Atticus hatte nicht mal Zeit, schockiert zu sein, als die Umgebung um seine Hand plötzlich feucht wurde und im nächsten Moment Wassermoleküle auftauchten und herumwirbelten.
Dann kam ein Luftstoß, gefolgt von Eisblöcken und knisternden Blitzen, intensiv strahlendem Licht und dann der unheimlichen, düsteren Dunkelheit.
Und als wolle es Atticus ärgern, verzerrte sich die Luft über seiner Hand plötzlich.
„Raum! Das sind alles meine Elemente, was zum Teufel ist hier los?“
Ein plötzlicher Gedanke schoss Atticus durch den Kopf. Diese Szene hatte er schon tausendmal auf der Erde gesehen.
Es schien wie in einem Film, in dem ein Charakter gegen eine Kreatur kämpft, die versucht, die Kontrolle über ihn oder sie zu übernehmen.
Diese Kreatur nimmt dann das gleiche Aussehen wie der Charakter an und verfügt über identische Kräfte.
Die Kreatur drehte sich plötzlich nach oben, um Atticus anzusehen, und im nächsten Moment schossen alle Elemente in ihrer Handfläche nach oben, ihre Formen verschmolzen zu einem riesigen Wirbel aus verschiedenen Elementen. Mit einer abrupten Bewegung durchbohrte der Wirbel die Luft und schoss mit Überschallgeschwindigkeit auf Atticus zu.
Atticus kniff die Augen zusammen, sein Gesichtsausdruck wurde eiskalt.
Der Angriff erreichte ihn in weniger als einer Sekunde, und gerade als es so aussah, als würde er ihn treffen, murmelte Atticus plötzlich leise: „Feuermimikry“.
Es war, als würde eine Feuerwelle durch Atticus hindurchgehen und seine Zusammensetzung auf tiefster Ebene verändern.
Es begann bei seinen Haaren, breitete sich über seinen Kopf und seinen ganzen Körper aus, und sein gesamtes Wesen schien zu flackern und zu flimmern wie tanzende Flammen.
Atticus wurde zu Feuer.
Seine Gestalt schoss in einer Flamme nach oben, die einer Pilzexplosion glich, und wich mühelos dem verheerenden Angriff aus, der an der Stelle vorbeizischte, an der er zuvor gestanden hatte.
Atticus‘ Gestalt, deren Kleidung noch intakt war, materialisierte sich in der Luft, und gerade als er zur Gegenwehr ansetzte, hörte er plötzlich eine Stimme. Sie war ebenso ruhig wie beängstigend.
Seine Stimme.
Aber als er sie hörte, setzte Atticus‘ Herz einen Schlag aus.
„Transzendenter Hieb: Gott segne dich.“
Atticus‘ Blick konnte einen flüchtigen Blick auf die Gestalt der Kreatur erhaschen, die perfekt die Form der ersten Kunst der Lebenswaffe widerspiegelte, bevor die Kreatur plötzlich verschwand und ein glänzendes, rasiermesserscharfes Katana augenblicklich nur wenige Zentimeter von seiner Kehle entfernt erschien.
Atticus‘ Kopf war völlig leer.
Er war viel zu schockiert von dem, was gerade passiert war, sodass sein Kopf unbewusst mit Gedanken darüber gefüllt war, wie das möglich sein konnte.
Benutzte es die Kunst der Lebenswaffe? Wie?
In der Millisekunde, in der Atticus‘ Augen wieder scharf wurden, hatte das Katana der Kreatur bereits Blut aus seinem Hals gefließen lassen, und ein teuflisches Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht.
Ihre Freude war verdient, denn es gab keinen Zweifel: Atticus war erledigt, und genau dieser Gedanke ging ihm durch den Kopf.
Es war die Kunst der Katana in ihrer ganzen Pracht. Er wusste aus erster Hand, wie mächtig sie waren, wie schnell und präzise.
Es gab keine Zeit, etwas zu tun, keine Zeit, irgendwelche Kräfte zu mobilisieren.
Gerade als die glänzende Klingen der Katana Atticus‘ Hals durchschneiden wollte, fiel sein resignierter Blick plötzlich auf den roten Farbton des Raumes, in dem sie sich gerade befanden, und dann kam ihm ein Gedanke.
Dieser Raum, in dem sie sich gerade befanden, war sein Wille.
Atticus hatte in diesem Raum ein tiefes Gefühl des Friedens verspürt, warum war das so?
Es fühlte sich angenehm und sicher an, als würde dieser Raum ihn in seiner tiefsten Essenz verstehen.
Dieses Wort war falsch gewesen.
Es gab kein „es“, was er sah, war kein separates Wesen.
Er fühlte sich hier friedlich und zu Hause, und zwar aus einem einzigen Grund: Es war eine Darstellung dessen, wer er in seinem tiefsten Inneren war.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz: „Es“ war er selbst.
Atticus‘ stechend blaue Augen leuchteten plötzlich intensiv rot auf, während sein anfangs rein weißes Haar ätherisch wurde und ein dunkelrotes Licht ausstrahlte, das schwerelos in der Luft schwebte.
Es geschah ganz plötzlich und aus jedem erdenklichen Winkel.
Der zuvor friedliche und ruhige rote Raum bebte plötzlich und brach aus allen Richtungen hervor wie ein tobendes Inferno, das die Gestalt der Kreatur im nächsten Augenblick einhüllte.
Ein schmerzhafter, urwüchsiger Schrei erschütterte plötzlich den Raum.
Atticus‘ purpurrote Augen starrten kalt auf die Gestalt der Kreatur, die in der tobenden roten Welle, die sein Wille war, zu schmelzen schien.
Sie verlor ihre einst menschenähnliche Gestalt und begann, sich in ihre frühere Form zurückzuverwandeln.
Nach ein paar Sekunden legte sich die tobende rote Welle und Atticus richtete seinen Blick auf den völlig zahmen Klumpen, der ein paar Meter von ihm entfernt lag.
Als er sah, dass er völlig regungslos blieb, beschloss Atticus, sich zunächst selbst zu untersuchen.
„Was ist das für eine Verwandlung?“
Aus den Augenwinkeln konnte er sein ätherisches Haar hinter sich wehen sehen.
Es fühlte sich eher wie eine schwerelose Welle an als wie Luft.
Abgesehen davon schien Atticus nichts Ungewöhnliches zu spüren.
„Hmm“, ein Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf, und er beschloss sofort, es auszuprobieren. Mit einem Gedanken regte sich der rote Boden und umhüllte ihn, und gleichzeitig durchströmte eine Welle von Kraft seinen Körper und verstärkte jede einzelne seiner Fähigkeiten.
Er spürte, wie seine Werte stiegen, seine Blutlinie stärker wurde und seine Künste ihren Höhepunkt erreichten. Er fühlte sich unbesiegbar.
„Genau so habe ich mich damals gefühlt“, erinnerte sich Atticus, als er gegen den Avatar der Lebenswaffe gekämpft und irgendwie seinen Willen herbeigerufen hatte.
Atticus beschloss, später darüber nachzudenken, und richtete seinen Blick sofort auf den Klumpen auf dem Boden.
Er ging auf die noch immer harmlos wirkende Gestalt zu und starrte sie an. „Was nun?“, überlegte Atticus.
Als Atticus sie anstarrte, spürte er, wie etwas ihn rief. Es war ein instinktiver Drang, der ihn dazu drängte, sie zu berühren.
Atticus war zunächst skeptisch, aber da er keine andere Wahl hatte, konzentrierte er sich auf seinen Willen und stellte sicher, dass er auf alles reagieren konnte.
Dann berührte Atticus das Wesen.
Als seine Hand es berührte, schoss es plötzlich nach oben, seine Gestalt dehnte sich um Atticus herum aus und umschloss ihn.
Atticus wollte zunächst kämpfen, weil er dachte, es sei ein Angriff, aber als er merkte, dass keine Gefahr bestand, beruhigte er sich.
Im nächsten Moment war Atticus vollständig von einer kokonartigen Masse umhüllt.
Innerhalb des Kokons erlebte Atticus ein Gefühl, als würden zarte Fäden seinen Körper durchdringen, Zentimeter für Zentimeter, von der Hautoberfläche bis in die tiefsten Schichten.
Jeder Faden schien sich nahtlos mit seiner Gestalt zu verflechten, verschmolz mit Atticus‘ Wesen und wurde eins mit ihm.
Es dauerte nicht lange, denn nach ein paar Minuten brach Atticus aus dem Kokon hervor, landete auf einem Knie und war komplett in einen pechschwarzen Anzug gehüllt, der wie eine zweite Haut an ihm klebte.
Atticus senkte den Kopf und hob ihn dann plötzlich wieder, wobei sein Blick in einem intensiven purpurroten Leuchten aufblitzte.