdem Autorität ausstrahlte.
„Meister Zai, weißt du, was das ist?“, fragte der junge Mann, als er sich zu dem älteren Mann hinter ihm umdrehte.
Der Mann, der mit „Meister Zai“ angesprochen wurde, schüttelte leicht den Kopf.
„Es tut mir leid, junger Herr, ich weiß nichts über dieses Objekt“, antwortete er in einem flachen Ton, aber voller Respekt.
Der junge Mann stieß einen leisen Spott aus, als hätte er die Antwort bereits erwartet. Er wandte seinen Blick wieder der hoch aufragenden Treppe zu und dachte tief nach.
„Kann ich da hochklettern?“, überlegte er und ging langsam näher an die Treppe heran. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte die leuchtende Platte am Fuß der Treppe.
Doch dann erschien eine Meldung vor ihm:
[Aufstieg nicht möglich. Der Treppenwächter ist noch nicht verfügbar. Bitte warte auf weitere Anweisungen.]
Der junge Mann sah ein wenig enttäuscht aus, sagte aber nichts. Er schaute zurück zur Menge und bemerkte, dass andere das Gleiche erlebten. Jedes Mal, wenn jemand versuchte, die Treppe hinaufzusteigen, erhielt er eine ähnliche Meldung, die darauf hinwies, dass die Treppe noch nicht benutzt werden konnte.
Als Neugierde die Umgebung der Aufstiegstreppe erfasste, wurden die Gespräche unter den Menschen immer hitziger.
Es wurden verschiedene Spekulationen angestellt, während sie sich gegenseitig befragten und versuchten, einen Sinn in dieser ungewöhnlichen Situation zu finden.
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„Hey, hast du auch die Fehlermeldung bekommen?“, fragte ein junger Mann mit verwirrtem und frustriertem Unterton.
„Ja, da stand, dass der Wächter noch nicht verfügbar ist“, antwortete ein anderer Mann mit gerunzelter Stirn und starrte auf den transparenten Bildschirm vor sich, als er auf eine andere Antwort hoffte.
Die Leute um sie herum begannen, Blicke auszutauschen. Ihre Gesichter waren voller Fragen und Ungeduld. Doch bald wurde ihre Aufmerksamkeit auf eine Gestalt gelenkt, die nicht weit von der Treppe entfernt erschien. Eine Frau mit formeller Erscheinung, gekleidet in eine strahlend weiße Bluse, näherte sich mit selbstbewussten Schritten.
„Miss Hana?“, rief eine zögerliche Stimme aus der Menge, laut genug, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen.
„Wird sie sie öffnen?“, flüsterte jemand voller Hoffnung.
Alle schienen die Frau zu erkennen. Hana gehörte zu den zwölf Kernmitgliedern der Allianz und galt als starke und fähige Persönlichkeit. Sie war von Lein als vorübergehende Wächterin der Aufstiegstreppe eingesetzt worden. Ihre Ankunft per Teleportation verlieh ihr eine Aura der Autorität, die die Spannung in der Luft noch verstärkte.
Allerdings unterschied sich Hanas Teleportation deutlich von der von Lein. Hanas Teleportation war eine Standardfähigkeit, die sie durch ein Fertigkeitsbuch erworben hatte. Lein hingegen, der den Rang eines Königs erreicht hatte, verfügte über eine angeborene und weitaus mächtigere Teleportationsfähigkeit, die er seinem Geistkörper verdankte. Diese Tatsache unterstrich einmal mehr den enormen Machtunterschied zwischen den beiden.
Hana blieb vor dem goldenen Zaun stehen, der die Aufstiegstreppe umgab. Ihre Augen suchten jeden Winkel ab, auf der Suche nach etwas. Doch der Zaun schien massiv und ohne Öffnungen zu sein.
„Hmm, wo ist der Eingang?“, murmelte sie mehr zu sich selbst, aber laut genug, dass die Umstehenden sie hören konnten.
Die Menge beobachtete Hana neugierig. Sie kratzte sich kurz an der Schläfe und seufzte dann leise. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen, ein Zeichen dafür, dass sie eine Lösung gefunden hatte.
„Na gut, dann springe ich einfach drüber, hehe“, dachte sie und beugte leicht die Knie, um zum Sprung anzusetzen.
Bevor sie das aber machen konnte, zeigte der goldene Zaun plötzlich einen kleinen Riss. Innerhalb von Sekunden breitete sich der Riss aus, brach einen Teil des Zauns auseinander und bildete einen eleganten Eingang. Goldenes Licht strahlte um die neu entstandene Öffnung herum, als würde sie willkommen geheißen.
Hana lächelte leicht. „Danke, Bruder Lein“, sagte sie locker, überzeugt davon, dass Lein aus der Ferne gehandelt hatte.
Sie trat in die Mitte der Aufstiegstreppe. Als ihre Füße den Boden innerhalb des Bereichs berührten, erschien eine Systembenachrichtigung vor ihr.
[Du hast eine Einladung erhalten, die Aufstiegstreppe 7 Tage lang zu bewachen. Möchtest du annehmen?]
Hana las die Nachricht ruhig. Ohne zu zögern nickte sie und antwortete: „Ja.“
[Herzlichen Glückwunsch, du bist nun die Wächterin der Aufstiegstreppe.]
[Viel Glück bei deinen Aufgaben …]
Nachdem die Meldung verschwunden war, bekam Hana Zugriff auf ein spezielles Panel. Das Panel erschien mit einem schwachen Licht und zeigte grundlegende Infos über die Aufstiegstreppe an.
[Beschützerin der Aufstiegstreppe]
– Beschützerin: Hana
– Rang: –
– Liste der Kletterer: –
Hana schaute sich das Fenster genau an und ließ ihren Blick über jedes Detail gleiten. Doch schon bald tauchten neue Benachrichtigungen auf, die die vorherige Stille durch eine noch intensivere Dynamik ersetzten.
[Jemand steigt die Treppe hinauf. (Juba) hat den Aufstieg begonnen.]
[Jemand steigt die Treppe hinauf. (Satria Baja Hitam) hat den Aufstieg begonnen.]
Die Liste der Namen wurde immer länger. Dutzende von Menschen rannten mit großer Begeisterung auf die Aufstiegstreppe zu. Sie wirkten eifrig, fast verzweifelt, und wetteiferten darum, als Erste hinaufzusteigen, als würde oben ein großer Preis auf sie warten. Inmitten des Tumults schien Hana, die in der Mitte der Konstruktion stand, unbemerkt zu bleiben.
Hana seufzte tief und beobachtete die Menge mit neutralem Blick. Aber bei genauerem Hinsehen verzogen sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln, das schwer zu deuten war – war es ein Zeichen von Belustigung, Spott oder eine Warnung?
„Hmmm“, murmelte sie, begleitet von einem leisen Lachen.
Doch die Atmosphäre änderte sich schlagartig. Die Hitze, die durch die Sonne in der Luft gehangen hatte, verschwand plötzlich und wurde von einer beißenden Kälte ersetzt. Ein Windstoß trug winzige Eiskristalle mit sich und die Temperatur um sie herum sank rapide.
Einer der Kletterer, der die erste Stufe erreicht hatte, schrie, seine Stimme durchdrang die eisige Luft. „Was ist los? Es ist so kalt!“ Er umarmte sich selbst und versuchte, die Kälte abzuwehren, die tief in seine Knochen drang.
„Hilfe, ich kann mich nicht bewegen …“, wimmerte ein anderer. Sein Körper begann heftig zu zittern, und die Zehenspitzen waren bereits sichtbar erfroren.