Niemand sagte was. Sie senkten nur ihre Köpfe und prägten sich Leins Worte tief in ihre Herzen ein. Seine Worte waren wie in Stein gemeißelt, unmöglich zu vergessen.
Lein holte tief Luft und fuhr mit leiserer Stimme fort: „Die Versammlung ist beendet. Kehrt jetzt erst mal zu euren Familien zurück. Ich weiß nicht, was vor uns liegt, aber ich hoffe, ihr bleibt wachsam und haltet zusammen, um euch allem zu stellen, was kommen mag.“
Hana, die noch auf ihrem Stuhl saß, hob zögernd ihre kleine Hand. „Sir, was ist mit den Anführern der Allianz?“, fragte sie.
Lein drehte sich zu ihr um, und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Keine Sorge, Hana. Geh zurück auf deinen Platz. Ich kümmere mich selbst um sie.“
Er stand auf, um den Raum zu verlassen und sich in den Warteraum des Allianzgebäudes zu begeben. Doch bevor er einen weiteren Schritt machen konnte, ertönte plötzlich ein Benachrichtigungston, der den Raum erfüllte. Ein hellblaues Licht erschien in der Luft und formte vor allen Anwesenden einen vertrauten Systemtext.
[Die Vereinigung des Kosmos ist abgeschlossen. Willkommen bei Cosmos Origin.]
Lein stand regungslos vor dem leuchtenden Panel, dessen Licht einen sanften Schatten auf sein Gesicht warf. Die Luft um ihn herum fühlte sich schwer an, als würde eine unsichtbare Kraft auf ihn drücken. Sein Körper blieb still, aber seine zusammengekniffenen Augen verrieten immense Geduld, die das gesamte Divine Sky Realm umfasste.
Dann schlug eine plötzliche Welle zu und durchbrach die Energiegrenzen um ihn herum. Die Kraft war intensiv und griff sein Bewusstsein brutal an, um ihn zu unterwerfen. Lein runzelte die Stirn, und im nächsten Moment wurde die eindringende Kraft zurückgeschlagen, ohne ihn überwältigen zu können.
„Das war alles?“, murmelte er mit leiser, aber kalter Stimme. Doch bevor er weiter nachforschen konnte, ging eine ungewöhnliche Vibration von dem Raumring an seinem Finger aus. Etwas darin – einer seiner wertvollsten Besitztümer – war zerbrochen.
Lein hob die Hand und rief die Fragmente des zerstörten Gegenstands in seine Handfläche. Winzige leuchtende Splitter erschienen und strahlten Restenergie aus, die sich noch warm anfühlte.
[Stein der Wiedergeburt]
Ein Gegenstand, mit dem man seine Rasse verändern kann. Wenn er in einem neuen Reich aktiviert wird, gewährt er Zugang zu einem Aufstiegsraum.
Lein hob eine Augenbraue und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
„Aufstiegsraum?“ Seine Stimme verriet eine leichte Neugier.
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Seine Gedanken rasten und er versuchte, alle möglichen Szenarien zusammenzufügen. Doch bevor er weiter in das Geheimnis eintauchen konnte, schweifte sein Bewusstsein über das gesamte Reich des Himmels. Eine unnatürliche Stille empfing ihn – kein Geräusch, kein Lebenszeichen.
Ein schauriges Gefühl überkam ihn. Lein tastete tiefer und sein Herz sank. Alle waren weg. Nicht eine einzige Seele war im Reich des Himmels geblieben.
„Wo sind sie hin?“, murmelte er, seine Stimme nicht mehr kalt, sondern mit einem leisen Zittern der Besorgnis. Er starrte auf die leere Weite um sich herum, die ihm jetzt viel größer und stiller erschien als je zuvor.
Während Lein versuchte, die Situation zu begreifen, erstreckte sich weit entfernt an einem anderen Ort ein weißer Raum bis ins Unendliche. In dessen Mitte stand eine riesige schwebende Plattform, deren Oberfläche einen silbernen Schimmer reflektierte.
In der Mitte des Raumes stand Nita, ihren Körper angespannt, ihre Augen suchten jeden Winkel ab, auf der Suche nach etwas – oder jemandem. Die Stille war so tief, dass sie ihren eigenen Herzschlag hören konnte. Ihre Schritte hallten wider, als sie vorsichtig vorwärtsging und abrupt stehen blieb, als ein strahlendes Licht vor ihr erschien.
Aus dem Licht trat eine Frau hervor. Ihr Gesicht war makellos wie die Skulptur einer Göttin, ihre Augen strahlten sowohl Sanftheit als auch Stärke aus. Ihr langes, schimmerndes Kleid, das wie Sterne in einer dunklen Nacht glänzte, bewegte sich trotz der stillen Luft anmutig.
Nita runzelte die Stirn und betrachtete die Frau mit einer Mischung aus Vorsicht und Ehrfurcht.
[Status]
– Name: Tauriel
– Level: ???
– Rasse: Waldelfe
– Kraftkern: System
– Rang: ???
„Hallo …“ Die sanfte Stimme begrüßte sie wie eine morgendliche Brise, die den Duft von Tau mit sich trug. Die Frau lächelte, ihr Gesicht strahlte wie ein Vollmond, der sich hinter Blättern versteckte.
Nita stand wie erstarrt da und starrte auf die elegante Gestalt vor ihr – eine Frau in einem grünen Kleid mit goldenen Verzierungen, das ihre schlanke Taille umspielte. Ihr langes schwarzes Haar war mit lebenden Blättern gekrönt, die bei jeder Bewegung sanft glitzerten. Der Blick der Frau war voller Zärtlichkeit, als würde sie ein Kind betrachten, das zum ersten Mal die Welt sieht.
„H-Hallo?“, antwortete Nita schließlich und versuchte, ihre Nervosität abzuschütteln. Sie zwang sich zu einem steifen Lächeln und sah sich um. Dieser Raum … leer, weiß und endlos, wie eine grenzenlose Leinwand. „Wo sind wir hier, Ma’am?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme.
Die Frau kicherte leise, ihr Lachen klang wie Blätter, die aneinander raschelten. „Keine Angst. Das ist nur vorübergehend“, sagte sie und hob die Hand. Sofort vibrierte die Luft um sie herum. Aus der Oberfläche der weißen Plattform schossen Wurzeln hervor, die mit erstaunlicher Geschwindigkeit wuchsen und sich verdrehten.
Die Wurzeln verflochten sich und bildeten ein Sofa, das weich aussah. „Bitte, nehmen Sie Platz“, sagte sie sanft und nickte einladend.
Nita trat zögernd vor und setzte sich. Das Sofa war weich und viel bequemer, als es aussah. Sie strich mit der Hand über die Oberfläche und staunte. „So weich“, murmelte sie.
Die Frau lächelte schwach und setzte sich auf ein anderes Sofa, das sie gerade erschaffen hatte. „Mein Name ist Tauriel“, stellte sie sich herzlich vor. „Ich komme aus dem Reich des stillen Waldes. Du bist hier wegen etwas, das du benutzt hast.“
Nita runzelte die Stirn. „Was meinen Sie damit, Ma’am?“, fragte sie vorsichtig.
„Den Kristallkern, den du benutzt hast, um in Stufe 1 aufzusteigen. Er war ein Teil unseres Volkes“, erklärte Tauriel. Sie schlug elegant die Beine übereinander und sah Nita weiterhin aufmerksam an.
Nita nickte langsam und begann, sich ein Bild von der Situation zu machen. Dieser Kristall … Sie hatte ihn tatsächlich benutzt, um ihre Kraft zu steigern.
„Hast du irgendwelche Fragen?“, fragte Tauriel mit freundlicher Stimme, aber mit scharfem Blick, als könne sie jeden Zweifel in Nitas Herzen lesen.
Nita atmete tief aus. „Warum bin ich hier? Ich will weg. Mein Reich ist im Krieg“, sagte sie unverblümt, und jede ihrer Worte waren von Angst durchdrungen.
Tauriel lächelte schwach, ein Lächeln, das Geheimnisse barg. „Ah, alle Aetheris stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Vereinigung der Reiche wird jedoch nicht voranschreiten, bis jedes Wesen seine Entscheidung getroffen hat.“ Sie hob erneut ihre Hand, und ein kleiner, sanft leuchtender Stein erschien in ihrer Handfläche.
Nita starrte ihn angestrengt an. Dieser Stein … er war identisch mit dem, den sie nach dem Krieg zwischen den Spezies erhalten hatte. „Das ist also der Stein der Wiedergeburt?“, fragte sie.
Tauriel nickte. „Richtig. Mit diesem Stein kannst du deine Spezies wechseln. Wenn du dich dem Reich des Stillen Waldes anschließt, wirst du dich viel schneller entwickeln.“