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Kapitel 725: Eine Chance haben

Kapitel 725: Eine Chance haben

Avalons Augen weiteten sich vor Schreck, sein intensiver Blick heftete sich auf Atticus. Die Worte trafen ihn wie ein Schlag in die Magengrube, und einen Moment lang sagte er nichts, starrte nur vor sich hin.

Seine Lippen öffneten sich, als wollte er etwas sagen, aber es kam kein Ton heraus. Stattdessen wandte er sich zur Seite, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt.
Atticus fuhr fort: „Der Rest von uns war weg, aber du warst hier in Sektor 3. Du warst genau hier und hast nichts tun können. Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du auch deine Frau verloren.“

Die Luft um sie herum wurde glühend heiß. Avalons Feuerelement stieg gefährlich an, die Moleküle in der Luft reagierten auf seine ungezügelten Emotionen.
Seine feurige Aura flammte auf, als er sich abrupt zu Atticus umdrehte, seine Hände zitterten und Blut von seinen geballten Fäusten tropfte.

„Du …“, begann Avalon mit vor Wut bebender Stimme.

Aber Atticus ließ ihn nicht ausreden. „Habe ich Unrecht?“, fragte er ruhig.
Avalon stockte der Atem. Sein intensiver Blick bohrte sich in Atticus, aber nach ein paar langen, qualvollen Sekunden lockerte er seine Fäuste.

Er holte zitternd Luft und schloss die Augen, um sich zu beruhigen. Das Feuer in der Luft begann zu erlöschen, doch die Spannung zwischen den beiden blieb dick.
„Nein … du hast recht“, sagte Avalon mit brüchiger Stimme, als er zugab, was ihn innerlich zerfraß. Sein Gesicht verzog sich vor Kummer, und eine einzelne Träne rollte ihm über die Wange. Er wischte sie schnell weg, aber schon folgte die nächste.

„Ich habe versagt.“

Zum ersten Mal seit Freyas Tod sprach Avalon die Schuld aus, die ihn zerfraß. Er hatte sich zu sehr geschämt, sich ihr zu stellen, zu sehr geschämt, seiner Familie gegenüberzutreten.
Aber jetzt, wo Atticus‘ unverblümte Worte ihn zwangen, sich damit auseinanderzusetzen, konnte er es nicht mehr leugnen.

„Ich habe versagt“, wiederholte er mit brüchiger Stimme.

Avalon drehte sich um und wollte weggehen.

Aber Atticus ließ ihn nicht.

„Willst du das wieder tun?“, hielt Atticus ihn mit seiner Stimme zurück.
„Du wirst dich wieder von den Menschen abschotten, die dich brauchen? Wäre das wirklich das, was Oma gewollt hätte?“

Avalon erstarrte und seine Schultern spannten sich an, als er Freyas Namen hörte.

„Du hast dasselbe getan, als Onkel Ariel gestorben ist“, fuhr Atticus fort. „Du hast dich zurückgezogen, warst besessen davon, die Verantwortlichen zu fassen, und hast dir die Schuld für etwas gegeben, das nicht deine Schuld war. Und jetzt machst du es wieder.“
Avalons Atem ging stoßweise, seine Fäuste ballten sich erneut.

„Mama hat seitdem kein Auge mehr zugemacht. Sie wäre fast gestorben, Dad. Sie braucht dich, aber statt für sie da zu sein, gibst du dir die Schuld für etwas, für das nur eine Gruppe verantwortlich ist.“

Die Hitze in der Luft begann sich zu verflüchtigen, als Avalons feurige Aura schwächer wurde und seine Wut nachließ.
„Was passiert ist, ist passiert. Du kannst es nicht ändern. Aber du kannst dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert.“ Atticus‘ Stimme wurde sanfter.

Er machte einen Schritt auf seinen Vater zu, ohne den Blick von seinem Gesicht zu nehmen. „Hör auf, dich selbst zu bestrafen, und fang an, an die Zukunft zu denken. An uns. An Mama. An die Familie, die noch lebt und es gut geht. Das ist deine Verantwortung.“

„Du bist der Chef hier. Benimm dich auch so.“

Atticus ging wortlos an seinem Vater vorbei.

Avalon sagte nichts. Er konnte nicht. Als Atticus weg war, senkte Avalon den Blick und ballte die Hände so fest, dass Blut aus seinen Fingern lief. Er stand einfach da, ohne sich zu rühren.
Nachdem er Avalon verlassen hatte, machte sich Atticus auf den Weg zum Friedhof. Der Weg durch das Anwesen war voller Menschen – Gäste, Bedienstete und Krieger –, die ihn alle respektvoll begrüßten, aber er ignorierte sie alle.

Er hielt den Blick nach vorne gerichtet und konzentrierte sich. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hätten ihn seine Gefühle fast dazu getrieben, alles zu zerstören.

Dieses Mal hatte er sich unter Kontrolle.
Er hielt am Eingang inne und atmete tief durch, um sich zu beruhigen, bevor er eintrat. Der Friedhof lag auf einem Hügel, auf dem Reihen von Gräbern den gefallenen Ravensteins gewidmet waren.

Es war ein heiliger Ort. Atticus‘ Blick fiel bald auf die einsame Gestalt, die oben auf dem Hügel stand – Magnus.

„Er hat sich nicht von der Stelle gerührt“, dachte Atticus und starrte auf die regungslose Gestalt seines Großvaters.
Laut Ember und Caldor hatte Magnus den Ort seit Freyas Beerdigung nicht verlassen. Er hatte weder gegessen noch geschlafen oder mit jemandem gesprochen. Er stand einfach nur da und starrte schweigend auf ihren Grabstein.

Atticus näherte sich langsam, seine Schritte waren kaum zu hören. Er legte einen Blumenstrauß auf Freyas Grab und stellte sich neben Magnus.
Keiner von beiden sagte etwas, die Stille zwischen ihnen wurde nur von einer leichten Brise unterbrochen, die durch ihre Kleidung strich.

Sie standen stundenlang so da, die Last ihrer gemeinsamen Trauer lag schwer in der Luft. Die Sonne wanderte und warf lange Schatten über den Friedhof, aber keiner von beiden rührte sich.

Schließlich brach Atticus das Schweigen. Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern. „Wie habt ihr euch kennengelernt?“
Magnus schwieg einen Moment lang, als wäre er in Gedanken versunken. Dann lächelte er zum ersten Mal seit Tagen – ein kleines, bittersüßes Lächeln. Seine Stimme war leise, fast distanziert, als er zu sprechen begann.

„Wir haben uns auf einem Ball kennengelernt.“

Atticus hörte zu und starrte auf den Grabstein.
„Damals hatte ich gerade meinen Militärdienst beendet. Mein Name war bereits in der gesamten Menschenwelt bekannt – man nannte mich ein ‚beispielloses Talent‘. Auf dem Ball war ich überwältigt von Menschen, die mir ihre Gunst anbieten wollten, Bündnisse und Geschäfte schließen wollten … es war anstrengend. Also tat ich, was jeder vernünftige Mensch tun würde.“

Atticus hob eine Augenbraue. „Du bist geflohen.“
Magnus lachte leise und sein Lächeln wurde ein bisschen breiter. „Ich bin abgehauen. Ich hab ein ruhiges Zimmer am anderen Ende des Anwesens gefunden, weit weg vom ganzen Trubel. Ich dachte, ich wär allein, aber dann hab ich sie gesehen.“

Atticus blieb still und ließ Magnus weiterreden.
„Sie stand am Fenster und starrte in den Nachthimmel. Freya. Als ich reinkam, hat sie mich nicht mal angesehen. Sie hat einfach weiter in die Sterne geguckt. Ich war … fasziniert. Ich wusste damals nicht warum, aber irgendetwas an ihr hat mich angezogen.“

Magnus‘ Stimme wurde leiser und klang warm, als er von ihr sprach.
„Ich ging zu ihr hin und fragte sie, warum sie nicht auf der Party sei, und sie lächelte nur und sagte: ‚Die Sterne sind viel interessanter als das, was da drinnen vor sich geht.‘ Das war Freya – immer ruhig, immer mit Blick für das große Ganze. Von diesem Moment an war ich verloren. Ich hatte keine Chance mehr.“

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Atticus' Leben ist an einem einzigen Tag kaputt gegangen – seine Freundin hat ihn verraten und dann hat ihn ein mysteriöser Typ erschossen. Aber statt in der einsamen Dunkelheit aufzuwachen, ist er in einer anderen Welt wieder aufgetaucht, als Erbe einer der mächtigsten Familien der Menschen – in einer Welt, die vom Krieg zerstört ist und kurz vor der Niederlage gegen eine brutale Alienrasse steht. Angetrieben von intensiver Wut und Rachegelüsten wird Atticus vor nichts zurückschrecken, um stärker zu werden, seinen Mörder zu finden und in einer vom Krieg zerrütteten Welt ums Überleben zu kämpfen. Discord: https://discord.gg/t7z25ZzKX3 "Atticus' Odyssey: Reincarnated Into A Playground" ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Fantasy, Romantik, Reinkarnation, Action und Abenteuer. Geschrieben vom Autor RealmWeaver. Lies den Roman "Atticus's Odyssey: Reincarnated Into A Playground" kostenlos online.

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