Aber sobald der Druck ihn trifft, verliert sein Zauber seine Wirkung. Sein Herz rast.
Ihm bleibt die Luft weg.
„W-Was …?“
Die Soldaten wissen gar nicht, was sie da tun.
Sie sind noch nicht stark genug, um die Fertigkeit „Finger des Todesgottes“ einzusetzen. Aber ihre geballte Konzentration, ihre einzige Absicht zu töten, reicht aus, um ihre Präsenz zu zeigen.
Sie spüren es.
Etwas Gewaltiges. Etwas, das sie beobachtet.
Die Abenteurer auf den Leitern zögern.
Der Magier stolpert rückwärts.
Die Verteidiger … grinsen.
Sie stürmen vorwärts, schlagen die Feinde nieder, werfen Leitern um und schicken Abenteurer in den Tod.
Der Magier zittert und versucht erneut, einen Zauber zu wirken.
Aber jetzt –
Ein Soldat springt von der Mauer über ihm herunter.
Er landet hinter ihm und schwingt bereits sein Schwert.
Der Magier registriert den Angriff kaum, bevor sein Kopf von seinen Schultern getrennt wird.
Sein Körper fällt zu Boden.
Die Schlacht tobt weiter, aber das Blatt wendet sich.
Die Abenteurer spüren es.
Dies ist keine gewöhnliche Armee.
Und sie sind am Verlieren.
Die Schlacht tobt eine Stunde lang.
Das Klirren von Stahl, die Schreie der Sterbenden und das Donnern von Zaubersprüchen erfüllen das Schlachtfeld. Die einst so selbstbewussten Abenteurer sind am Verlieren. Ihre Moral bröckelt wie die Leichen, die sich um sie herum stapeln.
Sie sollten eigentlich die Jäger sein. Sie sollten eigentlich die Stärkeren sein.
Doch jetzt zittern ihre Körper. Ihre Hände zittern.
Sie haben noch nie gegen so etwas gekämpft.
Die Soldaten – nein, die zu Kriegern gewordenen Monster – bewegen sich mit unnatürlicher Einheit. Ihre Präsenz, ihre Tötungsabsicht, ihre bloße Existenz auf dem Schlachtfeld üben einen erdrückenden Druck aus.
Es ist, als wären sie keine Individuen mehr.
Sie sind eins.
Und die Abenteurer brechen zusammen.
Derek ringt nach Luft, seine Arme schmerzen und bluten. Seine einst makellose Rüstung ist jetzt zerbrochen und mit seinem eigenen Blut getränkt.
Nyssara ist ebenfalls verletzt – ihr Exoskelett ist zerschnitten, schwarzer Eiter tropft aus ihren Wunden –, aber sie steht fest. Ihre acht blutroten Augen leuchten im trüben Licht.
Derek beißt die Zähne zusammen. Er weigert sich, hier zu sterben.
„Nicht schlecht, Monster …“, murmelt er und wischt sich das Blut von den Lippen. „Aber ich gebe noch nicht auf.“
Nyssara neigt amüsiert den Kopf. „Du bist schon tot. Du hast es nur noch nicht gemerkt.“
Sie bewegt sich.
Derek kann seine Axt kaum heben, bevor ihre Klingenbeine seine Schulter durchbohren.
„AGH –!“
Er taumelt zurück, sein Körper schreit vor Schmerz. Aber Nyssara macht weiter.
Sie stürzt sich auf ihn, ihre Klauen blitzen.
Derek schlägt wild um sich, verzweifelt, aber Nyssara weicht dem Schlag aus und fegt mit ihrem Bein aus.
KNACK!
Dereks Knie bricht.
Er bricht zusammen und schreit.
Nyssara beugt sich über ihn, ihre Klingenbeine tropfen von seinem Blut.
„Du bist erledigt“, flüstert sie.
Dereks Blick verschwimmt. Er schaut zum Himmel, sein Atem geht stoßweise. Er hat verloren.
Auf dem Schlachtfeld ist es jetzt fast still.
Die Abenteurer sind gefallen. Ihre stärksten Krieger – Derek, Marik, Joran, Gavin – sind alle tot.
Die Verteidiger stehen aufrecht, verwundet, aber siegreich.
Währenddessen tobt auf der anderen Seite des Schlachtfeldes der letzte Zweikampf.
Sorin und Grath stehen inmitten der Leichen der Gefallenen. Das Schlachtfeld um sie herum ist ein Chaos – Feuer, Stahl und Blut –, aber in diesem Moment existiert nichts anderes mehr. Nur die beiden.
Grath umklammert sein Großschwert fest. Blut tropft aus einer tiefen Wunde an seinem Oberschenkel, aber seine Augen brennen vor Entschlossenheit. Er spottet Sorin, die mit einem Dolch in der Hand vor ihm steht und trotz ihrer Wunden kaum ins Wanken kommt.
Ihre geschwärzte Rüstung ist zerrissen und gibt den Blick auf tiefe Schnittwunden an Armen und Bauch frei. Blut befleckt den Stoff, aber ihre zusammengekniffenen Augen bleiben kalt und konzentriert.
„Ich wollte, dass ihr meine Sklaven werdet, aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr so stark seid“, sagt Grath und rollt mit den Schultern. „Aber jetzt ist Schluss.“
Sorin antwortet nicht. Sie nimmt nur eine andere Haltung ein, ihr Dolch glänzt bedrohlich im schwindenden Licht des Schlachtfeldes.
Grath atmet tief aus und aktiviert seine stärkste Fertigkeit.
„Executioner’s Judgement!“
Eine purpurrote Aura explodiert um ihn herum, sein Großschwert strahlt tödlich. Die schiere Kraft der Fertigkeit verzerrt die Luft um ihn herum und sendet eine Schockwelle über das Schlachtfeld. Der Boden unter seinen Füßen bricht auf.
Sorin spannt sich an.
Grath stürmt vorwärts und schwingt sein Schwert in einem Bogen, um sie in zwei Hälften zu spalten.
Sie weicht aus – knapp.
Die Klinge schneidet durch die Luft, aber die schiere Wucht reißt ihr die Seite auf. Blut spritzt aus der Wunde.
„Gh—!“ Sorin taumelt und beißt die Zähne zusammen.
Grath gibt ihr keine Zeit, sich zu erholen. Er dreht sich um und rammt ihr seine gepanzerte Faust in den Bauch.
THUD!
Der Aufprall schleudert sie durch die Luft, ihr Körper schlägt auf den mit Leichen übersäten Boden auf.
Hustend rappelt sich Sorin auf, den Dolch immer noch in ihrer zitternden Hand. Für einen Moment verschwimmt ihre Sicht, aber sie zwingt sich, sich zu konzentrieren.
Sie wird hier nicht sterben.
„Bleib liegen, Monster“, knurrt Grath und geht auf sie zu, sein Großschwert zum letzten Schlag erhoben.
Sorin umklammert ihren Dolch fester.
Noch nicht.
Grath holt aus.
Und in diesem Bruchteil einer Sekunde – bewegt sich Sorin.
Schneller als je zuvor.
Ihr Dolch summt, die Runen an seiner Klinge leuchten tiefrot.
„Death Requiem“.
Die Fertigkeit der Stufe 4 des Dolches.
Ein schattenhafter Nebel bricht aus der Klinge hervor und umhüllt Grath wie die Umarmung eines Sensenmanns.
„Was …?“ Graths Augen weiten sich.
Sein Körper erstarrt für einen kurzen Moment.
Aber das ist alles, was Sorin braucht.
Sie dreht sich und ihre Dolch schießt nach vorne.
SHNK.
Die Klinge versinkt in Graths Kehle.
Sein Atem stockt.
Sein Großschwert fällt ihm aus der Hand und klirrt auf den Boden.
Seine Hände greifen nach dem Dolch, der in seinem Fleisch steckt, als könne er es nicht glauben.
Seine Beine wanken.
Seine Lippen öffnen sich, Blut spritzt heraus.
„Du …“, krächzt er mit entsetzter Stimme. „Wie kannst du … zwei … Tier-4-Fähigkeiten haben …?“
Sorin beugt sich vor und starrt mit ihren goldenen Augen in seine erlöschenden Augen.
„Ihr Menschen unterschätzt uns immer.“
Mit einem letzten Stoß dreht sie den Dolch.
Grath gurgelt.
Dann –
seine Leiche bricht zusammen.
Tot.
Sorin steht über ihm, schwer atmend, ihr Dolch tropft von seinem Blut.
Die letzte Schlacht ist vorbei.
Und die Monster haben gewonnen.
Für einen Moment herrscht Stille auf dem Schlachtfeld.
Dann –
„Sir Grath ist tot!“
Der panische Schrei durchdringt das Chaos wie ein Messer.
Ein Abenteurer taumelt zurück, sein Gesicht vor Schreck blass, als er Graths leblosen Körper auf den blutgetränkten Boden fallen sieht. Seine Stimme bricht, als er wiederholt: „Sir Grath ist tot! Er ist wirklich tot!“