Lein sprang mit einer eleganten Bewegung aus seiner Traumkugel und landete ruhig in der riesigen Leere des Universums. Seine scharfen Augen durchdrangen die Dunkelheit und fixierten den schwach leuchtenden Altar in der Ferne.
Aus dem Inneren des Altars tauchten langsam die Seelen dunkler Kreaturen auf, eine nach der anderen, wie Nebel, der aus einem endlosen Abgrund aufsteigt.
Ihre Zahl wuchs auf etwa zwanzig an, die ordentlich wie Soldaten auf Befehl aufgestellt waren.
Inmitten der Menge stand Zkeron, sein Gesicht strahlte Selbstvertrauen aus, und er dirigierte seine Truppe mit einer befehlenden Geste.
Lein beobachtete die Szene und lächelte leicht – ein Lächeln, das eher neugierig als zufrieden wirkte. Er wusste, dass die Macht vor ihm im Vergleich zu seiner eigenen unbedeutend war, doch dieses Mal beschloss er, Zkeron nicht sofort mit seinen Klonen zu vernichten.
Stattdessen verspürte er eine unbestreitbare Aufregung, die er nicht verbergen konnte. Er wollte die seelenvernichtende Fähigkeit testen, die er bei seiner kürzlichen Beförderung erworben hatte.
Bisher hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie einzusetzen, da es im göttlichen Himmelreich keine Herrscher auf Meisterebene gab. Er hatte warten müssen, begierig darauf, das volle Ausmaß seiner neuen Fähigkeit zu entdecken. Doch nun, da Zkeron und seine Armee dunkler Seelen vor ihm standen, war der Moment, auf den er gewartet hatte, endlich gekommen. Bleib mit m-v l|e’m,p| y- r in Verbindung
[Fähigkeit 8: Seelenvernichtung]
Nutzt die Elementarenergie des Herrschers, um 50 % der Seelenenergie der Gegner im Bewusstseinsradius des Anwenders zu absorbieren, wodurch diese geschwächt werden, während die Stärke des Anwenders vorübergehend entsprechend der absorbierten Seelenenergie erhöht wird.
– Abklingzeit: 3 Stunden.
Lein hob lässig die Hand, und in diesem Moment bildete sich ein strahlend blauer Kreis um seinen Körper.
Das Licht verwandelte sich in einen Energiewirbel, der sich zunächst langsam drehte, aber innerhalb von Sekunden beschleunigte sich seine Rotation. Ein schwacher Wind kam auf und wehte Leins Haare nach hinten.
Allmählich, aber sicher, dehnte sich der Wirbel aus, breitete sich in alle Richtungen aus und absorbierte jede Seelenenergie, die er berührte, wie ein Strudel, der trockene Blätter über einen Fluss zieht.
Zkerons Armee dunkler Seelen spürte als erste die Auswirkungen. Ihre Körper zitterten heftig, und ihre qualvollen Schreie hallten durch die Leere. Die dunkle Aura, die sie umgab, schien herausgezogen zu werden und sich wie Rauch in Luft aufzulösen.
„Arghhh!“
„Howlll!“
Die schmerzerfüllten Schreie der dunklen Seelen durchbrachen die Stille. Lein stand unerschütterlich in der Mitte des Energiewirbels und beobachtete aufmerksam die Auswirkungen seiner Kraft.
Eine nach der anderen fielen die Seelen auf die Knie, ihre dunklen Auren wurden vollständig aufgelöst. Ihre Gestalten wurden schwächer und immer durchsichtiger. Ihre Energie wurde von dem blauen Wirbel absorbiert und verschmolz nahtlos mit Leins Wesen.
Zkeron, der zuvor noch mit einer autoritären Ausstrahlung dastand, sah nun panisch aus. „Was macht dieser Mann?“, schrie er mit einer Stimme voller Frustration und einem Hauch von Angst.
Mit schnellen Bewegungen hob er beide Hände in die Luft. Eine riesige schwarze Kuppel materialisierte sich und umhüllte ihn und den Altar, von dem die dunklen Seelen beschworen worden waren.
Duum…
Ein dumpfer Klang hallte wider, als sich die Kuppel schloss und Zkeron und seine Truppen abschirmte. Lein zeigte jedoch keine Anzeichen von Angst. Sein blauer Energiewirbel drehte sich weiter und seine Kraft drang wie Wind durch Ritzen in die Kuppel ein.
[Seelenenergie erfolgreich absorbiert …]
[Seele absorbiert, Energie gewonnen …]
…
Die Systembenachrichtigungen klingelten ununterbrochen und zeigten, dass Lein die dunklen Seelen erfolgreich entzogen hatte.
„Wenn ich mich richtig erinnere, ist Seelenenergie wichtig, um einen Seelenaltar zu beschwören und die Seelen darin mit Kraft zu versorgen“, murmelte Lein und versuchte, sich an die Infos zu erinnern, die er gelesen hatte.
Bisher hatte er trotz seiner anhaltenden Neugier noch nie seinen eigenen Seelenaltar beschworen. Allerdings hielt er den Drang zurück. Vorerst beschloss er, die Auswirkungen von
Seelenvernichtung
zu beobachten. Sein Blick blieb auf den sich drehenden blauen Wirbel gerichtet, der ununterbrochen die Seelen um ihn herum ansaugte.
Die Auswirkungen von
Seelenvernichtung
beschränkten sich nicht nur auf Zkerons dunkle Seelen, sondern erstreckten sich auch auf die von Hanes und Kaelath beschworenen Seelen.
Die beiden, die sich noch vor wenigen Augenblicken einen erbitterten Kampf geliefert hatten, standen nun regungslos da. Kaelaths Gesicht war blass, sein leerer Blick auf seine schwächer werdenden Seelen gerichtet. Ihre Energie floss schnell in Leins blauen Wirbel, wie Flüsse, die einer starken Strömung nicht widerstehen konnten.
„Meine Seelenenergie … sie schwindet so schnell“, sagte Kaelath mit zitternder Stimme, seine Augen voller tiefer Panik. Er fühlte sich fast gelähmt, wie eine Kerze, die langsam unter intensiver Hitze schmilzt.
Hanes hingegen beobachtete Lein voller Angst. Die Gestalt des Mannes, der fest dastand und eine Aura ausstrahlte wie ein göttlicher Strafer, wirkte wie ein unaufhaltsames Monster. Hanes‘ Atem ging unregelmäßig, aber bevor er weiter handeln konnte, hörte er eine leise, aber dringliche Stimme in seiner Nähe.
„Liebling, wir müssen hier weg“, flüsterte Lyra, die plötzlich neben ihm auftauchte. Ihr Gesicht zeigte tiefe Besorgnis, ihre Hand umklammerte seinen Arm fest.
Hanes drehte sich zu seiner Frau um und sah ihr in die Augen. Er wusste, dass Lyra Recht hatte, aber ohne einen Plan würde das ihre Lage nur verschlimmern. Mit fester Stimme antwortete er: „Ich bin einverstanden, aber wir können nicht einfach so gehen.“
Er flüsterte Lyra schnell einen Plan ins Ohr. Nach ein paar Sekunden tauschten sie einen Blick und nickten zustimmend.
Hanes hob die Hand und beschwor seinen Seelenaltar herbei. Im nächsten Moment verschwand der goldene Altar, den er zuvor herbeigerufen hatte, in der Leere, als hätte er nie existiert.
„Ihr werdet nicht entkommen“, knurrte Kaelath wütend.
Zack!
Eine riesige, leuchtende Klaue tauchte aus dem Nichts auf und schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Hanes und Lyra zu. Die Luft um sie herum vibrierte von der Wucht des Angriffs. Hanes schwang jedoch schnell seinen Pinsel und beschwor eine riesige goldene Faust herbei, die den Schlag mit einem lauten Knall abfing.
„Vorwärts!“, rief Hanes Lyra zu.
Die beiden nutzten die Gelegenheit zur Flucht und tauchten wenige Meter von Lein entfernt wieder auf.
„Junger Meister, bitte vergib uns“, sagte Hanes mit leiser Stimme. Er und Lyra verneigten sich tief vor Lein, ihre Gesichter voller Reue. „Wir bedauern zutiefst, dass wir das Reich angegriffen haben, in dem du geboren wurdest. Wir wussten nicht …“
Lyra fügte aufrichtig hinzu: „Wir sind bereit, eine angemessene Entschädigung für unseren Fehler zu leisten.“
Lein neigte leicht den Kopf und sah sie mit kalten, neugierigen Augen an. „Was könnt ihr anbieten?“, fragte er mit emotionsloser, aber bedrückender Stimme.