Der Mann erzählte weiter von seinen Gedanken zur Zeremonie, während er weiter trank, ohne zu merken, dass eine vermummte Gestalt in der Nähe vorbeiging.
Die Kurven der Gestalt unter dem Umhang ließen vermuten, dass es sich um eine Frau handelte. Sie drehte sich zu dem Wachmann um, der ihr im Schatten folgte, und sagte mit kalter Stimme:
„Sorg, dass er verschwindet. Da er keine Angst hat, sich gegen mich auszusprechen, muss er die Konsequenzen tragen.“
Die Gestalt betrat die verlassene Gasse und blieb vor einer anderen vermummten Gestalt stehen.
Sie hob ihren eigenen Umhang leicht an und enthüllte ihr Gesicht vor der Person vor ihr.
Ohne ein Wort zu sagen, schlug sie die Person schnell, sodass deren Kapuze zurückfiel und die Identität der Magd aus der Familie Long enthüllte.
„Was habe ich dir über Fehler gesagt? Er ist nicht nur nicht gestorben, sondern auch wieder aufgewacht, als wäre nichts gewesen. Verstehst du, wie stark dieses Gift ist? Hast du es ihm überhaupt richtig gegeben? Hast du ihm stattdessen vielleicht Unsterblichkeitskraut gegeben?“
Die Stimme der Frau war kalt und wütend.
Die Magd senkte zitternd den Kopf und sagte mit panischer Stimme:
„Ich habe ihm die volle Dosis des Giftes mit meinen eigenen Händen verabreicht, aber ich verstehe nicht, was passiert ist. Irgendwie konnte er aufstehen und gehen. Aber keine Sorge, Fräulein Xiao. Ich habe gehört, dass er aus der Familie verstoßen wurde. Der Patriarch hat ihm eine dreimonatige Gnadenfrist gewährt, nach der er das Familienanwesen verlassen muss.“
Die Worte der Magd erfüllten Xiao Mei mit Freude, ihre Augen glänzten vor Zufriedenheit. Ein Hauch von Grausamkeit blitzte in ihren Augen auf.
„Das ist gut. Sobald er aus der Familie ist, können wir ihn leicht beseitigen. Behalte ihn genau im Auge und berichte mir mit Hilfe des Talismans über jede seiner Bewegungen. Jetzt geh, bevor jemand Verdacht schöpft.“
Als sie den kalten Ton in der Stimme des Mädchens hörte, zitterte die Magd leicht, verbeugte sich jedoch schnell in Anerkennung und eilte zurück zum Clan.
Nachdem sie ihre Anweisungen gegeben hatte, bedeckte Xiao Mei ihren Kopf mit dem Umhang und wandte sich zum Gehen. Gerade als sie in die wartende Kutsche steigen wollte, blickte sie zum Himmel und spürte eine unerwartete Wetteränderung.
Zu ihrer Verwirrung verwandelte sich der ursprünglich sonnige Tag mit erstaunlicher Geschwindigkeit in ein wolkiges und unheilvolles Wetter.
Obwohl plötzliche Wetteränderungen in der Welt der Kultivierung nicht ungewöhnlich waren, beunruhigte sie, wie schnell sich das Wetter veränderte. Unter ihren zunehmend schockierten Augen breitete sich der Bereich, in dem sich die Wolken zusammenzogen, immer weiter aus.
Die Atmosphäre war ruhig und hell gewesen, die Sonne hatte ihre warmen Strahlen über die Stadt geschickt, und die Menschen gingen sorglos ihren täglichen Beschäftigungen nach.
Alle schauten mit ängstlichen und besorgten Gesichtern zum Himmel.
Die zuvor klare und sonnige Atmosphäre war nun schnell von bedrohlichen, dunklen Wolken erfüllt, die sich wie ein herannahender Sturm zusammenbrauten.
Der ruhige blaue Himmel wurde von der drohenden Dunkelheit verschluckt, was der Szene eine unheimliche, beunruhigende Atmosphäre verlieh.
Das plötzliche Auftauchen der Gewitterwolken ließ einen Schauer der Unruhe durch die Herzen der Zuschauer gehen. Die Intensität dieser Wolken war etwas, was selbst die Kultivierenden noch nie in ihrem Leben erlebt hatten.
Sie hatten Angst vor dem Grund für diese plötzliche Veränderung.
Kultivierende, die Jahre damit verbrachten, ihre Fähigkeiten zu verbessern und eine Verbindung zur Welt aufzubauen, waren besonders empfindlich gegenüber solchen Veränderungen.
Es gibt eine Legende, dass, wenn ein starker Kultivierender starke Emotionen durchlebt, auch seine Umgebung davon beeinflusst wird.
Je stärker die Person ist, desto größer ist auch der Wirkungsbereich. Die Intensität der Zerstörung nimmt ebenfalls zu.
Die Gedanken der Mächtigen in der Stadt rasten, jeder von ihnen hoffte, dass diese plötzliche Veränderung das Ergebnis natürlicher Kräfte und nicht der Wut eines mächtigen Kultivierenden war.
„Ich hoffe nur, dass es sich um eine natürliche Wetterveränderung handelt, die nicht von einem mächtigen Kultivierenden verursacht wurde, der so töricht wäre, sie zu verärgern. Ich hoffe, es ist keiner von uns.“
Das war der Gedanke jedes Clanführers, als sie zum Himmel blickten.
Als würde jemand auf ihre inneren Zweifel antworten, breitete sich eine intensive Aura voller Finsternis, Traurigkeit, Schmerz und Qual aus dem Herzen von Primal Dawn City aus und erstreckte sich über Hunderte von Kilometern.
Alle Augen waren auf den Himmel gerichtet und warteten darauf, was das Schicksal für sie bereithielt. Die Menschen beteten still um ihre Sicherheit.
Diese Emotionen waren so intensiv, dass die Menschen Halluzinationen ihrer schlimmsten Momente erlebten.
An die Zeit, in der sie die schrecklichsten Taten ihres Lebens begangen hatten und andere in Verzweiflung gestürzt hatten.
Erinnerungen an ihre tiefsten Sorgen und Reuegefühle kamen ihnen in den Sinn und ließen Tränen über ihre Gesichter laufen. Einer nach dem anderen knieten die Menschen nieder und schrien vor Schmerz.
Donner grollte in den Wolken, Regen begann zu fallen, aber es war kein gewöhnlicher Regen; es war eine Manifestation der Trauer, die die Gegend erfasst hatte.
Jeder Tropfen schien das Gewicht unzähliger Tränen zu tragen, als würde der Himmel selbst weinen und sein Mitgefühl für jemanden zeigen.
In einem schlicht aussehenden Raum standen zwei Gestalten schweigend da, einer war ein Junge und die andere eine Frau.
Der emotionslose Blick der Frau war auf die Gestalt des jungen Mannes gerichtet – genauer gesagt auf das Bewusstsein im Körper ihres Sohnes.
Die Luft um ihn herum knisterte vor einer schweren und bedrückenden Tötungsabsicht, die von ihr mit einer Intensität ausging, die in die Atmosphäre selbst zu sickern schien.
Mit unheimlicher Ruhe streckte sie ihre Hand aus, die Finger ausgestreckt, und bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit. Qi umhüllte ihre Finger und manifestierte sich in Form eines Schwertes.
Ihr Vorstoß war schnell und schloss die Distanz zwischen ihnen in einem Augenblick.
Die Atmosphäre schien sich zu verlangsamen, als sich dieser Moment auf Leben und Tod abspielte.
Es war, als hätte die Welt selbst den Atem angehalten. Die Luft wurde schwer und ein Gefühl der Vorahnung legte sich über die Umgebung.
Der Raum zwischen ihrer Hand und der Brust des Jungen schien von einer ungreifbaren Spannung erfüllt zu sein.
