Es ist Refu. Sein massiger Körper ist in eine stachelige Rüstung gehüllt, seine orkischen Gesichtszüge sind zu einem Ausdruck purer Wut verzerrt. Hinter ihm bemühen sich weitere Wachen, mit ihm Schritt zu halten, ihre Waffen gezückt.
Refus tiefe Stimme hallt über den Platz.
„Wer wagt es, in meinem Reich Blut zu vergießen?“
Calak macht einen Schritt nach vorne. Seine Augen leuchten wie zwei Flammen unter dem Schatten seiner Kapuze. Als er sich anschickt, alle Wachen auszuschalten, hallt eine ruhige Stimme in seinem Kopf und hält ihn mitten in der Bewegung zurück.
„Töte die Wachen nicht“, hallt Alix‘ Stimme wider. „Nur Refu.“
Calaks Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. „Wie du wünschst, Eure Majestät“, antwortet er leise.
In einer rasanten Bewegung stürmt Calak auf Refu zu. Seine Geschwindigkeit ist unnatürlich, fast wie ein Geist, der durch die Luft schneidet.
Refu hat kaum Zeit, vor Schreck die Augen aufzurissen, bevor Calak ihn erreicht. Der Ork-Lord hebt seine massive Kriegsaxt, aber es ist zwecklos. Mit seinem Level – gerade einmal 80 – könnte er genauso gut stillstehen, wenn er einer überwältigenden Kraft eines Kriegers mit Level 200 gegenübersteht.
Calaks Klinge blitzt auf und schneidet mit einer Präzision und Geschwindigkeit durch die Luft, die unfassbar ist. Refus Axt erreicht ihr Ziel nicht einmal. Stattdessen taumelt der Ork-Lord zurück, seine Rüstung ist in der Mitte sauber aufgespalten. Eine dünne Blutlinie zieht sich über seine Brust, und für einen kurzen Moment blickt er ungläubig nach unten.
„Nein …“, knurrt Refu mit zitternder Stimme. „Das … kann nicht …“
Der Orkfürst sinkt auf die Knie, sein Körper zittert. Calak tritt näher und legt seine Klinge leicht an Refus Kehle.
Mit einer schnellen Bewegung blitzt Calaks Schwert erneut auf, und Refus Kopf fällt von seinen Schultern und rollt bis zum Fuß seiner Festung. Sein Körper sackt leblos nach vorne.
Die Menge ist wie erstarrt, zu verängstigt, um sich zu bewegen oder zu sprechen. Refu, der einst mächtige Herrscher der Monsterstadt, ist innerhalb weniger Sekunden tot.
Calak tritt vor. Langsam hebt er die Hand und zieht seine Kapuze zurück, sodass die Menge sein Gesicht sehen kann. Ein Raunen geht durch die versammelten Monster, als seine wahre Gestalt zum Vorschein kommt – graugrüne Haut, scharfe Gesichtszüge und leuchtend rote Augen. Eine unverkennbare Aura der Macht strahlt von ihm aus.
„Ein Hobgoblin …“, murmelt ein zitternder Echsenmensch mit kaum hörbarer Stimme.
„Das ist unmöglich“, flüstert ein anderes Monster mit vor Angst weit aufgerissenen Augen. „Seit tausend Jahren hat sich kein Goblin zu einem Hobgoblin entwickelt …“
Die Menge ist fassungslos, einige treten instinktiv zurück. Geschichten über den letzten Hobgoblin, der vor Jahrhunderten das Land terrorisierte, schießen ihnen durch den Kopf – eine Kreatur, die so mächtig war, dass sie die große Stadt Misorn fast in die Knie gezwungen hätte.
Calak mustert sie mit kaltem, unnachgiebigem Blick.
„Ab heute“, verkündet er, und seine Stimme schneidet wie ein Messer durch die Stille, „bin ich der neue Herrscher dieser Stadt. Unter meiner Herrschaft wird Ordnung herrschen.“
Die Monster werfen sich nervöse Blicke zu, aber keiner wagt es, ihn herauszufordern. Die Erinnerung an Refus schnellen Tod und die Legenden über Hobgoblins reichen aus, um jeden Widerspruch zum Schweigen zu bringen.
Eines der mutigeren Monster, ein riesiger Oger, macht einen zögernden Schritt nach vorne, seine Stimme zittert.
„Herr … was sollen wir tun?“
„Befolgt meine Befehle“, antwortet Calak scharf. „Diese Stadt wird nicht länger von Angst und Gier regiert. Diejenigen, die hart arbeiten, werden Wohlstand erlangen.“
Die Menge murmelt unsicher, nickt aber widerwillig, da ihr Überlebensinstinkt jeden Gedanken an Rebellion übertrumpft.
In seinem Kopf hört Calak wieder Alix‘ ruhige Stimme.
In seinem Kopf hört Calak wieder Alix‘ ruhige Stimme.
„Gut. Das hast du gut gemacht, Calak. Jetzt verkauf die Goldmünzen nicht mehr. Reformiere diese Stadt. Mach sie zu einem ordentlichen Ort, an dem der Handel fair floriert und Goldmünzen stetig fließen.“
Calak senkt leicht den Kopf, als würde er sich vor einer unsichtbaren Präsenz verneigen. „Ja, Eure Majestät“, antwortet er leise. „Ich werde Euren Willen ausführen.“
Er richtet sich auf und wendet sich erneut an die Menge.
„Ihr werdet mir folgen oder ihr werdet fallen. Diejenigen, die wiederaufbauen und gedeihen wollen, bleiben. Diejenigen, die Chaos und Untergang suchen, gehen jetzt.“
Die Monster stehen schweigend da, ihre Angst weicht allmählich einer widerwilligen Akzeptanz.
Calaks blutrote Augen leuchten hell, als er sich zu Refus Festung umdreht, seine Stimme voller unerschütterlicher Autorität.
„Diese Stadt wird von nun an neu entstehen.“
———
Alix ist zurück in der Hauptstadt und liegt in einem luxuriösen Badehaus im Palast. Dampf steigt träge aus dem klaren, warmen Wasser auf und erfüllt den großen Marmorraum mit einem angenehmen Dunst. Die polierten Steinwände sind mit goldenen Gravuren verziert, und aus einem kunstvollen Brunnen fließt sanft Wasser in die Badewanne.
Alix seufzt zufrieden und lehnt sich gegen den Rand des Beckens.
Sein Körper sinkt tiefer ins Wasser, die Wärme löst alle Verspannungen.
„Das ist das Leben“, murmelt er vor sich hin, ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen.
Hinter den schweren Holztüren warten seine Zofen still, bereit, jeden Wunsch zu erfüllen. Aber im Moment genießt Alix die Einsamkeit. Seine Stimme hallt leise in dem geräumigen Raum wider, als er laut zu sich selbst spricht.
„Es ist gut, dass bald Goldmünzen hereinkommen werden, auch wenn es vorerst nur wenig ist. Ein stetiger Zufluss ist alles, was ich brauche, um anzufangen.“
Seine Hand wirbelt träge das Wasser auf, sein Gesichtsausdruck ist nachdenklich.
„Calak hat gute Arbeit geleistet. Diese Stadt … unter seiner Herrschaft wird sie gedeihen. Und während sie wächst, werden sich die Münzen ansammeln. Langsam, aber sicher werde ich alle meine Untergebenen wieder aufrichten.“
Alix lehnt sich gegen den Rand der Badewanne und lässt sich vom warmen Wasser beruhigen. Seine Gedanken schweifen für einen Moment ab, eine Mischung aus Plänen für die Zukunft und der Zufriedenheit über seinen kleinen, aber stetigen Fortschritt.
Nach ein paar weiteren Minuten reißt ein leises Klopfen an der Tür ihn aus seinen Träumereien.
„Eure Majestät, dürfen wir eintreten?“, ruft eine melodische Stimme von der anderen Seite.
Alix versteift sich leicht und wirft einen Blick auf die schweren Türen. Er hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde, aber dennoch spürt er, wie ihm die Hitze ins Gesicht steigt. Er holt tief Luft, zwingt sich, aufrecht zu sitzen, und versucht, die königliche Haltung anzunehmen, die von einem König erwartet wird.
„Eintreten“, ruft er mit fester Stimme, obwohl sein Herz schneller schlägt, als er zugeben möchte.