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Kapitel 867: Beobachten

Kapitel 867: Beobachten

Die Folter ging weiter, ohne Pause. Die Schreie von Alvis und Elysia hallten durch das unterirdische Gefängnis, ihre Qualen widerhallten von den kalten Steinwänden.

Sogar die anderen Gefangenen, die in separaten Zellen eingesperrt waren, zitterten vor Angst. Sie konnten den Schmerz, der den beiden zugefügt wurde, fast spüren.

Der Kreislauf wiederholte sich endlos: Schmerz, Heilung und dann wieder Schmerz.
Die Zeit verging, aber für die Gefangenen kam es ihnen wie eine Ewigkeit vor. Die Schreie von Alvis und Elysia verschmolzen schließlich zu einer eindringlichen Symphonie des Leidens, die das Gefängnis erfüllte.

Die anderen Gefangenen zitterten und beteten still, dass ihnen niemals das gleiche Schicksal widerfahren würde.

Als es endlich vorbei war, waren Stunden vergangen und die Nacht war hereingebrochen.
Atticus verließ das Gefängnis. Seine Schritte waren langsam und fest, sein Gesichtsausdruck ruhig, fast gelassen. Kein Tropfen Blut befleckte seine Kleidung. Es war, als hätte er nicht gerade Stunden damit verbracht, unaussprechliche Folterungen zu vollziehen.

In seinem Kopf hallte Ozeroths Stimme wider.

„Vom Muttersöhnchen zum kaltblütigen Folterer. Du bist ein seltsamer Mensch.“
„Du hast Schlimmeres getan“, erwiderte Atticus und erinnerte sich an die unzähligen Folterszenen, die er in Ozeroths Erinnerungen gesehen hatte. Der Geist war zu seiner Zeit außergewöhnlich grausam gewesen.

Ozeroth lachte laut. „Ah, du hast das gesehen? Nun … diese Idioten waren dumm genug, mich herauszufordern, ohne zu wissen, wo ihr Platz ist. Man musste ihnen eine Lektion erteilen, oder? Wir können sie doch nicht für immer dumm bleiben lassen, oder?“
Atticus schüttelte den Kopf und murmelte leise: „Sie haben es verdient.“

Ozeroth lachte leise, ein tiefes, grollendes Geräusch.

„Verdienen hat damit nichts zu tun. Du tust es, weil du es kannst. Weil dich niemand aufhalten kann. Weil du es tief in deinem Inneren genießt, auch wenn du es nicht zugeben willst.“

Atticus antwortete nicht.
Die Gefängnistür schlug hinter ihm zu, als er die Stufen hinaufstieg. Als er endlich an der Oberfläche ankam, war die Luft unheimlich still.

Er stand einen Moment lang da und starrte in die stille Dunkelheit. Dann atmete er langsam und gleichmäßig aus, bevor er sich auf den Weg zurück zur Villa machte.

Im Inneren der Villa waren die Flure still, als Atticus zu seinem Zimmer ging. In der Nähe der Tür sah er Anastasia mit einem Tablett mit Essen auf sich zukommen.
„Solltest du schon wieder auf den Beinen sein?“, fragte sie mit besorgter Stimme.

Atticus lächelte schwach, obwohl er innerlich mit den Augen rollte. Sie machte sich immer zu viele Sorgen. Selbst wenn er sich ein Jahrhundert lang ausruhte, wäre es ihr nicht genug.

„Ich habe nur einen Spaziergang gemacht“, sagte er und trat vor, um sie kurz zu umarmen.

Ozeroths spöttisches Lachen hallte in seinem Kopf wider, aber Atticus ignorierte es.
Er ließ Anastasia los, folgte ihr ins Zimmer und setzte sich zum Essen. Er aß still und genoss die Mahlzeit, die ihm nach dem langen Tag neue Kraft gab. Anastasia unterbrach ihn nicht, sondern beobachtete ihn nur mit einem warmen Lächeln. Sie hoffte, dass er noch lange zu Hause bleiben würde.

Als er fertig war, ging Anastasia und ließ ihn allein. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf sein Bett und schloss die Augen.
Sein Atem wurde langsamer, als er in einen Zustand höchster Konzentration eintrat.

Atticus konzentrierte sich auf seinen neu erwachten spirituellen Sinn. Obwohl er ihn bereits getestet und einige interessante Fähigkeiten entdeckt hatte, musste er sich noch daran gewöhnen. So wie es aussah, war es noch lange nicht möglich, ihn im Kampf effektiv einzusetzen.

Er verbrachte einige Zeit damit, seine Kontrolle zu verfeinern und seine Fähigkeiten zu erforschen, bevor er schließlich einschlief.

Die Nacht verging schnell.

Der Morgen kam.
Atticus wachte früh auf, seine Routine war unverändert. Er machte sich frisch, trainierte, meditierte eine Weile in seinem Zimmer und bereitete sich auf den Tag vor.

Aber heute fühlte sich etwas anders an.

Atticus verließ die Villa und seine Schritte führten ihn zu einem Teil des Anwesens, den er seit seiner Kindheit nicht mehr besucht hatte.

Der Trainingsplatz.
Als er dort ankam, blieb er einen Moment stehen und nahm alles in sich auf.

„Es ist genau so, wie ich es in Erinnerung hatte“, dachte er und wurde von einer Welle der Nostalgie überkommen.

Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er daran dachte, wie er mit Sirius trainiert hatte, als er fünf war. Das war echt hart, aber auch super aufregend gewesen und hatte ihn zu dem gemacht, der er heute war.

Das war der Anfang von allem gewesen.

Atticus‘ Blick wanderte über den Trainingsplatz, auf dem jetzt alles brodelte. Dutzende junge Ravensteins waren schon auf den Beinen und trainierten mit voller Energie und Entschlossenheit, während sie sich in Sparringskämpfen maßen.
Als Atticus näher kam, veränderte sich die Atmosphäre.

Einer nach dem anderen unterbrachen die Auszubildenden ihre Übungen und richteten ihren Blick auf ihn. Selbst die anwesenden Erwachsenen, Trainer und Mentoren, erstarrten.

Jeder einzelne von ihnen hatte denselben Gedanken: Was macht er hier?

Atticus sagte nichts, als er zu einer Seite des Feldes ging. Mit einer leichten Bewegung zauberte er einen Stuhl aus Erde und setzte sich.
Seine leuchtend violetten Augen musterten das Feld ruhig und berechnend.

Die Gruppe versteifte sich unter seinem Blick. Die Jüngeren zitterten, ihre Knie wurden weich angesichts der überwältigenden Präsenz des Anführers.

Die Leute auf dem Trainingsgelände waren hauptsächlich junge Ravensteins, die gerade ihre militärische Ausbildung abgeschlossen hatten. Einige erwachsene Ravensteins, Ausbilder und Mentoren waren dabei, um sie anzuleiten. Alle waren unterhalb des Großmeisterrangs.
Atticus‘ Präsenz war überwältigend, fast erdrückend. Einige der Jüngeren spürten, wie ihre Knie nachgaben, als würden sie gezwungen, sich hinzuknien.

Aber als sie merkten, dass Atticus sie nur beobachtete, schüttelten sie ihre Benommenheit ab. Gemeinsam verneigten sie sich im Gleichklang.

„Wir grüßen den Anführer, Atticus!“

Sogar die Erwachsenen schlossen sich an.
Atticus‘ Stellung in der Familie Ravenstein und innerhalb der Menschheit selbst war unübertroffen. Seine Macht, seine Leistungen und sein Status als Oberhaupt der Menschheit hatten ihn zu einer fast mythischen Figur erhoben.

Selbst die Ältesten der Familie Ravenstein behandelten ihn mit Respekt. Für diese Jugendlichen war er praktisch gottgleich.

Atticus nickte leicht und erwiderte ihren Gruß.

„Macht weiter“, sagte er ruhig.
Für sie war das keine Aufforderung, sondern ein Befehl.

Die Auszubildenden und Mentoren kehrten sofort zu ihren Aktivitäten zurück. Aber die Atmosphäre hatte sich verändert.

Die Energie auf dem Trainingsgelände explodierte. Jede Bewegung, jede Technik wurde präziser, schneller, stärker. Sie forderten sich selbst mehr, jeder wollte sich von den anderen abheben.

Vielleicht ist er hier, um zu beobachten. Vielleicht sucht er nach Untergebenen.
Dieser Gedanke hallte in ihren Köpfen wider und trieb sie dazu, alles zu geben, was sie hatten.

Aber Atticus schenkte ihren Bemühungen, ihn zu beeindrucken, keine Beachtung.

Seine Aufmerksamkeit galt etwas anderem.

Seine Augen huschten scharf und berechnend umher und nahmen jede Bewegung wahr. Er studierte ihre Techniken, ihre Körperhaltung und ihren Manafluss. Die spirituelle Energie um ihn herum verdichtete sich, während er alles in sich aufnahm.

Er prägte sich alles ein.

Jede Technik.

Jede Besonderheit.
Die Luft um ihn herum wurde schwerer, je tiefer sein Verständnis wurde.

Das war der wahre Grund, warum er zum Trainingsplatz gekommen war. Er wollte Ozeroths Omniscience voll ausnutzen, um seine Fähigkeiten zu verbessern und seine Fertigkeiten zu verfeinern.

Die Jugendlichen strengten sich noch mehr an, ohne zu wissen, dass Atticus nicht da war, um sie zu loben oder zu rekrutieren.

Er war da, um zu lernen, zu analysieren und zu trainieren.

Und ihm entging nichts.

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Atticus' Leben ist an einem einzigen Tag kaputt gegangen – seine Freundin hat ihn verraten und dann hat ihn ein mysteriöser Typ erschossen. Aber statt in der einsamen Dunkelheit aufzuwachen, ist er in einer anderen Welt wieder aufgetaucht, als Erbe einer der mächtigsten Familien der Menschen – in einer Welt, die vom Krieg zerstört ist und kurz vor der Niederlage gegen eine brutale Alienrasse steht. Angetrieben von intensiver Wut und Rachegelüsten wird Atticus vor nichts zurückschrecken, um stärker zu werden, seinen Mörder zu finden und in einer vom Krieg zerrütteten Welt ums Überleben zu kämpfen. Discord: https://discord.gg/t7z25ZzKX3 "Atticus' Odyssey: Reincarnated Into A Playground" ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Fantasy, Romantik, Reinkarnation, Action und Abenteuer. Geschrieben vom Autor RealmWeaver. Lies den Roman "Atticus's Odyssey: Reincarnated Into A Playground" kostenlos online.

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