—–
„Es ist sicher ein Problem, dass sie so gerne mit dir zusammen sein will…“, seufzte Nepheline. „Aber so ist meine Tochter nun mal!
Irgendwann wird sie es schon verstehen.“ Nepheline schien genauso zu denken wie ich: Es war besser, sie in Ruhe zu lassen, denn Aquarina war in dieser Frage überaus stur und würde ihre Meinung niemals ändern. Also blieb uns nichts anderes übrig, als sie langsam reifen zu lassen, damit sie selbst erkannte, wie peinlich ihre Äußerungen waren.
„Es ist kein Problem, es ist Freundschaft!“, sagte Aquarina. Sie war so stur, dass es sinnlos war, mit dem kleinen Mädchen zu streiten. Sie gehörte sowieso praktisch zu meiner Familie, also machte es mir nichts aus, dass sie sich so aufführte.
„Okay, beruhige dich, schau, wir sind schon fast da. Sollen wir aussteigen?“, fragte ich.
„Nicht nötig, ich kümmere mich um den Wachmann“, sagte mein Vater.
Da stand ein braunhaariger Wachmann in einer Stahlrüstung, der mit einem Speer in der Hand regungslos neben einem anderen Soldaten an der großen Holztür stand. Als er uns bemerkte, kam er schnell auf unseren Wagen zu.
„Hallo, was habt ihr in der Stadt vor? Habt ihr Ausweise? Einen Abenteurerausweis oder einen Händlerausweis?“, fragte der Wachmann.
„Ja, den hab ich“, sagte mein Vater und zeigte dem Wachmann eine goldene Karte.
„D-Das ist … ein VIP-Händlerausweis! Lord Allen Forestgrain, willkommen in der Stadt! Bitte geht weiter“, sagte der Mann, während ich sprachlos dastand.
Mein Vater heißt Allen Forestgrain und ist ein VIP-Händler?! Was zum Teufel? Woher kommt das denn? Aus dem Nichts!
„Forestgrain?!“, fragte ich.
„Ahahaha, das ist ein falscher Name, den ich mir mit Hilfe eines Freundes ausgedacht habe. Dieser Ausweis ist tatsächlich echt, und als sie ihn mit diesem kleinen Stab berührt haben und er geleuchtet hat, bedeutete das, dass er echt ist“, sagte mein Vater.
„Siehst du, Händler werden normalerweise überall willkommen geheißen, im Gegensatz zu Abenteurern, wo nur hochrangige bewundert werden. Aber wenn du ein hochrangiger Abenteurer bist, ziehst du zwangsläufig viel Aufmerksamkeit auf dich, während selbst VIP-Händler bei ihrer Ankunft keinen solchen Aufruhr verursachen, sondern von allen mit offenen Armen empfangen werden“, erklärte mein Vater.
„Aber was ist ein VIP-Händler?“, fragte ich mich.
„Das ist ein Konzept, das im Königreich Lilyann entstanden ist, einem Königreich der Händler, in dem die Händlergilde gegründet wurde, die heute auf dem gesamten Kontinent und sogar auf dem Kontinent Atlanta verbreitet ist. Diese Händlergilde ermöglicht Händlern einen einfachen Zugang zu allen Orten auf fast beiden Kontinenten.
Anscheinend ist es eine riesige Organisation, in der all diese gierigen Männer sich gegenseitig helfen“, sagte meine Mutter. „Dein Vater hat vor Jahren von einem Freund aus dem Königreich Lilyann eine VIP-Karte mit einem falschen Namen bekommen. Mit dieser Karte kommt man überall hin.“
„Ich bin eigentlich ein furchtbarer Händler, ich hab keine Ahnung von so was, deine Mutter ist die Kluge, die sich um die Finanzen kümmert“, meinte mein Vater ziemlich stolz auf seine Unwissenheit und seinen Mangel an Wissen.
„Hahaha! Sich Allan als Händler vorzustellen, ist immer lustig“, sagte Shade und lachte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder fröhlich.
„Hey! Mach dich nicht vor meiner Tochter über mich lustig, Shade!“, sagte mein Vater.
„Nun, da wir in der Stadt sind, wo sollen wir die Kutsche abstellen? Wir haben hier eine riesige Eidechse …“, sagte Nepheline.
„Lasst uns in Richtung Platz gehen, dort stehen die meisten Kutschen, und dort gibt es Wachen, die auf die Sachen der Händler aufpassen“, sagte mein Vater. „Ein weiterer großer Vorteil, wenn man Händler ist.“
Ich habe das Gefühl, mein Vater betrügt mich … Na ja, während wir durch die Straßen der schönen Stadt Bright Dawn fuhren, sah ich viele schöne Orte.
Ich hatte das Bedürfnis, einfach loszuziehen und mir alles anzuschauen, was ich wollte.
Die Häuser an den Mauern waren klein und rustikal, aber innen sah es ganz anders aus, wie in einer modernen Stadt aus meinem früheren Leben, mit gepflasterten Straßen, bunten Häusern aus Stein und Zement, beleuchteten Straßen mit magischen Lampen und vielen anderen Kutschen, die durch die Straßen fuhren, sowie Tausenden von Menschen, die ihrem Alltag nachgingen.
Kinder spielten auf den Straßen, Erwachsene gingen zur Arbeit, und wir sahen sogar ein leeres Gelände, auf dem viele Leute ein Haus bauten. Es war eine sehr lebhafte Stadt.
Wir erreichten den großen Platz, von dem mein Vater gesprochen hatte, und sahen dort viele andere Kutschen, die von Dutzenden von Wachen bewacht wurden. Angesichts der Investitionen, die sie in den Schutz der Waren der Händler tätigten, schätzte diese Stadt sie wohl sehr.
Unser Wagen hatte sowieso kaum etwas geladen, da meine Eltern alles, was wir kaufen würden, mit dem Raumlagerungszauber verstauen wollten. Nachdem wir den Wagen dort stehen gelassen hatten, machten wir uns schnell an unsere nächsten Pläne: Sightseeing und alles kaufen, was wir wollten!…
Nun ja, eher alles, was wir brauchten, wir wollten ja nicht die ganze Stadt kaufen oder so.
„Okay, Sylphy, lass meine Hand nicht los“, sagte meine Mutter, die meine Hand am Ende hielt, während mein Vater uns von hinten beschützte. Aquarina war auch auf der sicheren Seite, ebenso wie Zack. Wir waren noch nicht einmal zehn Jahre alt, also war es normal, dass wir noch die Hand unserer Eltern hielten … Ach, aber vor so vielen Fremden war mir das wirklich peinlich.
Meine Mutter holte schnell eine Liste aus ihrer Tasche und begann, sie vorzulesen.
„Mal sehen … Also, wir sind am nächsten am Lebensmittelmarkt, also gehen wir gleich dorthin. Wir müssen viel Gemüse, Eier, Milch, Zucker und Salz kaufen, das brauchen wir am dringendsten. Fleisch können wir jederzeit jagen, also ist das nicht so wichtig, aber wenn wir etwas Leckeres finden, könnten wir es kaufen.“
sagte meine Mutter.
Während meine Mutter mir alles erklärte, roch ich plötzlich den leckeren Duft von gegrilltem Fleisch. Es war erst zwei Stunden her, seit wir gefrühstückt hatten, aber ich hatte schon wieder ein bisschen Hunger … Da stand ein kleiner Wagen mit einem Mann, der Fleischspieße verkaufte, und er übergoss sie mit einer seltsamen, süßlich riechenden schwarzen Soße … Uwah, ich bekomme immer mehr Hunger.
—–
