Männer und Frauen greifen sich an die Kehle, ihre Adern werden schwarz, während sich die Qual in ihren Körpern ausbreitet. Einige brechen zusammen und zucken heftig, während andere vorwärts taumeln, bevor ihre Beine sie verlassen.
„Scheiße –! Ich kann nicht –!“ Ein Mann lässt sein Schwert fallen, sinkt auf die Knie und Schaum sprudelt aus seinem Mund.
Groth steht weiter unten an der Mauer, seine Hände leuchten in Flammen. Im Gegensatz zu den anderen will er nicht töten. Noch nicht.
Er hebt beide Hände und schleudert Feuerbälle auf die herannahende Armee – aber nur Zauber der Stufe 1. Klein, schwach, fast lächerlich.
Doch genau darum geht es ihm.
„Ha! Dieses Monster ist verdammt schwach!“ Ein Krieger lacht und schlägt einen der Feuerbälle mit seinem Schild weg. „Das ist nicht einmal – AAAGH!“
In dem Moment, in dem er seine Deckung verliert, trifft ein Pfeil sein ungeschütztes Hals. Blut spritzt aus der Wunde, während er gurgelnd zusammenbricht.
Groth grinst. „Idiot.“
Die schwachen Zauber sind nur Ablenkung. Nervig, an sich harmlos – aber sie zwingen die Abenteurer, zu reagieren, unberechenbar zu handeln und Lücken für echte Angriffe zu lassen.
Veltha beobachtet das Geschehen auf dem Schlachtfeld und grinst. „Nicht schlecht.“
Unten drängen die Abenteurer vorwärts, ihre Wut übertönt ihre Vorsicht. Die anfängliche Überraschung über den Hinterhalt lässt nach, und jetzt passen sie sich an.
Grath, immer noch zu Pferd, schwingt sein massives Großschwert nach unten und zerteilt einen brennenden Pfeil, bevor dieser ihn erreicht. Sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse.
„Genug von diesem Blödsinn! Vorwärts! Erreicht die verdammten Mauern!“
Auf seinen Befehl hin sammeln sich die Abenteurer, rennen los und stürmen die Tore und Leitern.
Sorin beobachtet sie mit funkelnden Augen.
Sie zieht ihr Schwert.
„Jetzt“, murmelt er. „Jetzt beginnt die wahre Schlacht.“
Das Klirren von Stahl, das Dröhnen von Zaubersprüchen und die Schreie der Sterbenden erfüllen das Schlachtfeld. Die Abenteurer drängen vorwärts, klettern die Mauern hinauf und schlagen wie eine unerbittliche Flut gegen die Verteidigungsanlagen.
Unter ihnen bahnen sich die fünf silberrangigen Abenteurer ihren Weg durch das Chaos, jeder von ihnen hat sein Ziel im Visier.
Derek, der kampferprobte Krieger, stürmt auf Nyssara zu, seine massive Kriegsaxt glänzt im Licht. Sein Grinsen ist wild und gierig. „Komm schon, du Spinnenhure! Zeig mir, wie hart dein Exoskelett wirklich ist!“
Marik, der seine Lanze mühelos in den Händen dreht, bewegt sich auf Thurn zu, die Augen scharf, die Haltung leicht. „Gift, was? Nervig, aber mal sehen, ob du mithalten kannst.“
Gavin, dessen Breitschwert auf seiner Schulter ruht, mustert Groth mit einem Grinsen. „Gegen einen Magier? Das wird lustig.“
Joran, einen Dolch in der Hand, verschwindet in den Schatten und umkreist Veltha wie ein Raubtier. „Mal sehen, wie gut ein Monster im Dunkeln sehen kann.“
Und dann ist da noch Grath.
Seine Stiefel zermalmen den Dreck, als er vorwärts tritt, den Blick auf Sorin geheftet.
Er lässt sich Zeit, lässt seinen Blick über ihren Körper gleiten – ihren schlanken, kräftigen Körperbau, ihre unmenschlich scharfen Gesichtszüge, die mühelose Selbstsicherheit, mit der sie ihr Schwert umklammert.
Er grinst und leckt sich die Lippen. „Verdammt … aus der Nähe bist du noch besser.“
Sorins Gesicht verzieht sich, ihr Griff um ihre Waffe verkrampft sich. „Ich werde dir diese Zunge aus dem Schädel schneiden.“
Grath lacht. „Temperamentvoll. Das gefällt mir.“ Er rollt mit den Schultern und knackt mit dem Nacken. „Na los. Zeig mir, was du drauf hast, Monster.“
Mit einem schnellen Sprung stürzt Sorin vorwärts, ihre beiden Dolche verschwimmen zu einem Bogen, der auf seine Kehle zielt.
Grath kann gerade noch ausweichen, ihr Schlag hinterlässt eine tiefe Wunde in der Luft, wo sein Hals gewesen wäre. Er tritt zurück und holt mit seinem Großschwert zu einem mächtigen Gegenschlag aus.
Sorin weicht seinem Angriff nicht frontal aus – sie verschwindet.
Ein flüchtiger Schatten, eine verschwommene Bewegung, und schon ist sie aus seinem Blickfeld verschwunden.
Graths Instinkte schreien ihn an, und er dreht sich gerade noch rechtzeitig, um den Stahlblitz zu sehen, der auf seine Rippen zielt. Er schlägt mit seinem gepanzerten Handschuh zu und schlägt ihre Klinge zur Seite, aber die Wucht ihres Schlags lässt einen betäubenden Schmerz durch seinen Arm schießen.
„Schnell“, murmelt er und kneift die Augen zusammen.
Sorin gibt ihm keine Sekunde Zeit, sich zu erholen. Sie wechselt ihre Haltung, ihre Füße berühren kaum den Boden, während sie sich dreht und wie ein Schatten wirbelt. Der zweite Dolch blitzt in Richtung seiner ungeschützten Seite.
Grath stößt einen scharfen Atemzug aus.
„Verstärkung!“
Eine schwache blaue Aura flackert um seine Rüstung – eine Verteidigungsfähigkeit der Stufe 2.
Sorins Klinge schlägt dagegen und wird gerade so weit abgelenkt, dass er sich wegdrehen kann. Sie schnalzt genervt mit der Zunge.
„Das wird mir Spaß machen“, sagt Grath und grinst wieder. Er schwingt sein Großschwert in einem mächtigen horizontalen Bogen.
Sorin duckt sich tief und gleitet mit müheloser Anmut unter der massiven Klinge hindurch. Bevor er reagieren kann, rammt sie ihm ihr Knie in den Bauch.
Ein solider Treffer.
Selbst durch seine Rüstung spürt Grath, wie die Luft aus seinen Lungen gedrückt wird. Aber er ist kein Anfänger. Er beißt die Zähne zusammen und versetzt sich in eine defensive Haltung, bevor sie den Moment ausnutzen kann. Sein Handschuh schießt hervor und zielt auf ihren Schädel.
Sorin sieht ihn kommen. Sie dreht sich in der Luft, ihr Körper wirft sich in einer schnellen Bewegung nach hinten und weicht dem vernichtenden Schlag knapp aus.
Sie landet sanft, rutscht ein paar Schritte zurück und hebt dann wieder ihre Dolche, ihre Augen scharf und berechnend.
Grath atmet aus und rollt mit den Schultern. Ein langsames Grinsen huscht über sein Gesicht.
„Ich glaube, ich habe dich unterschätzt“, gibt er zu und streckt seine Finger. Seine Aura flackert auf und der Boden unter ihm bricht auf.
„Größere Kraftverstärkung!“
Ein tiefer, goldener Schein umgibt seinen Körper, die Tier-3-Fähigkeit verstärkt seine Muskeln und macht ihn stärker, zäher und unerbittlicher. Sein ohnehin schon massiger Körper scheint vor Kraft anzuschwellen, seine Adern pulsieren vor roher Kraft.
Aber damit gibt er sich noch nicht zufrieden.
„Rasiermesserscharfe Reflexe!“
„Beschleunigte Wahrnehmung!“
Zwei Tier-2-Fähigkeiten werden nacheinander aktiviert, sein Blick wird schärfer, seine Bewegungen werden unheimlich flüssig.
Sorins Pupillen verengen sich.
Er ist jetzt schneller. Nicht so schnell wie sie – aber nicht mehr langsam genug, um mit ihm zu spielen.
Sie atmet aus. „Na gut. Verschwenden wir keine Zeit.“
Ihre eigene Aura schwillt an.
„Phantomschritt!“
Ein Geschwindigkeits-Buff der Stufe 3. Ihr Körper wird leichter, ihre Bewegungen werden so schnell, dass sie an den Rändern verschwimmen, als würde die Realität selbst darum kämpfen, sie zu halten.
Dann legt sie noch einen drauf.
„Schattenagilität.“
„Windläufer.“
„Fließende Klinge.“
Drei Tier-2-Buffs. Geschwindigkeit, Beweglichkeit, fließende Bewegungen – all das verstärkt ihre ohnehin schon übermenschliche Agilität.
Graths Augen blitzen. „Jetzt wird’s interessant!“
Und dann –
Sie prallen aufeinander.