Wie lange war Broken schon in diesem Raum? Zwei Stunden? Drei? Vielleicht vier?
Er hatte komplett das Zeitgefühl verloren.
Er musste die anderen treffen.
[Maylock]: „Broken, einige sind noch nicht da. Die Diskussion wird sich um eine weitere Stunde verzögern.“
Verzögern?
Broken holte langsam Luft und öffnete die Augen. Neben ihm klammerte sich Alora immer noch an seinen Arm.
Er atmete leise aus und ließ seine Gedanken schweifen.
Die Regeln in Immortal Legacy bezüglich intimer Handlungen waren streng. Spieler durften solche Aktivitäten nur einmal pro Spielmonat ausüben, und zwar mit jemandem, mit dem sie verheiratet waren – egal, ob es sich dabei um einen anderen Spieler oder einen NPC handelte.
Um Missbrauch zu verhindern, gab es Altersbeschränkungen. Interessanterweise verschwanden die Genitalien eines Charakters vorübergehend aus dem Spiel, wenn ein Spieler das Limit überschritt. Diese einzigartige Mechanik wurde nicht nur eingeführt, um das Verhalten der Spieler zu regulieren, sondern auch, um rechtliche Probleme im Zusammenhang mit virtueller Intimität zu vermeiden.
„Wenn dieser Teil nicht verschwinden würde, würdest du es wahrscheinlich den ganzen Tag lang machen“, sagte Alora plötzlich aus heiterem Himmel.
Broken lachte leise und kniff ihr sanft in die Wange. „Kannst du nicht etwas sanfter zu mir sein? Ich bin jetzt dein Ehemann, weißt du.“
Beide waren bereits in einfache Kleidung gekleidet. Sie drehten sich einander zu und setzten ihr Gespräch fort.
„Ich möchte ein Kind von dir“, sagte sie plötzlich.
„Ein Kind…?“
Broken erstarrte für einen Moment. Die Worte trafen ihn unvorbereitet. So weit hatte er noch nicht gedacht.
Wenn er Alora heiraten könnte … wenn sie das tun könnten, dann könnte sie natürlich schwanger werden, oder? Das ergab Sinn.
„Warum? Warum bist du so erstarrt?“
„Nein … nicht wirklich … nun ja … ja.“
Alora hob eine Augenbraue. „Was?“
„Ich bin mir sicher, dass es … wunderbar wäre.“ Er zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr. „Wenn es wirklich möglich ist … ein Kind aus unserer Ehe zu haben, wäre unglaublich.“
Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Es wäre wirklich wunderbar.“
Alora legte eine Hand auf ihren Bauch und sah ihn verschmitzt an.
„Ich kann es spüren.“
„So schnell wirst du nicht schwanger.“
antwortete sie mit einem leichten Lachen. „Warten wir bis nächsten Monat.“
Broken lächelte sie an.
Ein Kind? Im Spiel?
Das klang ein wenig seltsam … aber er konnte nicht leugnen, wie aufgeregt er bei dem Gedanken war.
„Derjenige, der der Erbe des Königreichs sein wird“, murmelte er.
„Wird es ein Junge sein? Oder ein Mädchen?“
„Keine Sorge“, grinste Broken und beugte sich näher zu ihr. „Wir können es jeden Monat versuchen und so viele Erben haben, wie wir wollen.“
Alora kicherte und streckte die Hand aus, um ihm in die Wangen zu kneifen. „Du bist aber gierig“, neckte sie ihn.
Vielleicht war genau das der Grund, warum das Spiel diese Regel hatte.
Im Ernst – einmal war einfach nicht genug!
Verdammt sei dieses Spiel für diese Einschränkung. Aber zumindest war nur diese eine bestimmte Handlung verboten. Alles andere? War noch erlaubt. Er konnte sie halten, trösten, Zeit mit ihr verbringen … oder er konnte andere Wege finden, um sie aufzumuntern.
Schließlich gab es noch jede Menge Möglichkeiten, den Rest seines Körpers einzusetzen.
Und ja, es fühlte sich unglaublich echt an.
Aber abgesehen davon hatte sich etwas in ihm gefestigt.
Er war entschlossener denn je, dieses Königreich zu etwas Mächtigen aufzubauen – zu etwas Unerschütterlichem.
Einem Ort, an dem sie sicher sein würden.
Einem Ort, an dem sie sich wohlfühlen würden.
Für seine Frau … und für die Kinder, die sie vielleicht eines Tages haben würden.
„Ich werde die Verteidigung des Königreichs stärken“, sagte er schließlich. „Für dich … und für unsere zukünftigen Kinder.“
Aloras Blick wurde weicher, als sie seine Worte hörte. Ohne zu zögern, kam sie näher und lehnte sich an ihn, wobei sie ihr Gesicht sanft an seine Brust schmiegte.
„Selbst in einem Moment wie diesem denkst du noch an die Arbeit, was?“
„Ich denke an dich.“
Ihre Lippen formten ein Lächeln. „Das ist so süß … Ich fühle mich wirklich geehrt, mein König.“
Broken lachte leise und strich ihr sanft durch die Haare. „Dafür bin ich doch da, oder? Um meine Königin zu beschützen.“
Alora nahm ihren Kopf zurück und ihre Blicke trafen sich erneut. Sie sah ihn einen Moment lang an.
„Ich möchte, dass du den Thron besteigst“, sagte sie leise.
Sie kannte Broken bereits. Sie hatte von Freya erfahren, dass er nicht die Absicht hatte, ihr die Krone wegzunehmen. Aber trotzdem wollte sie, dass er regierte.
„Du kennst doch meine Gründe“, fragte er und hielt ihren Blick fest.
„Ja, ich kenne sie. Aber ich möchte trotzdem, dass du regierst … als König.“
„Ich werde trotzdem König bleiben.“
„Das Volk von Dissidia braucht dich“, flüsterte sie.
Broken schüttelte leicht den Kopf. „Du hast so hart gearbeitet, um dorthin zu gelangen, wo du jetzt bist, Alora. Du bist die rechtmäßige Herrscherin. Du musst sie führen. Du weißt, dass ich nicht immer hier im Königreich sein werde.“
Alora schwieg. Nach einer langen Pause nickte sie langsam.
„Das nächste Mal werde ich ein Mondlichttor in der Hauptstadt errichten“, sagte er. „Wenn ich in einer Notlage gebraucht werde, werde ich sofort kommen.“
„Ich möchte immer stärker werden und dieses Königreich noch größer machen … damit du dir nicht zu viele Sorgen um mich machen musst“, sagte sie.
Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Ich bin es, der sich immer Sorgen um dich machen wird. Wie könnte ich das nicht?“
Broken’s Blick wurde weicher, aber sie fuhr fort, bevor er antworten konnte.
„Es gibt noch so viel, um das du dich kümmern musst, nicht wahr?“
Er schwieg einen Moment lang.
„Du musst Ivana finden“, sagte Alora sanft.
Broken senkte den Blick.
„Du musst sie finden … Ich weiß, dass sie irgendwo da draußen ist. Allein. Und darauf wartet, dass du sie zurückholst.“
Ihre Worte trafen ihn härter als erwartet, und für einen Moment konnte er nichts sagen.
„Bring sie nach Hause“, flüsterte Alora. „Ich würde mich so freuen, wenn sie auch bei uns bleiben könnte.“
Broken sah sie sanfter an und nickte langsam.
„Sie hat so viel für dieses Königreich getan. Sie hat sogar ihr Leben riskiert … alles dafür geopfert“, fuhr Alora fort.
„Und trotzdem“, sagte sie, „ist sie immer noch da draußen. Ganz allein.“
Broken sagte: „Ich werde dafür sorgen, dass das Mondlichttor in der Hauptstadt errichtet wird. Dann werde ich einen mächtigen Golem bauen, der die Stadt bewacht … und danach werde ich mich um ein paar andere Dinge kümmern, die in Ordnung gebracht werden müssen.“
„Bist du sicher, dass das nicht zu lange dauern wird?“
„Wenn ich zum Westkontinent reise, würde das noch länger dauern.“
Alora nickte langsam. „Wenn du denkst, dass es das Beste ist, dann werde ich mich deiner Entscheidung anschließen.“
Broken hob eine Augenbraue und grinste leicht. „Es fühlt sich seltsam an, wenn du mir so leicht zustimmst.“
„Möchtest du lieber die Alora, die diskutiert, oder die Aerin-Version von mir?“
Broken lachte leise und schüttelte den Kopf. „Komisch, wie du wie eine ganz andere Person wirkst, wenn du deine Aerin-Identität annimmst.“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich.“
„Vielleicht liegt es daran, dass ich als Aerin nur eine einfache Waldelfe aus einem kleinen, abgelegenen Stamm tief im Wald bin?“
Broken streckte die Hand aus, legte sie sanft auf ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre Haut.
„Ich glaube, es gibt einen Gegenstand von Focalor, der perfekt zu dir passen würde.“
„Wirklich? Den will ich sehen.“
Ohne ein weiteres Wort standen beide auf und gingen zum Tisch. Broken hatte schon eine Weile vor, nachzuschauen, und jetzt schien der perfekte Zeitpunkt dafür zu sein, es gemeinsam zu tun.
