—–
Früher haben wir keine ausgefallenen Geburtstagsfeiern veranstaltet, aber jetzt, wo wir als Adlige mit viel Geld leben, machen wir das seit unserer Ankunft in Agartha, um uns ein bisschen dem Lebensstil hinzugeben… Natürlich feiern wir nicht nur meinen oder Aquarinas Geburtstag.
Wir feiern alle Geburtstage, den meiner Mutter, meines Vaters, meines Onkels, meiner Freunde, ihrer Freunde, der Nonnen, einfach aller, die wir gut kennen. Es ist doch nicht fair, nur den Geburtstag einer einzigen Person zu feiern, oder?
Mein letzter Geburtstag war auch ziemlich besonders, mit Aquarinas Geständnis und unserem ersten Kuss … Ich werde immer noch ganz kribbelig und muss lächeln, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Ich möchte, dass Aquarina sich auch an diesen Tag erinnert, wenn sie groß ist, deshalb habe ich diesen Ring für sie besorgt.
„Uwaaah! So viele Sachen überall!“ Aquarina lief mit mir, Zack und den anderen Freunden herum.
Der Wohnsaal im Inneren des Herrenhauses und auch der größte Teil des Gartens waren wunderschön mit buntem Papier und Luftballons aus dünnem Leder dekoriert.
Außerdem schwebten überall mehrere leuchtende Kugeln in der Luft. Im Laufe des Tages feierten wir den Geburtstag, hauptsächlich mit Plaudern, Naschen und manchmal auch mit Tanzen zu der Musik, die Onkel Arafunn mit seiner Magie komponiert hatte. Je dunkler es wurde und je näher die Nacht rückte, desto schöner leuchteten die Lichter.
Aber das war noch nicht alles: Die meisten Mitglieder des Amazonenstammes gesellten sich zu uns und begannen ihre rituellen Tänze und Gesänge, wobei sie ihre speziellen Musikinstrumente aus Monsterknochen und Knorpeln spielten.
Während die elfengängige Musik eher ruhig war und der Musik ähnelte, die wir von ähnlichen edlen Festen kannten, war die Musik der Amazonasbewohner voller Intensität, und als die Nacht hereinbrach, entfachten die Amazonasbewohner ein großes Feuer mit einem besonderen magischen Holz aus ihrem Urwald.
„Heute feiern wir den 13. Geburtstag meiner Tochter! Vor dreizehn Jahren hat sie uns alle mit ihrer Geburt gesegnet, und seitdem haben wir uns als Familie weiterentwickelt. Trotz vieler Schwierigkeiten haben wir es geschafft, ein friedliches Land zu erreichen, das zwar immer noch voller Herausforderungen ist, in dem wir uns aber niederlassen und gemeinsam stärker werden konnten“, sagte Nepheline.
„Meine Tochter Aquarina, jetzt, wo du dreizehn Jahre alt bist, wirst du in deinem Stamm als junge Erwachsene anerkannt! Und bald, wenn du älter bist, wirst du die neue Häuptlingin werden. Bis dahin kämpfe weiter, werde stärker und überlebe, während du unsere Familienbande stärkst.“
„Ja, Mutter! Das werde ich!“ Aquarina nickte. Ihr Körper war mit rituellen Malereien bemalt, die größtenteils aus weißer Asche bestanden. Jedes Tattoo auf ihrem Körper symbolisierte ein Jahr ihres Lebens. Sie hatte sie auf ihren Armen, Beinen, um ihren Hals, auf ihrem Rücken und jetzt auch ein kleines auf ihrer Stirn, das ihre Mutter für sie gezeichnet hatte.
Es hatte die Form eines Baumes mit drei nach oben gerichteten Ästen, dessen Wurzeln mit den Tätowierungen an ihrem Hals verbunden waren, die wiederum mit denen an ihren anderen Gliedmaßen verbunden waren.
„Das Wappen der dreizehn Jahre ist fertig!“, jubelte ihre Mutter und hob ein Fass mit gereinigtem Wasser, dem ätherische Öle aus Kräutern hinzugefügt worden waren und das ein wenig nach Shampoo roch. „Jetzt, meine Tochter, wasch jedes Jahr, das du durchlebt hast, von dir ab.“
„Okay“, nickte Aquarina, nahm das große Fass und schüttete das ganze Wasser über ihren Körper. Die Tätowierungen wurden sofort abgewaschen. Ich musste zugeben, dass es ein bisschen übertrieben war, aber für die Amazonasbewohnerinnen bedeutete es, die Vergangenheit loszulassen, die Gegenwart anzunehmen und sich auf die Zukunft zu freuen.
Indem sie ihre gelebten Jahre auf ihren Körpern darstellten und diese dann wegwuschen, begrüßten sie ihr neues Jahr „von Neuem“ und man könnte sogar sagen, dass sie wiedergeboren wurden, aber jetzt wurde sie als Erwachsene innerhalb des Stammes anerkannt.
„Jaaaaahhh!!!“
„Die zukünftige Häuptlingin ist wiedergeboren!“
„Wasch die vergangenen Jahre weg, begrüße die neue Gegenwart!“
„Ich kann sehen, dass dieses Mädchen viel stärker und ehrenhafter geworden ist! Unter Nepheline hat sie sich gut entwickelt!“
„In der Tat, in der Tat!“
„Ich hab gehört, dass Aquarina auch schon ihren Partner gefunden hat.“
„Ach echt? Ich frag mich, wer der Glückliche ist!“
Oh … Ich schätze, sie wissen es noch nicht, oder? Ich bin gespannt, wie sie reagieren werden. Naja, es bringt nichts, es jetzt schon zu verraten …
„Ich werde verkünden, wer mein Partner wird, mein Partner fürs Leben!“, sagte Aquarina plötzlich, und alle schauten sie noch einmal schnell an. „Sylph, komm her!“
„Eh?! Warte mal, Aquarina, bist du nicht etwas voreilig?“, fragte ich schockiert.
„Es gibt keinen Grund zur Sorge!“, lächelte Aquarina und wirkte plötzlich viel selbstbewusster, als sie meine Hand nahm. Alle schauten mich überrascht an.
„Das habe ich nicht erwartet!“
„Also das rothaarige Mädchen mit den langen Ohren … Aquarinas Freundin.“
„Ich hätte schwören können, dass es der grünhaarige Junge sein würde, aber ich glaube, er hat schon jemanden gefunden.“
„Das ist das dritte Mal, dass jemand aus unserem Stamm einen Außenstehenden akzeptiert …“
„Und noch dazu ein Mädchen!“
„Hmm, aber wie wollen die denn Kinder bekommen?“
Innerhalb des Stammes gab es alle möglichen Meinungen, aber das leicht beleidigendste, was ich hörte, war die Frage, wie wir in Zukunft Nachkommen zeugen wollten … Nun, wir könnten ja immer noch adoptieren.
Moment mal, das ist doch nicht das Wichtigste! Das ist mir so peinlich, warum macht sie das aus heiterem Himmel?! Sie hat mir nichts davon gesagt! Mann…
„Ich werde mein Bestes geben, um… eine gute Frau für Aquarina zu sein… glaube ich zumindest“, sagte ich nervös und errötete. „Aber bis dahin wird noch eine Weile dauern… Ahh, muss das so früh bekannt gegeben werden?“
„Hehehe, mach dir keine Sorgen“, kicherte Nepheline und tätschelte mir den Kopf. „Das ist nur eine rituelle Sache, ihr könnt eure Liebe vollziehen, wenn ihr älter seid!“
„V-Vollziehen?! Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und schämte mich noch mehr.
„Sylphy, wir müssen das Ritual mit einem Kuss beenden“, sagte Aquarina, während sie meine Hände vor dem ganzen Stamm hielt. Ihre Augen waren so wunderschön.
Moment mal, was, ein Kuss?! Vor allen Leuten?!
—–
