Die Bildschirme wurden schwarz.
Die Schockwelle, die nach dem Zusammenprall der beiden Angriffe entstand, war so stark, dass sie die ganze Arena einhüllte und den Live-Stream verdeckte.
Die Leute starrten mit großen Augen auf die Bildschirme und beugten sich vor, als könnten sie sich mit ihrer Willenskraft in das Geschehen hineinversetzen, um das Ergebnis als Erste zu sehen. Die Spannung in der Luft war einfach wahnsinnig.
Für sie musste der Kampf vorbei sein.
Die Explosion, die sie gerade erlebt hatten, war zu gewaltig, wie der Höhepunkt jedes Kampfes.
Die folgenden Sekunden waren für alle Zuschauer langsam und qualvoll. Die Menschen aus dem Menschenreich spürten, wie ihre Herzen rasten, viele murmelten leise Gebete.
Anastasias Herz schlug so laut, dass es jeder im Ravenstein-Anwesen hätte hören können. Doch niemand achtete darauf, da auch ihre eigenen Herzen rasten.
Schließlich passierte das Unvermeidliche. Der Staub, der die gesamte Arena verdeckte, begann sich zu lichten und gab den Blick auf die Folgen frei.
Auf der einen Seite schwebten die beiden Carius mit gezückten Waffen, ihren kalten Blick nach vorne gerichtet, und eine überwältigende Aura umgab sie.
Aber alle konzentrierten sich auf ein Detail: Sie waren beide unverletzt.
Sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf die andere Seite, und die Herzen der Menschen, die zusahen, setzten einen Schlag aus. Tränen liefen Anastasia über das Gesicht, als würde die Welt um sie herum zusammenbrechen.
Atticus schwebte kaum noch über dem Abgrund, Blut tropfte unaufhörlich aus seinen Wunden in die Dunkelheit.
Sein ganzer Körper war mit Schnitten und Wunden übersät, und er trug keinen Exosuit mehr. Seine Kleidung war zerrissen und blutgetränkt.
Er war in einem schrecklichen Zustand.
In diesem Moment verschwanden alle Gedanken an einen Sieg im Wettbewerb aus den Köpfen der Menschen.
Doch dann trafen ihre Blicke seine, und alle Zweifel waren wie weggeblasen.
Trotz seines schrecklichen Zustands, trotz der Anstrengung, die es ihn kostete, in der Luft zu bleiben, schwankte die kalte Entschlossenheit in Atticus‘ Augen nicht.
Es war, als würde er keinen Schmerz spüren, als wäre sein Zustand nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit.
Sein Blick war auf eine einzige Gestalt gerichtet – einen der beiden Carius, die vor ihm schwebten.
Magnus hatte ihm zwar geraten, zu überleben, falls diese Fähigkeit gegen ihn eingesetzt würde, aber er hatte ihm auch erklärt, wie man sie brechen konnte – eine Schwäche, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Aufgrund ihrer immensen Schwierigkeit war es jedoch kaum eine Schwäche.
Atticus‘ Augen blitzten auf.
„Das ist der Echte.“
Die anderen Kopien, die Carius herbeigerufen hatte, waren in jeder Hinsicht identisch – ihre Aura, ihre Gesichtszüge und sogar ihre Mimik. Es war, als wäre es Carius‘ Absicht gewesen, perfekte Klone zu erschaffen.
Die Methode, um diese Technik zu durchbrechen, war einfach, aber die Ausführung war nicht so leicht: Man musste das Original töten. Angesichts von fünf identischen Gegnern war es unmöglich, sich auf nur einen zu konzentrieren, und Atticus wäre tot gewesen, bevor er etwas hätte tun können, zumal jeder Klon über die volle Kraft von Carius verfügte.
Herauszufinden, welcher der Original war, war eine weitere Herausforderung.
Aber jetzt, wo sie weniger waren, schienen diese Herausforderungen machbar.
Er starrte den Carius links an. Atticus wusste nicht, wie oder warum, aber er wusste einfach, dass das der Original war.
Carius‘ Augen waren auf Atticus gerichtet, sein Blick fixiert auf die ramponierte Gestalt vor ihm.
Er hatte versucht, es nicht zuzugeben, aber nach allem, was passiert war, konnte er es nicht mehr leugnen.
In diesem Moment konnte er seine Überraschung – nein, seine Verärgerung – darüber, dass Atticus noch stand, nicht verbergen.
Er war blutüberströmt, aber seine Augen waren eiskalt. Er sah aus, als stünde er mit einem Bein im Grab, doch seine Aura pulsierte mit wachsender Intensität, als würde seine Wut den Raum um sie herum verzerren.
Carius spürte, wie Wut durch seinen Körper strömte. Er sollte derjenige sein, der die Wut empfand, die Atticus gerade zeigte. Er war derjenige, dessen Plan durchkreuzt worden war. Wie konnte dieser Mensch es wagen, Wut zu empfinden, wo er doch das Opfer war?
Carius war nie jemand gewesen, der Zeit mit Reden verschwendete. Aber diese Augen – er wollte, dass sie sich veränderten. Er hasste sie. Er wollte Verzweiflung sehen, Hoffnungslosigkeit.
Atticus‘ Augen machten ihn wütend. Ein Insekt sollte sich wie ein Insekt verhalten – nicht mehr.
„Weißt du … als dieser Wettkampf begann, habe ich dich für nichts weiter als ein Insekt gehalten – einen wertlosen Menschen, der unter dem Gewicht wahrer Macht zerquetscht werden würde. Es hätte ein Kinderspiel sein sollen.“
Carius‘ Stimme hallte durch die Arena und erreichte die Ohren aller Zuschauer. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine Barriere zu errichten, um den Schall abzublocken; er wollte, dass Atticus und alle anderen ihn hörten.
„Und doch stehst du hier … atmest noch, bist noch immer trotzig. Ich muss zugeben, du hast bewiesen, dass du mehr bist als nur ein lästiges Ärgernis.“
Carius neigte den Kopf, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.
„Aber versteh mich nicht falsch, Mensch. Das ist kein Kompliment. Das ist eine Erinnerung daran, wo dein Platz ist. Du hast nur das Unvermeidliche hinausgezögert. Du klammerst dich an dein Leben wie ein verzweifelter Narr und kämpfst gegen eine Kraft, die du niemals besiegen kannst.“
„Trotzdem sollte ich dir wohl danken. Du hast etwas Interessantes offenbart … vielleicht hat deine Art doch Potenzial. Wer hätte gedacht, dass ein Mensch wie du mich so weit bringen könnte?“
„Wenn dieser Wettkampf vorbei ist, werde ich dein Reich besuchen. Ich werde mir Zeit nehmen, um mit deiner Spezies zu experimentieren. Ich werde mit denen beginnen, die dir am nächsten stehen. Mit deinen unmittelbaren Familienmitgliedern … da sie diese Anomalie hervorgebracht haben.“
„Ja … sie werden die Ersten sein. Ich will sehen, ob der Rest deiner erbärmlichen Blutlinie denselben Funken in sich trägt wie du, oder ob es nur ein Zufall war.“
„Und wenn nicht, werde ich sie alle auslöschen. Einen nach dem anderen. Vielleicht sind sie für etwas nützlich – um die Grenzen des Schmerzes zu testen, zum Beispiel.“
Die Stille, die folgte, war bedrückend, und die Atmosphäre wurde erdrückend.
Eine intensive Wut brodelte in der gesamten menschlichen Welt.
Die Menschen ballten die Fäuste, ihre Augen glühten vor Wut.
Ein Experiment.
Im Laufe der Jahre hatten die Menschen alle möglichen Formen der Missachtung durch andere Rassen erlebt – einige direkt, andere indirekt. Aber diese Worte aus dem Mund eines Jugendlichen zu hören, der noch nicht einmal 20 Jahre alt war, machte sie wütend.