Anas Lippen zitterten, als sie ein sanftes, süßes Gefühl überkam. Der gutaussehende Mann neben ihr küsste sie ohne Vorwarnung auf die Lippen, mit einer Bewegung, die sanft und doch bestimmt war. Ana konnte sich nur hingeben und sich von seinem Rhythmus mitreißen lassen.
Ihre Hände begannen, als ob sie sich ihrer Kontrolle entzogen hätten, den Körper des Mannes zu umarmen und die Wärme zu spüren, die von ihm ausging, als wären sie eins unter dem strahlend blauen Himmel über dem Strand.
Während sie in dieser Traumblase schwebte, genoss Ana leidenschaftliche Momente mit dem gutaussehenden Mann am Strand. In der realen Welt saß ihr Körper noch immer aufrecht auf ihrem Stuhl, die Augen geschlossen, und sah friedlich aus, als wäre sie in einen tiefen Schlaf versunken.
Lein beobachtete diese Szene aufmerksam, sein Blick wanderte zu der großen Blase, die vor ihm schwebte. Die Szene in der Blase zeigte Ana, wie sie am Strand entlangging, ihre Hand süß mit der des Mannes verschränkt.
„Hat es funktioniert?“, murmelte Lein voller Ehrfurcht.
Er untersuchte jedes Detail sorgfältig und sah, wie lebendig und realistisch das Bild war. In der Traumwelt, die er erschaffen hatte, schien Ana wirklich in ihre Rolle einzutauchen und jede Sekunde zu genießen, ohne zu merken, dass dies nur eine Illusion war.
„Erstaunlich … sie merkt es nicht einmal?“, zitterte Lein und konnte seine Bewunderung nicht zurückhalten.
Seine neue Kraft war wirklich unglaublich: Er konnte Träume erschaffen und Menschen darin gefangen halten, sodass sie sich verloren fühlten, ohne zu merken, dass sie nur Schauspieler auf der Bühne einer Illusion waren. Ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Lippen.
Leise hallte eine sanfte Stimme in seinem Kopf, wie ein vertrautes Flüstern.
„So hübsch … halt mich fest, Liebling.“
Gefolgt von einem kleinen Lachen voller Glück.
„Wie wunderbar …“
Lein erstarrte. Die Stimmen hallten in seinem Kopf wider, als kämen sie von irgendwo ganz nah, aber dennoch schwer zu erreichen. Er drehte sich um, sah sich um und versuchte, die Quelle des Geräusches zu finden. Aber trotz seiner scharfen Wahrnehmung und seiner weitreichenden Sinne spürte er niemanden.
„Wessen Stimme ist das?“, murmelte Lein verwirrt. Er sah niemanden, der solche Gedanken oder Gefühle auf ihn projizieren könnte.
Er dachte einen Moment nach, dann richtete er seinen Blick wieder auf die Traumblase, die vor ihm schwebte. Als ihm klar wurde, was los war, schnaubte Lein leise.
„Ist das … Anas Herzenswunsch?“, murmelte er fast ungläubig.
Ihm wurde klar, dass die Stimme, die er hörte, das Echo von Anas tiefsten Gefühlen war, ihre verborgenen Wünsche, die sich in dieser Traumwelt manifestierten.
„Das ist verrückt … eine wahnsinnige Fähigkeit …“, grinste Lein innerlich erfreut.
Stell dir vor, du kannst die Herzenswünsche von jemandem hören, sogar die tiefsten und verborgensten! Für einen Moment dachte er, dass dies zwar recht unterhaltsam sei, diese Situation jedoch zu einer Katastrophe werden könnte, wenn er unanständige Gedanken von jemandem hören würde, den er nicht mögen würde. Er war etwas erleichtert, dass die Stimme, die er hörte, von Ana kam – einer klugen, schönen und charmanten Assistentin.
Aber Lein stellte sich auch vor, wie beängstigend diese Fähigkeit wäre, wenn er versehentlich in die Gedanken von jemandem eindringen würde, der schmutzige oder unangenehme Gedanken hatte. „Das wäre eine Qual“, dachte er und schauderte leicht.
Lein schaute auf die Traumblase und checkte die verbleibende Zeit.
„Die Traumdauer beträgt nur eine Minute …“
„Es sind noch 21 Sekunden übrig“, murmelte Lein, seine Augen leuchteten vor Begeisterung.
Um die Gelegenheit nicht zu verpassen, nahm Lein schnell Änderungen an der Traumblase vor. Er kontrollierte die graue Energie, die um ihn herum wirbelte, und fügte der Illusion ein neues Element hinzu.
Mit etwas Konzentration ließ er die Sonne am Strandhimmel langsam näher an die Oberfläche kommen, größer und strahlender werden.
Im Traum blieben Ana und der gutaussehende Mann, die zusammen am Strand entlangliefen, plötzlich stehen und starrten überrascht auf die seltsame Veränderung am Horizont. Sie blinzelten in das nun gleißende Licht.
„Liebling … bin das nur ich, oder ist die Sonne tatsächlich größer?“, fragte der gutaussehende Mann, den Blick immer noch auf das Bild vor ihnen gerichtet.
Ana nickte und schluckte nervös. „Ja … du hast recht“, antwortete sie leise, während ein Gefühl der Unruhe ihr Herz überkam.
Die beiden erstarrten für einen Moment und beobachteten ängstlich, wie sich der riesige Feuerball näherte und die Luft um ihn herum verbrannte. Die Angst stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie endlich die Schwere der Bedrohung erkannten. Mit entsetzten Gesichtern rissen sie die Augen auf und ein spontaner Schrei entrang sich ihren Lippen.
„Lauf!“
Ana und der Mann drehten sich um und rannten so schnell sie konnten, ihre Füße gruben sich panisch in den Sand, um der immer näher kommenden Sonne zu entkommen. Aber ihre drückende Hitze war unausweichlich. Als Anas Körper anfing zu brennen, spürte sie eine enorme Angst, nun getrennt von dem Mann neben ihr.
In ihrer Panik rief sie nach dem einzigen Menschen, der ihr in den Sinn kam, dem einzigen, dem sie in schwierigen Situationen immer vertraut hatte.
„Hilf mir, Meister Lein!“, schrie Ana verzweifelt.
Doch die Sonne sank gnadenlos weiter und drohte, alles zu verschlingen. Ana rannte schneller, ihr Atem ging stoßweise, sie kümmerte sich nicht mehr um den Mann neben ihr, sie kümmerte sich um nichts mehr – nur noch ihr Überlebensinstinkt trieb sie an. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, hörte nur die ohrenbetäubende Hitze, die immer näher kam …
Bumm!
Die riesige Sonne berührte endlich den Boden und verursachte eine gewaltige Explosion, die die Illusionswelt erschütterte. In einem Augenblick verschwand alles um Ana herum – der Strand, der Sand, der gutaussehende Mann, sie selbst – in einer Staubwolke, die alles auslöschte. Nichts blieb übrig, keine Spur von Leben.
—
„Ahhhhh!“
Ana, die ruhig auf dem Kontrollstuhl gesessen hatte, schreckte hoch, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht blass. Ihr lauter Schrei hallte wider und ließ alle im Raum zusammenzucken. Die Soldaten und anderen Mitarbeiter blieben stehen, warfen sich besorgte Blicke zu und eilten herbei, um zu sehen, was passiert war.
Ana saß wie erstarrt da, ihr Körper war immer noch schweißgebadet, ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie knapp dem Tod entkommen. Der Ausdruck der Angst stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, und ihr Herz pochte laut und schnell. Sie zitterte und spürte, wie die Kälte zwischen ihren schweren Atemzügen in sie eindrang. Sie war noch nicht ganz bei Bewusstsein.
„Wo … wo bin ich? Diese Sonne …?“, flüsterte sie mit heiserer Stimme voller Verwirrung.