[Familie Long]
Die Spannung in der Luft schien zwischen zwei Leuten mit unausgesprochenen Worten und ungelösten Gefühlen zu vibrieren. Ihre Blicke waren aufeinander geheftet, während einer von ihnen die Geschichte über den Tod des Sohnes der Frau vor ihm erzählte.
Der kalte, durchdringende Blick der Frau bohrte sich in seinen Körper, als wollte sie jede Spur von Lüge in seinen Worten finden.
Der Junge hatte einen gelassenen Ausdruck im Gesicht, während sich in der Tiefe seines Herzens eine Traurigkeit verbarg.
Während er seine Geschichte erzählte, blitzten in Noahs Kopf Bilder aus seiner eigenen Kindheit auf. Erinnerungen, die er tief in seinem Herzen vergraben hatte, zusammen mit dem Schmerz, den sie in ihm auslösten.
Mit jeder Sekunde, die verging, wurden Xin Yans Augen lebloser und glichen denen einer Leiche. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz von einer kalten Hand umklammert.
Noah ballte die Fäuste, runzelte die Stirn und presste die Kiefer aufeinander, während er nach den richtigen Worten rang, um das auszusprechen, was viel zu lange ungesagt geblieben war.
Nach einigen Sekunden innerer Zerrissenheit blieb nur noch Entschlossenheit übrig, als er ihr erzählte, wie ihr Junge gestorben war, während sie weg war.
Ihm gegenüber saß Xin Yan wie eine leblose Puppe, den Rücken gerade und die Schultern gestreckt. Sie ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass ihre Fingernägel in die Haut drückten und Blut auf den Boden tropfte.
Sie biss sich auf die Lippen, ein subtiles Zeichen für die Emotionen, die sie zu unterdrücken versuchte.
Obwohl sie eine vage Vorstellung davon hatte, was passiert war, wollte Xin Yan dennoch einen schwachen Hoffnungsschimmer in ihrem Herzen bewahren.
Sie sehnte sich danach, dass diese innere Stimme sich irrte, dass sie sie täuschte, und wünschte sich verzweifelt, dass ihr kleiner Junge in Sicherheit war.
Aber die Realität war oft grausam!
Als Noah den Tod ihres Jungen erklärte, war es, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Die Schwere dieser Worte hing schwer und erstickend in der Luft. In der Zeit zwischen zwei Herzschlägen schien die Welt der Frau in tausend Stücke zu zerbrechen. Der Raum um sie herum verblasste zur Bedeutungslosigkeit, während sich ihr Blick verengte und ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Jungen vor ihr gerichtet war.
Für einen flüchtigen Moment hoffte Xin Yan, dass der Mann vor ihr lügt, aber sie spürte nicht die geringste Unaufrichtigkeit in seinen Worten.
Nach einer Ewigkeit bewegte sich Xin Yan zum ersten Mal und stürzte sich mit voller Wucht auf ihn.
„Töte ihn!“
Ihre Hände waren nur noch ein verschwommener Fleck, der direkt auf das Herz zielte, das einst so nah an ihrem eigenen gelegen hatte. Im nächsten Moment stand sie vor ihm, die Finger bereit zum Schlag, die Augen lodernd vor einer Mischung aus Wut, Verlust und purer Verzweiflung.
Doch als ihre Hand sich der Brust des Jungen näherte, legte sich eine seltsame Stille über den Raum. Sie behielt seinen Gesichtsausdruck im Auge, während ihre Hand sich hob, um den letzten Schlag auszuführen. Zu ihrer Überraschung zuckte der Junge nicht zusammen und unternahm nichts, um ihren Angriff zu stoppen.
Stattdessen sah er ihr tief in die Augen, mit einer Wärme, die sie bis ins Mark erschütterte.
Long Tians Gesicht, als er in ihren Armen zusammenbrach, überlagerte sich mit dem Gesicht des Mannes vor ihr.
Das ließ ihre Finger zittern, nicht aus Zweifel, sondern aus der schieren Intensität ihrer Gefühle. Sie hatte erwartet, dass er sich wehren oder zumindest etwas Angst zeigen würde, aber er tat nichts dergleichen.
Ihre Hände blieben einen Millimeter vor seiner Brust stehen, sie sah ihm ohne erkennbare Emotionen tief in die Augen und sprach.
„Hast du ihn getötet, indem du seinen Körper übernommen hast? Wag es nicht zu lügen!!!“
Ihre Worte schnitten durch die Luft wie Eissplitter, ihre Stimme war eiskalt und monoton, ohne jede Spur von Emotionen.
Der Ausdruck der Frau bohrte sich in ihn, ihre Augen waren wie Glasscherben, die den Schmerz ihrer Seele widerspiegelten.
„Nein“,
Seine Stimme zitterte leicht, er wusste, dass sie jemanden brauchte, dem sie die Schuld geben konnte, aber sein Blick blieb fest auf sie gerichtet. Die Last der Wahrheit, die er ihr gleich offenbaren würde, war unermesslich, und er trug sie mit einer Mischung aus Besorgnis und dem Wunsch, endlich sein Gewissen zu erleichtern.
„Das Gift hat ihn in dem Moment überwältigt, als er das Bewusstsein wiedererlangte.“
Er seufzte, als er den selbstvorwurfsvollen Ausdruck der Frau sah. Er wusste, dass sie sich selbst die Schuld dafür gab, nicht bemerkt zu haben, dass er vergiftet worden war.
Sie wusste, dass sie mit ihrer Kraft, hätte sie ihn mit ihrem Qi-Sinn untersucht, vielleicht bemerkt hätte, dass etwas nicht stimmte.
Aber ihre Panik, als sie seinen bewusstlosen Körper gesehen hatte, hatte sie handlungsunfähig gemacht.
Sie schaute auf ihre zitternden Hände und dann wieder auf das zerrissene Stück der Robe ihres Sohnes. Sie wollte seinen Körper nicht beschädigen, er war alles, was ihr von ihrem Sohn geblieben war.
Noah wollte sie trösten, aber bevor er einen Schritt machen konnte, passierte etwas.
Noah spürte einen brennenden Schmerz, der aus den Tiefen seiner Seele kam. Reflexartig tauchte er in den Seelenraum ein, einen Ort, an dem die Seelen aller Wesen wohnen. fre(e)
In diesem ätherischen Raum spürte er eine fremde Präsenz. Sein Gesicht wurde ernst, als er den Raum gründlich absuchte.
Was er fand, schockierte ihn: die Überreste des Willens des Jungen, ein Fragment seines Bewusstseins.
Er konnte seine Seele pulsieren sehen, die Seele war im Begriff, sich aufzulösen, aber sie klammerte sich mit aller Kraft daran fest. Er war überrascht, den Lebenswillen des Jungen zu sehen.
Bewegt von dieser unsichtbaren, aber spürbaren Not, streckte Noah seine metaphysische Essenz aus, um sich mit der verbleibenden Präsenz zu verbinden.
Er bewegte sich, um das Fragment der Seele zu berühren, und ein Gefühl durchströmte seine Seele. Der frühere Besitzer des Körpers hatte eine Nachricht hinterlassen.
Eine Nachricht, die alles enthielt, was der Junge sagen wollte.
Noah verließ schnell den Seelenraum, nachdem er die Nachricht gehört hatte, die der Junge vor seinem Tod hinterlassen hatte.
Xin Yan hingegen hatte große Schwierigkeiten, die Realität zu akzeptieren, ihr Geist war leer. Sie konnte an nichts denken, sie konnte nichts fühlen. Es war, als hätte sich ihr Geist abgeschaltet, um sie vor dem Schmerz zu schützen.
Jeder Grund, warum sie leben sollte, schien ihr grausam entrissen worden zu sein, sodass sie allein in ihrer Qual zurückblieb.
