Die Stille war weg.
Ein ohrenbetäubendes Mana-Gebrüll brach los, schwappte wie eine Flutwelle nach außen, rüttelte den Obsidianboden und vernichtete die Stille.
Die dunkle Welt wurde von einem blendend blauen Sturm verschlungen, dessen strahlendes Licht alles in seinem Weg verschlang.
Die wilden Augen der Gestalt verengten sich zu Nadeln. Sein Arm, der sich auf Atticus‘ Kopf gestürzt hatte, erstarrte in der Luft.
Mit einem Knurren zog er ihn zurück und hielt ihn wie einen Schild über seinen Kopf.
Doch dann traf es ihn.
Der Sturm schlug mit der Wucht eines Tsunamis, der gegen eine Klippe prallt, unerbittlich und gnadenlos.
Seine Muskeln spannten sich an, als er einen Schritt zurücktrat und seine Füße sich in den harten Boden gruben. Der Sturm riss an ihm, Mana-Splitter zerschnitten die Luft wie unzählige Klingen.
„Ich kann das aushalten“, dachte er ruhig, während sein Blick sich schärfte und er sich fest verankerte.
Aber dann –
Ein Lichtblitz zuckte aus dem Sturm hervor, unmöglich hell. Die Augen der Gestalt weiteten sich.
„Was?!“
Der Sturm explodierte.
Die Explosion war monströs, ein ohrenbetäubender Krach, als die Schockwelle die Luft zeriss und über das Schlachtfeld fegte.
Der Boden brach unter dem Druck auf und ächzte, während blaue Energiewellen mit verheerender Kraft nach außen strahlten.
Die Gestalt wurde nach hinten geschleudert, ihr Körper verdrehte sich unkontrolliert, als die schiere Wucht sie durch die Luft schleuderte.
„Interessant … interessant …“, seine Gedanken rasten, während sich seine Sinne drehten. Er drehte sich in der Luft, stabilisierte sich und rutschte heftig über den Boden.
Funken und Obsidiansplitter flogen umher, als er zum Stillstand kam. Der Manasturm tobte weiter um ihn herum. Die Luft fühlte sich erstickend schwer an, als hätte sich die Schwerkraft vervielfacht.
Er kniff seine blutroten Augen zusammen und suchte nach der Quelle des Angriffs.
Aber Atticus war bereits verschwunden.
Sein Blick huschte zur Seite.
„Da.“
Blitzschnell tauchte Atticus auf, seine Bewegungen waren blitzschnell, zu schnell, um ihnen zu folgen. Das blendend blaue Katana zerschnitt den Sturm, als es mit erschreckender Präzision auf den Hals der Gestalt herabfiel.
„Er ist schnell.“
Die Augen der Gestalt zitterten. Der Geschwindigkeitsunterschied war atemberaubend. Zu krass. Vor wenigen Augenblicken hatte Atticus Mühe gehabt, mitzuhalten. Jetzt war er unerbittlich, seine Bewegungen waren präziser, schneller, überwältigend.
Die Augen der Gestalt verengten sich.
„Ich passe mich seiner Stärke an.“
Seine Aura explodierte nach außen, wilder, mächtiger. Seine Geschwindigkeit nahm zu, und mit einer einzigen, schnellen Bewegung sprang er zurück und wich dem Hieb knapp aus.
Ihre Blicke trafen sich kurz, bevor beide Gestalten im Sturm verschwanden.
Klingen klirrten. Funken flogen.
Der Sturm beflügelte Atticus, seine Schläge kamen aus allen Richtungen, tödlich und unerbittlich. Die Gestalt wich aus, schlängelte sich durch den Ansturm, ihr Gesichtsausdruck wurde mit jeder Sekunde düsterer.
Ausweichen. Ausweichen. Ausweichen.
Und doch schien Atticus‘ Kraft mit jedem Schlag zu wachsen. Schneller. Stärker.
Die Gedanken der Gestalt wirbelten durcheinander.
„Das ist unmöglich.“
Als er einem weiteren Schlag von Atticus auswich, fiel sein Blick auf sein Spiegelbild in dem flammenden Katana.
Eine Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag.
Er wich zurück.
Seine Augen verengten sich, als er noch einmal zurücksprang.
„Was mache ich hier eigentlich?“, dachte er und wurde von einer Welle der Ungläubigkeit überrollt. „Wie peinlich.“
Er richtete sich auf, und das wilde Leuchten in seinen blutroten Augen entflammte wie Feuer. Er blieb stehen und seine Stimme dröhnte durch den Sturm.
„Ich renne weg … vor einem Kind.“
Die Luft um ihn herum brannte, als feurige Schuppen über seine Arme brachen und Flammen an seinen Körperrändern züngelten. Die Temperatur stieg sprunghaft an, und die sengenden Flammen schlugen um seine verhärteten Glieder.
Atticus‘ Katana blitzte nach vorne, ihr gleißendes Licht durchdrang das Inferno.
„Damit werde ich jetzt Schluss machen.“
Die Gestalt bewegte sich, ihr Arm schoss nach vorne, um dem Schlag zu begegnen.
Die beiden Kräfte prallten aufeinander.
Eine ohrenbetäubende Explosion erschütterte den ganzen Raum. Die Schockwelle riss den Sturm auseinander und zerstreute das blaue Licht, während beide Gestalten auseinander geschleudert wurden.
Die Gestalt rutschte aus und blieb zitternd liegen. Er senkte den Blick und starrte geschockt auf seinen völlig zerfetzten Arm. Fleisch, Schuppen und Knochen waren zu Brei zerfallen.
„Ich habe die Lebenswaffe unterschätzt“, dachte er, während er sich festhielt und purpurrote Flammen um ihn herumwirbelten.
Er hatte seine Kraft, einschließlich seiner Körperkraft, absichtlich reduziert, um Atticus ebenbürtig zu sein. Jede Verletzung, die jemanden von Atticus‘ Stärke beeinträchtigen würde, würde auch ihn beeinträchtigen.
Allerdings war das nicht perfekt. Er wollte fair sein, aber sein Körper war immer noch weitaus widerstandsfähiger, als ein Großmeister jemals zerstören könnte. Und dennoch war sein Arm in einen solchen Zustand versetzt worden.
Eine weitere Explosion erschütterte die Luft. Er hob ruckartig den Kopf.
Durch den tobenden Sturm stürzte Atticus herab, sein Katana loderte wie eine fallende Sternschnuppe und zielte direkt auf seinen Kopf.
Die Gestalt riss die Augen auf und schlug mit ihrem unversehrten linken Arm nach oben, um den Schlag abzuwehren. Die flammende Klinge des Katana brannte mit sengendem Licht und stürzte wie ein Komet durch den Sturm.
Doch dann –
Atticus‘ Augen blitzten auf.
Eine Explosion detonierte links vom Katana und riss die Klinge mit heftiger Wucht zur Seite. Die Gestalt taumelte und verlor für den Bruchteil einer Sekunde den Halt.
Eine weitere Explosion ging hinter der Klinge los und trieb sie in einem scharfen rechten Hieb nach vorne, noch schneller.
Der Ausdruck der Gestalt versteifte sich, ihr Blick war voller Schock. Der Schlag war abrupt, präzise und vernichtend schnell. Zu schnell.
Das Katana schoss auf seinen Oberkörper zu, die Schärfe streifte seine Brust.
Wenn es ihn traf, würde es ihn zweifellos in zwei Teile spalten.
Sein Blick wurde schärfer, und als ihm klar wurde, was vor sich ging, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Er hat mich.“
Doch gerade als der Hieb ihn treffen wollte –
Die Welt stand still.
Das Katana erstarrte in der Luft, nur wenige Zentimeter vom Oberkörper der Gestalt entfernt. Atticus‘ Schwung verflüchtigte sich, sein Körper war wie festgenagelt. Seine Muskeln spannten sich an, seine Mana brodelte, aber egal, was er tat, er konnte sich nicht bewegen.
„Was …“, hallte Atticus‘ Stimme in seinem Kopf, während er die Augen zusammenkniff.
Die Lippen der Gestalt verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Dann lachte sie. Tief, dröhnend und ungezügelt.
Der obsidianfarbene Boden unter ihnen schimmerte, und Risse reparierten sich mit unnatürlicher Geschwindigkeit. Der wirbelnde Manasturm löste sich auf, als würde er von einer unsichtbaren Kraft verschluckt.
Das Lachen wurde lauter und hallte endlos in der Leere wider.
Die Gestalt richtete sich auf, senkte den Blick auf Atticus und ihre blutroten Augen funkelten neugierig. Es war, als hätte sie einen Schatz gefunden.
Ihr völlig zerschlagener rechter Arm heilte sichtbar, während sie sprach.
„Herzlichen Glückwunsch, Atticus“, sagte sie, und ihre Stimme hallte durch die dunkle Welt.
„Du hast dich als würdig erwiesen.“