Der alte Mann Jen stand aufrecht da und versperrte mit seinem kräftigen Körper Holas den Weg, der zurückweichen wollte. Der kalte Wind peitschte ihm ins Gesicht, aber er blieb konzentriert und blinzelte mit zusammengekniffenen Augen zu der hohen Mauer hinauf. Plötzlich hörte er hastige Schritte und sah schnelle Schatten in seinem Blickfeld auftauchen.
Mehrere Leute rannten los, sprangen von der Mauer und stürzten sich direkt in den Kampf unter ihnen.
Sie wurden von einer Gestalt angeführt, die auf einer weißen Scheibe schwebte, die von blauen Flammen umhüllt war. Ihr Körper war in blaue Rüstung gehüllt, und ein violetter Umhang wehte hinter ihr her.
„Ein Level-3-Spieler“, murmelte Jen mit leiser Stimme, fast wie ein Flüstern an sich selbst.
Sein Körper spannte sich leicht an, und der ruhige Ausdruck auf seinem Gesicht wich einer wachsamen Miene. Sein Blick heftete sich auf Budi, der sich durch die Luft näherte.
Im Gegensatz zu Jen sah Holas Budi mit Augen voller Erleichterung entgegen. Die Anspannung, die zuvor sein Gesicht geprägt hatte, wich Dankbarkeit, und seine Lippen zitterten, als wolle er dem Schicksal für die zweite Chance danken, die es ihm gewährt hatte.
„Danke, Gott …“, flüsterte er, als würde er dem Schicksal selbst seinen Dank aussprechen.
Holas wandte seinen Blick wieder Jen zu, seine Lippen formten nun ein breites, inbrünstiges Lächeln.
„Du willst kämpfen, oder?“, fragte er, sein wildes Grinsen wurde noch intensiver und unterstrich die brutale Ausstrahlung, die er nicht länger unterdrücken konnte.
In seinem Blick war keine Angst mehr zu sehen, als wäre die Last von Tausenden von Leben von ihm genommen worden.
Jen nickte leicht, warf Holas einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf Budi, der sich weiter durch die Luft näherte. Seine Aufmerksamkeit galt weiterhin ausschließlich der neuen Bedrohung.
Holas‘ Grinsen verschwand langsam, als er Jens Gleichgültigkeit bemerkte. Mit schnellen Bewegungen aktivierte Holas seine Ausrüstung, und sein Körper wurde augenblicklich von einer bedrohlichen Aura umhüllt. Ohne zu zögern stürmte er vorwärts, hob beide Klauen hoch und machte sich bereit, auf Jen einzuschlagen.
Holas‘ schwere Schritte hallten wider, doch seine Angriffe waren schnell. Jen verlagerte sein Gewicht, drehte seinen Körper unmerklich und hob sein langes Schwert, um einen präzisen Schlag auszuführen.
Als Holas auf ihn zustürmte, schwang Jen sein Schwert geschmeidig und doch mit tödlicher Präzision. Das Klirren von Metall durchbrach die Stille, Funken flogen und beleuchteten ihre angespannten Gesichter, die von unnachgiebiger Entschlossenheit geprägt waren.
Holas gab nicht nach. Er drehte sich in der Luft und versuchte, von hinten zuzuschlagen. Aber Jen, mit außergewöhnlicher Ruhe, las die Bewegung wie ein offenes Buch. Er bewegte sich leicht nach links, seine Beinmuskeln spannten sich an, als er auf Holas sprang, der noch in der Luft war.
„Hau zu!“
Jens Schwert zerschnitt die Luft und zielte genau auf Holas‘ ungeschützten Körper. Holas reagierte blitzschnell und wehrte den Angriff mit seinen Klauen ab. Sein Körper bewegte sich geschmeidig wie eine Schlange, wich Jens Schlägen aus und entging dem tödlichen Schlag.
Als sie sich näher kamen, gelang es Holas, Jens Arm mit einer Hand festzuhalten, während die andere Klaue auf Jens Hals schoss.
Jens Augen blieben scharf und unerschütterlich auf die herannahende Klaue gerichtet. Holas grinste, ein selbstbewusstes Lächeln, das an seinen bevorstehenden Sieg glaubte. Doch hinter Jen erschien plötzlich ein heller Lichtblitz.
„Ugh!“
Zwei leuchtende Arme tauchten hinter Jen auf, durchbohrten die Luft und rammten sich direkt in Holas‘ Brust. Der unerwartete Schlag ließ Holas zurücktaumeln, Blut floss ungehindert aus der Wunde. Seine Augen weiteten sich, schockiert und ungläubig angesichts dessen, was gerade passiert war.
Die leuchtenden Arme, die aus reiner Energie bestanden, schwebten anmutig hinter Jen und bewegten sich synchron mit seinem Willen. Ohne ein Wort zu sagen, lächelte der alte Mann schwach, sein Schwert immer noch fest in der Hand.
„Willst du zuerst sterben?“, flüsterte er mit leiser Stimme, die von einer tiefen Drohung untermalt war.
Ohne auf eine Antwort zu warten, bewegte Jen seine Hand und zeichnete mit den Fingern Muster in die Luft. Ein Lichtkreis bildete sich und umhüllte einen Bereich im Umkreis von 20 Metern. Seine Aura wurde stärker und verschmolz mit der Umgebung. Mit einer schnellen Bewegung stürzte Jen auf Holas zu, der nun mühsam versuchte, sich aufzurichten.
„Verdammt … dieser Typ hat zu viele Tricks auf Lager“, murmelte Holas und griff mit zitternder Hand nach einem Heiltrunk.
Die Schmerzen von seiner Wunde hatten noch nicht nachgelassen, aber die drohende Gefahr ließ ihm keine Zeit, sich zu erholen. Als er Jen auf sich zustürmen sah, nahm Holas widerwillig eine Verteidigungshaltung ein.
„Stirb!“, sagte Jen mit leiser, aber entschlossener Stimme, als würde er mit diesem einen Wort Holas‘ Schicksal besiegeln. Sein Körper schoss wie ein Pfeil nach vorne, eine perfekte Mischung aus Geschwindigkeit und Kraft in einer tödlichen Bewegung.
Doch sein Instinkt warnte Jen, dass etwas nicht stimmte. In diesem Moment tauchte die Gestalt auf der weißen Scheibe plötzlich neben ihm auf, scheinbar aus dem Nichts. Ohne ein Wort zu sagen, streckte Budi die Hand aus und packte Jen am Körper.
Mit einer fließenden Bewegung aktivierte Budi seine Fähigkeit.
„Naturfessel“.
Massive Wurzeln schossen aus dem Boden, wickelten sich schnell um Jens Körper und fesselten ihn mit scheinbar unzerstörbarer Kraft. Dutzende kleinerer Wurzeln folgten, wickelten sich um seine Arme, Beine und seinen Hals und schnürten ihn gnadenlos ein.
Zerschneiden …
Zerschneiden …
Die leuchtenden Hände, die um Jens Körper schwebten, schlugen wild um sich und versuchten, die immer fester werdenden Fesseln zu durchtrennen. Energiefunken flogen, aber für jede durchtrennte Wurzel tauchten zwei neue auf, um sie zu ersetzen. Aus der Ferne beobachtete Budi das Geschehen mit ausdruckslosem Blick.
„Es ist sinnlos“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.
Plötzlich bebte die Erde leicht, ein Grollen wie der Herzschlag eines Riesen. Der Boden unter Jen barst auf und öffnete sich langsam, um eine riesige Wurzel in Form eines menschlichen Gesichts freizulegen, dessen Augen geschlossen waren, als würde es auf einen Befehl warten.
„Versiegelt sie!“, befahl Budi und trat schnell zurück.
Seine Stimme hallte laut und autoritär wider und stellte sicher, dass die gesamte Truppe seinen Befehl hörte.
„Alle zurück!“, rief er erneut, um sicherzugehen, dass der Befehl klar war.
Holas, der immer noch nach Luft rang, sprang sofort zurück, gefolgt von den anderen Soldaten. Ihre eiligen Schritte hallten inmitten des Grollen der Erde wider.
Jen wand sich in den Wurzeln, seine Augen suchten wild nach einem Fluchtweg. Die leuchtenden Hände schlugen weiter zu, aber die wachsende Anzahl von Wurzeln machte jede Bewegung immer schwieriger. Jen steckte seine ganze Kraft in den Kampf und fluchte leise vor sich hin. Die Wurzeln waren hart wie Stahl, elastisch, aber unnachgiebig.
„Was zum Teufel ist das?“, brüllte Jen und spuckte jedes Wort mit wachsender Wut aus. Er sah sich um, aber alles, was er sah, waren Wurzeln – endlose Wurzeln. Hoch aufragende Bäume schossen empor und bildeten innerhalb weniger Augenblicke einen dichten Wald. Ihre Stämme waren dick und hoch, und kleinere Wurzeln krochen in alle Richtungen und verstärkten ihren Griff um ihn.