Gornak tritt vor: „Ich bin der Häuptling. Aber … kann ich einen meiner Leute mitnehmen?“ Er deutet auf Brak.
Der Soldat nickt leicht. „Das kannst du.“
Der Blick des Soldaten schweift über die restlichen Goblins. „Ihr anderen könnt euch umsehen. Erkundet die Stadt. Alles, was ihr seht, steht euch zur Verfügung.“
Brak wirft Gornak einen vorsichtigen Blick zu. „Häuptling, diese Stadt … sie wirkt wie aus einem Traum. Bist du dir sicher?“
Gornak antwortet: „Wir sind schon so weit gekommen. Wir werden das durchziehen.“
Während sie durch die breiten Straßen zum Palast gehen, herrscht Schweigen zwischen ihnen. Schließlich bricht Gornak es mit leiser, aber ehrfürchtiger Stimme.
„Diese Stadt … sie ist riesig. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Brak blickt auf die hoch aufragenden Türme und kunstvollen Schnitzereien.
„Häuptling, du bist der Einzige von uns, der jemals in einer Menschenstadt war. Was hältst du von diesem Ort?“
„In meiner Jugend habe ich einmal eine Menschenstadt aus der Ferne gesehen – belebte Straßen, hohe Gebäude, Märkte voller Waren. Aber im Vergleich dazu … Diese Stadt war ein Dorf. Dieser Ort wirkt, als gehöre er einem Gott.“
Der Palast ragt vor ihnen empor, ein beeindruckendes Bauwerk aus dunklem, glänzendem Stein und hoch aufragenden Türmen, die den Himmel zu durchbohren scheinen.
Die komplizierten Muster, die in die Oberfläche eingraviert sind, schimmern leicht, als wären sie lebendig. Die Luft um sie herum fühlt sich schwer an, aufgeladen mit einer unausgesprochenen Kraft.
Brak spricht leise. „In dieser Welt sind wir nichts als Goblins, die ständig um ihr Überleben kämpfen. Was für ein König lebt an einem Ort wie diesem?“
Gornak sagt: „Das werden wir gleich herausfinden.“
Kurz darauf stehen sie vor einer massiven Tür, deren Oberfläche mit komplizierten Runen verziert ist, die schwach zu pulsieren scheinen. Die königliche Wache bleibt stehen und bedeutet ihnen, allein weiterzugehen.
Die Tür quietscht und gibt den Blick auf einen riesigen Thronsaal frei, der in ein sanftes purpurrotes Licht getaucht ist. Eine mächtige Aura umgibt sie, schwer und bedrückend. Beide Goblins senken instinktiv den Blick, ihre Beine zittern, während sie vorsichtig vorwärtsgehen.
Brak flüstert: „Häuptling … ich kann nicht aufschauen. Es fühlt sich an, als würde mein Körper mich daran hindern.“
„Bleib ruhig“, murmelt Gornak, obwohl seine eigene Stimme zittert.
Sie gehen weiter hinein, ihre Schritte werden von der unheimlichen Stille verschluckt. Als sie die Mitte des Raumes erreichen, nimmt Gornak all seine Kraft zusammen und hebt den Kopf. Sein Atem stockt.
Auf einem dunklen Thron sitzt eine majestätische Gestalt – ein Monster, wie Gornak es noch nie gesehen hat. Eine purpurrote Rüstung mit gezackten Kanten bedeckt seinen hochgewachsenen Körper, und seine blasse Haut schimmert schwach im trüben Licht. An einigen Stellen seines Körpers wogen Schuppen, die wie kostbare Edelsteine glänzten. Seine scharfen, purpurroten Augen fixierten Gornak, und ein eiskaltes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Endlich seid ihr da“, sagt die Gestalt mit sanfter Stimme, die aber eine Autorität hat, die Unterwerfung verlangt.
Gornak stößt Brak sofort an, der zögert, bevor er neben ihm auf ein Knie sinkt.
„Eure Majestät“, sagt Gornak mit ehrfürchtiger, aber vorsichtiger Stimme. „Darf ich fragen, warum Ihr uns niederen Goblins in Euer großes Königreich gerufen habt?“
Die Gestalt – Alix – beugt sich leicht vor und mustert Gornak mit zusammengekniffenen Augen. „Du weißt, wie man Höflichkeit zeigt. Ich bin beeindruckt“, sagt er mit einem leichten Grinsen.
Gornak senkt den Kopf noch tiefer. „Ich habe einige Kenntnisse über das Königtum, Eure Majestät. Dennoch finde ich Eure Einladung … unerwartet.“
Alix lacht leise. „Dann werde ich direkt sein. Ich möchte, dass du und dein Volk meinem Königreich beitretet.“
Die Worte hängen in der Luft und lassen beide Goblins sprachlos zurück. Brak wirft Gornak einen ungläubigen Blick zu.
„Eure Majestät … verzeiht meine Dreistigkeit, aber … seid Ihr Euch sicher? Wir sind nur Goblins, die von vielen gejagt und verachtet werden. Warum sollte ein König von Eurem Rang uns wollen?“
Alix lehnt sich in seinem Thron zurück. „Wie du sehen kannst, ist mein Königreich leer. Ich brauche Bürger. Auch wenn ihr Goblins seid, seid ihr hier willkommen.“ Sein Tonfall wird etwas sanfter, aber seine Stimme bleibt autoritär.
Gornak blickt kurz auf, sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus Dankbarkeit und Verwirrung.
„Ich verstehe, Eure Majestät. Danke, dass du uns Goblins nicht diskriminierst. Es kommt selten vor, dass uns jemand als Gleichberechtigte behandelt.“
Alix‘ Lippen formen ein Lächeln. „Haha, in meinem Königreich sind alle Monster gleich. Was hier zählt, sind Stärke, Loyalität und Entschlossenheit. Also, Gornak, wirst du dich mir anschließen?“
Gornak nickt langsam. „Es wird uns eine Ehre sein, Eure Majestät. Aber … ich habe eine Bitte.“
„Eine Bitte?“
„Ja, Eure Majestät. Mein Volk … wir sind nicht an so eine große Stadt gewöhnt. Das würde uns überfordern. Wenn möglich, würde ich gerne in unserem Dorf bleiben. Wir werden dir jedoch unsere Treue schwören und dir jeden Monat Goldmünzen als Tribut zahlen, im Austausch für deinen Schutz.“
Alix‘ Augen leuchten interessiert. „Goldmünzen, sagst du? Zeig sie mir mal.“
Ohne zu zögern greift Gornak in einen Beutel an seiner Seite und holt eine Handvoll Goldmünzen hervor. Er nähert sich dem Thron, legt sie vor Alix auf den Boden und verbeugt sich tief.
Alix nimmt eine der Münzen und dreht sie in seiner Hand. Sein Herz rast, doch seine Miene bleibt gelassen. „Die sind genau wie die, die ich im Spiel benutzt habe.“ Eine Welle der Aufregung durchströmt ihn. Wenn das stimmt, kann ich damit meine Leute wiederbeleben.
Er verbirgt seine Aufregung hinter einer ruhigen Fassade und legt die Münze beiseite.
„Interessant. Sehr gut, Gornak.
Ich werde dein Dorf so lassen, wie es ist. Was den Schutz angeht …“
Alix‘ Blick huscht zu der dunklen Ecke des Thronsaals. „Tritt vor“, befiehlt er.
Gornaks Stimme zittert, als er starrt. „Sir … bist du ein Hobgoblin?“
„Ja“, antwortet er mit tiefer, hallender Stimme. „Mein Name ist Calak, ein bescheidener Soldat Seiner Majestät.“
Brak tritt instinktiv zurück, seine Hände zittern. „Häuptling … ein Hobgoblin … Die sollen doch nur Legenden sein. Wie kann einer hier sein?“
Alix beobachtet den Austausch, sein Gesichtsausdruck ist unlesbar, aber innerlich ist er zufrieden. Sie sehen Calak bereits wie einen Gott an. Das wird ihre unerschütterliche Loyalität sichern.