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Kapitel 113: Nimran (8)

Kapitel 113: Nimran (8)

Die Türen der Villa fielen mit einem leisen Knall hinter mir zu und trennten mich von der Wärme und der relativen Sicherheit von Neros wachsamen Augen. Draußen durchbohrten die Sterne die Nacht wie winzige, gefrorene Nadelstiche am samtenen Himmel. Die Luft war scharf, jeder Atemzug kristallisierte sich, als er meinen Mund verließ. Ich zog meinen Mantel enger um mich und machte mich auf den Weg.
Der Tempel der Schlange war keine gewöhnliche Ruine. Er war ein Denkmal vergessener Ambitionen, ein Bauwerk, das von einer Zivilisation hinterlassen worden war, die einst Magie und Wahnsinn mit gleicher Leidenschaft miteinander verband. Er stand am Rande von Nimran und war ein Relikt aus einer Zeit, in der schlangenartige Wesen als göttliche Richter über Macht und Erleuchtung verehrt wurden.
Und in dem Labyrinth unter seinen alten Steinen lag das Basiliskherz und wartete – bewacht von Prüfungen, die, wenn die Legenden stimmten, „dazu dienten, den Wert eines Menschen zu testen“. Was in der Praxis bedeutete, dass sie „dazu dienten, dich auf immer ausgefallenere Weise zu töten“.

Nachdem ich mein Handy bei einem sehr verwirrten Kurier abgegeben hatte – der viel zu begeistert über ein unverdientes Trinkgeld war, um Fragen zu stellen –, machte ich mich auf den Weg zum Stadtrand.
Der Tempel war auf keiner Karte verzeichnet und ragte auch nicht bedrohlich in der Ferne empor, wie man es von einer mythischen Reliquie erwarten würde. Stattdessen lag er versteckt, tief unter der Oberfläche von Nimran, verborgen durch die Zeit und mächtige Zaubersprüche. Um ihn zu erreichen, reichte es nicht, einfach zu einem alten Tor zu gehen; es erforderte Wissen, Präzision und genau die richtige Portion Wahnsinn, um es überhaupt zu versuchen.
Ich stand inmitten eines frostigen Hains, umgeben von hoch aufragenden Bäumen, deren skelettartige Äste sich wie verzweifelte Finger zum Himmel reckten. Ihre Stämme trugen schwache, gewundene Muster – schlangenförmige Schnitzereien, die so subtil waren, dass man sie übersehen konnte, wenn man nicht wusste, wonach man suchen musste.
Aber ich wusste es. Der Roman hatte genau diesen Hain beschrieben, und jetzt, wo ich hier stand, spürte ich das leise Summen der Magie in der Luft. Es war wie ein leises Brummen im Hinterkopf, das mich dazu drängte, weiterzugehen.
Das Ritual war theoretisch super einfach, aber in der Praxis war es alles andere als das. Ich ging zum nächsten Baum, dessen Rinde sich rau und spröde anfühlte, und klopfte dreimal in einem bestimmten Rhythmus darauf – langsam, langsam, schnell. Die Schnitzereien schienen kurz zu schimmern, als hätte der Baum selbst als Antwort geatmet. Dann ging ich zum nächsten Baum und wiederholte die Sequenz.
Insgesamt gab es zwölf Bäume, jeder erforderte genau denselben Rhythmus in einer präzisen Reihenfolge. Ein einziger Fehler und der Zauber würde sich auflösen und mich für Stunden, wenn nicht sogar Tage, vom Tempel fernhalten. Schlimmer noch, der Hain selbst würde sich rächen – fehlgeleitete Magie war niemals gnädig. Ich hatte Geschichten von Menschen gehört, die solche Rituale versucht hatten und als Statuen endeten, eingefroren in der Zeit durch Zaubersprüche, die sie nicht vollständig verstanden hatten.
Die Luft wurde kälter, während ich mich durch den Hain arbeitete. Am neunten Baum haftete Frost an meinen Handschuhen, und mein Atem bildete Wolken in der Luft. Das Summen der Magie wurde lauter, eindringlicher und vibrierte durch meine Knochen. Meine Hände waren ruhig, aber meine Gedanken rasten. Ein Fehler, und alles wäre umsonst gewesen.
Als ich den letzten Baum erreichte, zögerte ich einen Bruchteil einer Sekunde, meine Hand schwebte über seiner knorrigen Oberfläche. Die Luft war jetzt so voller Mana, dass sie sich lebendig anfühlte und wie ein Schwarm unsichtbarer Insekten summte. Ich klopfte – langsam, langsam, schnell.

Der Boden unter mir bebte heftig, und eine ohrenbetäubende Stille legte sich über den Hain.
Einen Moment lang dachte ich, ich hätte versagt. Dann wellte sich die Luft, und die Welt um mich herum löste sich in Dunkelheit auf.

Ich fiel nicht, und ich spürte auch nicht den Rausch der Teleportation, den ich durch die Tore der Mythos Academy erlebt hatte. Stattdessen war es, als würde sich die Realität selbst verbiegen und mich nach innen falten, bis ich mich in einer riesigen, schwach beleuchteten Höhle wiederfand.
Die Luft hier war schwer von Feuchtigkeit und dem Geruch von altem Stein. Biolumineszentes Moos klebte an den Wänden und warf einen unheimlichen grünen Schein, der den riesigen Tempel vor mir kaum erhellte. Er ragte nicht wie ein schlafendes Ungeheuer empor, sondern wie ein Wächter, der mit unerschütterlicher Wachsamkeit über die Jahrhunderte wachte.

Das war es – der Tempel der Schlange. Versteckt, begraben und von der Welt oben abgeschirmt. Und jetzt wartete er auf mich.
Ich stand vor einer massiven Steintür, deren Oberfläche mit Runen verziert war, die in der Dunkelheit schwach pulsierten. Das war es – die Schwelle zu den Prüfungen. Ich legte meine Hand auf die Tür, und die Runen antworteten mit einem leisen Summen, als würden sie meinen Wert einschätzen. Einen Moment lang passierte nichts. Dann öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren und gab den Blick auf die erste Kammer frei.
Die Halle des Giftes. Der Name begeisterte mich nicht gerade.

In dem Moment, als ich den Raum betrat, veränderte sich die Luft. Schwebende Kugeln tauchten auf, die alle mit einem unheimlichen grünen Licht pulsierten. Sie fingen an, einen giftigen Dunst abzugeben, der sich schnell ausbreitete und die Luft mit jeder Sekunde dichter machte. Das waren keine gewöhnlichen Fallen – es waren lebende, empfindungsfähige Gefahren, die darauf ausgelegt waren, auf unbedachten Einsatz von Magie heftig zu reagieren.
Wenn ich einen Zauber auch nur um einen Bruchteil falsch berechnete, würde wahrscheinlich die ganze Kammer in einer Wolke aus giftigem Gas explodieren, vor der mich nicht einmal Lucent Harmony retten könnte.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Windmana, um den Miasma zu zerstreuen. Erdemana, um den Boden unter mir zu stabilisieren, der sich langsam in eine teerartige Substanz aufzulösen begann. Es war, als würde man eine Nadel einfädeln, während man auf einem Seil balanciert – und dieses Seil stand auch noch in Flammen.

Vorsichtig ließ ich einen Strom von Windmana los und schuf damit schmale, kontrollierte Strömungen, die den Miasma aus meinem unmittelbaren Weg drängten.
Gleichzeitig verfestigte ich den Boden unter meinen Füßen Zentimeter für Zentimeter mit präzisen Erdmagie-Anwendungen. Die Kugeln begannen zu reagieren, ihr pulsierender Rhythmus beschleunigte sich, als würden sie meine Absicht spüren. Ich musste ein empfindliches Gleichgewicht halten – zu viel Mana und ich würde sie auslösen, zu wenig und ich würde ersticken.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lichtete sich der Dunst und gab den Weg zum Ausgang frei. Ich atmete langsam aus, die Anspannung in meinem Körper löste sich, als ich durch den Torbogen in die nächste Kammer trat.

Das Spiegelbild des Basilisken war nicht weniger furchterregend als sein Vorgänger. Der Raum war ein Kaleidoskop aus reflektierenden Oberflächen – Wände, Boden, Decke – alle bedeckt mit einer endlosen Reihe schimmernder Spiegel.
Von jeder Oberfläche tauchten verzerrte Abbilder von Basilisken auf, deren Umrisse wie Bildrauschen auf einem alten Fernseher flackerten. Ihre Augen leuchteten mit einem lähmenden Licht, und ich wusste instinktiv, dass ein direkter Blick auf sie meinen sofortigen Tod bedeuten würde. Der echte Ausgang war hinter einem dieser Spiegel versteckt, aber wenn ich den falschen traf, würde eine Armee dieser gespenstischen Raubtiere losbrechen.
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um die Lage zu beurteilen. Dies war kein Test der rohen Gewalt, sondern eine Prüfung meiner Wahrnehmung und Präzision. Mein dunkles Mana würde hier entscheidend sein. Mit aktivierter „Lucent Harmony“ konnte ich die subtilen Verzerrungen in den Reflexionen erkennen – die unnatürliche Brechung des Lichts, die winzigen Unregelmäßigkeiten in ihren Formen. Ich manipulierte mein Mana und sandte kontrollierte Wellen in die Reflexionen, um zu sehen, wie sie reagierten.
Es war ein Spiel der Geduld und Beobachtungsgabe, bei dem jeder Zug darauf ausgerichtet war, eine Reaktion zu provozieren. Schließlich fand ich ihn – den einen Spiegel, der keine Wellen warf, die eine Reflexion, die beunruhigend still blieb. Mit einem Schwall dunkler Energie zerschmetterte ich den Spiegel, und die Scherben lösten sich in Nichts auf, als sich der wahre Ausgang offenbarte.
Die letzte Kammer war die des Herzenswächters. Der Raum war riesig und kuppelförmig, seine Wände waren mit Schnitzereien verziert, die sich zu bewegen schienen, wenn man sie nicht direkt ansah. In der Mitte der Kammer schwebte das Basiliskherz, umgeben von einer schimmernden Barriere aus roher Magie.
Es wurde von einem geisterhaften Basilisk bewacht, dessen Gestalt durchscheinend und doch imposant war. Seine Augen leuchteten tödlich, und ich konnte seinen Blick auf meinem Geist spüren, ein fast greifbares Gewicht, das mich zu überwältigen drohte.

Dies war kein Wesen, das ich direkt bekämpfen konnte. Sein Blick allein reichte aus, um mich zu lähmen, wenn ich nicht aufpasste. Ich musste es überlisten, ausmanövrieren.
Ich begann damit, mit Schwerkraftmagie den Raum um den Basilisken herum zu verzerren. Die Kreatur brüllte und flackerte, während sie sich mühsam an das sich verändernde Gravitationsfeld anpasste. Gleichzeitig beschwor ich einen Lichtblitz aus Mana – gerade stark genug, um ihn vorübergehend zu blenden, ohne die Kammer zu destabilisieren.
Während der Basilisk kurzzeitig desorientiert war, aktivierte ich einen Teleportationszauber mit kurzer Reichweite und versetzte mich direkt vor das Herz. Die Barriere pulsierte heftig, ihre magischen Siegel reagierten auf meine Anwesenheit. Ich legte meine Hand darauf und leitete einen stetigen Strom dunkler Mana, um mich auf ihre Frequenz einzustimmen. Langsam, mühsam begann sich die Barriere aufzulösen.
Der Basilisk brüllte erneut und erholte sich von seiner Verwirrung. Ich hatte Sekunden, vielleicht sogar weniger. Mit einem letzten Schub Mana griff ich nach dem Basilisk-Herz, dessen Oberfläche kühl war und vor Leben pulsierte.

Jetzt kam der schwierigste Teil.

Der Aufstieg der Extras

Der Aufstieg der Extras

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
In einer Welt, in der das Schicksal vorbestimmt ist und Macht über Leben und Tod entscheidet, war Arthur Nightingale nie dazu bestimmt, zu glänzen. Als er in der Welt von "Saga of the Divine Swordsman" aufwacht, ist er weder der auserwählte Held noch der Bösewicht oder gar eine wichtige Nebenfigur – er ist ein Statist. Ein Niemand. Eine bloße Hintergrundfigur im Schatten von Lucifer Windward, dem übermächtigen Protagonisten, der eines Tages über die Götter hinaus aufsteigen wird. Aber Arthur kennt die Wahrheit. Die Welt, in der er jetzt lebt, ist dem Untergang geweiht. Die Handlung ist auf einen katastrophalen Untergang ausgerichtet, und die sogenannten "Genies" werden nicht ausreichen, um die Welle der Zerstörung aufzuhalten. Mit dem Wissen um zukünftige Ereignisse und seinem eigenen Willen, sich dem Schicksal zu widersetzen, weigert sich Arthur, nur ein Statist zu sein. https://discord.gg/FK9GfrSjtb Der Roman "The Extra's Rise" ist ein beliebter Light Novel aus dem Genre Fantasy . Geschrieben vom Autor WhiteDeath16 . Lies den Roman "The Extra's Rise" kostenlos online.

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