Nach dem Plan, den Elincia und die anderen besprochen hatten, sollte der Tanker, in diesem Fall Skywarden, die meisten Entscheidungen im Kampf treffen. Der Gesamtplan wurde zwar gemeinsam besprochen, aber in kritischen Kämpfen war die Rolle des Tankers entscheidend. Wenn der Tanker als Erster fiel, konnte die ganze Gruppe zusammenbrechen, daher respektierte jedes Mitglied seine eigene Position.
Sie stiegen aus der Kutsche und erreichten den Eingang des Dungeons, der sich mitten in einer Wüste befand und durch ein großes, schwebendes, kreisförmiges Portal gekennzeichnet war. Mehrere Spieler der Gildenvereinigung waren dort und sicherten den Eingang. Diese Vereinigung war gegründet worden, um die Dungeon-Zuteilungen im gesamten Dissidia-Königreich zu verwalten.
Hochstufige Dungeons wie der, den sie heute erkunden wollten, waren wegen ihres Schwierigkeitsgrades bei Spielern mit niedrigerem Level nicht besonders beliebt. Nur große Gilden wie die Ass-Gilde wagten sich daran.
Sie näherten sich dem Portal mit Skywarden an der Spitze, der neben Charmelyn stand, während Starfall und Elincia in der Mitte gingen. Broken und Livelywood nahmen ihre Positionen im hinteren Teil ein, um die Gruppe zu schützen.
Jedes Mitglied der Ass-Gilde war ziemlich unabhängig und konnte sich gut verteidigen. Elincia konnte mit ihrer Schwebefähigkeit Gefahren leicht ausweichen, und Starfall war mit ihren Verteidigungsfähigkeiten nicht so leicht zu besiegen. In großen und intensiven Kämpfen war jedoch ein engagierter Tanker wie Skywarden immer noch unverzichtbar.
Skywarden hielt kurz inne, bevor er den Dungeon betrat, und schaute zurück. „Ich will, dass dieser Dungeon-Run reibungslos verläuft, also“, er warf einen Blick auf Broken, „halt dich von mir fern und behindere mich nicht!“, sagte er und wandte sich wieder nach vorne.
Elincia hob die Augenbrauen und schaute ebenfalls zu Broken. „Nimm seine harten Worte nicht ernst“, sagte sie mit einem Lächeln.
Livelywood, der neben Broken stand, warf einen Blick auf das Schwert in Broken’s Hand – es war das Dornige Schwert der Rache.
„Du willst doch nicht mit der legendären Waffe kämpfen, Broken-san?“, fragte er.
Broken drehte sich mit einem frechen Grinsen zu ihm um. „Ich will mehr über das Schwertkämpfen lernen. Während ihr hier seid, möchte ich euch in Aktion beobachten und im echten Kampf üben.“
„Ah ha ha“, lachte Livelywood verlegen. „Ich bin nicht so gut … aber ich kann in den Pausen im Dungeon mit dir trainieren, wenn du möchtest.“
„Danke“, sagte Broken dankbar.
Sie traten durch das Dungeon-Portal und fanden sich sofort in einer ähnlichen Umgebung wieder – einer weiten Ebene mit vereinzelten Bäumen, einigen Hügeln und Höhlen. Als sie eintraten, spürten sie, wie der Boden unter ihren Füßen bebte, begleitet von Gebrüll aus verschiedenen Richtungen. Es war ein Dungeon der Stufe 200, also war der Schwierigkeitsgrad zweifellos hoch.
Dieser Dungeon konnte von bis zu 10 Spielern betreten werden, aber sie nahmen ihn mit nur sechs Leuten in Angriff. Obwohl sie nur wenige waren, waren sie es gewohnt, mit nur fünf Leuten zu spielen. Elincia schätzte Broken’s bedeutendes Kampfpotenzial, insbesondere mit den beiden legendären Waffen, die er besaß, wodurch dieser Dungeon machbar wurde.
Eine monströse Kreatur tauchte aus dem Boden auf – ein riesiger Wurm, der nur die Hälfte seines Körpers zeigte. Sein Maul stand weit offen und war in vier Abschnitte unterteilt, die mit Hunderten von Zähnen gesäumt waren.
Auch andere Monster tauchten auf, darunter Käfer und Skorpione. Aber eine Frage blieb offen: Warum musste der Wurm so riesig sein?
[Seltener Sandkoloss Lv. 215]
[Sonnenkäfer Lv. 205]
[Sonnenkäfer Lv. 203]
[Versengter Skorpion Lv. 212]
[Versengter Skorpion Lv. 215]
Es war ein Monster seltener Klasse. Skywarden rief sofort: „Erledigt zuerst die kleineren Monster! Ich kümmere mich um den verdammten Wurm.“
Sie sprangen in Aktion. Elincia knisterte vor elektrischer Energie und schwebte in die Luft. Charmelyn stürmte vorwärts und verteilte sich mit ihren Klonen, während Livelywood in der Nähe von Starfall blieb. Broken positionierte sich ebenfalls in der Nähe von Starfall, um sie zusammen mit Livelywood zu beschützen.
Der Kampf begann heftig. Elincia ließ Blitze auf die kleineren Monster niederprasseln und brannte mehrere Käfer und Skorpione sofort weg.
Charmelyn und ihre Klone bewegten sich schnell und zerschnitten die kleineren Kreaturen mit Präzision. Livelywoods Schwertkunst war unübertroffen, er spaltete seine Feinde mit mächtigen Schlägen, während Starfall vielseitige Zaubersprüche einsetzte, um sowohl die Monster anzugreifen als auch ihre Teamkameraden zu heilen.
Broken konzentrierte sich darauf, nur sein Schwert zu benutzen und seine Mana und Ausdauer zu schonen. Mit flinken Bewegungen parierte er die Angriffe der kleineren Monster und schlug sie nieder, um sicherzustellen, dass keines Starfall zu nahe kam.
Skywarden stellte sich dem riesigen Wurm frontal mit erhobenem Schild und fing die meisten seiner Angriffe ab. Der Wurm schlug mit seinem zahnbewehrten Maul zu, aber Skywarden hielt stand, konterte seine Schläge und hielt ihn auf Distanz.
Innerhalb weniger Minuten war die erste Welle von Monstern besiegt. Die kleineren Kreaturen waren entweder zu verkohlten Überresten zerfallen oder vollständig verschwunden. Trotz der Vielfalt und Anzahl der Feinde sah es dank der koordinierten Anstrengungen des Teams ganz einfach aus.
Broken’s Strategie, sich zurückzuhalten und nur sein Schwert zu benutzen, hatte sich ausgezahlt, da er so seine Energie für die bevorstehenden härteren Kämpfe sparen konnte.
„Das war nur das Begrüßungskomitee“, dachte er, denn er wusste, dass der Dungeon umso schwieriger werden würde, je tiefer sie vordringen würden.
Sie erkundeten weiter die Gegend und suchten nach einem geeigneten Ort, um sich später auszuruhen und zu verstecken.
Sie bewegten sich so leise wie möglich und griffen nur die Monster an, denen sie begegneten, egal ob es wenige oder viele waren. Ihr Ziel war es, die Monster schnell zu eliminieren, bevor sie die Aufmerksamkeit einer größeren Horde auf sich zogen.
Während der Erkundung des Dungeons kommunizierte das Team nur minimal und bewegte sich bei jedem Angriff schnell und leise, als ob jeder seine Rolle perfekt beherrschte. Broken lernte viel über die richtige Positionierung und wusste, wann er vorrücken oder sich zurückziehen musste.
Er hatte noch nie an einer so anspruchsvollen und ernsthaften Dungeon-Erkundung teilgenommen. Diese Erfahrung brachte ihm wertvolle Lektionen bei.
Sie legten kurze Pausen in geschützten Bereichen unter Bäumen ein, um ihre Mana wieder aufzufüllen, Wunden zu heilen und Ausdauer zurückzugewinnen. Nach der Rast setzten sie ihren Weg fort und versuchten ihr Bestes, um die Monsterpopulation in dem riesigen Gebiet, dessen Ausdehnung unbekannt war, zu dezimieren.
Als die Nacht hereinbrach, fanden sie eine Höhle, die ihnen als Unterschlupf für die Nacht dienen konnte. Sie war recht geräumig, und ein kleiner Bach floss durch sie hindurch und bildete einen Teich, der nach außen hin abfloss – ein perfekter Ort, um ihr Lager aufzuschlagen und sich auszuruhen. Der niedrige Eingang der Höhle war ideal, da er große Monster daran hinderte, einzudringen.
Im Inneren richteten sie ihr provisorisches Lager ein. Das Rauschen des Wassers sorgte für eine beruhigende Geräuschkulisse und half ihnen, die Anspannung der Kämpfe des Tages abzubauen.
Sie saßen um das Lagerfeuer herum, das sie gebaut hatten, ihre Gesichter von den flackernden Flammen beleuchtet, und ließen sich auf den Felsen in der Nähe nieder. Während sie ihr Abendessen genossen, wurde deutlich, dass sie zu einer wohlhabenden Gesellschaft gehörten. Broken konnte nicht umhin, zu bemerken, dass Elincia und Starfall sich etwas gönnten, das
, das selbst aus der Entfernung köstlich aussah.
Währenddessen kaute Broken auf dem getrockneten Fleisch, das er sich selbst zubereitet hatte.
„Wo ist das besondere Essen, das deine Frau normalerweise zubereitet, Broken?“, neckte Elincia ihn mit einem verspielten
Kichern.
Broken lächelte und schüttelte den Kopf. „Wir sind zu früh losgefahren, und ich habe vergessen, Ivana zu fragen.“ Livelywood lachte verlegen. „Broken-san, entschuldige, aber bist du wirklich mit ihr verheiratet?
Hehe.“
Starfall kicherte leise über Livelywoods Bemerkung, und Elincia stimmte mit einem Lächeln ein.
„Warum?“ Livelywood sah verwirrt aus und blickte zwischen ihnen hin und her. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“
Elincia sagte: „Ich habe zu Broken ‚deine Frau‘ gesagt, und er hat sofort Ivana genannt. Vielleicht hat Livelywood deshalb gedacht, dass du tatsächlich mit ihr verheiratet bist.“
Broken grinste verlegen, als er das Missverständnis begriff. „Ah, nein … nicht verheiratet“, stammelte er, unsicher, wie er das näher erklären sollte.
In diesem Moment bemerkte er, dass Charmelyn ihn intensiv anstarrte, ihren Blick wie verloren in Gedanken versunken. Als er ihren Blick traf, wandte sie schnell den Kopf ab und konzentrierte sich wieder auf ihr Stück Brot. „Was ist los mit ihr? Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte er sich. „Das letzte Mal haben wir nach dem Raid-Boss Vine Horror Treant miteinander gesprochen. Seitdem haben wir kein Wort mehr gewechselt.“
Die Stimmung in der Höhle war merklich gedrückt, nur Elincia brach aktiv das Schweigen. Starfall sprach nur wenig und hielt sich mit Worten zurück. Livelywood lachte über fast alles, sogar über Gähnen, als würde er selbst in den kleinsten Dingen etwas Lustiges finden. Charmelyn blieb still und zurückhaltend, während Skywarden jede Gelegenheit nutzte, um sich zu beschweren.
Nach einer ausreichenden Pause stand Elincia auf. Gemäß ihrem Plan würde sie sich aufmachen, um die Gegend zu erkunden. Sie war die Beweglichste von ihnen und daher für diese Aufgabe prädestiniert, sei es aufgrund ihrer Fähigkeit zu fliegen oder aufgrund von Charmelyns assassinähnlichen Spionagefähigkeiten.
„Macht keinen Ärger, während ich weg bin“, sagte sie und warf Skywarden einen vielsagenden Blick zu. „Halt die Klappe, Elincia.
Denkst du, ich bin ein Kind?“, gab Skywarden zurück.
„Ich habe nicht unbedingt dich gemeint“, antwortete sie mit einem Grinsen, bevor sie aus der
Höhle trat.
Skywarden aß weiter, ohne auch nur einen Blick in Broken’s Richtung zu werfen. Die Gruppe verfiel wieder in angespannte Stille, die einzigen Geräusche kamen vom knisternden Feuer und dem
leisen Rascheln der Natur draußen.
