Einmal hat er ein ganzes Bataillon Soldaten fertiggemacht. Aber er war nicht nur ein brutaler Kerl – Varkas war auch schlau. Ein Krieger, der wusste, wann er angreifen und wann er sich zurückziehen musste.
Alix blättert weiter.
[Vaelith, der Phantomjäger – Stufe 532]
Wiederbelebungskosten: 1.050.000 Gold
Vaelith war ein geisterhafter Assassine und ein Schrecken auf dem Schlachtfeld. Seine Fähigkeit „Schattenverschmelzung“ ermöglichte es ihm, zwischen der physischen und der ätherischen Welt zu wechseln, wodurch er fast unauffindbar war. Er war der perfekte Killer – lautlos, präzise, gnadenlos.
Wenn Varkas eine Bestie voller roher Kraft war, dann war Vaelith der Dolch im Dunkeln.
[Gorrak der Eisenhaut – Stufe 538]
Wiederbelebungskosten: 1.120.000 Gold
Ein riesiger Minotaurus, gekleidet in verzaubertes schwarzes Eisen. Gorrak war eine lebende Festung, seine Drachenrüstung machte ihn fast unempfindlich gegen physische Angriffe. Mit einem massiven Kriegshammer, der Berge zerschmettern konnte, war er der Inbegriff einer unaufhaltsamen Kraft. In seiner letzten Schlacht hielt er allein eine ganze Gruppe von Magiern in Schach und vernichtete sie, bevor er schließlich fiel.
[Ssytha, die Giftkönigin – Stufe 540]
Wiederbelebungskosten: 1.200.000 Gold
Eine Naga-Zauberin, die Gift und Illusionen beherrschte. Ssytha war eine Alptraumgegnerin – mit ihrer Fähigkeit „Schlangenillusion“ konnte sie Klone von sich selbst erschaffen, während ihr Gift Rüstungen in Sekundenschnelle zum Schmelzen brachte.
Alix lehnte sich zurück und atmete langsam aus.
Auch wenn ihre Stufen und Preise unterschiedlich sind, sind sie in ihrer tatsächlichen Stärke nicht weit voneinander entfernt. Varkas ist pure Zerstörung, Vaelith ist der Tod in Stille, Gorrak ist ein unerschütterlicher Schild und Ssytha ist ein Albtraum in Gestalt. Jeder von ihnen wäre ein riesiger Vorteil.
Aber Alix weiß, was seine Prioritäten sind.
„Wenn ich Varkas nehme“, überlegt er, „kann ich mit dem restlichen Gold wenigstens eine Truppe Soldaten wiederbeleben.“
Er tippt mit den Fingern auf die Armlehne und denkt noch einmal über seine Entscheidung nach. Karnak ist stark, aggressiv und – was am wichtigsten ist – zuverlässig. Im Gegensatz zu den anderen ist er sowohl in Einzelkämpfen als auch in großen Schlachten erfolgreich. Mit ihm an seiner Seite kann Alix seine Herrschaft besser durchsetzen und das weitere Wachstum von Misorn sichern.
„Na gut“, entscheidet Alix schließlich und seine Stimme durchbricht die Stille. „Dann machen wir das.“
Ohne zu zögern steht er auf und aktiviert seine Teleportation.
Dunkle Energie wirbelt um ihn herum, die Luft verzerrt sich und verdreht sich, bevor –
Vwoom.
In einem Augenblick verschwindet er aus seiner Kammer.
Alix taucht wieder im Auferstehungsraum auf, einer riesigen unterirdischen Halle, die unter dem Palast versteckt ist. Die Atmosphäre ist schwer, erfüllt von einer uralten Kraft, die in der Luft hängt.
In der Mitte des Raumes steht ein massiver Auferstehungsaltar, eine schwarze Steinplatte, in die komplizierte, leuchtende Runen eingraviert sind, die tiefrot pulsieren. In dem Moment, in dem er einen Schritt nach vorne macht, reagieren die Runen und leuchten heller, als würden sie seine Anwesenheit erkennen.
Zu beiden Seiten des Altars ragen Statuen längst vergessener Gottheiten empor, deren steinerne Blicke ihn zu beobachten scheinen, als würden sie über seine Entscheidung urteilen. In der Kammer herrscht Stille, nur das leise Summen der Magie ist zu hören, das vom Altar ausgeht.
Alix nähert sich und legt eine Hand auf die kalte Oberfläche. Die Runen leuchten heller auf und bestätigen seinen Befehl.
„[Wähle: Varkas, der Purpurzahn.]“
Das System reagiert sofort.
[Wiederbelebung bestätigt.]
[1.020.000 Gold wird abgezogen …]
Ein goldener Schein umhüllt Alix, während die riesige Summe aus seinem Inventar abgezogen wird. Die Kammer summt vor roher Energie, die Luft knistert vor Kraft. Die Runen auf dem Altar pulsieren heftig und werfen unheimliche Reflexionen an die Steinwände.
Ein tiefes Beben erschüttert den Boden unter ihm. Dann bricht die Stille.
Eine Welle dunkler Energie bricht aus dem Altar hervor, wirbelt zu einem rot-schwarzen Strudel auf und dreht sich wie ein heftiger Sturm. Das Leuchten wird intensiver, verdichtet sich zu einem einzigen Punkt, bevor –
BOOM!
Eine Schockwelle breitet sich aus und lässt Alix‘ Umhang flattern, während sich die Kraft legt.
Die Gestalt, die jetzt auf dem Altar steht, ist riesig – weit über zwei Meter groß.
Varkas, der Purpurzahn, ist zurückgekehrt.
Dichtes, purpurrotes Fell bedeckt seinen massigen Körper, und seine durchdringenden Augen öffnen sich. Seine Krallen, scharf wie Rasierklingen, krallen sich fest, als er wieder zum ersten Mal in dieser Welt atmet. Seine Ohren zucken, lauschen dem nachhallenden Summen der Magie in der Kammer. Dann fällt sein Blick auf Alix.
Ohne zu zögern senkt Varkas sich auf ein Knie und verneigt sich in absoluter Ehrerbietung. Seine tiefe Stimme hallt durch den Raum, erfüllt von purer Dankbarkeit und unerschütterlicher Loyalität.
„Danke, Eure Majestät, dass Ihr mich zurückgebracht habt.“
Alix, der vor ihm steht, verschränkt die Arme und mustert Varkas. „Verdammt … der Typ ist riesig.“ Er wusste, dass Varkas im Spiel groß war, aber als er ihn jetzt persönlich sieht, sind die schiere Größe und Präsenz des Lykanthropen fast überwältigend.
„Erhebe dich“, befiehlt Alix mit fester Stimme. „Schön, dich wiederzusehen, Varkas.“
Varkas hebt den Kopf, seine goldenen Augen glänzen vor etwas, das fast wie Zufriedenheit aussieht. Er steht aufrecht da und überragt Alix mit seiner imposanten Statur. Trotz seiner Größe sind seine Bewegungen geschmeidig und kontrolliert. Es gibt keine unnötigen Bewegungen, keine unnötige Aggression. Dies ist ein Krieger in seiner Blütezeit, der sich seiner eigenen Kraft voll bewusst ist.
Varkas rollt mit den Schultern und ballt dann die Faust. Seine Muskeln spannen sich unter seinem purpurroten Fell, rohe Kraft strömt durch ihn hindurch.
„Mir geht es genauso, Eure Majestät“, sagt er mit tiefer, überzeugter Stimme. „Es ist zu lange her.“
Alix nickt. „Nimm dir erst einmal etwas Zeit, um dich in der Stadt zurechtzufinden.“
Er hält inne und fügt dann hinzu: „Allerdings muss ich dich warnen – die Hauptstadt ist leer.“
Varkas kneift die Augen leicht zusammen. „Leer?“
„Ja, aber das wird nicht lange so bleiben“, versichert Alix ihm. „Ich werde genug Gold sammeln, um alle wieder zum Leben zu erwecken.“ Seine Stimme ist fest und unerschütterlich. „Es ist nur eine Frage der Zeit.“
Varkas schweigt einen Moment, dann tritt er vor. Er legt eine klauenartige Hand auf seine Brust und neigt leicht den Kopf.
„Dann werde ich mich opfern, um Seiner Majestät dabei zu helfen“, erklärt er.
Alix atmet scharf aus und schüttelt den Kopf. „Ich halte das für unmöglich.“ Er kneift die Augen zusammen. „Das ist bereits dein zehnter Tod, richtig?“
Varkas nickt ohne zu zögern. „Ja.“
„Du kennst die Regel“, fährt Alix mit fester Stimme fort. „Ihr könnt nur zehn Mal wiederbelebt werden. Nach dem zehnten Tod ist es vorbei. Keine zweite Chance, keine weitere Wiederbelebung.“ Er verschränkt die Arme. „Also befolge von jetzt an meinen Befehl: Pass gut auf dich auf.“