„Erion!“, schrie Lucy und eilte zu ihm, um ihm vom Boden aufzuheben.
Erion zwang sich jedoch aufzustehen und schlug ihre Hand weg. Blut tropfte aus der Wunde an seinem Arm, wo Atticus ihn gestochen hatte, und verursachte starke Schmerzen.
Erion konzentrierte sich und leitete Mana in seinen Arm, der blau zu leuchten begann, während die Wunde schnell heilte.
Erion besaß eine der einzigartigsten Blutlinien im Reich der Menschen: Manakontrolle. Das klang zwar einfach, hatte aber weitreichende Auswirkungen.
Es handelte sich nicht nur um Aerokinese – die Kontrolle des Manas in der Atmosphäre durch Willenskraft –, sondern um die tatsächliche, direkte Kontrolle über Mana.
Während die meisten Menschen das Mana in ihrem Körper bis zu einem gewissen Grad kontrollieren konnten, war Erion in der Lage, es in außergewöhnlichem Maße zu manipulieren und für eine Vielzahl von Zwecken einzusetzen, darunter auch die Manipulation des Manas in der Luft.
Erion ballte seine nun geheilte Faust und sein Körper strahlte ein blaues Leuchten aus, das vor intensiver Kraft nur so brodelte. Er hatte gerade eine beträchtliche Menge Mana aus seinem früheren Sparring absorbiert, wodurch er nun stärker war als zuvor.
„Erion …“, Lucys Stimme durchbrach seine Gedanken, ihr gothic-artiges Aussehen verstärkte die Intensität der Situation. Sie musste ihren Satz nicht beenden, ihre Augen sagten alles. Sie fragte ihn, was sie als Nächstes tun sollten.
Der Rest der Crew versammelte sich schnell um Erion und wartete auf seine Anweisungen.
Kellack stöhnte, als er die deformierte Seite seines Gesichts berührte und die gebrochenen Knochen und das zerrissene Fleisch spürte. Mit finsterer Miene zog er eine kleine Phiole aus seinem Raumring und trank den Heiltrunk in einem Zug.
Die Wirkung trat sofort ein – sein Gesicht begann sichtbar zu heilen, Haut und Knochen wuchsen wieder zusammen, bis er aussah, als wäre er nie verletzt gewesen.
Die imposante Frau und der bestialische Mann hatten beide wütende Gesichter, ihre Muskeln waren angespannt vor dem Wunsch, Atticus in Stücke zu reißen. Aber sie hielten sich zurück und warteten auf Erions Befehl.
Erions Gesichtsausdruck blieb ruhig und berechnend. Er wandte seinen Blick von seiner Crew zu dem roten Streifen, der durch die Halle schnitt und eine Spur von Leichen hinterließ.
Sein Blick verhärtete sich, und seine Aura flammte auf, sodass die Luft um ihn herum kalt wurde. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Erion wirklich bedroht. Und das von jemandem, der einen niedrigeren Rang hatte!
Erion war immer ein ruhiger Mensch gewesen, aber er war bis ins Mark stolz. Die Verehrung der Zorvans oder ähnlicher Unsinn interessierten ihn nicht besonders.
Tatsächlich verachtete er die Art und Weise, wie die Familien der verschiedenen Stände herrschten. Er war dem Obsidianorden beigetreten, um die Dinge zum Besseren zu wenden.
Seine Abstammung hatte ihn immer denjenigen seines Ranges überlegen gemacht und ihm in jedem Kampf einen Vorteil verschafft. Aber dies war anders. Es war das erste Mal, dass er etwas so Absurdem, so erschreckend Mächtigen und Unerklärlichem gegenüberstand.
„Formiert euch. Wir kämpfen zusammen“, befahl Erion mit kalter, entschlossener Stimme.
Seine Crew reagierte sofort und formierte sich um ihn herum.
Kellack, der Katana-Kämpfer, dessen Blutlinie es ihm ermöglichte, aus jedem Teil seines Körpers Explosionen auszulösen, stellte sich an die Spitze und fixierte Atticus mit starrem Blick.
Der bestialische Mann, der sich nun vollständig in eine riesige Kreatur mit Gliedmaßen so groß wie Hämmer verwandelt hatte, positionierte sich rechts von Kellack, wobei der Boden unter seinem Gewicht ächzte.
Die imposante Frau mit ihren prallen Muskeln und ihrer unbändigen Kraft stand links von Kellack, wobei ihre Stärke mit jeder Sekunde zunahm, während ihre Emotionen hochkochten. Ihre Blutlinie ermöglichte es ihr, je nach Intensität ihrer Emotionen immer mächtiger zu werden.
Hinten in der Formation stand Lucy, das kleine Mädchen im Gothic-Look, das dank ihrer Blutlinie die Absichten und Gefühle ihrer Gegner spüren konnte. Ihre dunklen Augen waren kalt und berechnend auf Atticus gerichtet.
Erion, der Stärkste der Gruppe, stellte sich in die Mitte der Formation.
Sein Blick war eiskalt, und in seinen Händen formten sich zwei blaue Manaschwerter. Er konnte Mana super kontrollieren – er konnte es manipulieren, um zu heilen, seine Geschwindigkeit und Kraft zu steigern und mit Leichtigkeit Konstrukte erschaffen.
Dieses Mal würden sie Atticus nicht einzeln gegenübertreten, sondern gemeinsam zuschlagen.
„Lucy, halte uns auf dem Laufenden“, befahl Erion mit kalter Stimme.
Lucys Augen blitzten weiß auf, als sie ihre empathische Verbindung aktivierte und die überwältigende Ruhe und tödliche Absicht spürte, die von Atticus ausging.
„Er ist darauf fokussiert, zu töten … ohne zu zögern. Aber er rechnet nicht damit, dass wir gemeinsam angreifen.“
Erion nickte. „Kellack, geh zuerst rein. Der Rest von uns kommt hinterher. Lenke ihn lange genug ab, damit ich Kontakt aufnehmen kann.“
Kellack grinste, seine leblosen Augen brannten vor neuer Entschlossenheit. „Ist schon so gut wie erledigt.“
Mit einem Nicken implodierte der Boden, als das Team nach vorne schoss.
Atticus bewegte sich wie ein Schatten inmitten der Kämpfer, sein Exosuit verwandelte sich in tödliche Waffen, während er die verbleibenden Männer in der Halle mit erschreckender Geschwindigkeit niedermähte. Jeder Schlag war präzise, jede Bewegung tödlich. Blut spritzte an die Wände und der Boden war blutrot getränkt.
Sobald der Alarm ertönt war, hatte Atticus keine Nanosekunde verschwendet. Sein Verstand arbeitete mit einer solchen Geschwindigkeit, dass sogar er es erstaunlich fand.
Er überlegte sich schnell, was er als Nächstes tun würde, und handelte sofort. Atticus durchsuchte jeden einzelnen Raum des Gebäudes und stellte sicher, dass niemand überlebte.
„Jetzt muss ich hier nur noch fertig werden, bevor jemand im Außenbereich etwas bemerkt“, dachte er kalt, doch bevor er handeln konnte, ertönte plötzlich eine heftige Explosion von rechts.
Kellacks Körper explodierte in einer Reihe kontrollierter Explosionen und schleuderte ihn mit rasender Geschwindigkeit auf Atticus zu, wobei er an den anderen Kämpfern um ihn herum vorbeirauschte.
„Katana-Kunst: Explosiver Sturm!“
Sein Katana leuchtete azurblau, als er eine Reihe von Schlägen austeilte, von denen jeder so schnell war, dass er Nachbilder in der Luft hinterließ.
Aber Atticus war schneller. Er wich dem ersten Schlag mühelos aus und sein Körper verschwamm, als er den nächsten drei auswich. Mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks verwandelte sich sein Schwert in eine messerscharfe Peitsche, die mit unmöglicher Geschwindigkeit auf Kellack einschlug.
Kellack schaffte es gerade noch, den Schlag abzuwehren, wobei sein Katana vom Aufprall vibrierte. „Verdammt, er ist schneller als ich dachte!“, zischte er.
Der bestialische Mann stürmte gleichzeitig vor, seine massiven Fäuste schlugen mit solcher Wucht auf den Boden, dass Schockwellen durch den Boden gingen. „Du bist tot!“, brüllte er und schwang seinen kolossalen Arm auf Atticus.
Atticus sprang in die Luft, wich dem vernichtenden Schlag aus und stürzte sich im nächsten Moment nach unten. Sein Schwert verwandelte sich wieder in eine Klinge und durchschlug mit einer einzigen fließenden Bewegung den Arm des bestialischen Mannes.
„Ahhh!“
Die Kreatur heulte vor Schmerz, aber Atticus war bereits weitergegangen und hatte sein nächstes Ziel im Visier.