„Was ist los?“ Als Xin Yan sah, wie die Magd auf ihrem Sitz herumzappelte, schüttelte sie den Kopf und fragte. Ihr Sohn lag nicht mehr in ihrer Umarmung, sondern auf dem Sitz vor ihnen.
Es dauerte eine Weile, bis Xin Yan Wu Ping davon überzeugen konnte, sich neben sie zu setzen, aber schließlich willigte sie ein, als Xin Yan ihr den Befehl gab.
„Ich …“, Wu Ping senkte den Kopf und umklammerte ihre Robe.
„Denkst du an diesen Jungen?“ Als sie ihr Zögern sah, seufzte Xin Yan und griff nach den Spuren auf ihrem Gesicht, um sie langsam zu entfernen.
„Ja … Ich hätte nicht gedacht, dass er so entschlossen ist, mich zu beschützen. Schließlich wusste er nichts über mich und hat mich trotzdem gerettet.“ Da sie den Kopf gesenkt hatte, sah sie Xin Yans Gesicht nicht und schüttete ihr Herz aus.
„Wu Ping, sag mir eins.
Warum glaubst du, dass dieser Junge dich wiedersehen will und dafür so weit gehen würde?“ Xin Yan verlangsamte die Flugkutsche, damit sie mehr Zeit für ihr Gespräch hatten. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und wandte ihr Gesicht ihrer Zofe zu.
Verwirrt von ihrer Frage hob Wu Ping den Kopf, und als ihr Blick auf ein Paar wunderschöne blaue, fast perlmuttfarbene Augen fiel, erstarrte sie.
Da sie keine Kultivierende war, war Wu Ping von Xin Yans Aussehen und natürlichem Charme fasziniert.
Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie Xin Yan schon so lange anstarrte, bis Xin Yan ihr gegen die Stirn tippte.
„Autsch!“ Wu Ping schreckte aus ihrer Benommenheit auf und hielt sich schmerzvoll die Stirn. „Es tut mir leid, Madame!“
Als sie realisierte, was sie getan hatte, verbeugte sie sich sofort, um sich zu entschuldigen.
„Hör auf, dich für jede Kleinigkeit zu entschuldigen und beantworte meine Frage.“ Xin Yan kicherte leicht, was Wu Ping überraschte.
Die Magd hatte Xin Yan für eine unnahbare Person gehalten, aber als sie sie wie eine normale Frau agieren sah, war sie nicht nur schockiert, sondern auch beeindruckt.
„Er will mich überprüfen?“ Sie dachte über Xin Yans Frage nach und antwortete nach kurzem Überlegen, aber selbst dann schien sie sich ihrer Antwort nicht sicher zu sein.
Xin Yan hob die Augenbrauen, als sie die Antwort hörte. Selbst für sie waren die Gefühle des Jungen sonnenklar, und das wollte schon etwas heißen bei einer Frau wie Xin Yan, die sonst nicht gerade für ihre Scharfsinnigkeit bekannt war.
Wäre Elysia anwesend gewesen, hätte sie mit dem Finger auf sie gezeigt und gesagt: „Eine dumme Frau hat sich eine dumme Dienstmagd geholt.“
Allein bei dem Gedanken an Elysias selbstgefälligen Gesichtsausdruck bekam Xin Yan eine Grimasse ins Gesicht. Sie atmete tief durch, beruhigte sich und sah ihre verwirrte und ahnungslose Magd an.
„Denk nicht zu viel darüber nach. Was auch immer seine Gründe sind, stärker zu werden, wird ihm am Ende nur helfen. Wenn es so sein soll, werdet ihr euch wieder begegnen.“
Wu Ping nickte, als sie Xin Yans Worte hörte. Obwohl sie nickte, fragte sie sich, was Xin Yan mit ihrem letzten Satz gemeint hatte.
„Wir sind da!“, rief Xin Yan, und Wu Ping unterbrach ihre Gedanken. Sie schaute aus dem Fenster des Fahrzeugs und sah mit großen Augen die beeindruckende Landschaft vor sich.
Vor ihr lag ein riesiger Berg, anders als alle Berge, die sie je gesehen hatte, bedeckt mit Bäumen und Büschen.
„Oo-ooo-aa-“
*Knirsch!*
In diesem Moment sprang ein riesiger, in Flammen stehender Affe aus den Bäumen und landete direkt im scharfen Schnabel eines riesigen Adlers, der direkt unter ihnen flog.
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Als sie die blutige Szene vor ihren Augen sah, wurde sie blass und musste sich fast übergeben, bevor sie sich zurück auf ihren Sitz warf.
Obwohl sie schon Schlimmeres gesehen hatte, als Xin Yan all diese Bestien getötet hatte, war sie zu sehr darauf konzentriert, zu überleben, um sich um die Bestien zu kümmern.
„Nimm dir Zeit und gewöhn dich daran.“ Xin Yans ruhige Stimme holte sie zurück in die Realität. Ihre Brust hob und senkte sich schnell.
„Das ist das Gesetz der Kultivierungswelt. Nur die Starken überleben und die Schwachen gehen zugrunde. Wenn du meine Magd werden willst, musst du dich zuerst an solche Dinge gewöhnen, bevor ich mit deiner Ausbildung beginne.“ Als sie sah, dass die Frau sie ansah, fuhr Xin Yan mit ernstem Gesichtsausdruck fort.
Sie nahm sie nicht nur aus Mitleid auf; sie wollte eine persönliche Magd für sich und Noah, jetzt, wo sie sich in Wuhans Sekte niedergelassen hatten.
„Wenn du zurücktreten willst, ist jetzt die Gelegenheit dazu. Ich werde dich und deinen Sohn an einem sicheren Ort in der Nähe absetzen.“ Wu Ping hörte Xin Yan schweigend zu, während sie fortfuhr. „Aber wenn du es ernst meinst, meine Magd zu werden, ist das das geringste deiner Probleme.“
„Glaub nicht, dass ich das sage, um dir Angst zu machen; ich sage dir nur, wie die Welt wirklich ist. Wenn du nicht stark genug bist, könntest du sterben, bevor du mir überhaupt helfen kannst.“ Xin Yan nahm kein Blatt vor den Mund und sprach klar und deutlich mit der Hausangestellten.
Die Spannung in der Luft war greifbar, als Xin Yan die Frau vor sich eindringlich ansah. Wu Ping starrte Xin Yan mit offenem Mund an. Sie warf einen Blick auf ihren schlafenden Sohn und dann wieder auf Xin Yan.
„Entscheide dich jetzt. Willst du immer noch meine Magd sein oder möchtest du ein ruhiges, friedliches Leben in der Stadt führen?“, fragte Xin Yan noch einmal und zwang Wu Ping, sofort eine Entscheidung zu treffen.
„Ich …“ Wu Ping sah das friedliche Gesicht ihres Sohnes an und ballte die Faust. Wäre sie keine Mutter, hätte sie sofort eine Entscheidung getroffen.
Einerseits ging es um die Sicherheit ihres Sohnes, andererseits hatte sie Xin Yan ihr Wort gegeben. Auch wenn Xin Yan sagte, dass es ihr nichts ausmachte, wenn sie jetzt zurücktrat, fühlte sie sich nicht wohl dabei, ihr Wort zu brechen.
