Es schlägt mit einer Klaue auf das Eis, zerschmettert einen Teil davon und stürzt mit unnatürlicher Geschwindigkeit vorwärts.
Dann – ein lauter Knall.
Asdri ist da.
Blitze umschlingen seine Klinge, seine Stimme donnert.
„[Tier 5 – Sturmdurchbohrer-Abstieg]!“
Er schlägt mit der Klinge voran zu Boden, Blitze verwandeln den Schrei des Monsters in ein knisterndes Kreischen. Es taumelt zurück –
nur um von Pykes Axt an der Seite getroffen zu werden.
Das Monster schlägt zurück.
Ein Impuls – rein und verheerend – sammelt sich in seinem Inneren. Schwarze Adern ziehen sich über seine Haut, und seine verbliebenen Flügel schnappen auf und knistern vor leere Energie. Die Temperatur sinkt. Die Luft zittert.
Asdris Augen weiten sich. „Alle – macht euch bereit!“
„[Stufe 5 – Oblivion Flare]!“
Die Welt explodiert.
Ein Strahl komprimierter Energie, breit wie eine Straße und dunkel wie der Abgrund, zerreißt die Stadt. Gebäude zerfallen. Die Erde selbst bricht auseinander. Ein Teil der Hauptstadt – Häuser, Türme, Straßen – ist in einem Augenblick verschwunden und wird durch einen leuchtenden Graben aus Trümmern ersetzt.
Sogar das Monster scheint danach außer Atem zu sein. Dampf zischt aus seinem Körper, sein eigenes Fleisch verbrennt durch die Wucht seiner eigenen Kraft.
Asdris Herz pocht. „Wir bringen das in die Luft. JETZT!“
Mit einem Schub von Mana schießt sein Körper nach oben, hinter ihm tobt der Donner wie Flügel. Die anderen folgen sofort – Pyke mit einer Welle aus verhärteter Erde unter seinen Stiefeln, die ihn in die Luft schleudert; Ingra auf einer aufsteigenden Frostsäule; Famir, der vom Wind selbst emporgehoben wird; Valia, die auf Lichtfäden und ihrer Aura schwebt.
Das Monster knurrt und folgt ihnen – seine Flügel sind ausgebreitet, skelettartig, aber stark, schlagen einmal und heben seinen massigen Körper mit erschreckender Anmut in den Himmel.
Hoch über den zerstörten Straßen, weit über den zitternden Bürgern der Stadt, verschiebt sich das Schlachtfeld.
Der Himmel selbst wird zu ihrer Arena.
Von unten starren Soldaten und Bürger voller Ehrfurcht und Entsetzen nach oben. Der Himmel pulsiert in rotem, blauem, weißem, goldenem und grünem Licht, während Zauber und Schläge wie ein Sturm der Götter über den Himmel zucken.
„Schau sie dir an …“, flüstert ein junger Soldat, die Hand um einen zerbrochenen Speer geklammert. Sein Gesicht wird von einem flackernden gelben Blitz erhellt, als ein Blitz die Wolken spaltet. „Sie sind unglaublich …“
„Es ist, als würden die Sterne Krieg führen“, murmelt jemand neben ihm.
Oben geht der Kampf weiter.
Der Himmel spaltet sich erneut.
Das Monster schwebt regungslos in der Luft, seine zerfetzten Flügel schlagen langsam, während dunkler Nebel aus seinem Körper strömt. Es blutet jetzt stark – Teile seiner panzerartigen Haut sind weggerissen, ein Auge ist zerstört –, aber seine Kraft scheint noch größer geworden zu sein. Die Luft um es herum verzerrt sich.
Dann passiert es.
Das Monster hebt seine Arme hoch und öffnet sein Maul – nicht zu einem Brüllen, sondern zu einem leisen, kehligen Gesang.
Hinter ihm erscheint ein Kreis. Nein – ein Ring aus Runen, die sich ständig verdrehen und neu formen und zu fremd sind, um sie lesen zu können. Ein zweiter Ring bildet sich um ihn herum. Dann ein dritter. Alle drehen sich langsam.
Asdris Herz setzt für einen Moment aus.
Seine Stimme durchbricht die Verbindung.
„ALLE – MACHT EURE VERTEIDIGUNG BEREIT. STUFE 6 KOMMT!“
Famir stößt einen zischenden Laut aus. „Bist du sicher?“
„Ja“, knurrt Asdri. „Bewegt euch!“
Sie zerstreuen sich – immer noch in der Luft, aber sie schaffen Abstand.
Das Monster hebt seine Hand. Der Himmel verdunkelt sich noch mehr, als würde sogar der Mond vor dem zurückschrecken, was kommen wird.
„[Stufe 6 – Katastrophenentstehung] …“ Die Stimme haben sie noch nie gehört. Sie hallt durch ihre Knochen. Uralt. Endgültig.
Unten in der Hauptstadt sinkt ein Soldat auf die Knie. „Was ist das …? Was ist das?“
Valia schlägt mit ihrem Stab nach vorne. „Barrieren verbinden! JETZT!“
„[Stufe 5 – Erdwall]!“, brüllt Pyke und stößt seine Hände nach vorne. Riesige Wände aus verdichtetem Stein erheben sich um sie herum in der Luft und rasten wie Puzzleteile ein.
„[Stufe 5 – Ätherprisma-Hülle]!“, ruft Valia sofort danach. Sechseckige Energieplatten spiralförmig nach außen und umhüllen das gesamte Team wie eine Rüstung.
„[Stufe 5 – Kristallblütenkäfig]!“, ruft Ingra und bildet mit gezackten Blütenblättern aus gefrorenem Licht eine weitere Barriere um die Gruppe.
„[Stufe 5 – Sturmumkehrfeld]!“, brüllt Famir. Winde wirbeln nach innen, um die Energie von der Stadt unter ihnen abzulenken und umzuleiten.
Asdri hebt sein Schwert über den Kopf. Es pulsiert, aufgeladen mit blauen Blitzen.
„[Stufe 5 – Donnerkern]!“
Die letzte Schicht bildet sich – Blitze halten alles an seinem Platz. Ihre fünf Barrieren rasten ineinander, jede einzelne davon gebaut, um einem Schlag standzuhalten, der eine ganze Stadt dem Erdboden gleichmachen könnte.
Und trotzdem spüren sie es alle. Die Fertigkeit der Stufe 6 ist wie eine Sonne, die sich am Himmel bildet. Die Ringe hinter dem Monster drehen sich schneller – dann stürzen sie nach innen ein.
Ein Speer der reinen Vernichtung bildet sich. Er besteht nicht aus Feuer, Eis, Wind oder Schatten – sondern aus Enden.
„Haltet euch fest!!“, schreit Asdri.
Das Monster schleudert ihn.
Der Speer schneidet durch den Himmel – zunächst lautlos und langsam, dann schneller als das Licht. Er trifft auf die vereinte Barriere –
BOOM.
Alles wird weiß.
Keine Farben. Kein Ton. Nur Kraft.
Der Himmel reißt auf. Eine Welle der Verzerrung breitet sich wie ein Sonnenaufgang über den Horizont der Stadt aus. Alle Wolken sind verschwunden.
Die Barrieren halten – gerade so.
Eine Schicht nach der anderen zerbricht – zuerst der Wind, dann der Kristall, dann der Stein. Pyke brüllt, während Blut aus seinem Mund spritzt. Famir wird nach hinten geschleudert. Ingra bricht in der Luft zusammen und wird nur von Valia’s Levitationszauber aufgefangen.
Die Blitzbarriere bricht.
Valia schreit etwas – aber es geht im Lärm unter.
Dann Stille.
Der Speer brennt endlich aus – zerfällt in Fragmente toter Magie, die noch zischend wie schwarzer Schnee herabfallen.
Die Gruppe schwebt keuchend, mit zerbrochenen Rüstungen und versengten Gesichtern – aber sie lebt.
Die Hauptstadt unter ihnen steht noch.
Asdri atmet schwer. Sein Körper zittert.
„Wir haben es geschafft …“, sagt er fassungslos.
Pyke hustet Blut und grinst schwach. „Gern geschehen …“
Ingra stöhnt: „Bitte … nie wieder …“
Valia streckt zitternd ihre Hand aus. „Die Verbindung bricht ab. Wir müssen das beenden. Jetzt.“
Famir lädt seinen Köcher nach, seine Hände zittern, werden aber ruhiger. „Solange es außer Atem ist. Solange es erschöpft ist.“
Asdri hebt sein Schwert. Der Blitz kehrt zurück.
„Ein letzter Stoß.“ Seine Stimme ist wie Stahl. „Wir beenden das – gemeinsam.“
Sie erheben sich wieder – verbrannt, blutüberströmt, gebrochen.
Aber nicht besiegt.
Die Verbindung pulsiert erneut – schwach, zerbrechlich, aber noch immer vorhanden.
Valia hält sich in der Luft und spricht mit leiser, drängender Stimme. „Noch einmal. Gebt eure stärksten Fähigkeiten in die Verbindung ein. Haltet euch nicht zurück.“
Asdri umklammert den Bogen fester. „Leitet sie durch mich.“
„Was?“, keucht Ingra und hustet Eis aus ihren Lungen. „Asdri, nein – dein Körper kann das nicht …“
„Ich weiß“, sagt er mit rauer Stimme. „Aber es ist der einzige Weg. Wir leiten alles durch die Verbindung. In einen einzigen Schlag.“
Famir starrt ihn mit großen Augen an. „Das ist Selbstmord.“
„Dann sollte es besser funktionieren“, knurrt Asdri.
Es folgt eine lange Pause.
Dann nickt Pyke, zerschlagen und blutüberströmt. „Ich bin dabei.“
Valia schließt die Augen. „Ich auch.“
„Verdammt“, murmelt Famir. „Na gut. Ich bin dabei.“
„Sterbt nicht“, flüstert Ingra.
Die Verbindung flackert auf. Leuchtende Fäden aus Gold und Silber spannen sich zwischen ihnen. Dann wechseln die Farben – weiß, grün, blau, purpurrot – und Zaubersprüche und Essenz verschmelzen zu einem einzigen Strom.
Valia sagt als Erste: „[Stufe 5 – Strahlende Nova-Welle]!“
Ihr Licht wird zu einem Kern aus blendendem Feuer, der auch Asdri heilt und sofort durch die Verbindung in Asdriss Brust fließt.
„[Stufe 5 – Windrazor-Sturm]!“, ruft Famir, während sich sein Sturm zu einer Luftklinge verdichtet, die durch die Verbindung schießt und um die Lichtwelle wirbelt.
„[Stufe 5 – Kryoherzlanze]!“ Ingras Stimme bricht, als Frost aus ihren Armen strömt und eine elegante Lanze aus Eis und uralter Kälte bildet, die sich mit den anderen verbindet.
„[Stufe 5 – Steinbrecher-Macht]!“ Pyke brüllt, und der Boden weit unter ihm grollt als Antwort. Seine Kraft bricht nach oben hervor, roh und vernichtend, und dringt wie ein Herzschlag in den Strom ein.
Asdris Körper zuckt.
Er schreit – aber hört nicht auf.
Die Energie zerreißt ihn, zerfetzt ihn, verändert ihn.
Seine Haut reißt an den Nähten seiner Rüstung auf. Blut läuft aus seinen Augen, seiner Nase, seinem Mund. Seine Klinge bricht – nicht zerbricht – verändert sich und leuchtet, als wäre sie aus lebender Mana.
Seine Stimme ist kaum noch menschlich. „Ich … kann es fühlen …“
Valias Stimme erreicht ihn – ruhig, fest. „Sag die Worte, Asdri.“
Er hebt sein Schwert.
Alles sammelt sich.
Sein Körper zittert und zuckt unter der Last von etwas, das ein Tier 5 nicht tragen sollte.
Er spricht den Namen, durch zusammengebissene Zähne und vor Schmerz.
„[Tier 5 Link Fusion – Judgement Arc: Heavenbreaker]!“
Der Himmel wird still. Alle Geräusche verschwinden.
Dann –
BOOOOOOM.
Eine Säule aus Licht und Sturm explodiert nach unten. Es ist kein Strahl. Es ist ein Urteil.
Blitze vermischen sich mit Wind, Stein, Frost und göttlichem Licht. Sie spalten den Himmel in zwei Teile. Das Monster hebt kaum den Kopf, bevor der Schlag es trifft.
Die Explosion ist augenblicklich. Sie durchdringt das Monster nicht.
Sie löscht einen Teil davon aus.
Flügel – weg. Ein ganzes Glied – zerfallen. Die Kreatur schreit, schlägt um sich, taumelt in der Luft, während Teile von ihr zu Asche verkochen. Ihr Körper zuckt, schwarze Flüssigkeit verdampft, bevor sie auf den Boden aufschlägt.
Asdri fällt.
Seine Klinge fällt zuerst – immer noch glühend. Dann stürzt sein Körper wie ein toter Stern zu Boden, Funken hinter sich herziehend.
„ASDRI!“, schreit Valia.
Famir taucht hinab. Ingra folgt ihm. Pyke stürzt mit einem Fluch auf den Lippen nach unten.
Valia erreicht ihn als Erste und fängt ihn in einem Netz aus goldenem Licht auf, das seinen Fall kurz vor dem Aufprall abbremst. Seine Augen sind halb geschlossen. Blut fließt aus seinen Ohren.
„Ich … kann dich nicht hören …“, flüstert er mit einem flüchtigen Lächeln. „Haben wir gewonnen?“
Das Monster unter ihnen, das sich windet und gebrochen ist, stößt einen letzten Schrei aus –
und explodiert in einer Welle aus schwarzem Nebel, besiegt.
Die Verbindung ist endlich unterbrochen.
Stille.
Dann bricht der Himmel erneut auf – nicht mit Donner, sondern mit Jubel.
Vom Boden, von den Türmen, von jeder noch stehenden Straße.
Sie haben es gesehen.
Sie haben Götter am Himmel kämpfen sehen. Und sie haben gesehen, wie einer von ihnen gefallen ist – nicht in der Niederlage, sondern im Sieg.
Von einem entfernten Turmbalkon aus steht Alix still da, die Arme vor der Brust verschränkt. Neben ihm beobachtet Draya mit großen Augen, wie sich das goldene Nachglühen in ihrem Blick spiegelt.
„… Eure Majestät“, murmelt sie mit einer Stimme, die von echter Ehrfurcht geprägt ist. „Diese Menschen … sie sind ziemlich beeindruckend.
Mit nichts als der Stärke der Stufe 5 einen Beschwörer der Stufe 6 zu besiegen …“ Sie schüttelt den Kopf, silberne Strähnen fangen das Licht ein. „Und diese Fertigkeit. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Alix antwortet zunächst nicht. Sein Blick bleibt am Himmel hängen – an der Stelle, an der der Himmel in zwei Teile gespalten war.
Dann antwortet er leise: „Das nennt man eine Verknüpfungsfertigkeit.“