Also, so war das also. Wie ich schon gedacht hatte, wurden der Dämonengeneral und die Dämonenarmeen größtenteils von meinen Eltern, ihren heldenhaften Freunden und den ihnen zugewiesenen Armeen erledigt. Auf der anderen Seite ließen sie die ungeschützten Städte voller Menschen und die Dörfer zurück, und dann …
Es war klar, dass die Menschen all das zerstören wollten, damit keine neuen Dämonenkönige und Dämonengeneräle mehr geboren werden konnten.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf nutzten sie auch die Gelegenheit, um den Kontinent von der „Plage“ zu befreien und seine Gebiete zu übernehmen. Sie errichteten Außenposten und investierten in die Eroberung eines völlig neuen und fruchtbaren Landes voller wertvoller Rohstoffe, reichhaltiger Böden für den Anbau aller möglichen Nutzpflanzen und noch vielem mehr.
Das erinnerte mich ein bisschen an die Eroberung von Amerasia in meiner ursprünglichen Welt. Der Kontinent, auf dem ich lebte, Euramica, hatte Amerasia nur fünfzig Jahre vor meiner Geburt erobert. Es hieß, dass sie dort auf viele einheimische humanoide Spezies gestoßen waren, die alle getötet worden waren, weil sie als barbarisch bezeichnet wurden. Ich war mir jedoch sicher, dass es einfach Menschen wie wir waren.
Natürlich war das alles nur aus Gier geschehen. Die Nation Euramica hatte Amerasia erobert und seine Ureinwohner getötet, damit es keine gegnerischen Kräfte gab, die sie daran hindern konnten, das gesamte Land zu übernehmen. Natürlich wurden einige verschont, aber später versklavt.
Sie wurden als bloße Schachfiguren für die Eroberer benutzt, die begannen, alle möglichen Ressourcen aus ihren unberührten Bergen, reichen Wäldern und wunderschönen weiten Graslandschaften zu gewinnen.
Es überrascht nicht, dass es auch in dieser Welt genauso ablief. Die vier großen Königreiche des Gallatea-Kontinents hatten ein Bündnis geschlossen, um das Dämonenreich komplett zu erobern, es zu menschlichem Territorium zu machen, ihre Außenposten aufzubauen und alle Dämonen auszurotten. Selbst die unschuldigsten Kinder wurden nicht verschont, damit keine Spuren zurückblieben.
Meine Eltern hatten damals geglaubt, dass sie einfach als Kriegsgefangene aufgenommen würden oder dass die Menschen sie beherrschen und zu so etwas wie Bürgern von Vasallenstaaten machen würden. Leider war die Wahrheit viel härter als ihre naiven Hoffnungen.
Als sie von Wut und Trauer über den Tod ihrer Kameraden überwältigt wurden, wollten sie nichts lieber als die Dämonengeneräle und den Dämonenkönig töten, sodass sie das meiste, was hinter ihrem Rücken passierte, ignorierten.
Als alles vorbei war und sie realisierten, was die Menschen getan hatten, waren sie so angewidert, dass sie es kaum glauben konnten. Sie fühlten sich so schrecklich schuldig und traurig, dass sie beschlossen, sich zu isolieren und weit weg von diesen monströsen und gierigen Menschen zu leben, die sie nur als Vorwand für einen Massenmord benutzt hatten.
Aber … war das alles? Gab es keine Dämonen mehr, denen sie helfen konnten? Niemanden, dem sie ihre Hand reichen konnten, um sich wenigstens ein bisschen zu rehabilitieren? Ich weiß, dass sie das technisch gesehen nicht getan haben, aber … selbst dann fühlten sie sich doch schuldig genug, oder? Warum also?
„Warum habt ihr den Dämonen danach nicht geholfen?“, fragte ich.
„Nun … wir haben es nicht getan, weil wir es nicht wollten. Wir haben alle Verbindungen zu den Menschen und allem, was auf dem Dämonen-Kontinent passiert, abgebrochen. Kurz gesagt, wir sind von dort geflohen … wir wollten einfach nichts mehr mit ihnen zu tun haben“, antwortete mein Vater.
„Es tut uns leid, dich zu enttäuschen, Sylphy … vielleicht … vielleicht hätten wir etwas anderes tun sollen“, entschuldigte sich meine Mutter mit einem leichten Seufzer.
„Wir wollten einfach nur unser eigenes Leben leben. Aber aufgrund dieses Wunsches sind wir ziemlich egoistisch geworden. Wir hatten die Macht, Dinge zu ändern, aber wir haben uns dagegen entschieden, aus Angst, uns gegen die Götter zu stellen“, sagte Shade.
„Ja … nun, wir haben es einmal versucht, aber die Götter schickten uns Orakel, die uns sagten, wir sollten uns nicht in die Angelegenheiten der Kirche der Götter einmischen“, fügte Nepheline hinzu.
„Als Hunde der Götter haben wir beschlossen, ihren Befehlen zu gehorchen und isoliert zu leben, wo wir endlich unser Leben beginnen und eine Familie gründen konnten … Da wir als Kinder wie Helden gelebt hatten, wie Helden ausgebildet worden waren und ständig in Leben und Tod gekämpft hatten, wollten wir jetzt einfach als Menschen leben, als Bürger.
Wir beneideten die Menschen, die wir beschützten, um ihre Entscheidungsfreiheit … Wir beschlossen, egoistisch ein neues Leben zu beginnen und … nun, kurz darauf wurdest du geboren“, sagte mein Vater.
„Hätten wir diese egoistische Entscheidung nicht getroffen, würdest du nicht leben, liebe Sylph … Aber wir bereuen diese egoistische Entscheidung nicht … Schließlich bist du unser Licht“, fuhr meine Mutter fort.
„Du bist unser Schatz. Selbst wenn du geboren wurdest, nachdem wir diese Entscheidung getroffen hatten, würden wir es nie bereuen … Es tut mir leid, dass … ich so eine Enttäuschung bin“, sagte Vater mit heiserer Stimme.
Shade und Nepheline sagten ähnliche Worte zu Aquarina, die von Trauer überwältigt schien.
„Es tut mir leid, meine kleine Prinzessin …“, entschuldigte sich Shade.
„Wir haben es getan, weil wir endlich unser eigenes Leben leben wollten … aber vielleicht … war es nicht wirklich die richtige Entscheidung. Allerdings war es auch die Entscheidung, die dich zu uns gebracht hat … mein wunderschöner kleiner Schatz“, sagte Nepheline.
Sie umarmten Aquarina, als sie zu weinen begann. Ich wurde hingegen von meinen Eltern umarmt.
„W-Was redet ihr da für einen Unsinn? Ich mache euch keine Vorwürfe! Und ich würde niemals enttäuscht von euch sein … I-ihr seid meine Mama und mein Papa … Ich würde euch niemals hassen, nach all der Liebe, die ihr mir gegeben habt …“, sagte ich zu ihnen.
„S-Sylphy…!“ Mein Vater brach in Tränen aus und umarmte mich fest.
„S-Sylph…“ Meine Mutter tat es ihm gleich.
„J-Ja! Es ist… wie Sylphy sagt… Ich werde euch nicht für das verurteilen, was ihr getan habt… Ich liebe euch immer noch, Mama… Papa…“, antwortete Aquarina und küsste ihre Eltern auf die Wangen.
Daraufhin wurden wir plötzlich von unseren Eltern umarmt, und es entstand eine traurige, aber auch sanfte Atmosphäre. Das Wissen um diese Tragödie ließ uns die Bitterkeit des Krieges und die Härte der Realität noch mehr spüren als unser Kampf gegen die Hölle. Aber nicht nur das, es stärkte auch unsere Bindung zu unseren Eltern…
Es spielte keine Rolle, dass sie falsche Entscheidungen getroffen hatten. Schließlich waren sie nicht perfekt… sie waren Menschen… und niemand wird perfekt geboren.
Andererseits ist es auch das, was Menschen zu Menschen macht. Ich weiß, dass sie viele Fehler gemacht haben, aber ich bin erst fast fünf Jahre alt. Ich bezweifle, dass ich das überhaupt verstehen kann oder es wagen würde, ihnen Vorwürfe zu machen. Ich war sowieso noch nie gut im Reden…
Ich möchte einfach nur glücklich leben. Wir werden sehen, was wir in Zukunft tun können.
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