„Was ist die weinende Peitsche?“
Noah schaute das Mädchen neben sich an und musste einfach fragen. Als sie seine Worte hörte, war Ma Li ein wenig überrascht, dass jemand nicht wusste, was das war …
„Die weinende Peitsche ist …“ Ma Li begann, ihm die Peitsche zu erklären, während sie ihn durch den Flur führte. Die Diener verneigten sich, wo immer sie vorbeikamen.
Noahs Augen wurden klarer, als er die Erklärung über die Peitsche hörte.
„Das klingt zwar nach einer guten Peitsche, aber gegen Körperkultivierende ist sie nutzlos.“ Noah erkannte sofort die Schwächen der Peitsche, was Ma Li überraschte.
Nachdem sie sich eine Weile mit Noah unterhalten hatte, stellte sie fest, dass er ein umgänglicher Mensch war, solange man ihn nicht ärgerte oder sich vor ihm wie ein Balg benahm – genau das, was sie zuvor getan hatte.
Es war eine willkommene Abwechslung für sie, mit ihm zu reden, als hätte sie einen Freund gefunden, mit dem sie sich ungezwungen unterhalten konnte, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen.
„Ja, mein Vater hat das auch gesagt. Er hat mir erzählt, dass Körperkultivierende alle Masochisten sind. Sie fürchten keine Schmerzen, sondern lieben sie sogar. Diese Peitsche ist für sie wie eine Belohnung.“
Als sie das sagte, veränderte sich Ma Lis Gesichtsausdruck, als sie an etwas dachte und leise vor sich hin murmelte. „Ich frage mich, ob Vater auch ein Körperkultivierender ist.“
„Pfft!“
Noahs Lippen zuckten, als er ihre Worte hörte, und der ernste, nachdenkliche Ausdruck auf ihrem Gesicht brachte ihn zum Lachen.
Sie sah aus, als hätte sie ein Geheimnis entdeckt. Als sie sein Lachen hörte, errötete Ma Li und beschleunigte ihre Schritte.
„Hey! Lach nicht!! Lass uns gehen, wir sind da, wo unsere Mütter sind. Der Garten!“ Sie eilte zur Ecke des Flurs, Noah folgte ihr und sie gingen durch das Tor, das zu einem abgelegenen Bereich im Innenhof führte.
Noahs Blick fiel auf die wunderschönen Blumenfelder, verschiedene Blumenarten bildeten eine Symphonie aus Farben, die miteinander harmonierten, während sie im Wind tanzten.
In der Mitte des Feldes saßen zwei Frauen zusammen und unterstrichen die Schönheit des Blumenbeets. Sie saßen auf einer Wiese.
Zwischen den Frauen herrschte eine harmonische Atmosphäre, sie unterhielten sich und kicherten miteinander. Noah spürte, wie Shi Jie ihre spirituelle Wahrnehmung zurückzog, als sie diesen Bereich betraten.
„Lass uns zu ihnen gehen“, sagte Ma Li, stieß ihn an und rannte zu ihrer Mutter. Als sie Xin Yan sah, wurde sie etwas zurückhaltend und ging ganz normal und anmutig weiter. Noah schüttelte den Kopf und ging ebenfalls zu ihnen hinüber.
„Du bist ja da, mein Schatz. Hattet ihr eine schöne Zeit zusammen?“, fragte Shi Jie lachend mit einem neckischen Ausdruck im Gesicht. Als Ma Li diese Worte hörte, errötete sie ein wenig und erinnerte sich daran, wie sehr sie sich in dieser Zeit blamiert hatte.
Während Noah, Xin Yan und Elysia bei ihrer Bemerkung mit den Augen rollten. Sie alle wussten, dass sie sie schon seit langem im Auge hatte.
„Hattet ihr eine schöne Zeit?“, fragte Noah mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er ging zu Xin Yan hinüber und setzte sich in japanischer Sitzhaltung neben sie. Auch wenn die anderen seine Sitzhaltung etwas seltsam fanden, sagten sie nichts dazu.
„Mhmm~ Ich hatte eine schöne Zeit.“ Xin Yan sah ihn mit einem sanften Lächeln an. Als Mutter und Tochter ihre Interaktion sahen, hatten sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, schüttelten diesen Gedanken aber schließlich ab.
„Warum kommst du nicht in deiner Freizeit hier vorbei, Long Tian kann mitkommen.“ Ein scharfer Blick huschte über Shi Jies Gesicht, als sie diesen Kommentar machte.
Noah drehte sich zu Xin Yan um, die ihn ansah, als würde sie ihn um Erlaubnis bitten.
„Wenn Lade Shi nichts dagegen hat, kannst du in deiner Freizeit gerne öfter vorbeikommen. Ich werde in den nächsten Monaten damit beschäftigt sein, diese hier zu kultivieren, sodass ich kaum Zeit haben werde, auszugehen“, lehnte Noah das Angebot ab, stimmte aber zu, dass Xin Yan in ihrer Freizeit vorbeikommen konnte.
Als sie seine Antwort hörte, verschwand das Lächeln aus Ma Lis Gesicht und sie sah ein wenig traurig aus. Sie wollte mehr Zeit mit ihrem Freund verbringen. Aber als sie seine Worte hörte, entfachte sich in ihrem Herzen ein Licht der Entschlossenheit.
Sie wusste, dass sie so schnell wie möglich stärker werden musste, schließlich wollte sie ihm in der Domäne nicht zur Last fallen. Außerdem wollte sie so schnell wie möglich in die abgeschiedene Kultivierung gehen und einen Durchbruch erzielen.
„Sollen wir jetzt zurückgehen?“, fragte Noah leise. Wenn Xin Yan hierbleiben wollte, hätte er nichts dagegen gehabt, noch ein bisschen länger zu bleiben, aber sie waren schon seit Stunden dort.
„Ja, lass uns zurückgehen! Ich war so in das Gespräch vertieft, dass ich die Zeit vergessen habe.“
Xin Yan rief mit einem etwas schockierten Gesichtsausdruck aus, sie hatte die Zeit während ihres Gesprächs wirklich nicht bemerkt. Als Noah zusammen mit Ma Li eintraf, war es bereits Abend geworden.
„Wieso habt ihr es so eilig? Bleibt doch den Tag über bei uns! Ihr könnt morgen früh zurückfahren.“ Shi Jie versuchte, sie zu überreden, über Nacht zu bleiben, aber Xin Yan schüttelte den Kopf und lehnte ihr Angebot höflich ab.
„Schwester Shi, ich werde euch auf jeden Fall wieder besuchen, aber ich fürchte, ich kann nicht über Nacht bleiben.“
Noah und Ma Li schwiegen, während die Frauen ein paar Höflichkeiten austauschten. Nach einer Weile verließen Noah und Xin Yan die Villa des Stadtfürsten.
Als sie sie in der Ferne verschwinden sah, verschwand das Lächeln aus Shi Jies Gesicht, und sie wandte sich ihrer Tochter zu.
„Ich wusste gar nicht, dass meine Tochter heimlich Leute beobachtet.“
„…“ Ma Li wurde blass, als sie die Worte ihrer Mutter hörte. Natürlich hatte Shi Jie alles mitgehört. Sie schluckte vor Angst und hätte nicht gedacht, dass ihre Mutter die Angewohnheit hatte, andere zu beobachten.
Wie man so schön sagt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
