Der Knall hallte durch den Nebel und lockte noch mehr Bestien an.
Sie kamen in Scharen und stürmten auf ihn zu.
Aber Atticus rührte sich nicht von der Stelle.
Er stand wie angewurzelt da, seine Arme waren nur noch ein verschwommener Fleck, der jede Bestie niederschlug, die es wagte, sich ihm zu nähern.
Die Leichen türmten sich immer höher.
Aber Atticus stand aufrecht da. Still. Unbeugsam.
Innerhalb kürzester Zeit waren Tausende tot.
Trotz seiner unerbittlichen Aktionen hörte sein Verstand nicht einen Moment lang auf zu arbeiten. Von Anfang an, seit sein Führer ihm Informationen über den Nebel gegeben hatte, fand Atticus die ganze Situation seltsam.
Das Katana zwang ihn in ein bestimmtes Szenario. Diese ganze Prüfung fühlte sich inszeniert an, als gäbe es vorbestimmte Regeln und Situationen, denen jeder Herausforderer unweigerlich gegenüberstehen würde.
Die Bestien, der Nebel – Atticus war sich sicher, dass jeder Herausforderer dieser Prüfung dasselbe durchmachte wie er.
Diese kleine Tatsache offenbarte Atticus etwas Entscheidendes.
Es gab einen Ausweg aus dieser Situation. Eine Lösung, die alle Herausforderer selbst finden mussten.
Der Zweck der Prüfung war schließlich die vierte Kunst. Sein aktueller Kampfstil war nicht nur eine Strategie, um zu überleben, sondern eine Methode, um die Lösung zu finden.
Je mehr er sich anstrengte, desto mehr Energie absorbierte der Nebel. Atticus brauchte Zeit zum Nachdenken, was bedeutete, dass er seine Anstrengungen minimieren und gleichzeitig seine Effizienz maximieren musste.
Da ihm sein Vorgehen klar war, arbeitete Atticus‘ Verstand schneller denn je und ging jeden Hinweis durch.
„Warum kann ich meinen Körper mit Mana verstärken, aber es nicht für eine Kunst einsetzen?“
Egal, wie sehr er es auch versuchte, Atticus konnte sein Mana nur dazu nutzen, seinen Körper zu verstärken. Er konnte es weder zu Waffen formen noch konnte er eine seiner Künste ausführen.
Das brachte ihn dazu, über sein Training für die anderen Katana-Künste nachzudenken.
Während seiner Ausbildung hatte er nie andere Künste gebraucht. In jedem Kampf reichten die Katana-Künste immer aus. Atticus hatte immer gedacht, dass es nur an seinen Elementen lag, aber was, wenn …
Atticus‘ Gedanken huschten hin und her, als sich die Puzzleteile zusammenfügten.
„Was, wenn … ich von Anfang an nie dazu bestimmt war, während der Prüfungen andere Künste als die Katana-Kunst anzuwenden?“
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Seine Elemente waren nie die einzigen Einschränkungen gewesen, auch seine anderen Künste waren immer eingeschränkt gewesen!
„Wenn ich keine anderen Künste als die Kunst des Katana einsetzen kann, dann werde ich das tun.“
Er wusste nicht, was die vierte Kunst war, aber wenn die Prüfung darauf ausgelegt war, ihn dazu zu bringen, dann musste er nur den richtigen Weg finden, seine Mana zu lenken.
Atticus‘ Gedanken wurden klarer.
Seine Hände bewegten sich schnell und schlugen die unsichtbaren Bestien aus allen Winkeln nieder. Jeder Schlag war präzise, durchbohrte Kehlen und zerschmetterte Wirbelsäulen. Aber der Schwarm gab nicht nach.
Auch während er weiter schlug, blieb sein Geist konzentriert und probierte verschiedene Möglichkeiten aus. Er versuchte, sein Mana auf neue Weise zu bewegen, es zu verwirbeln, es zu gehorchen zu zwingen, aber es widersetzte sich ihm bei jedem Versuch.
Egal, wie er versuchte, es zu lenken, das Mana weigerte sich zu reagieren.
Zweifel schlichen sich in Atticus‘ Gedanken. „War meine Annahme falsch?“
Dann traf ihn etwas wie ein Blitz.
Die Bestien umkreisten ihn, griffen ihn wie ein koordinierter Sturm an und kamen mit jeder Sekunde näher. Das Muster … der Kreis … alles passte zusammen.
„Kreis … wirbeln …“, murmelte Atticus leise.
Die Augen des Geistes weiteten sich, und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck der Überraschung.
„Hat er es schon herausgefunden?“
Aber es blieb keine Zeit für weitere Reaktionen.
Atticus‘ Mana brodelte erneut, und diesmal reagierte es.
Mit unerschütterlicher Konzentration verdrehte er es in seinem Inneren.
Ein Gefühl, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte, stieg in ihm auf.
Es begann als eine Welle, eine schwache, wirbelnde Bewegung im Zentrum seines Manas. Es drehte sich langsam, wie die ersten zaghaften Umdrehungen eines riesigen Rades, bevor es an Fahrt gewann. Schneller. Stärker.
In seinem Inneren fühlte es sich an, als würde sich ein unaufhaltsamer Strudel bilden, der alles in sein Zentrum zog. Wellen von Kraft strahlten nach außen, drehten sich in perfektem Rhythmus und wurden mit jedem Zyklus heftiger.
Atticus‘ Blick wurde schärfer. Sein Atem beruhigte sich, und dann –
Es passierte.
Der Sturm brach los.
Eine wirbelnde blaue Energiewelle schlängelte sich um seine Finger, knisterte und war voller Leben.
Er bewegte sich.
Die nächste Bestie stürzte sich auf ihn, ihre unsichtbare Gestalt durchschnitten den Nebel. Atticus‘ Schlag traf sie, und das wirbelnde Mana riss die Bestie in Stücke, zerfetzte Fleisch und Knochen, als würde es durch Wasser schneiden.
Das Heulen wurde lauter.
Der Boden bebte unter ihm, als Dutzende von Bestien auf seine Position zustürmten.
Aber Atticus zuckte nicht mit der Wimper.
Sein durchdringender blauer Blick öffnete sich, und sein Mana brach erneut hervor.
Es explodierte.
Eine heftige Welle wirbelnder Energie brach aus ihm hervor und strahlte in alle Richtungen aus. Die Schockwelle riss die Reihen der unsichtbaren Bestien auseinander, und der Nebel selbst verdrehte sich unter der Kraft des Sturms heftig.
Die nächsten Bestien zerfielen, und ihre zerfetzten Überreste verstreuten sich über den Sand.
Atticus stand in der Mitte des Sturms, seine leuchtend blauen Augen durchdrangen das Chaos.
Für einen kurzen Moment stand die Welt still.
Die verbleibenden Bestien zögerten und zitterten unter dem Gewicht einer intensiven Blutgier, die wie eine Flutwelle über sie hereinbrach.
Der Geist beobachtete das Geschehen geschockt, seine durchsichtige Gestalt zitterte, als er die Szene in sich aufnahm. „Dieser Junge …“
Die Zeit nahm ihren Lauf wieder auf.
Durchdringende Schreie zerrissen die Stille, als die Bestien aus allen Richtungen angriffen, rasend und unerbittlich.
Atticus atmete aus, kalte weiße Luft strömte aus seinen Nasenlöchern.
Seine Mana brodelte und wirbelte mit unaufhaltsamer Wucht.
Und dann –
brach der Sturm erneut los.
Ein wirbelnder Strudel aus Mana umgab ihn und zerfetzte jede Bestie, die es wagte, sich ihm zu nähern.
Atticus bewegte sich wie ein Raubtier, sein Körper in die Energie des Sturms gehüllt. Er riss sich durch ihre Reihen, seine Schläge präzise und vernichtend.
Blut tränkte den Sand und sammelte sich unter ihm, während die Bestien eine nach der anderen fielen.
Der Wirbel drehte sich immer schneller und zerfetzte mit jeder Umdrehung Fleisch und verstreute Überreste.
Eine Bestie nach der anderen fiel, ihr Heulen verhallte in der bedrückenden Stille der Wüste.
Bis nur noch eine übrig war.
Sie stürzte sich auf ihn, ihre unsichtbare Gestalt verzweifelt und wild.
Atticus fing sie in der Luft auf und schloss seine Hand um ihre Kehle.
Das Biest zitterte in seinem Griff, seine flackernde Gestalt war kaum noch zu erkennen, als es unter der Kraft des wirbelnden Manas zerfiel.
Ohne ein Wort warf Atticus die zerfetzten Überreste beiseite.
Die Wüste war völlig still.
Es war kein einziger Laut zu hören.
Der Geist starrte ihn an, sein Blick voller Unglauben.
„Er hat sie alle getötet? Was zum Teufel …“, dachte er, völlig erschüttert.