Die ganze Szene war irgendwie komisch und für einige Schüler, die das mitbekamen, echt witzig.
Der Junge, zu dem alle gerannt waren, um ihn zu beschützen, als wäre er ein zerbrechliches Ei, war genau derselbe, der gerade ein Massaker angerichtet hatte.
Er hatte Gliedmaßen abgetrennt, brutale Schläge ausgeteilt und dem vermeintlich Stärksten der Akademie fast den Kopf gespalten. Wer brauchte hier eigentlich Schutz?
Zoey und Ember wandten ihren Blick wieder Atticus zu, nickten ihm zu und drehten dann ihre Köpfe wieder nach vorne, wobei ihre Mienen ernst wurden.
„Warum kannst du dich nie in normale Schwierigkeiten bringen?“, murmelte Orion leise, während zwei gekrümmte Schwerter in seinen Händen erschienen und er eine Kampfhaltung einnahm, wobei sich sein Verhalten veränderte.
Kael drehte sich nicht einmal zu Atticus um, er hatte das Gefühl, dass es keinen Sinn machte, seine Anwesenheit anzuerkennen. Taten sagen mehr als Worte.
Die spürbare Aura, die seinen Körper umgab, blieb ungestört, während er die Armee von Kriegern, die vor ihm stand, mit intensivem Blick anstarrte.
Atticus lächelte leicht, als er alle vor sich betrachtete. Um ehrlich zu sein, empfand er gleichzeitig Wärme und Belustigung.
Ember, Zoey und Kael hatten die Beschränkungen ihrer Kräfte erheblich aufheben können und den fortgeschrittenen Rang erreicht.
Für ihn war all das nicht nötig.
Atticus und die anderen schauten nach oben und sahen ein schwebendes Auto, das sich langsam näherte. Es war größer als die anderen und obwohl es wie die anderen strahlend weiß war, sah es luxuriöser aus.
Als es nur noch wenige Meter vom Boden entfernt war, hielt es abrupt an. Einige Krieger folgten ihm dicht auf den Fersen, als wären sie bereit, es mit ihrem Leben zu verteidigen, sollte etwas angreifen.
Die Tür des Schwebefahrzeugs öffnete sich plötzlich und ein kleiner Junge stieg aus.
Als sein Bein nach unten kam, erschien plötzlich ein perfekter fußgroßer Knochen, der seinen Abstieg stoppte.
Überall, wo er auftrat, wiederholte sich diese Aktion ständig, bis er ein paar Meter von seinem Auto entfernt war.
Der Junge schaute nach unten und sein Blick fiel auf den weißhaarigen Jungen, wegen dem sie hierhergekommen waren: Atticus.
Es wurde plötzlich still, das Dröhnen der Motoren schien aufzuhören, obwohl die Schwebefahrzeuge noch in der Luft schwebten. Es war, als hätten alle Lebewesen die Bedeutung dieses Augenblicks verstanden.
Der Junge hob plötzlich seine rechte Hand und gleichzeitig öffneten sich verschiedene Luken an jedem der Schwebefahrzeuge, aus denen kleine Artefakte strömten.
Sie flogen hoch in die Luft, füllten den Raum aus und leuchteten dann plötzlich schwach auf.
Sofort blieben die Zivilisten der Knochenrasse, die wütend waren und die Stadt auf der Suche nach Atticus verlassen hatten, um in den Wald zu fliehen, aus allen Ecken des Waldes abrupt stehen.
Der Grund dafür war einfach: Vor ihnen waren plötzlich an verschiedenen Stellen unglaublich große Bildschirme aufgetaucht.
Nicht nur das, sogar in der Stadt der Knochenrasse tauchten überall mehrere Bildschirme auf. Die restlichen Zivilisten, die sich entschieden hatten, zurückzubleiben, strömten auf die Straßen und starrten alle gespannt auf die Bildschirme, die aufgetaucht waren.
Auf ihnen war die aktuelle Szene zu sehen.
Weil er bei seiner Flucht aus der Knochenstadt das Feuer so heftig eingesetzt hatte, hatte Atticus längst seinen Latexanzug und seinen eleganten violetten Anzug verloren.
Unbewusst hatte er nur die Kleidung geschützt, die seinem Körper am nächsten war, nämlich seine einfache schwarze Robe. Das bedeutete, dass sein Gesicht für alle sichtbar war.
Da das Bild von Atticus bereits in der Stadt verbreitet worden war, wurde er sofort von allen erkannt.
Das Feuer in ihren Herzen entflammte, als sie seine aktuelle Lage sahen: Er war auf allen Seiten von Kriegern der Knochenrasse, der Ossara-Familie, umzingelt!
Ein intensiver Stolz stieg in ihnen auf, als sie die imposanten Gestalten der Krieger betrachteten.
Glaubte er etwa, er könnte entkommen, nachdem er ihren Prinzen getötet hatte?
Atticus wandte seinen amüsierten Blick von seinen Verbündeten ab, hob den Kopf und sah den Jungen an.
Atticus konnte ein Gesicht unmöglich vergessen, vor allem, wenn er es klar gesehen hatte. Er erkannte, dass es derselbe junge Mann war, den er gesehen hatte, als er aus dem Gebäude gestürmt war. Aber diesmal war etwas anders an ihm.
„Sein Blick hat sich verändert“, stellte Atticus fest. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, wirkte er gelangweilt, aber jetzt schien es, als hätte seine Persönlichkeit eine tiefgreifende Veränderung durchgemacht.
Sein jetziges Auftreten ähnelte dem eines kampferprobten Kriegers, der viele Schlachten geschlagen hatte.
Es war, als hätte ihn zuvor jemand zu etwas gezwungen, aber jetzt war er plötzlich mit ganzem Herzen bei der Sache.
Trotzdem blieb Atticus seltsam still. Er war neugierig, wohin das führen würde.
Die Aura des Jungen explodierte plötzlich, der Umhang hinter ihm wehte, als er sprach:
„Mein Name ist Spineus Ossarch, derjenige, der den Titel ‚Apex der Knochenrasse‘ erhalten wird!“
Spineus‘ Stimme dröhnte, seine Erklärung erreichte die Ohren jedes Einzelnen, der die Szene beobachtete.
Die Krieger der Ossara spürten, wie ihr Blut in Wallung geriet, ihre Herzen zitterten, und sie bewegten sich instinktiv, ohne dass jemand ihnen einen Befehl gab.
„HA!“
Ihre Beine stampften gleichzeitig auf die Plattform aus Knochen, auf der sie standen, und das Ergebnis hallte mit einem lauten BAM wider!
Spineus‘ Erklärung verbreitete sich weit und breit und löste unterschiedliche Reaktionen bei den Zuschauern aus.
Die Zivilisten der Knochenrasse, die über die Bildschirme zuschauten, jubelten laut, und ihr Jubel hallte durch den Wald. Viele von ihnen waren sich bewusst, dass ihre Rasse von den Menschen praktisch versklavt worden war, aber ihr Kampfgeist war ungebrochen und ihr Stolz unerschütterlich.
Keiner würde sich aus einem Kampf zurückziehen, und der Anblick eines jungen Mannes, der sich gegen den Menschen stellte, der ihren Prinzen getötet hatte, reichte aus, um ihr Blut in Wallung zu bringen.
