Zwei Männer und drei Frauen wurden von Broken als Schneider eingestellt. Am Anfang gab’s echt viel zu tun, wo man erfahrene Schneider brauchte, zum Beispiel für die Uniformen der Arbeiter und die offiziellen Kostüme für die Beamten von Slumdon Town. Sie arbeiteten in einer Schneiderei, die in der Nähe des Hauses von Slumdon eingerichtet wurde.
„Was will der Baron von dir, Ella?“, fragte eine der Schneiderinnen.
Ella, eine Frau Anfang zwanzig mit langen, glatten schwarzen Haaren, war mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie sah auf und schaute fragend. „Sir Igor hat gesagt, dass der Baron meine Hilfe bei etwas braucht.“ „Was ist so besonders an dir? Warum braucht er nur dich? Warum hat er dann fünf Leute eingestellt, wenn er nur dich braucht?“
„Wir haben doch alle unterschiedliche Aufgaben, oder?“, erklärte Ella.
„Ach, das ist bestimmt nur eine Ausrede vom Baron. Er will dich wahrscheinlich nur kaufen, Ella. Er zahlt dir ein hohes Gehalt, weil er deinen Körper will!“, spottete die erste Frau. „Aber warum du? Bin ich nicht hübscher als du?“
„Du hast aber eine hohe Meinung von dir, oder?“, sagte die zweite Frau. „Ich schätze, der Baron mag jüngere Mädchen lieber. Selbst die Magd im Haus Slumdon ist noch ein Teenager.“
Die erste Frau, jetzt genervt, erwiderte: „Lass mich deinen Platz einnehmen, Ella. Ich bin sicher, ich kann den Baron besser befriedigen. Außerdem hast du doch nicht vor, deinen Körper zu verkaufen, oder?“
„Ich glaube nicht, dass der Baron so jemand ist …“, murmelte Ella leise.
Plötzlich hallte das Geräusch schwerer Schritte durch den Raum und lenkte die Aufmerksamkeit aller zur Tür. Ein Ritter trat ein – es war Igor.
Alle Schneider standen auf, um ihn zu begrüßen. „Sir Igor, bist du gekommen, um Ella zu holen?“, fragte die erste Frau. „Der Baron braucht Ellas Hilfe, um ein Ranger-Outfit für sich anzufertigen. Ab heute und für die nächsten Wochen wird Ella im Haus Slumdon arbeiten“, verkündete Igor.
„Aber Sir Igor“, begann die erste Frau zu protestieren.
„Ich habe eure Unterhaltung mitgehört. Ich werde dafür sorgen, dass der Baron nichts davon erfährt, aber solche Gespräche sind ab sofort verboten“, sagte Igor streng, woraufhin die Schneider verstummten.
Ella verbeugte sich leicht, sammelte ihre Werkzeuge ein und folgte Igor aus dem Raum.
Die anderen Schneider hielten den Atem an, bis Igor vollständig verschwunden war.
„Was ist denn so besonders an Ella?“, murrte die erste Frau.
Einer der Männer im Raum meldete sich zu Wort: „Der Baron hat ein Händchen dafür, die richtigen Leute auszuwählen. Das hat er schon oft bewiesen. Ich glaube, wir hatten einfach noch keine Gelegenheit, Ellas Talente zu entdecken.“
Die erste Frau erwiderte trotzig: „Ich bin überzeugt, dass sie nichts Besonderes an sich hat!“
Der Mann antwortete mit einem Grinsen: „Tut mir leid, aber Ella ist immer noch hübscher als du.“
Er sagte es mit einem leisen Lachen.
„Halt die Klappe!“, fauchte die erste Frau und trat gegen den Stuhl des Mannes. „Ich bin besser im Bett und ich bin mir sicher, dass ich den Baron befriedigen könnte!“
***
Broken hatte Yara gebeten, im Haus von Slumdon einen besonderen Raum für Ella einzurichten, in dem sie ihrer Arbeit nachgehen konnte. In der Zwischenzeit wurde von den Bauarbeitern und Livelywood ein spezieller Produktionsbereich eingerichtet.
Es sollte eine große Schmiedewerkstatt für zahlreiche Schmiede geben, sowie Werkstätten für Alchemisten, Schneider und andere Produktionsberufe, die alle im selben
Bereich untergebracht waren.
Broken hatte vor, alle Ressourcen, die er in der Umgebung finden konnte, voll auszuschöpfen und sich dann auf die Herstellung der fertigen Produkte zu konzentrieren. Auf diese Weise konnte er auch die Bedürfnisse der Abenteurer bedienen, die sich irgendwann in Slumdon niederlassen würden. Er war ziemlich ehrgeizig, was diese Vision anging.
Broken und Yara inspizierten gerade den neu hergerichteten Raum, als Igor und Ella durch die Haupttür hereinkamen. Sie gingen zu Broken hinüber.
„Mein Herr, ich habe Ella mitgebracht, die Schneiderin, von der Sie gesprochen haben“, verkündete Igor.
Ella verbeugte sich vor Broken. „Mein Herr, Sir Igor sagte, Sie bräuchten meine Hilfe bei etwas.“
„Ja“, antwortete Broken. „Komm rein. Ich möchte dir etwas zeigen.“
Ella folgte Broken und Yara in den Raum, wo eine voll ausgestattete Schneiderwerkstatt auf sie wartete. Dort standen verschiedene hochwertige Materialien in Regalen und ein transparentes Glasfenster bot einen Blick nach draußen.
„Also, Ella, schau dir das bitte mal an“, sagte Broken und legte eine Reihe von Blaupausen auf den Tisch, für deren Herstellung sowohl fortgeschrittene Schmiede- als auch fortgeschrittene Schneiderfähigkeiten erforderlich waren.
Ella sah fassungslos aus. „Mein Herr, das sind hochkarätige Blaupausen.“
„Ja, und ich möchte, dass du dich um den Schneiderteil kümmerst. Ich werde an den Platten und der Rüstung arbeiten. Sobald das erledigt ist, brauche ich deine Hilfe, um alles zusammenzufügen und die anderen Aufgaben zu erledigen. Den letzten Schritt, insbesondere alles, was mit dem Monsterkern zu tun hat, werde ich selbst übernehmen.“
Ella nickte langsam, immer noch unsicher, ob sie dieser großen Verantwortung gewachsen war. „Aber, mein Herr …“, zögerte sie, besorgt, dass sie der Aufgabe vielleicht nicht gewachsen war.
Broken klopfte ihr sanft auf die Schulter. „Keine Sorge. Mach einfach deinen Teil, und ich kümmere mich um den letzten Schliff, okay?“
Ella nickte. „Ich werde mein Bestes geben, mein Herr.“
„Yara hat dir ein Zimmer im Haus vorbereitet, falls du hierbleiben möchtest. Sag ihr einfach, wenn du etwas brauchst, sie wird dir helfen“, fuhr Broken fort.
Yara antwortete begeistert: „Ich werde dafür sorgen, dass Ella alles bekommt, was sie braucht, damit wir das beste Ranger-Set für dich zusammenstellen können, mein Herr.“
Broken nickte und verspürte ein Gefühl der Zufriedenheit, da er bereits eine Aufgabe erledigt hatte.
„Ich mache mich jetzt auf den Weg“, sagte er.
Mit Igor im Schlepptau ging Broken nach draußen, bereit, die Kandidaten zu treffen, die er als Ritter und Soldaten auswählen wollte.
Außerdem musste er seine Zeit zwischen der Arbeit mit dem Schwert, dem Großschwert und der Spitzhacke aufteilen. Er hatte eine überwältigende Menge an Aufgaben zu bewältigen.
Als er im Wohnzimmer ankam, sah Broken Freya und Ivana bereits dort sitzen.
„Hey“, begrüßte Freya ihn, und Ivana tat es ihr gleich und kam ebenfalls auf ihn zu.
„Hast du was Neues von Maylock gehört?“, fragte er.
Maylock war vor zwei Tagen in die Prüfungsdomäne eingetreten und seitdem nicht mehr aufgetaucht.
Freya kicherte leise, als sie nach draußen traten. „Ich glaube, Maylock hat es gerade ziemlich schwer. Er hat erwähnt, dass er kurz vor der letzten Herausforderung steht.“
„Ah, ich hoffe, er schafft es bald“, antwortete er, neugierig darauf, wie es Maylock ergehen würde, wenn er die Prüfungsdomäne beenden könnte. Broken musste unweigerlich an die beschädigte Schatztruhe denken und fragte sich, ob Maylock vielleicht wegen ihr ohne Belohnung dastehen würde.
***
Die letzten zwei Tage waren absolut anstrengend gewesen. Maylock war mehr als frustriert, da er sein Timing und seine Ressourcen akribisch planen musste, während er gegen eine scheinbar endlose Horde von
Monster kämpfen musste.
„Verdammt“, fluchte er leise. Doch schließlich schaffte er die letzte Herausforderung.
Er seufzte, als er in die Mitte der Arena trat, wo sich der Schutzschild gesenkt hatte und drei Schatztruhen zum Vorschein kamen. Er holte den silbernen Schlüssel heraus und musterte die Truhen vor sich. Eine der Truhen war bereits geöffnet. Das musste Broken gewesen sein.
Aber die zweite Truhe war eindeutig aufgebrochen worden.
„Verdammt!“, murmelte er. „Was für eine Cheat-Fähigkeit hat er benutzt, um das zu schaffen? Er ist ein echter Spielverderber
!“
Dann duckte sich Maylock, um die dritte Truhe zu untersuchen, nur um festzustellen, dass sie beschädigt war.
Er versuchte, den Schlüssel hineinzustecken, aber er passte nicht. „Sag bloß, ich bekomme keine Belohnung für diesen
Dungeon?“
Er verstummte und sank entmutigt zu Boden.
„Verdammt, ich habe meine Zeit mit etwas völlig Nutzlosem verschwendet“, stöhnte er und fühlte sich völlig
besiegt.
„Scheiße!!“
