Die Luft ist kühl und frisch und riecht nach der umliegenden Wildnis. Außerhalb der Stadt erstreckt sich die Landschaft über eine riesige Fläche mit Bäumen und Bergen, unberührt und ruhig.
Alix hält inne, um die Landschaft zu genießen. „Nur Bäume und Berge, so weit das Auge reicht“, murmelt er.
Er öffnet sein Inventar und scrollt durch sein Arsenal an Gegenständen. Sein Blick fällt auf ein Paar schimmernde schwarze Flügel mit komplizierten silbernen Gravuren – ein Gegenstand, den er seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt hat. Er legt sie an und spürt ein leises Summen von Energie, als sich die Flügel auf seinem Rücken materialisieren.
Mit ein paar versuchten Flügelschlägen hebt er ab, wenn auch nur langsam. „Gut, dass ich die nicht weggeworfen habe“, sagt er leise und kichert. „Die beste Entscheidung meines Lebens, all diese ’nutzlosen‘ Gegenstände aufzubewahren.“
Die Flügel fühlen sich jetzt anders an, weniger wie ein Luxus, sondern eher wie eine Notwendigkeit. Seine Höhe ist fixiert, sodass er seine natürliche Fähigkeit zu fliegen nicht nutzen kann, aber die Gegenstände in seinem Arsenal – einst bloße Trophäen vergangener Heldentaten – sind jetzt in dieser neuen Realität unschätzbare Werkzeuge.
Während er über den Wald schwebt, fällt das Morgenlicht durch das dichte Blätterdach und wirft wechselnde Muster aus Gold und Grün. Der Wind rauscht an ihm vorbei, kühl und belebend. Für einen Moment genießt er die Freiheit des Fliegens, während die Hauptstadt in der Ferne hinter ihm immer kleiner wird.
Nach einer Weile fällt ihm etwas auf – eine dunkle Öffnung an der Seite eines felsigen Berges. Eine Höhle.
Er schwebt darüber und neigt neugierig den Kopf. „Es wäre gut, wenn das eine Mine oder so etwas wäre“, sinniert er laut und sinkt auf den Eingang zu.
Alix landet sanft auf dem felsigen Boden und faltet seine Flügel wieder zusammen. Der Eingang der Höhle ragt dunkel und abweisend vor ihm auf. Ein schwacher Luftzug trägt den Geruch von feuchtem Stein und Mineralien herbei und bestätigt, dass sie tatsächlich tiefer in den Untergrund führt.
Alix steht am Eingang der Höhle und starrt in die schattige Tiefe. Er verschränkt die Arme und tippt mit einem Finger gegen seinen Ellbogen, während er nachdenkt.
„Soll ich reingehen?“, murmelt er, und seine Stimme hallt schwach von den Felswänden wider.
Die kühle Brise aus der Höhle streicht an ihm vorbei und trägt den schwachen Hauch einer unbekannten Verheißung mit sich. Er grinst, seine blutroten Augen glänzen im trüben Morgenlicht.
„Ich bin gut genug vorbereitet“, entscheidet er. „Selbst wenn dort ein Level 800 auf mich wartet, kann ich mich ohne einen Kratzer zurückziehen.“
Sein Selbstvertrauen ist nicht unbegründet. Jahrelange Erfahrung als Abenteurer und König haben seinen Instinkt geschärft. Alix macht einen Schritt vorwärts und hält dann inne. Eine Welle der Aufregung steigt in ihm auf und er muss leise vor sich hin lachen.
„Das fühlt sich an wie früher“, murmelt er.
„Damals, als ich noch ein wandernder Abenteurer war. Level aufsteigen, Höhlen erkunden, Schätze finden … alles, bevor ich ein Königreich aufbauen konnte.“
Die Erinnerung ist seltsam beruhigend, und zum ersten Mal seit langer Zeit verspürt Alix wieder echte Aufregung, hier draußen in der Wildnis zu sein, dem Unbekannten gegenüberzustehen – es fühlt sich roh und unvorhersehbar an. Und er mag es.
Alix tritt in die Höhle, seine Stiefel knirschen leise auf dem unebenen Boden. Das schwache Leuchten seiner Kugel erhellt nur einen kleinen Bereich um ihn herum, sodass der größte Teil der Höhle in Dunkelheit gehüllt bleibt. Er hält inne, öffnet sein Inventar und scrollt durch die unzähligen Gegenstände, die er auf seinen Abenteuern gesammelt hat.
„Wo ist es…“, murmelt er und schaut sich schnell um. „Ah, da bist du ja.“
Er nimmt einen Gegenstand – eine kleine, unscheinbare Kristallkugel mit komplizierten Schnitzereien. Sobald er sie aktiviert, schwebt die Kugel aus seiner Hand und bleibt über seinem Kopf hängen. Sie strahlt ein helles, goldenes Licht aus, das die Höhle erhellt, die Schatten vertreibt und die Umgebung so hell wie am Tag macht.
„Viel besser“, sagt er mit einem zufriedenen Nicken und nimmt sich einen Moment Zeit, um die beleuchtete Höhle zu bewundern. Mineralien glitzern im Licht und die rauen, zerklüfteten Wände erhalten eine fast überirdische Schönheit.
Er geht weiter, seine Schritte sind fest und bedächtig. Die Stille ist fast beunruhigend; keine Kreatur regt sich, kein Geräusch hallt wider, außer dem leisen Scharren seiner Stiefel.
„Kein einziger Feind“, murmelt Alix leise.
Die Höhle wird breiter, und bald steht er am Eingang einer riesigen Kammer. Seine Augen weiten sich leicht, als er den Anblick in sich aufnimmt. Die Wände sind mit glänzenden Mineraladern bedeckt – Gold, Silber und noch seltenere Metalle, die er nicht sofort identifizieren kann. Der Boden ist uneben, aber er glitzert von Edelsteinfragmenten, die wie Glasscherben verstreut sind.
„Ist das alles Mineralien?“, fragt er laut, und seine Stimme hallt schwach in der riesigen Halle wider.
Er tritt näher an eine der Wände und fährt mit den Fingern über eine Goldader, die in den Felsen eingebettet ist.
„Das … das könnte ein Vermögen wert sein“, murmelt er und seine Lippen verziehen sich zu einem kleinen, ungläubigen Lächeln. „Wenn ich einen Ort wie diesen im Spiel gefunden hätte, wäre das der absolute Jackpot gewesen.“
Alix dreht sich um und lässt seinen Blick erneut durch die Kammer schweifen. „So viel Potenzial“, sinniert er.
„Ich könnte hier eine Mine für die Stadt aufbauen. Die Ressourcen hier wären von unschätzbarem Wert.“
Plötzlich erfüllt ein rauschendes Geräusch die Luft und hallt wie ein fernes Wasserfallgeräusch durch den Raum. Alix erstarrt und greift instinktiv nach dem Griff seines Schwertes. Das Geräusch wird lauter, begleitet von leisen, raschelnden Geräuschen, die aus allen Richtungen zu kommen scheinen.
„Was zum …?“, murmelt er und lässt seinen blutroten Blick durch den Raum schweifen.
Dann sieht er es – einen Haufen Monsterknochen, der in einer Ecke liegt und teilweise hinter einem Haufen zerklüfteter Felsen versteckt ist. Seine Augen verengen sich.
„War klar“, murmelt er. „Dieser Ort war zu perfekt, um unbewacht zu sein.“
Bevor er genauer nachsehen kann, wird das Kratzen zu einem ohrenbetäubenden Lärm.
Aus den dunklen Löchern in den Wänden und der Decke strömen spinnenartige Bestien hervor. Ihre schwarzen, chitinhaltigen Körper glänzen im Licht seiner schwebenden Kugel, und ihre leuchtend roten Augen fixieren ihn. Eins, zwei, zehn … nein, mindestens hundert sind es.
„Wirklich?“, sagt Alix und zieht eine Augenbraue hoch, während er die Systemschnittstelle aufruft. Er wirft einen Blick auf ihre Level – etwa 50.