Lein schwebte in der Luft und stand fest, während eine sanfte Brise um ihn herum wehte. Vor ihm materialisierte sich langsam der Schatten eines riesigen Baumes, der so hoch ragte, als würde er den Himmel berühren. Ein sanftes goldenes Licht umhüllte seine Äste und strahlte eine heilige und faszinierende Aura aus. Plötzlich hallte eine kalte Stimme in seinem Kopf wider.
„Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt der (Wächter – Göttlicher Himmelsreich). Titel: Wächter wurde dir verliehen.“
„Herzlichen Glückwunsch, deine Leistung in Aetheris wurde mit SSS bewertet. Du hast eine Belohnung erhalten: (Talentkristall).“
Lein runzelte die Stirn und warf einen Blick auf das Benachrichtigungsfenster, das vor ihm schwebte. Seine Lippen bewegten sich kaum hörbar. „Ein erzwungener Wächter?“, murmelte er.
Er kniff die Augen zusammen und las jedes Wort der Nachricht. Irgendetwas an diesem Vorgang kam ihm seltsam vor – eine überstürzte Auswahl des Wächters, als hätte das System keine andere Wahl gehabt.
Dieser Gedanke wurde jedoch schnell von brennender Neugier verdrängt. Lein vertiefte sich in seine Gedanken und suchte nach Details zu der Belohnung, die er gerade erhalten hatte.
(Talentkristall):
Ein seltener Gegenstand, der die Möglichkeit bietet, Talente zu erwerben oder zu verbessern. Wenn der Benutzer bereits über ein Talent verfügt, wird das vorhandene Talent verbessert.
Erfolgsrate: 25 %.
Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er einen Schrei ausstieß, der zwischen den dünnen Wolken widerhallte. „Wahnsinn!“, rief er, seine Stimme eine Mischung aus Ehrfurcht und Frustration.
Mehrere wichtige Mitglieder der Allianz, die nicht weit von ihm standen, drehten gleichzeitig ihre Köpfe zu ihm. Laras, die ihm am nächsten stand, hob eine Augenbraue und sah ihn fragend an. „Was ist los, Bruder Lein?“, fragte sie mit ruhiger, aber deutlich neugieriger Stimme.
Lein kratzte sich am Hinterkopf und lachte verlegen. „Nichts. Ignorier es einfach“, antwortete er und versuchte, sowohl seine Aufregung als auch seine Besorgnis zu verbergen. Er verstaute den Kristall schnell in seinem Raumring und beschloss, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Experimente war.
Unterdessen wurde der Schatten des riesigen Baumes deutlicher. Blätter aus reinem Licht schimmerten und bewegten sich sanft, als würden sie eine unhörbare Harmonie der Natur singen. Bagus, eines der Kernmitglieder, neigte den Kopf und runzelte die Stirn.
„Was für ein Baum ist das?“, fragte er fasziniert. Er versuchte, näher heranzutreten, aber der Raum um ihn herum fühlte sich seltsam an – als würde die Entfernung zwischen ihm und dem Baum mit jedem Schritt größer werden.
Arya, der neben Bagus stand, zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich wette, dieser Baum ist etwas unglaublich Wertvolles“, sagte er selbstbewusst.
Lein schwieg und starrte auf den Baum. Sein Körper war angespannt, eine Mischung aus Neugier und Vorsicht durchflutete seine Sinne. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, lenkte eine Welle mächtiger Energie, die von unten aufstieg, seine Aufmerksamkeit auf sich.
Gestalten kamen näher, eine nach der anderen, andere Anführer der Allianz tauchten auf und schwebten mit strahlenden Auren in der Luft.
„Was ist das? Alle Status sind als unbekannt markiert?“, rief ein älterer Anführer mit grauen Haaren ungläubig und zeigte auf Lein und seine engsten Vertrauten. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Panel vor sich.
Ein anderer Anführer flüsterte mit zitternder Stimme: „Sie … sie haben schon das Meisterlevel überschritten?“, sagte er, mehr als eine Frage.
Aber das Gemurmel verstummte, als Leins Aura sich ausbreitete und die Luft mit einem so starken Druck erfüllte, dass allen der Atem stockte. Leins Blick schwankte nicht, aber für die anderen fühlte sich jede Sekunde unter seinem Blick an, als stünden sie vor dem ultimativen Richter.
An anderer Stelle stand Vladmir Nova steif da, sein muskulöser Körper angespannt wie eine gespannte Bogensehne. Er beobachtete Lein schweigend, obwohl seine Gedanken in Aufruhr waren. Wie ist das möglich? fragte er sich. Wie konnten sie so schnell ein Niveau erreichen, das sogar die alten Anführer übertrifft?
Neben ihm stieß Bai Qi ein leises Knurren aus, seine scharfen Augen waren auf Hana, eines der Kernmitglieder von Lein, gerichtet. „Miss Hana, Sie …?“, begann er, halb in der Hoffnung auf eine beruhigende Antwort, halb aus Angst vor der Wahrheit.
Hana nickte nur kurz mit einem kalten Lächeln. Dann ließ sie ihren Blick über die versammelten Anführer der Allianz schweifen. „William? Und die anderen?“, fragte sie leichthin, ihr Tonfall schien gleichgültig, aber dennoch einschüchternd.
Bai Qi schluckte schwer, da er spürte, dass etwas nicht stimmte. Seine Augen huschten umher, um ihre Anzahl zu zählen. „Sie sind nicht hier“, murmelte er mit unruhiger Stimme. „Verdammt, diese Feiglinge!“
Hanas Ausstrahlung veränderte sich schlagartig. Von einer ruhigen und anmutigen Haltung strahlte sie nun wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Die Luft um sie herum zitterte, ihr spiritueller Druck breitete sich wie Schockwellen aus. Alle Anführer in der Luft spürten, wie ihre Knie nachgaben, und einer nach dem anderen fiel zu Boden, unfähig, das Gewicht der Aura einer Großmeisterin zu ertragen.
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„Halt, Miss Hana! Wir sind unschuldig!“, schrie einer der Anführer mit zitternder Stimme, sein Gesicht war blass.
„Ja, wir hatten nicht die Absicht, die Menschheit zu verraten!“, rief ein anderer, seine Stimme fast hysterisch.
Aber Hana hörte sie nicht. Ihr Blick blieb starr nach vorne gerichtet, ihr Gesichtsausdruck war ausdruckslos, aber bedrohlich. Vladmir Nova konnte nur innerlich knurren. William, du Feigling!
Wenn wir uns wiedersehen, bringe ich dich um! dachte er wütend. Er wusste, dass er im Moment nichts anderes tun konnte, als zu warten und auf Hanas Entscheidung zu hoffen.
Hanas Aura strahlte eine so intensive Energie aus, dass sie sich im gesamten Gebäude der Allianz ausbreitete. Die Mitarbeiter in den unteren Stockwerken, die zunächst in ihre Arbeit vertieft waren, erstarrten plötzlich.
Ein Ausdruck des Entsetzens breitete sich auf ihren Gesichtern aus, als sie den überwältigenden Druck spürten, der das Gebäude umhüllte. Die Luft um sie herum begann sich zu verändern – aus dem Nichts tauchte frostiger Nebel auf und hüllte die Räume in eine immer durchdringendere Kälte. Die Glasdecke begann zu vereisen und bildete kristalline, spinnennetzartige Muster.
Bevor alles vollständig gefroren war, drang ein warmes Licht in den Raum. Es war sanft, wie die Berührung der Morgensonne auf der Haut.
Alle drehten sich zu seiner Quelle um. Laras trat langsam vor, ihr Körper strahlte Wärme aus, die den eisigen Nebel zerstreute. Sie näherte sich Hana mit einem Blick voller Ruhe.
„Hana, das reicht“, sagte Laras mit sanfter, aber fester Stimme, wie eine Frühlingsbrise, die einen Wintersturm beruhigt.
„Auch ich wäre fast auf dieses Angebot eingegangen. Aber als ich an meine Familie und unsere Allianz dachte, wurde mir klar, dass es die falsche Entscheidung war.“